Schnell wirkende Cannabis-Esswaren
Die Verkäufe von Cannabis-Nahrungsmitteln lassen derzeit den Rest des legalen US-Marktes hinter sich. Der Trend scheint weg zu gehen von den traditionellen Formen des Konsums, d. h. vom Rauchen hin zu diskreteren Arten des Konsumierens, wie bei beispielsweise durch Esswaren. Die in Seattle ansässigen Cannabis-Analytik-Experten von Headset berichteten, der Verbrauch von Cannabis-Esswaren sei um 60% gewachsen, von 767 Millionen US-Dollar im Jahr 2019 auf 1,23 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Das ist ein Anstieg des Marktanteils von 10,65 auf 11,07%. Ein Andauern dieses Trends wird erwartet und als eine Folge kann man sehen, dass die Lebensmittelindustrie ein wenig innovativer und anspruchsvoller wird.
Die Cannabisfirmen stecken viel Geld in die Entwicklung neuer Produkte, um das Interesse lebendig zu erhalten und die Ansprüche realer und potenzieller Konsumenten zu erfüllen. Zu den neuen Produkten gehören sortenspezifische Cannabis-Nahrungsmittel und, was vielleicht am interessantesten ist, schneller wirkende Erzeugnisse. Es ist bekannt, dass Cannabis-Esswaren bzw. das Rauchen von Cannabis zwei verschiedene Arten von Rausch hervorrufen - abhängig davon, wie der Körper Cannabis metabolisiert. Beim Cannabisrauchen wird der Hauptwirkstoff Delta-9 THC schnell über die Lunge in den Blutkreislauf aufgenommen, wodurch die psychoaktive Wirkung fast sofort einsetzt und nach etwa 10 Minuten ihren Höhepunkt erreicht. Wird ein cannabishaltiges Lebensmittel jedoch gegessen, dauert es viel länger (1-2 Stunden), bis die Wirkung zu spüren ist. Das Cannabis muss durch den Magen und den Verdauungstrakt wandern, bis es die Leber erreicht und schließlich aufgespalten wird. Die Leber wandelt das Delta-9-THC in eine völlig andere chemische Substanz um, in 11-Hydroxy-THC. 11-Hydroxy-THC verursacht beim Konsumenten eine wesentlich intensivere und viel länger anhaltende psychoaktive Wirkung. Wenn Sie Cannabis-Lebensmittel in einer gleichen Dosis wie beim Rauchen einnehmen würden, wäre das Ergebnis ein stärker desorientierenderes, wirksameres und länger anhaltendes High. Die Unvorhersehbarkeit, wie lange es braucht, bis die Wirkung einsetzt sowie deren Stärke und Dauer machen eine genaue Dosierung bei Esswaren sehr schwierig. Genau das ist der Grund, der etwaige Konsumenten abschreckt, besonders diejenigen, für die Cannabis etwas Neues ist. Innovative Cannabisfirmen haben indessen eine Lösung für dieses Problem gefunden, und zwar in Form von "faster-acting edibles" (schneller wirkende Cannabis-Esswaren). Sie behaupten, diese würden nicht nur schnell wirken, sondern auch ein High liefern, das eher einem "Delta-9-THC"-Rauchererlebnis gleicht als der Schwere bisheriger "11-Hydroxy-THC-Erfahrungen" mit Cannabis enthaltenden Esswaren. Diese schnell wirkenden Edibles sollen vom Körper auf andere Weise als über die Leber aufgenommen werden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist durch "Nanoemulsion", die es den Verbindungen im Cannabis ermöglicht, kleiner und wasserlöslicher zu werden, wodurch sie leichter absorbiert werden können. Die Cannabinoide werden so umgestaltet, dass sie, sobald sie mit Speichel und Magensäure in Kontakt kommen, sofort miteinander reagieren und sich winzige, mit Cannabinoiden gefüllte, mikroskopisch kleine Tröpfchen bilden, die der Körper dann leicht und schnell aufnehmen kann. Andere Verfahren beinhalten die Entwicklung von Tinkturen, kleinen Bonbons und Pralinen, welche man kurze Zeit im Mund belassen kann und die sich auflösen oder zerschmelzen. Cannabinoide gelangen durch Membranen im Mund und im Verdauungstrakt in den Blutkreislauf, wobei die Leber umgangen und die Bildung von 11-Hydroxy-THC vermieden wird. Dies wird ermöglicht durch die Verwendung von Lecithin. Lecithin ist eine Art Fett, das verwendet wird, um Bestandteile - beispielsweise Öl und Wasser - aneinander zu binden, die sich normalerweise nicht gut mischen würden. Cannabinoide binden sich besser an Fette und daher trägt die Verwendung von Lecithin dazu bei, dass Cannabinoide effizienter in den Blutstrom des Körpers aufgenommen werden, der hauptsächlich aus Wasser besteht. Das THC kann dann schnell und für eine begrenztere Zeit wirken, etwa so, wie man es beim Rauchen von Marihuana erwartet. Lecithin ermöglicht es dem Körper auch, das THC effizienter zu absorbieren und zu verdauen. Seine Präsenz hilft, die Cannabinoide in dem Nahrungsmittel gleichmäßiger zu verteilen. Diese schnell wirkenden Cannabis-Esswaren bieten eine hervorragende Alternative für Personen, die Marihuana nicht rauchen oder dampfen wollen, denen es aber nach einer gleichartigen Erfahrung verlangt. Ein schnell wirkendes, zuverlässig dosiertes Nahrungsmittel zu haben, dessen "High" sich genauso anfühlt und genauso lange anhält wie das von gerauchten Blüten, ist ein echter Durchbruch. Einer, der nur weiter dazu beitragen kann, das Wachstum des Cannabis-Lebensmittelmarktes anzukurbeln.