„Ich lebe vom Growing"

Soft Secrets
12 Jun 2013

Irgendwo in einer deutschen Großstadt gibt es eine Gang, die mit Cannabisanbau und -verkauf ihr Leben finanziert. Nicht um reich zu werden, einfach nur zum Leben. Battist ist 39 Jahre alt und growt seit etwa zwei Jahren, er arbeitet mit Azreal (24) seit einem Jahr zusammen. Wir haben sie für euch besucht und interviewt.


Irgendwo in einer deutschen Großstadt gibt es eine Gang, die mit Cannabisanbau und -verkauf ihr Leben finanziert. Nicht um reich zu werden, einfach nur zum Leben. Battist ist 39 Jahre alt und growt seit etwa zwei Jahren, er arbeitet mit Azreal (24) seit einem Jahr zusammen. Wir haben sie für euch besucht und interviewt.

Irgendwo in einer deutschen Großstadt gibt es eine Gang, die mit Cannabisanbau und -verkauf ihr Leben finanziert. Nicht um reich zu werden, einfach nur zum Leben. Battist ist 39 Jahre alt und growt seit etwa zwei Jahren, er arbeitet mit Azreal (24) seit einem Jahr zusammen. Wir haben sie für euch besucht und interviewt.

Ihr seht, diese Stecklinge werden sofort in Anzuchterde bewurzelt. Leider werden so die Wurzeln beim Herausholen verletzt. Besser wäre, er hätte sie in kleinen Töpfchen bewurzeln lassen

Sagt mal, wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, euch die Nutella-Bande zu nennen?

Battist : Wir sind darauf gekommen, weil früher auf dem Kiez irgendwann mal die jüngeren Zuhälter von den älteren Nutellajungs genannt wurden. Irgendwann sind sie dann zur Nutella-Bande geworden und haben die alten Zuhälter abgelöst. Und weil unsere Kunden, wenn sie unser Gras einmal probiert haben, kein anderes mehr wollen, hat uns das an die Nutella-Bande erinnert. Mittlerweile ist es so, wenn jemand unsere Kunden fragt, wo sie das Gras her haben, antworten sie auch schon „von den Nutellas.“ Den richtigen Namen von uns kennen die wenigsten.

Aha, daher also. Hast du eine besondere Anbaumethode, oder warum schmeckt dein Gras so besonders?

Battist: Nein, eigentlich nicht. Ich arbeite nur mit guter Erde und viel Liebe. Das ist das Geheimnis. Aber der Hauptgrund, warum unsere Kunden immer wieder gerne kommen, ist einfach zu erklären. Wir strecken unser Gras nicht, und zurzeit gibt es sonst ausschließlich gestreckte Scheiße. Das ist meiner Meinung nach der Hauptgrund.

Das hören wir immer wieder. Leider ist es mittlerweile in ganz Deutschland so. Auf wie viel Quadratmetern growst du?

Battist: Ich growe in drei verschiedenen Zelten und in einem kleinen umgebauten Schrank. In dem kleinen Schrank habe ich eine 110-Watt-Stecklings-Armatur. Aber kommt selbst mit, ich zeig euch alles, so könnt ihr, wenn ihr wollt, sofort ein paar Bilder machen.

Hey, das ist ja super, gerne, danke.

(Battist wohnt in einer kleinen 2-Zimmerwohnung, die er sich mit den Pflanzen und seiner Lebensgefährtin teilt.)

Battist: Also hier in diesem kleinen Schrank lasse ich meine Stecklinge unter einer 110-W-Stecklings-Amartur von Secret Jardin anwurzeln. Wie ihr seht, habe ich hier außer der Lampe nur noch eine Wärmematte, auf dem das Zimmergewächshaus draufsteht, so haben die Babys auch im Winter warme Füße und bewurzeln gut. Ich verwende auch keine Steinwollwürfel, sondern lasse sie direkt in Aussaaterde wurzeln. Nach etwa drei Wochen haben sie gewurzelt, anschließend pflanze ich sie in 4-L-Töpfe und stelle sie in das erste Zelt. Das ist 80x80x180 Zentimeter groß, hier werden sie für zwei Wochen unter einer 400-Watt-Metallhalogenlampe mit einem Adjust-A-Wing-Reflektor gestellt. In den Ecken hängen zwei kleine Clip-Umluftventilatoren, so dass die Pflanzen nicht direkt angeblasen werden, aber sich trotzdem im Wind wiegen. Dünger bekommen sie in der Wachstumsphase keinen, weil sie gerade erst in frische Erde getopft wurden. Leider ist in diesem Zelt der Entlüfter defekt, und solange der nicht geliefert wird, habe ich etwas getrickst, indem ich einfach zwei Zelte nebeneinander gestellt und sie mit einem Lüftungsschlauch verbunden habe. So kann ich mit einem Lüfter beide Zelte entlüften.

Das Wachstumsphase. Diese Pflänzchen sind gerade in der Anzuchtphase.

Schafft das denn der eine Entlüfter, beide Zelte zu entlüften und gleichzeitig die Luft durch den Kohlefilter zu ziehen?

Battist: Ja, das ist kein Problem, obwohl es nur ein 160m³/h Lüfter ist. Da im ersten Zelt ja eh nur kleine Pflanzen von maximal 20 cm Größe stehen, die Verbrauchen die Luft nicht so schnell wie große Pflanzen. Ich bin sogar der Meinung, das klappt so gut, dass ich überlege, es so zu lassen, wie es jetzt ist. Aber erst mal sehen, wie es im Sommer bei höheren Temperaturen aussieht.

Naja, warum nicht, wenn es funktioniert. Wie geht es dann weiter mit deinem Pflanzen? Verwendest du irgendwelche Dünger oder Zusätze?

Battist: Ein wenig. Ich verwende z. B. Baldrian-Extrakt für die Bodenflora, den Geschmack und als Blühbooster ab dem ersten Blütetag. Hinzu kommt noch ein Blütendünger, sonst nichts. Nachdem sie im erstem Zelt jetzt zwei Wochen das Medium gut durchwurzelt haben, sind die Kleinen jetzt kräftig genug, um sie in das zweite Zelt zu stellen. Vorher aber schneide ich noch von den Pflanzen die unteren Triebe ab und mache daraus wieder die nächste Generation Stecklinge. Richtige Mutterpflanzen habe ich keine.

Warum hast du dich für diese Methode entschieden und nicht für Mutterpflanzen?

Battist: Anfangs habe ich das aus Platzgründen gemacht, mittlerweile aber habe ich mich so gut mit dieser Methode angefreundet, dass ich es jetzt auch dabei belasse. Warum verändern, wenn es so gut funktioniert.

Hier kann man schön erkennen dass der Grower versucht, den Höhenunterschied                     auszugleichen, so dass die Pflanzenspitzen auf einer Ebene sind und alle gleich viel Licht bekommen.

Was für Sorten baust du überhaupt an?

Battist: Zur Zeit nur zwei, Northern Lights und Super Skunk.

Ah, die guten alten Sorten. Was machst du dann, nachdem du von den Wachstumspflanzen die Stecklinge geschnitten hast?

Battist: Ich lasse sie nochmal drei Tage vom Stress erholen und stelle sie dann in das zweite Zelt, welches genau so groß ist wie das erste. Hier schicke ich sie dann mit einer 400-W-Natriumdampflampe in Blüte. Nach vier weiteren Wochen kommen sie dann in das dritte und letzte Zelt. Dieses ist 120x120x200 cm groß und bestückt mit einer 600-W-Natriumdampflampe und  auch hier mit einem Adjust-A-Wing-Reflektor. Die Pflanzen werden bis zwei Wochen vor der Ernte gedüngt, anschließend gieße ich nur noch mit klarem Wasser, damit alle Düngerrückstände bis zur Ernte aus dem Medium sind.

Arbeitest du auch mit einem pH- und EC-Messgerät, oder gehst du nach Gefühl und Laune?

Hier sieht man schön die verschiedene Blütestadien.

Battist: Mit diesen Messgeräten konnte ich mich bisher nicht anfreunden. Ja, ich gehe nach Gefühl, richtig. Das ganze soll so einfach wie möglich bleiben. Ich muss ja auch nicht immer das Maximum ernten.

Apropos Ernte, wie viel Gramm erntest du eigentlich mit deinen drei Zelten?

Battist: Schwer zu sagen, wieviel es insgesamt ist. Ich ernte ja nicht ein ganzes Zelt auf einmal, sondern jede Woche etwa acht Pflanzen und dann stelle ich wieder acht neue dazu. So habe ich jede Woche etwas zum Abschneiden, alles auf einmal wäre zuviel Arbeit. Pro Pflanze ernte ich 8 bis 10 Gramm, und in beiden Blütezelten stehen insgesamt 72 Pflanzen, das macht ungefähr 630 Gramm alle neun Wochen. Aber lass uns doch wieder rüber ins andere Zimmer, Azreal ist bestimmt schon eingeschlafen.

Ja, genau, dann kann uns Azreal auch noch einige Fragen beantworten. Azreal, dürfen wir fragen, was du für dein Gras bei Battist bezahlst, und für wieviel du es weiter verkaufst?

Azreal: Klar, der kleine Verbrecher hier nimmt 6 Euro das Gramm. Und ich verkaufe es zwischen 8,50 Euro und 10 Euro weiter. Kommt natürlich darauf an, wieviel einer haben möchte, aber auch, wie sympathisch er oder sie mir ist.

Was machst du sonst, hauptberuflich?

Eine Super-Skunk-Blüte in der sechsten Blütewoche.
Azreal: Hauptberuflich bin ich Student, Schrägstrich Dealer. Dealer deshalb, weil ich für BAföG schon zu lange studiere und ich auch nicht das Kind reicher Eltern bin. Ich studiere Politik-Wissenschaft, und man will ja auch irgendwann zur Bildungselite Deutschlands gehören. Nun ja, und für arme Leute ist der Weg dorthin sehr schwer. Entweder gehört man zu den 5 Prozent, die einen Job bekommen oder du bist einer von den 50 Prozent, die das Studium abbrechen. Oder man organisiert sich, so wie ich, um das Ziel zu erreichen. Da ich nicht arm sterben möchte, bleibt mir im Moment nichts anderes, als zu dealen. Wie soll ich sonst Uni, Miete, Strom, Essen, u. s. w. bezahlen?

Ja, das ist nicht leicht heute, so ohne finanzielle Unterstützung. Wie oder wo verkaufst du das Gras?

Azreal: Ich verkaufe es ausschließlich an der Uni, das geht schneller und besser als zuhause. Anfangs, als ich noch keine Kunden hatte, brauchte ich nur mal mit einem glühenden Joint über das Unigelände laufen, und wenige Minuten später hatte ich meine ersten Kunden. Mittlerweile aber habe ich feste Kundschaft, die mich bei Bedarf anruft, wir treffen uns dann immer in der Bibliothek. Nur leider ist die Nachfrage größer, als das, was Battist growt, ich glaube, er müsste noch ein paar Zelte mehr aufstellen.

Battist: Nein, ich glaube mal nicht. Ich kann meinen Stromverbrauch nicht erhöhen, das würde sofort auffallen. So viele Terrarien, Aquarien oder Sonnenbänke passen gar nicht in diese kleine Wohnung. Was soll ich denen erzählen? Ich bin froh, dass sie mich in Ruhe lassen.

Das ist eine berechtigte Sorge, erst recht in einer kleinen Wohnung wie dieser von 40 Quadratmetern.

Battist: Ja, genau. Aus diesem Grund achten wir sehr auf den Stromverbrauch, z. B. waschen wir unsere Wäsche nur noch im Waschsalon. Warmes Wasser wird nur zum Duschen verwendet, und alle Stromstecker werden nach Gebrauch sofort wieder ausgestöpselt.

Sag mal Battist, hast du außer deinem Hobby noch einen Job?

Battist: Nein, ich bin seit vier Jahren arbeitslos, ich lebe nur von der Kohle, die ich mit meinem Gras verdiene. Ehrlich gesagt, das ist nicht viel, aber ich kann davon leben. Besser leben als mit Hartz 4 auf jeden Fall. 

Dies ist eine kleine selbstgebastelte Trockenkammer (alter Wäscheständer umhüllt mit einem Schlafsack), durch einen Lüftungsschlauch verbunden mit dem Zelt wird die Luft abgezogen und gefiltert.

Das heißt, du beziehst keine Arbeitslosenhilfe oder sonstiges? Wie bist du denn krankenversichert?

Battist: Richtig, wie ich schon sagte, lebe ich nur von meinem Gras. Ich habe mich damals extra nicht arbeitslos gemeldet, weil ich keine Lust auf Behördenbesuche hatte, die immer alles und jenes wissen wollen. Deswegen bin ich auch heute noch ohne Krankenversicherung, leider. Ich weiß selber, dass das keine langfristige Lösung ist, aber im Moment geht es nicht anders.

Da drücken wir dir auf jeden Fall die Daumen, denn mit der Gesundheit sollte man nicht spaßen. Azreal, wie habt ihr zwei euch eigentlich kennengelernt, Produzent und Dealer?

Azreal: Das war vor etwa einem Jahr, ich wollte mir in einem Grow-/Headshop ein neues Chillum für mein Bong kaufen. Im Laden sah ich Battist, wie er fleißig Erde, Steinwollwürfel, Dünger u. s. w. einkaufte. Also bin ich wieder raus und habe vor dem Laden auf ihn gewartet. Ich bin ja nicht blöd und konnte mir eins und eins zusammenzählen. Als Battist dann aus dem Laden kam, sprach ich ihn einfach an. Ich sagte ihm, dass ich gesehen habe, was er gekauft hatte und dass ich an dem Endprodukt interessiert wäre. Anfangs guckte er mich total erschrocken an. So wie: Scheiße, jetzt haben die mich.

Battist: Ja normal, oder? Ich habe sowieso schon Paranoia, wenn ich in diesem Laden Growsachen einkaufe. Ich habe ehrlich im ersten Moment gedacht, du wärst ein Zivilbulle. Im zweiten Moment nicht mehr, weil Azreal knallrote und kleine Augen hatte mit einem sympathischen Lächeln. Das konnte kein Bulle sein.

Azreal : Ja, genau. Er musterte mich und sagte, komm lass uns mal einen Kaffee trinken. Seit dem gibt es die Nutella-Bande. Ich hoffe, die Bande wächst, wenigstes im grünen Bereich (lacht).

Das Endprodukt

Seid ihr für oder gegen eine Legalisierung von Cannabis?

Azreal: Auf der einen Seite würde ich mich tierisch freuen, endlich legal kiffen zu dürfen, anderseits sehe ich das auch mit einem weinenden Auge. Weil ich dann nicht mehr wüsste, wie ich mein Studium finanzieren sollte.

Battist: Nein, meiner Meinung nach würde eine Legalisierung alles vereinfachen. Ich würde mir ein großes Gewächshaus mieten, zwei, drei Gärtner einstellen und dann kiloweise bestes Ganja anbauen. Und du, Azreal, könntest in unserem eigenen Coffeeshop dein Geld verdienen. Also ich sehe eine Legalisierung positiv.

Cool, wenn ihr später euren legalen Coffeeshop betreibt, kommen wir bestimmt mal auf ein Tütchen vorbei. Wir danken euch für das nette Interview und wünschen euch für die Zukunft viel Glück.

Azreal : Danke, kommt gut Heim.
Battist: Immer wieder gerne, gute Heimfahrt.

S
Soft Secrets