F1 Fast Version Genetiken
Manolo von Sweet Seeds erzählte uns etwas über F1 Fast Version Sorten, wie sie entdeckt wurden und welche Vorteile sie bringen.
Für Cannabis gibt es zwei Blühmuster. Klassische Varietäten sind abhängig von der Photoperiode d.h. sie beginnen zu blühen, wenn die Anzahl der Lichtstunden abnimmt. Im Gegensatz hierzu ist bei Automatikpflanzen (Autos) der Start der Blühphase abhängig vom Alter, die Photoperiode hat keinen Einfluss. F1 Fast Version Varietäten sind photoperiodisch und enthalten in ihrem Erbgut zum Teil Gene selbstblühender Pflanzen, die sich in dieser Nachkommengeneration noch nicht manifestieren, aber dazu beitragen, den Tag der Ernte vorzuverlegen.
[caption id="attachment_5174" align="alignnone" width="500"] Big Devil F1 Fast Version[/caption]
F1 Fast Version und die Mendelschen Regeln
F1 Hybride, auch bezeichnet als "kommerzielles Saatgut", werden durch die Kreuzung zweier verschiedener reiner Linien erzeugt. Die wichtigsten Eigenschaften dieser Hybriden sind die Einheitlichkeit der Merkmale sowie die typische Hybridvitalität. Gemäß der ersten Mendelschen Vererbungsregel ist die erste Filialgenation (F1) homogen und gleicht äußerlich dem Elter, der die dominanten Allele trägt. Die zweite Regel besagt, dass die zweite Filialgeneration (F2), hervorgegangen aus der Kreuzung der ersten Generation untereinander, zu 50% dem Genotypen der ersten Generation, zu 25% dem dominanten Genotypen und zu 25% dem rezessiven Genotypen ähnelt. Die dritte Regel bezieht sich auf die Unabhängigkeit bei der Übertragung von Erbmerkmalen, in anderen Worten: Die Vererbung eines bestimmten genetischen Merkmals beeinflusst nicht die Vererbung eines anderen genetischen Merkmals. Für die F1 Fast Version Linie gelten die drei Regeln, es liegt also ein typisches Beispiel Mendelscher Vererbung vor, da ein einzelnes Gen die Art des Blühens bestimmt. Selbstblühende Linien enthalten zwei Allele des rezessiven selbstblühenden Merkmals, was bedeutet, dass sich dieses Merkmal manifestiert, wenn zwei Allele, die es übertragen, zusammenkommen. Photoperiodische Linien enthalten zwei Allele einer dominanten photoperiodischen Blühmerkmals. Die einzige Ausnahme sind die F1 Fast Version Linien, bei denen ein dominantes Allel Photoperiodismus an die gesamte Nachkommenschaft überträgt und ein anderes rezessives Allel das Selbstblühen überträgt, sich aber nicht manifestiert. Dies liegt daran, dass F1 Fast Version Sorten aus der Kombination eines photoperiodischen Elters mit einem selbstblühenden Elter hervorgehen. Nochmals: In Übereinstimmung mit der ersten Mendelschen Regel ist die gesamte Nachkommenschaft (F1 Generation) homogen und ähnelt dem dominanten Elter, da sie alle die photoperiodische Eigenschaft präsentieren, aber beide Merkmale enthalten. Das Vorhandensein des selbstblühenden Merkmals manifestiert sich nicht im Phänotypen, hat aber Einfluss, da es die Blühphase und die Reifung beschleunigt. Wenn zwei F1 Fast Version-Pflanzen miteinander gekreuzt werden, teilt sich die Nachkommenschaft auf in 50% F1 Fast Versions, 25% Autos und 25% konventionelle photoperiodische Individuen. Um also eine F1 Fast Version zu erhalten, muss ein photoperiodischer Elter immer mit einem selbstblühenden Elter kombiniert werden und Pflanzen dieses Typs erscheinen nur in der ersten Generation als Ergebnis dieser Kreuzung. [caption id="attachment_5175" align="alignnone" width="500"] Cream Mandarin F1 Fast Version[/caption] Es gibt viele Arten von Automatiksorten. Bei einigen dauert die Blühphase lange und daher sind sie uninteressant für die Konsumenten, weil die Anbauzeit dieser Arten sich genauso lange hinzieht wie bei photoperiodischen Sorten. Die beliebesten Automatiksorten starten die Blühphase zwischen Tag 21 und 28 (ab der Keimung) und vollenden die Blüte nach etwa 5 Wochen d.h. sie sind nach 8 oder 9 Wochen erntereif. Diese Schnelligkeit wird von den Nachkommen der F1 Fast Version ererbt. Die Blühphase ist bei den Nachkommen im Vergleich zu Autos langsamer, aber verglichen mit photoperiodischen Pflanzen schneller.Zuchterfahrungen mit Automatik-Varietäten
2007 begann Sweet Seeds mit der Arbeit an selbstblühenden Genetiken und 2009 präsentierten sie der Öffentlichkeit ihre ersten Automatiksorten. Außer dem klassischen Lowryder der Joint Doctor's Seed Bank verwendeten sie weitere genetische Linien, hauptsächlich die ersten von Lowlife Seeds produzierten Linien, oder verschiedene Linien aus Nordkanada oder den nördlichen USA, höchstwahrscheinlich Kreuzungen der Ernest Small oder Mighty Mite aus British Columbia. In der wissenschaftlichen Literatur ist das Phänomen der Selbstblühereigenschaft ungeklärt, aber nach der Analyse des Erbgangs dieses Merkmals und nach verschiedenen Experimenten kamen Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Selbstblühereigenschaft über ein einziges Gen weitergegeben wird, möglicherweise durch ein mutiertes photoperiodisches Blühgen, das seit Urzeiten im Cannabis-Genpool enthalten ist. [caption id="attachment_5176" align="alignnone" width="500"] Green Poison F1 Fast Version[/caption] Diese Mutation ist vor allem in kalten Gegenden günstig, wo es für wildes Cannabis erforderlich ist, die Blühphase abzuschließen und kostbaren Samen zu erzeugen bevor der Herbst beginnt. In Regionen wie Nordkanada oder den nördlichen USA, charakterisiert durch ein raues Klima, wurde in der Vergangenheit viel Hanf angebaut, doch diese Kulturpflanzen wurden aus mehreren Gründen aufgegeben. Da diese einst domestizierten Sorten sich selbst überlassen wurden und fortan wild wuchsen, sollten diese Gene wieder auftauchen. Pflanzen mit dieser Selbstblühereigenschaft sind für die klimatische Anpassung an kalten Orten besser gerüstet. Nach kurzer Zeit erkannte Sweet Seeds, dass diese Genotypen, die Konsumenten wegen ihres unattraktiven Geschmacks oder der geringen Größe nicht mochten, ein großes Potential aufwiesen, wenn ihre genetische Ausstattung verbessert würde. Also begannen sie damit, diese primitiven Automatiksorten mit ihren bevorzugten Eliteklonen zu kreuzen und zu selektieren. Als Auto-Genotypen mit photoperiodischen Eliteklonen gekreuzt wurden, erschienen in der ersten Generation keine selbstbühenden Versuchspflanzen, was mit den Mendelschen Regeln völlig in Einklang steht, und die gesamte Nachkommenschaft war homogen und sah dem dominanten photoperiodischem Elter ähnlich. Sie mussten auf die nächste Generation warten, bis sie, auch den Regeln entsprechend, eine Abspaltung von Genotypen beobachten konnten - das Auftreten von 25% Autos. Als die Autos der zweiten Generation miteinander gekreuzt wurden, manifestierte sich die selbstbühende Eigenschaft in der gesamten Nachkommenschaft. Die dritte Mendelsche Regel definiert die Unabhängigkeit von Erbmerkmalen. Obwohl sich das selbstblühende Merkmal in der dritten Generation stabilisiert, weisen die Nachkommen manchmal Geschmacksnoten und psychoaktive Eigenschaften auf, die von photoperiodischen Eltern ererbt worden sind. Man kann also Sorten von immer besserer Qualität erhalten, wobei die selbstblühende Eigenschaft erhalten bleibt. [caption id="attachment_5177" align="alignnone" width="500"] Killer Kush F1 Fast Version[/caption]Entdeckung der F1 Fast Version und Züchtererfahrungen
Als die ersten Tests mit Autos während des Cream Caramel Improvement Programms durchgeführt wurden, stellte Manolo fest, dass die erste Generation kein Auto-Merkmal aufwies, die Blühphase aber kürzer war. Erst einmal überprüfte er nochmals seine Notizen, die er auf seinen Zeitplan geschrieben hatte, auf mögliche Fehler und unternahm einen zweiten Versuch - aber die Ergebnisse veränderten sich nicht, die Blühphase war also kürzer. Er bestätigte somit diese typische Eigenschaft der ersten Generation, die aus der Kreuzung zwischen einer photoperiodischen und einer selbstblühenden Cannabispflanze hervorgegangen war. Nach der Züchtung von Cream Caramel Auto begann die Samenbank, mit anderen Varietäten in der gleichen Richtung weiter zu arbeiten, was zu den gleichen Ergebnissen führte. So entschied sich Sweet Seeds, die F1 Fast Version Varietäten in ihren Katalog aufzunehmen und als Handelsmarke registrieren zu lassen. F1 Fast Version Sorten sind F1 Hybride d.h. sie sind immer die erste Generation, die durch die Kreuzung eines photoperiodischen mit einem selbstblühenden Genotypen erzeugt wurde. Da sich keine Auto-Elternpflanzen als Klone halten lassen, kann sich die Qualität der Pflanzen nur verbessern. Und tatsächlich, wenn das Züchtungs- und Selektionsverfahren mit den besten Elternpflanzen jeder Generation korrekt durchgeführt wird, entwickelt sich die Varietät weiter. Kurz gesagt: F1 Fast Version Pflanzen entwickeln sich ständig weiter und ihre Entwicklung ist gekoppelt an die Fortschritte des Auto-Elters. Wird eine Auto-Linie in richtiger Weise selektiert, wird dadurch auch die F1 Fast Version Linie verbessert. In Wirklichkeit ist die F1 Fast Version eine schnellere Variante selektierter, verbesserter Eliteklone; somit kann man eine Klon-Version haben, die vorzeitig blüht, die typische Hybridenvitalität besitzt und die Selektion auf andere interessante Merkmale möglich macht. [caption id="attachment_5178" align="alignnone" width="500"] SAD Sweet Afghani Delicious F1 Fast Version[/caption] Außer über ihre Züchtungsarbeit berichtete uns Manolo über die vierjährige Zusammenarbeit mit einem offiziellen Pflanzen-Biotechnologie-Zentrum und über die beträchtlichen Summen, die in diese Partnerschaft investiert werden. Sie sind sowieso davon überzeugt, dass Forschung immer gewisse Risiken birgt und Investitionen getätigt werden müssen, auch wenn man nicht weiß, ob das erwartete Ergebnis dabei herauskommen wird.Vorteile der F1 Fast Version
Die Eigenschaft der kurzen Blühphase, die von Automatik-Eltern vererbt wird, verfestigt sich mit jeder Generation und mittels Selektionen werden die besten Testexemplare jeder Familie als Eltern ausgewählt, wobei das vorrangige Interesse den Individuen mit dem Merkmal der schnellen Blühphase gilt, das auf die nächste Generation übertragen werden soll. Eine frühe Ernte bedeutet, dass Unannehmlichkeiten wie durch feuchtes und regnerisches Wetter hervorgerufenen Pilzbefall vermieden werden können. Außer der kürzeren Blühphase weisen F1 Fast Version-Pflanzen die klassische Hybridenvitalität von F1 Hybriden auf, die sich beispielhaft an der Green Poison F1 Fast Version beobachten lässt - einer Varietät mit höherem Ertrag und größerer Kraft als bei der klassischen photoperiodischen Version und mit dem zusätzlichen Vorteil, dass draußen bereits Ende August bis Anfang September geerntet werden kann. Green Poison F1 Fast Version ist eine sehr schnelle Skunk, die bereits in Woche 6 oder 7 blüht. Zudem liefert sie eine Menge klebrige Blütenstände mit einem intensiven Geruch und ist einfach anzubauen. [caption id="attachment_5179" align="alignnone" width="500"] Sweet Cheese F1 Fast Version[/caption] Ein weiterer Vorteil von F1 Fast Version-Pflanzen besteht darin, dass photoperiodische Eigenschaften erhalten bleiben. So kann man Stecklinge von den besten Pflanzen nehmen und sie als Mutterpflanzen halten, wohingegen bei normalen Automatikpflanzen der Produktionsprozess ganz am Anfang mit dem Einpflanzen der Samen beginnen muss. Diese Sorten erlauben es dem Grower, Größe und Ertrag ihrer Pflanzen zu planen. Falls große Pflanzen erwünscht sind, müssen sie nur frühzeitig gepflanzt werden, damit die Wuchsphase länger wird, oder man muss - beim Indoor-Anbau - die für die Wuchsphase eingestellte Photoperiode so lange beibehalten, bis die Pflanzen die gewünschte Größe erreicht haben.Schlussbemerkungen
Wie Manolo meint, war die Einführung der F1 Fast Version Linie ein erstaunlicher Erfolg. "Als ich diese Linie entdeckte, dachte ich an die Vorteile, die sie den Growern brächte - dass es schon einen beträchtlichen Unterschied ausmachen könnte, aber ich war mir nicht sicher, wie sie aufgenommen würde. Und als wir die Autos einführten, kam es auch nicht zu einem explosionsartigem Anstieg der Nachfrage, doch mit jedem Jahr fühlen sich die Konsumenten mehr von ihnen angezogen. Wie das Sprichwort sagt, Zeit ist Geld. Grower, die sie zum ersten Mal ausprobiert haben, sind zufrieden und neigen dazu, sie wieder anzubauen. Andere Samenbanken beginnen damit, schnelle Linien dieser Art anzubieten. In unserem Katalog haben wir die F1 Fast Version Familie auf 10 Sorten erweitert, und dieses Jahr sollen noch einige dazukommen. Der Einführungszeitraum verlief sehr positiv, wir haben unser Angebot diversifiziert, und die Konsumenten schätzen jetzt unsere Produkte wegen der kürzeren Blühphase sehr und wollen sie in der nächsten Saison wieder anbauen. Diese Varietäten sind besonders brauchbar für Grower, die in kalten oder feuchten Regionen leben. Auf jeden Fall sind die Ergebnisse bei allen Klimaten ausgezeichnet. Grower in warmen Gegenden nutzen die F1 Fast Version auch, um die Pflanzen früher zu ernten und zu verwerten. Ein weiterer hoch geschätzter Vorteil ist die typische Vitalität dieser Pflanzen, sie ist daher für den Anbau sowohl drinnen als auch draußen sehr geeignet." [caption id="attachment_5180" align="alignnone" width="500"] Sweet Skunk F1 Fast Version[/caption] H. Madera / Bilder: Jaypp
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