Der Fall Juicy Fields

Mercedes.Frank
19 Jul 2022

Crowdgrowing dürfte einigen von Euch ein Begriff sein, anderen aber vielleicht noch nicht.


Also, Crowdgrowing oder E-Growing ist ein noch junger Teilbereich der Schwarmfinanzierung, bei dem viele (Klein-)Investoren für das Züchten und den Verkauf von legalen (Cannabis-)Pflanzen Geld zur Verfügung stellen. Damit bedient sich das Crowdgrowing-Konzept der Finanzierungsidee des Crowdfunding. Für den Kauf von Anbau-Dienstleistungen erhalten die “E-Grower” in der Regel eine Beteiligung an dem Verkaufserlös des (medizinischen) Cannabis oder CBD.

Juicy Fields ist eine Firma, die Leuten dieses System anbietet. Das Unternehmen bot verschiedene Optionen, um Anleger für Investitionen zu gewinnen.

Es wurden monatliche Renditen von 6% bis 14% versprochen, was schon sehr viel ist.

Unter den Analysten der Investmentbranche hat das schon sehr früh Misstrauen und den Verdacht auf Exit-Scam (Ausstiegsbetrug) geweckt.

Und wie sich in den letzten Tagen gezeigt hat, dürfte es sich bei Juicy Fields um einen der größten Wirtschaftsbetrüger dieser Variante überhaupt handeln. Denn seit einigen Tagen geht nichts mehr bei Juicy Fields. Man kann sich nicht mehr einloggen, kann sein Geld also nicht abheben, kann niemanden kontaktieren… und erfährt nichts.

Laut einiger Medien gibt es Hinweise darauf, dass sich der Betrug auf Hunderte von Millionen Euro belaufen könnte. Einige Anleger/EGrower haben sechsstellige Beträge verloren.

Anzeichen für einen Ausstiegsbetrug gab es schon seit Längerem.

Als beispielsweise Agenturen in verschiedenen Ländern vor einem möglichen Betrug warnten, verlegte das Unternehmen seinen Sitz.

Um an Glaubwürdigkeit zu gewinnen, behauptete Juicy Fields, Verträge mit Giganten der Cannabisbranche wie Canopy Growth und Aurora zu haben. Beide Firmen bestritten damals, eine Beziehung zu Juicy Fields zu haben.

Das Unternehmen behauptete auch, Zugang zu einem Gramm Marihuana zu einem Preis von 20 Cent pro Dollar zu haben. Dies rechtfertigte die überproportionalen Renditen. Es sei darauf hingewiesen, dass auf diesem Markt der niedrigste Preis pro Gramm in sehr seltenen Fällen 80 Cent beträgt.

Alles keine Beweise, aber vergleichbar sichere Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmen kann.

Auch die Zahlen, die Juicy Fields in allen möglichen Zusammenhängen angab, passten nicht zusammen. So hat das Unternehmen im Juni 2021 behauptet, dass die Zahl der Nutzer (EGrowers) die halbe Millionen überschritten habe.

Zuvor schon gab die Firma an, 80.000 Quadratmeter für die Entwicklung ihrer Kulturen zu verfügen. Da jeder EGrower/Nutzer mindestens eine Pflanze haben muss (Mindestinvestition von 50 Euro), müssten pro Quadratmeter mindestens sechs Pflanzen stehen und die vom Unternehmen angegebenen Erträge abwerfen. Nicht sonderlich realistisch, auch wenn man vom Anbau nicht allzu viel Ahnung hat.

Seitens des Unternehmens gab es bisher noch keinen Kommentar. Die einzige inoffizielle Information stammt von der Kommunikationsdirektorin des Unternehmens, Zvezda Lauric.

In ihrer jüngsten Nachricht heißt es: "Heute ist unser CEO zurückgetreten und alle Mitarbeiter warten auf weitere Informationen über die Situation. Leider habe ich keine weiteren Informationen darüber, was vor sich geht, da wir von den Direktoren nichts gehört haben. Ich hoffe, dass die Betreiber der Plattform alles in Ordnung bringen werden".

Das ist natürlich extrem unwahrscheinlich.

Die betrogenen Nutzer werden dagegen juristisch gegen Juicy Fields vorgehen. Die Geschädigten sind dabei sich zu organisieren und eine Sammelklage vorzubereiten.

Inwieweit man damit Erfolg hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.   

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Mercedes.Frank