Weiße Fliege? Nicht lange warten! - Schimmelpilze auf dem Honigtau

Soft Secrets
17 Nov 2017

Wer an seinen Pflanzen rüttelt und viele kleine weiße Fliegen aufsteigen sieht, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Weiße Fliege, die eine Mottenschildlaus ist und wissenschaftlich Trialeurodes vaporariorum heißt. Die Pflanzen sehen erst einmal so aus, als würden diese kleinen Pflanzensaftsauger keinen Schaden anrichten. Aber immer wieder werden Pflanzenteile von einem zum anderen Tag unwiderruflich eingehen. Warum ist das so, dass die Pflanzen nicht sichtbar gebremst werden und doch Pflanzenteile nach und nach eingehen?


Wer an seinen Pflanzen rüttelt und viele kleine weiße Fliegen aufsteigen sieht, der hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die Weiße Fliege, die eine Mottenschildlaus ist und wissenschaftlich Trialeurodes vaporariorum heißt. Die Pflanzen sehen erst einmal so aus, als würden diese kleinen Pflanzensaftsauger keinen Schaden anrichten. Aber immer wieder werden Pflanzenteile von einem zum anderen Tag unwiderruflich eingehen. Warum ist das so, dass die Pflanzen nicht sichtbar gebremst werden und doch Pflanzenteile nach und nach eingehen? Die Weißen Fliegen konzentrieren sich zum eigenen Schutz immer auf Pflanzenabschnitte, legen hier viele Eier und die Larven und ausgewachsenen Tiere saugen den Saft. Dieser enthält mehr Kohlenhydrate, als sie benötigen. Mit den Ausscheidungen geben sie diese ab, es entsteht ein Film auf den betroffenen Pflanzenteilen. Auf diesem sogenannten „Honigtau“ werden sich Schimmelpilze ausbreiten und die betroffenen Pflanzenteile schlagartig absterben lassen. Die Weißen Fliegen suchen sich den nächsten Zweig oder Ast und vermehren sich laufend. Gehen zuerst kleine Pflanzenteile ein, werden die Schäden schnell größer. [caption id="attachment_5152" align="alignnone" width="500"]Weiße Fliege? Nicht lange warten! - Schimmelpilze auf dem Honigtau Schädlingsfrei oder nicht?[/caption] Wer in seinem Garten die Weiße Fliege sichtet, darf nicht warten und sollte direkt Gegenmaßnahmen ergreifen. Wer einige Gelbtafeln in die Pflanzung hängt, der erkennt einen Befall schneller, kann diesen mit den klebenden Leimtafeln allein jedoch nicht beheben. Es gibt neben den handelsüblichen Spritzmitteln auch ganz andere Möglichkeiten, die man zum Teil noch in der Blütephase einsetzen kann. In jedem Fall scheinen Weiße Fliegen feuchte und warme Luft sowie die richtigen Pflanzen zu lieben. Unsere Lieblingspflanze gehört leider auch für Weiße Fliegen zu den „richtigen“ Pflanzen. Diese kleinen Mottenschildläuse mögen allerdings nicht alle Pflanzen. Wer Outdoor anbaut oder in der Pflanzung etwas Platz hat, der kann prophylaktisch Sellerie, Kopfsalat, Basilikum und Thymian anbauen. In der normalen Indoorplantage wird allerdings kaum jemand Kopfsalat oder Thymian zwischen den Hanf setzen. Die Luft muss aber auch von irgendwo zur Indoorpflanzung von draußen einströmen können. Hier könnten einfach solche Pflanzen kultiviert werden, um die Weiße Fliege gar nicht erst mit anzusaugen. Weiterhin kann durch einen Filter angesogen werden, der die 1,5 mm langen Flugtiere nicht durchlässt, deren Spannweite sogar 5 mm groß ist. Wenn ein Befall bereits vorhanden ist, können, um zusätzliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die Klimawerte angepasst werden, damit die Weißen Fliegen sich nicht mehr ganz so gut entwickeln. Wer kann, der senkt die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Growkammer. Kühle und trockene Luft vertragen Weiße Fliegen nicht gut. Die Weißen Fliegen können auch wie Wollläuse oder Blattläuse mit zähflüssiger (nicht flüssiger) Schmierseife in Bioqualität bekämpft werden. Diese Schmierseife eignet sich bedingt auch zum Waschen der Haut und Haare und ist schon fast unbedenklich. Rauchen sollte man sie gewiss nicht, weshalb man sie nicht auf bereits blühende Pflanzen sprühen darf und die Pflanzen am Punkt der ersten Blütenbildung zur Vorsicht noch gründlich mit klarem Wasser absprühen kann. Es werden zumindest 30 Gramm mit warmem Wasser angerührt und die Pflanzen werden von unten und oben eingesprüht, wenn die Lampen ausgehen. Die Brühe muss auch nicht auf einmal aufgebraucht werden. Schmierseife auf den Pflanzen? Das wird nicht jedem gefallen. Es kann eine Brühe oder ein Sud aus Basilikum, Brennnesseln oder Knoblauchzehen angesetzt werden. Es werden entweder etwas Basilikum, Brennnesseln oder drei gehackte Knoblauchzehen in einen Liter Wasser gegeben. Das muss ein paar Tage ziehen und kann von unten und oben auf die Pflanzen gesprüht werden, wenn die Lampen ausgehen. [caption id="attachment_5153" align="alignnone" width="500"]Weiße Fliege? Nicht lange warten! - Schimmelpilze auf dem Honigtau Outdoor sind ein paar Schädlinge normal und meist harmlos.[/caption] Wer blühende Pflanzen hat und auch nicht den Sud von Basilikum, Brennnesseln oder Knoblauch auf diese sprühen möchte, der kann mit Nützlingen arbeiten. Es gibt verschiedene Nützlinge, die vor allem die Eier und Larven der Weißen Fliege aussaugen und damit den Befall beheben. Bei einigen Nützlingen wie den Schlupfwespen werden deren Larven eingesetzt. Adulte Flugtiere könnten fortfliegen. Diese Nützlinge werden sich nicht in jedem Growraum vermehren und es muss eine genügende Anzahl bestellt werden. Raubmilben werden sich unter guten Bedingungen auch vermehren, brauchen jedoch ihre Zeit und werden bei einem kombinierten Einsatz mit anderen Nützlingen vielleicht selbst zur Beute. Weiterhin haben die unterschiedlichen Nützlinge auch verschiedene Anforderungen an ihre Umwelt. Wenn die Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch sind, wären also andere Nützlinge zu wählen, als wenn es eher kühler und trockener ist.

Schlupfwespen

Encarsia formosa – Durchschnittstemperaturen von mindestens 17 Grad und genügend Licht sind notwendig, damit diese Schlupfwespen sich wohlfühlen. Junge Larven der Weißen Fliege werden ausgesaugt. Wenn sich in der Pflanze adulte Encarsia formosa halten, dann legen diese in ältere Larven der Weißen Fliege ihre Eier, womit anstelle einer weißen Fliege eine Encarsia formosa schlüpfen wird. Wenn die Larve der Weißen Fliege sich schwarz färbt, dann wächst eine Encarsia formosa heran. Die Tiere sind zu 99 % weiblich. Eretmocerus eremicus – Diese Schlupfwespe wird fast ausschließlich zur Bekämpfung der Baumwoll-Mottenschildlaus verwendet und dabei mit der Encarsia formosa kombiniert eingesetzt. Sie braucht mindestens 20 Grad und fühlt sich bis über 30 Grad wohl. Für sehr warme Anbauräume wäre sie eine Option. Die Tiere sind zu 50 % weiblich. Eretmocerus mundus – Auch diese Schlupfwespe soll nur zusammen mit der Encarsia formosa eingesetzt werden. Sie benötigt als Durchschnittstemperatur wenigstens 20, fühlt sich auch bei über 30 Grad wohl. Genau wie die Eretmocerus eremicus legen die Eretmocerus mundus die Eier unter die Larven der Weißen Fliegen. Nach dem Schlüpfen werden diese Larven schnell befallen, man sieht dies jedoch nicht. Die Ausschlupflöcher aus den Larven sind bei Schlupfwespen T-förmig. Die Tiere sind zu 50 % weiblich.

Raubmilben

Amblyseius swirskii – Temperaturen von 25 bis 28 Grad sind optimal; auch können diese Raubmilben für eine gewisse Zeit sogar mit Pollen überleben. Outdoor könnte einfach Rizinus angebaut werden, der für den Pollen sorgt, damit die Amblyseius swirskii noch da sind, wenn neue Beute kommt. Sie können auch bei einem schwachen Befall eingesetzt werden und fressen Thripse (erste Larvenstadien), Weiße Fliegen (Eier und erstes Larvenstadium), Spinnmilben (erstes Larvenstadium), Falsche Spinnmilben und teils auch Rostmilben. Amblydromalus limonicus – Erst seit Kurzem gelingt die effektive Zucht dieser Raubmilbe, die im Temperaturbereich von 13 bis 30 Grad sehr erfolgreich eingesetzt werden kann. Neben den Eiern und allen Larvenstadien der Weißen Fliege werden auch Spinnmilben vertilgt. Weiterhin ist die Amblydromalus limonicus die einzige Raubmilbe, die auch die größeren Larvenstadien der Thripse frisst. Diese Raubmilbe eignet sich nicht für schwachen, sondern auch für starken Befall. [caption id="attachment_5154" align="alignnone" width="500"]Weiße Fliege? Nicht lange warten! - Schimmelpilze auf dem Honigtau Alten Supermarkt-Thymian mehrfach teilen.[/caption]

Marienkäfer Delphastus catalinae

Delphastus catalinae werden nur 1,5 mm groß und eignen sich besonders für den Einsatz gegen die Weiße Fliege, wenn deren Bestand so dicht ist, dass andere Nützlinge wegen des Honigtaus nichts mehr ausrichten können. Ein adultes Tier saugt täglich bis zu 600 Eier oder 10 Larven der Weißen Fliege aus. Auch die Larven vertilgen die Larven der Weißen Fliege. Dieser Marienkäfer frisst jede Art der Weißen Fliege, er benötigt am Tag jedoch wenigstens 20 Grad. Delphastus catalinae können nicht bei einem schwachen Befall eingesetzt werden. Die Larven brauchen ca. 25 Tage, adulte Tiere leben bis zu 70 Tage lang.

Raubwanzen

Macrolophus pygmaeus – Diese Raubwanze wird 3 bis 4 mm groß und hat einen langen Entwicklungszyklus, mit dem sie für den Einsatz im Kunstlichtgarten in den meisten Situationen nicht geeignet ist und auch dann nur kombiniert mit Encarsia formosa eingesetzt werden soll. Diese Raubwanze saugt auch mal an den Pflanzen und hinterlässt dabei Spuren. Sie kann outdoor oder im Gewächshaus prophylaktisch ober bei einem Befall früh im Jahr eingesetzt werden. Pro Stelle müssen mindestens 50 bis 60 Macrolophus pygmaeus ausgebracht werden, damit sie sich halten. Sie müssen dazu auch genügend Futtertiere finden. Neben der Weißen Fliege vertilgen sie Blattläuse, Spinnmilben, Thripse und Minierfliegen. Macorlophus pygmaeus werden erst bei einer Lichtlänge ab 12 Stunden am Tag aktiv. Wenn der Bestand an Beutetieren nicht groß ist, sollen nach dem Ausbringen alle 14 Tage die Eier der Ephestia (Mehlmotte) oder Sitotroga (auch eine Mottenart) gefüttert werden. Optimal sind 22 bis 29 Grad und über 65 % relative Luftfeuchtigkeit sowie mehr als 12 Stunden Licht am Tag. Werte unter 60 % relativer Luftfeuchtigkeit, unter 16 oder über 35 Grad ober weniger als 12 Stunden Licht wären bereits sehr kritisch. Macrolophus caliginosus – Für diese Raubwanzenart gilt etwa dasselbe wie für Macroluphus pygmaeus.

Abschließend

Mit vorbeugenden Maßnahmen, Schmierseife, einem Sud zum Sprühen aus Basilikum, Brennnesseln oder Knoblauch oder eben mit Nützlingen kann den Weißen Fliegen entgegengewirkt werden. Eine Spritzbrühe soll immer dann aufgetragen werden, wenn die Lampen ausgehen. Zur Sicherheit kann man erstmal eine Pflanze und zwei Tage später den Rest behandeln. [caption id="attachment_5155" align="alignnone" width="500"]Weiße Fliege? Nicht lange warten! - Schimmelpilze auf dem Honigtau Thymian wird die Tomate und Chili vor der Weißen Fliege schützen.[/caption] Auch mit Nützlingen kann man viel falsch machen. Fast immer werden diese nur ab milden Temperaturen in den Versand gegeben und sollen schnell in die Pflanzung gebracht werden, da sie sonst verhungern. Es kann sein, dass den Raubmilben für die Wegzehrung Spinnmilben mitgegeben werden, womit einige Grower ihren Garten versaut haben, da die Raubmilben wegen der ungeeigneten Klimabedingungen nicht hochkamen. Es ist also darauf zu achten, dass keine falsche „Wegzehrung“ enthalten ist, dass die klimatischen Bedingungen den Nützlingen zusagen und auch, dass genug oder nicht zu viel Beute vorhanden ist. Nicht nur die Weiße Fliege versucht dichte Populationsnester zu bilden, da einige Räuber ihnen hier nicht mehr zu Leibe rücken können. Beim schnellwüchsigen Indoor-Marijuana ist es sehr wichtig, genügend Nützlinge zu verwenden, da diese zur Vermehrung etwas Zeit benötigen. Deswegen kann ein regelmäßiger prophylaktischer Pflanzensud die einfachere und günstigere Abwehr gegen Weiße Fliegen sein. Robert B.
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