Die Ersatzstrafen in den Niederlanden
Die Niederländer tauen in der Cannabispolitik weiter auf und wollen nun endlich den Anbau regulieren. Bislang ist der Anbau in den Niederlanden verboten und wird geahndet. Das gilt sogar für den Anbau der angeblich legalen fünf Cannabispflanzen, da hier die Paralleljustiz greift.
Aufgrund vergangener journalistischer Tätigkeiten besteht der Kontakt zu einem Deutschen, der medizinisch auf Cannabis angewiesen ist. Er wanderte 2005 als junger Erwachsener nach Holland aus und fing dort sein Leben erst an. Genau dieser Mann kennt also die Situation in Deutschland und auch in den Niederlanden. Er beobachtet alles aus persönlicher Motivation sehr genau.
Damit berufen sich die Stellen zum niederländischen System innerhalb dieses Artikels auf seine Aussagen, die jedoch für uns Deutsche so unglaubwürdig waren, dass Quellen erbeten und dann geprüft wurden. Es mag sich hart anhören, wenn Familien mit kleinen Kindern wegen weniger Pflanzen auf die Straße gesetzt werden. Derartige Härtefälle gibt es auch in Deutschland, hier sitzen Menschen mit Pech bis zu ihrem Tod wegen Hanf in „Sicherheitsverwahrung“, um die Gesellschaft zu schützen. Vor Hanf. Auch das wissen nicht mal die Deutschen.
Fünf Pflanzen sind doch ok?
Als Deutscher, der erst einmal schaut, was denn vor der eigenen Haustür los ist, bestand immer der Irrglaube, dass die Niederländer bis zu fünf Pflanzen für ihren Eigenbedarf anbauen dürfen. Nun scheint das einmal gewesen zu sein. So haben die Niederländer in den 70er Jahren ein Duldungsgesetz verabschiedet, an dem bislang nicht viel geändert wurde. An anderen Stellen hat sich jedoch vieles geändert. Ein Großteil der niederländischen Wohnungen wird durch die Gesellschaften für den sozialen Wohnungsbau vermietet oder verwaltet.
In diesen Gesellschaften gibt es seit Langem Absprachen mit der Polizei: Auch nur beim Anbau einer einzelnen Marijuanapflanze im Garten oder in der Wohnung wird wirksam gekündigt. Das ist nicht alles, da eine richtige „Hexenjagd“ initiiert wurde. Regelmäßig werden die Bürger in den Niederlanden dazu aufgefordert, Haushalte oder Personen zu melden, wenn der Verdacht auf Anbau besteht. Die Anzeigen können anonym im Internet erfolgen.
Wer einmal mit Hanfpflanzen durch diese Hausgesellschaften entdeckt wurde, wird in die schwarze Liste aufgenommen, womit auf viele Jahre von keiner Hausgesellschaft noch eine Wohnung angemietet werden kann. Eigentlich hatte man als Hausbesitzer oder Mieter von anderen Hausbesitzern, die lockerer waren, seine Ruhe. In dieser Situation konnte man straffrei den Eigenbedarf decken. Aber auch hier wurden die Stellschrauben angezogen, womit den Hausbesitzern für Anbau direkt die Hypotheken gekündigt werden und die Gemeinden können die Immobilien quasi beschlagnahmen.
Das alles ist dann kaum ein geduldeter (nicht legalisierter) Anbau von fünf Pflanzen für den Eigenbedarf. Man wird für diese Pflanzen vielleicht nicht mehr vor den Richter gestellt. Was nutzt einem das aber, wenn man mit der ganzen Familie unter der Brücke landet? Der Fairness halber muss dazugesagt werden, dass dies Möglichkeiten sind, die aber natürlich nicht jeder Vermieter und nicht jede Gemeinde voll ausschöpft. Es sind „nur“ rund 300 „Vorfälle“ im Jahr. Je nach Region sitzt der Ertappte wegen einer Pflanze wirklich mitsamt der Familie auf der Straße. Es ist unglaublich, dass gerade im liberalen Holland Menschen für Marijuanapflanzen derart geahndet werden, obwohl sie doch das Marijuana doch überall kaufen und auch konsumieren können.
Hoffen auf den Gesetzesentwurf?
Derzeit ist in den Niederlanden ein Gesetzesentwurf in Bearbeitung, mit dem sich möglicherweise einiges bessern wird. Wenn der Eigenanbau jetzt reguliert werden soll, dann wäre all das Vergangenheit und jeder könnte eine Lampe anmachen, um künftig viel Geld zu sparen. Auch hier gehen die Aussagen wieder auf den Kontakt aus den Niederlanden mit deutschem Ursprung zurück. Dieser regulierte Anbau wird es demnach nur ausgewählten Unternehmen ermöglichen, Marijuana anzubauen, zu verarbeiten und an die Coffeeshops zu vertreiben.
Zur Erhöhung der Sicherheit wird dieser Anbau möglicherweise sogar in derzeit leerstehenden alten Strafanstalten stattfinden. Für die Coffeeshopbetreiber wäre es eine riesengroße Verbesserung, wenn sie eine geprüfte Qualität in beliebigen Mengen zu akzeptablen Preisen einkaufen könnten. Es wäre für die Coffeeshops ein riesiger Schritt, wenn sie nun auch zur Hintertür nicht mehr vor dem Richter Angst haben müssten und auf legalem oder immerhin geduldetem Weg versorgt würden.
Auch für die Kunden der Coffeeshops wäre es eine riesige Verbesserung, wenn sie geprüfte Qualität zu guten Preisen erhielten. Wer in den Niederlanden jedoch als Privatperson oder ohne Genehmigung Marijuana anbaut, der wird auch weiterhin die „Paralleljustiz“ zu spüren bekommen. So zumindest der Kontakt aus den Niederlanden, der sich als mittelloser Patient aus Eigeninteresse sehr genau mit dieser Thematik befasst. Robert B.