Stoffkunde: Cannabis-Überdosierung
Was tun bei einer Cannabis-Überdosierung? Cannabis-Überdosierungen können dem Betroffenen als das Ende des Lebens erscheinen, insbesondere, wenn es sich um oralen Konsum handelt. In dieser kleinen Stoffkunde wollen wir uns ansehen, was bei einer Cannabis-Überdosierung geschieht, was man tun kann und was der hinzugezogene Notarzt im Zweifel tun wird. Merke: Nur selten ist tatsächlich ein Arzt nötig, um Überdosierungen mit Cannabis zu behandeln, es sei denn, der Anwender hat mit Vorerkrankungen zu kämpfen oder es handelt sich um Mischkonsum.
Dosierung, Überdosierung und Wirkung: Gerauchtes THC ist ab zwei Milligramm, oral appliziert ab zwanzig Milligramm aktiv. Es ist keine tödliche Dosis für den Menschen bekannt. Die letale THC-Dosis beträgt bei Ratten 29 mg/kg (intravenös) bzw. 666 mg/kg (oral) und bei Affen 128 mg/kg (intravenös). Schlägt man dies Ergebnis auf den Menschen um, betrüge die theoretische tödliche Dosierung für einen 70 Kilogramm schweren Patienten 2,03 bis 8,96 Gramm (i.v.) bzw. 46,62 Gramm (oral) THC. Diese Werte sind allerdings als nicht realistisch einzustufen.
Nach normalem Rauchen induziert THC eine beruhigende Wirkung. Der Konsument hat gerötete Augen, trockene Schleimhäute (z.B. die bekannte Mundtrockenheit), erweiterte Pupillen und eine leichte (nicht als krankhaft einzustufende) Erhöhung der Pulsfrequenz. Er verspürt zumeist und unter normalen Voraussetzungen (d.h. wenn er den Stoff nicht zwanghaft und damit chronisch konsumiert) eine tiefe Entspannung, die Zeit vergeht scheinbar langsamer, es kann sich ein Gefühl des Heißhungers einstellen, die allgemeine geistige und körperliche Sensibilität steigert sich.
In hohen Dosierungen, deren mengenmäßige Eingrenzung stark von der Gewöhnung, von Körpergewicht, Empfänglichkeit und Grundstimmung abhängt oder im Fall einer unwillentlichen Einnahme (z.B. im Gebäck), können latent vorhandene Psychosen und Erregungszustände aktiviert werden und weitere unangenehme Nebenwirkungen, wie eine pathologisch schnelle Pulsfrequenz (Tachykardie), Erbechen oder eine Bluthochdruckkrise auftreten (siehe Gefahren und Nebenwirkungen). THC wird im Blut (einen bis drei Tage) und im Urin (7 Tage bis sechs Wochen) nachgewiesen.
Gefahren und Nebenwirkungen: An unerwünschten Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck, ein rasender Puls, Mundtrockenheit, Koordinationsstörungen, Müdigkeit und ein übermäßiges Hungergefühl (Fressflash) den User ereilen, bei schweren Überdosierungen kann auch mit Halluzinationen gerechnet werden. Das Aktivieren einer latent vorhandenen Psychose sowie Paranoia und Panikattacken können, gerade bei labilen Persönlichkeiten, zusätzliche Symptome einer Hanf-Overdose sein. Cannabiswirkstoffe führen im Zusammenspiel mit Alkohol meistens zu unangenehmen Wechselwirkungen.
Dem Konsumenten wird schwindelig, übel, er muss eventuell erbrechen und erleidet im schlimmsten Fall einen Kreislaufzusammenbruch. Weitere nicht empfehlenswerte Mischeinnahmen sind Cannabis mit Amphetaminen (wegen der Gefahr eines Kreislaufkollaps; Cannabis wirkt beruhigend, Amphetamin aufputschend), Cannabis mit hochpotenten Psychedelika (wegen erhöhter Gefahr des Auslösens einer Psychose), auch wenn viele User solcherlei Mischungen regelmäßig und mit einer völligen Selbstverständlichkeit zu sich nehmen, sprich: Hanf als stete Grundlage, andere Substanzen, wie MDMA, Speed, LSD oder Psilocybinpilze dazu.
Bei extrem kreislaufbelastenden Psychoaktiva, wie beispielsweise PMA (Paramethoxyamphetamin), kann das Rauchen von Hanf zu einer richtiggehenden Krise führen. War meinem Bekannten Al K. Loid nach der Einnahme von eineinhalb PMA-Tabletten zwar komisch, aber nicht übel zumute, war ein einziger Haschisch-Zug an der Wasserpfeife der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte: Al musste furchtbar erbrechen und seine Körpertemperatur stieg auf über 40 Grad an - eine lebensgefährliche Situation!
Außerdem kann sich unter einem exzessiven Kiffverhalten eine psychische und auch spürbar physische Abhängigkeit ausbilden, die sich in Zeiten der Abstinenz mit Schweißausbrüchen, Hitze-Kälte-Schauern, Appetitlosigkeit und Einschlafschwierigkeiten, Gereiztheit und anderen Symptomen bemerkbar macht. Maßnahmen: Bei Überdosierung und durch diese ausgelöste Panik, empfiehlt sich ein Talk down und allgemeine Beruhigung, Frischluft- und Flüssigkeitszufuhr (Saft, Wasser).
Bei Kreislaufschwäche ist eine zusätzliche Hochlagerung der Füße das Mittel der ersten Wahl. Im Normalfall sind bei einer Cannabisvergiftung keine weiteren Maßnahmen notwendig. Hat der Konsument eine besonders schwere und symptomreiche Überdosierung, sollte evtl. der Notarzt gerufen werden. Dieser muss eingeweiht werden - aber keine Angst: Er unterliegt der Schweigepflicht.
Bei einer akuten Haschisch- oder Marijuana-Overdose wird der Arzt möglicherweise zehn Milligramm Diazepam (Valium®) zur Beruhigung sowie, im Falle einer Bluthochdruckkrise, zwei Hübe Glyceroltrinitrat (Nitrolingual®-Spray) verabreichen. Im Falle eines paranoid-halluzinatorischen Syndroms gibt der Notarzt fünf bis zehn Milligramm Haloperidol (Haldol®). Klinische Maßnahmen sind allerdings in der Regel nicht erforderlich.