Biologische und synthetische Cannabinoide

Soft Secrets
05 May 2017

Synthetische Cannabinoide wurden vor Jahren eigentlich nur deswegen bekannt und nachgefragt, da sie für den Konsumenten nicht verboten waren. Kräutermischungen wie „Spice“ konnte jeder in Deutschland sicher erwerben, nur der Konsum war weniger sicher. Vielen war das jedoch völlig egal, auch vielen Händlern, die allerhöchstens wegen der Apothekergesetze für den Vertrieb von Arzneimitteln mit dem Richter Bekanntschaft gemacht hätten.


Im Januar 2009 wurden in Deutschland dieses Spice und auch das enthaltene JWH-018 und CP-47,497 verboten. Wir kennen das folgende Problem bereits aus dem „Partypillensektor“, dass die betreffenden Hersteller einfach andere Substanzen entwickeln. Auch diese sind wieder so lange legal, bis sie erfasst und verboten werden. In der Zwischenzeit sind vielleicht schon Konsumenten gestorben oder chronisch geschädigt. Es handelt sich immerhin um Substanzen, die nicht erforscht sind und ihre Schäden vielleicht erst in zehn Jahren ausprägen.

Biologische oder synthetische Cannabinoide sind nichts anderes als Molekularverbindungen. Wird das eine Molekül verboten, muss nur ein Atom oder eine Bindung anders sein, damit es für die Konsumenten wieder „legal“ ist. Dass dieses Molekül damit vielleicht eine komplett andere Wirkung aufbaut, viel stärker und vielleicht auch komplett anders wirkt, nehmen die Hersteller in Kauf. [caption id="attachment_3614" align="alignnone" width="500"] Kräutermischung – Was genau und wie viel ist drinnen?[/caption]

Das Stoffgruppenverbot

Im Jahr 2016 wird vielen bereits das am 26.11.2016 in Kraft getretene „Stoffgruppenverbot“ als Begriff aufgefallen sein. Wegen dieser für die Gesetzgeber und Verfolgungsorgane ärgerlichen Situation wurde das BtMG angepasst, damit man nicht mehr einzelne Stoffe, sondern ganze Stoffgruppen verbieten kann. Das hört sich für den Normalbürger erst einmal intelligent an. Dann hätte diese Ausweichtaktik auf andere und vielleicht noch gefährlichere Substanzen endlich ein Ende.

Ohne weitere Bürokratie kann direkt gegen alle Substanzen aus dieser Gruppe vorgegangen werden. Derzeit sind unter anderem synthetische Cannabinoide, Phenethylamine und Cathinone verboten. Ein Beispiel für eine Stoffgruppe wären die Opiate. Hierbei gibt es potente Opiate wie Heroin und Methadon und eher weniger potente. Mit einem Stoffgruppenverbot wären alle diese Substanzen verboten. Für den Normalbürger wäre das kein Problem. Möglicherweise kann solch ein Stoffgruppenverbot jedoch für die Wirtschaft sehr ärgerlich werden, wenn aus dieser Stoffgruppe einzelne Substanzen dringend benötigt werden oder zum alltäglichen Leben dazu gehören. Wenn die natürlichen Cannabinoide als Stoffgruppe betrachtet werden,

dann wirkt Tetrahydrocannabinol berauschend und medizinisch. Andere natürliche Cannabinoide wirken medizinisch oder gar nicht, sie wirken jedoch nicht berauschend. Mit einem allgemeinen Stoffgruppenverbot für Cannabinoide wären diese ebenfalls verboten. Hätte man Spice nicht verboten, würde es noch heute verkauft werden, da Marijuana leider noch illegal ist und viele Drogentests nicht auf Spice anschlagen.

Nur durch das Spice-Verbot werden jetzt noch gefährlichere synthetische Cannabinoide gehandelt, wodurch immer wieder Menschen bleibenden Schaden nehmen oder sogar sterben. Selbst Spice würde kaum jemand verwenden, wenn Marijuana legal wäre.

Wer die Popularität synthetischer Cannabinoide bekämpfen will, muss Marijuana legalisieren. Die natürlichen Cannabinoide lassen sich zum Teil bereits synthetisch herstellen. Dabei unterscheiden diese sich dann nicht von den natürlichen Cannabinoiden. Es wirken in der Marijuanablüte immer sehr viele verschiedene Cannabinoide und Terpene, manche sind für sich allein bereits medizinisch wirksam. Neu entwickelte synthetische Cannabinoide sind jedoch etwas ganz anderes als synthetisch nachgebildete Cannabinoide. Die Cannabispflanze wird seit Jahrtausenden zu Genusszwecken und medizinisch verwendet.

Hier haben wir Erfahrungswerte, die aufgrund der Hanfverbote lediglich vergessen wurden, zum Großteil untergingen und jetzt neu entdeckt werden müssen. Wenn jedoch der starke Konsum beim jungen Erwachsenen zum frühen Tod, zu Fehlbildungen bei den Kindern oder zum „Wahnsinn“ führen würden, wären diese entscheidenden Textstellen für die Prohibition die besten Argumente gewesen.

Neu entwickelte synthetische Cannabinoide sind so gut wie gar nicht erforscht und erprobt. Die Entwickler werden, wenn überhaupt, vermutlich in Tierversuchen testen, ab welcher Dosis der Tod einsetzt. Dann werden sie im Versuch an nicht wissenden Konsumenten studieren, wie diese Stoffe wirken und welche Dosierungen „die richtigen“ sind. Das reicht denen als „Forschung“.

Ob man 30 Jahre nach einem einmaligen Konsum Hirntumore kriegt oder die Kinder in der dritten Generation behindert sind, wissen wir nicht. [caption id="attachment_3615" align="alignnone" width="500"] Biologische und synthetische Cannabinoide[/caption]

Warum wirken Cannabinoide so verschieden?

Im Endocannabinoidsystem gibt es die CB1- und CB2-Rezeptoren sowie viele verschiedene weitere Rezeptorensysteme, mit denen die Cannabiswirkstoffe und analoge Substanzen interagieren. Die verschiedenen Cannabinoide können an dem einen, dem anderen oder auch mehreren Rezeptoren andocken. Damit versiegeln sie diese Stelle für eine gewisse Zeit und lösen eine Reaktion aus. Unterschiedliche synthetische Cannabinoide können ganz andere, verschieden starke und unterschiedlich lange Wirkungen entfalten. Die ausgelösten Reaktionen können dabei sehr stark auf den Organismus einwirken und bei synthetischen Cannabinoiden auch Schäden oder eine starke Sucht erzeugen.

Synthetische Cannabinoide können um ein vielfaches stärker als die natürlichen sein. Sie können so ähnlich wie oder auch ganz anders als THC wirken, wobei viele Aspekte der Wirkung nicht bewusst wahrgenommen werden. Es ist praktisch noch nicht gelungen, sich mit natürlichen Cannabinoiden totzukiffen. Mit synthetischen Cannabinoiden passiert das leider regelmäßig.

Bei den natürlichen Cannabinoiden gibt es zum einen die tödliche Überdosis nicht, auch kann der Konsument mit etwas Erfahrung oder einem vorsichtigen Probieren die Stärke des Materials einschätzen. Bei synthetischen Cannabinoiden, die auf Kräuter gesprüht werden, ist das nicht so einfach. Möglicherweise ist die eine Einheit hundertmal stärker als die andere dosiert, obwohl es die gleiche Sorte und der selbe Händler sind.

Oder das Material der selben Charge ist an einer Stelle viel stärker als an einer anderen. Beim unkontrollierten Schwarzmarkt und den „Legal Highs“ wird niemand in den „Betrieb“ gehen und die Produktionstechnik und die Produkte auf ihre Zuverlässigkeit und Sicherheit prüfen. Wer unter guten Bedingungen gutes Marijuana im eigenen Garten ziehen würde, würde auf all diese Regulierungen und Kontrollen verzichten und dennoch sicher konsumieren können. Bei synthetischen Cannabinoiden müsste der Hersteller diese legal und kontrolliert herstellen können, um solch eine sichere Qualität für seine Produkte gewährleisten zu können. Text: Robert B.

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