GRÜNES GOLD

Soft Secrets
21 Dec 2013

Herr Silver Haze (natürlich ein Pseudonym) hat, so viel ich weiß, das erste ehrliche Buch über die Realität des illegalen Verkehrs der Coffeeshops geschrieben.


Herr Silver Haze (natürlich ein Pseudonym) hat, so viel ich weiß, das erste ehrliche Buch über die Realität des illegalen Verkehrs der Coffeeshops geschrieben.

Herr Silver Haze (natürlich ein Pseudonym) hat, so viel ich weiß, das erste ehrliche Buch über die Realität des illegalen Verkehrs der Coffeeshops geschrieben. Es ist ein weit weniger trauriges Buch, als es der Titel vermuten ließe, da es mit oft sehr unterhaltsamen Anekdoten gespickt ist. Es wird jedoch auch ausführlich über die Tatsache gesprochen, dass der Weg eines Züchters nicht immer mit Rosen und Blumen gepflastert ist. Es gibt unzählige Bücher über das Züchten. Dieses Buch hat jedoch nichts mit der Zucht an sich zu tun. Es handelt hingegen von den Schwierigkeiten auf die man trifft, wenn man beschließt, nicht nur ein paar Pflänzchen für den persönlichen Gebrauch zu züchten, sondern alles im großen Stil aufzuziehen. Das Buch von Silver Haze ist ein Must, sowohl für den Züchter, der vieles daraus lernen kann, als auch für die Verbraucher, die sich dessen bewusst werden, dass es absolut nicht selbstverständlich ist (im Moment…), dass man in den Coffeeshops ein paar Gramm Cannabis vollkommen legal kaufen kann. Soft Secrets hat den Autor interviewt, der in der Zwischenzeit aus dem Sektor ausgestiegen ist, jedoch ausreichend Gründe dafür hat, seine wahre Identität zu verheimlichen. Er büßt wegen einer Verurteilung noch immer seine Schuld gegenüber der Justiz ab und zieht es vor, die Polizei in diesen Bekenntnissen nicht ermitteln zu lassen. Die Realität ist auf jeden Fall oft weit weniger romantisch, als man sich das vorstellen kann und auch für einen großartigen Züchter gilt der Spruch: Es ist ein hart verdientes Brot.

Beginnen wir mit einer Klischeefrage: Weshalb dieses Buch?

„Dafür gibt es verschiedene Gründe. Es hat alles damit begonnen, dass ich unter der Wirkung von ein paar Joints und einem Umtrunk einer Gruppe von Bekannten erzählt habe, welche verrückten und manchmal traurigen Geschichten man erlebt, wenn man in diesem Sektor arbeitet. Natürlich habe ich Geschichten erzählt, die die Leute nicht jeden Tag hören und man sagte mir, dass ich sie aufschreiben sollte. Ich ließ diese Idee vorerst in Schwebe. Da ich kein Schriftsteller bin, ließ ich es blieben. Doch dann dachte ich: Warum nicht, ich habe tatsächlich etwas zu erzählen und mein Standpunkt in dieser Angelegenheit wurde noch niemals erzählt, so habe ich mich an den Computer gesetzt und habe die Geschichten nacheinander aufgeschrieben. Bereits während ich schrieb, war ich immer mehr davon überzeugt, dass meine Erzählung wirklich lehrreich sein könnte. Obwohl ich kein Moralist bin, wollte ich auf jeden Fall eine Art Abschreckung einbringen, die man folgender Maßen zusammen fassen könnte: „Nicht handeln, ohne vorher nachzudenken”.

Wie hast du begonnen?

„Natürlich erkläre ich das auch im Buch. Tatsächlich hat es sich so zugetragen: Wir sprechen über die Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, als der Gulden noch ein Gulden war. Ich arbeitete auf dem Fleischsektor und belieferte vor allem Restaurants. Ich hatte viele Chinesen als Kunden. Es war kein schlechter Job, doch auch von den Chinesen durfte man sich nicht zu viel erwarten. Die Spanne war beschränkt, man musste immer ein Extra hinzufügen. Oftmals musste ich mehr als 10 Stunden am Tag schuften. Angesichts der Tatsache, dass meine Kunden mir immer weniger und mit immer größerem Verzug bezahlten, musste auch ich mit dieser Differenz ein wenig als Bank arbeiten, wobei ich natürlich ich keine Zinsen verlangen konnte. Als ein großer Kunde in Konkurs ging, ahnte ich, dass alle schlecht enden würde”.

Hast du in diesem Moment Cannabis in Erwägung gezogen?

„Mehr oder weniger zufällig, beziehungsweise sollte es so geschehen. Eines morgens, als ich einem Kunden Fleisch liefern sollte, hatte dieser Verspätung. Ich bin kein Mensch der gerne still steht, also habe ich eine Runde gedreht. Ich sah eine beleuchtete Auslage und darüber die Aufschrift: „Growshop”. Ich war neugierig und dachte: Was für ein Geschäft das wohl sein mag? Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass es Cannabis gab, hatte aber keine Vorstellung von all dem, was dahinter steckte. Ich betrat dieses Geschäft vollkommen ahnungslos und begann, mit einem netten Typen zu sprechen, der einen Joint im Mund hatte und mir alles erklärte. Ich erhielt auch einen Haufen Broschüren mit Informationen, die ich an diesem Abend sehr aufmerksam las”.

Hast du sofort beschlossen, dich in diesen Bereich zu stürzen und im großen Rahmen zu züchten?

„Eigentlich ja. Ich bin kein Idealist, was Cannabis angeht. Was ich sagen möchte, man kann es kaufen, rauchen und besitzen. Für mich war es nur eine allgemeine Tatsache. Ich betrachtete es als ein Geschäft, man muss sich keine Maske aufsetzten. Natürlich wusste ich, dass viele kleine Züchter dies anders sehen, aber glaube mir: Viele kleine Züchter belieferten die großen Coffeeshops nicht. Und nebenbei: In diesem Growshop wurde nichts Illegales verkauft. Du hättest alles auch extra in einem Geschäft für Gartenbauartikel kaufen können. Ich bin ein Mensch der, wenn er etwas anpackt, es richtig anpackt. Daher wollte ich lieber sofort im großen Stil und nicht auf einem Dachboden züchten.

Lief alles sofort gut?

„Vom technischen Standpunkt her lief es wunderbar, weil wir – in der Zwischenzeit hatte ich einen Partner gefunden – die Tätigkeit vom ersten Tag an gut organisiert haben. Es gab also ausreichend Platz, hervorragende elektronische Geräte, ein optimales Klima und am Zyklusende ein optimales Cannabis und einen schönen Bonus. Natürlich trifft man am Anfang auch auf Probleme, die man nicht bedacht hatte. Über das Züchten kann man alle nötigen Informationen finden. Doch das was dann wirklich geschieht, kann seltsame Überraschungen mit sich bringen. Ich glaube, dass ich, wenn die erste Ernte ein Misserfolg gewesen wäre, nicht in diesem Bereich weiter gemacht hätte. Ich hatte jedoch einen Freund, der über einen wunderschönen Raum verfügte. Eine gute elektrische Versorgung, ein perfekter Lufteinlass und alles über Computer gsteuert. Es war einfacher, als wir gedacht hatten”.

Hattest du niemals moralische Vorbehalte?

„Nein. Meiner Meinung nach war ich überhaupt kein Verbrecher im wahrsten Sinne des Wortes. Ich schadete keinem, der Strom und die Ausrüstung waren bezahlt und ich störte niemanden. Mein Gedanke war folgender: Überall finden sich Coffeeshops, in denen man Cannabis kaufen kann. Und alle Dinge, die nötig sind, um es zu produzieren, kauft man im Growshop. Auch wenn ich davon überzeugt war, dass man die Growshops besser Geschäft für Gartenbauartikel nennen sollte. Wir sprechen von den Jahren, in denen das Wort Cannabis weitaus weniger heikel war als heute. Damals konnte man einfach so mit einigen hundert Pflanzen auf dem Rücksitz unterwegs sein, ohne dass irgendetwas passiert wäre. Ich war fest davon überzeugt, dass alle diese Coffeeshops, die aus dem Boden sprossen wie Pilze, auch beliefert werden mussten. Es schien mit mir nicht sinnig, dass ein Coffeeshop mit fünf Pflanzen im Garen funktionieren sollte. Man kann es drehen und wenden wie man will: Irgendjemand muss das Cannabis produzieren, da es natürlich nicht vom Himmel fällt, auch wenn gewisse Leute sich so verhalten, als ob dem genau so wäre”.

Wie hast du es angestellt, Cannabis zu verkaufen?

„Zu Beginn wusste ich überhaupt nicht darüber. Als Fleischhändler hatte ich natürlich an so etwas noch nicht gedacht. Aber in einem Growshop konnte man ein bisschen reden und so gelangte man relativ leicht mit den Kunden in Kontakt. Und denke nicht, dass das alles nur schräge Individuen sind. Normaler Weise sind es anständige Personen, die nicht auffallen. Das gilt auch für die Strohmänner”.

Und du hast begonnen, die Zucht auch auf noch größerem Niveau zu betreiben?

„Natürlich. Für mich war das ein Geschäft. „Das grüne Gras“ nannte ich es manchmal. Um sich auszubreiten, benötigt man Plätze. Und es ist nicht leicht, gute Plätze zu finden. Erstens muss es ein Platz sein, der unbemerkt bleibt. Zweitens benötigt man einen Strohmann, das heißt jemanden, der als Gegenleistung für die Zurverfügungstellung eines Ortes einen Teil des Ertrages erhält und an deiner Stelle die Risiken auf sich nimmt. Ich lieferte und organisierte alles, von den Pflanzen bis hin zu den elektronischen Geräten und manchmal ging ich auch selbst gießen, auch wenn dies eigentlich die Aufgabe des Strohmanns war. Gewöhnlicher Weise geschah dies auf vollkommen automatische Weise. Learning by doing”.

Auch was die Menschen anbelangt, kann man schlussfolgern, wenn man das Buch liest

„Besonders was die Menschen anbelangt. Einer der Gründe, weshalb ich das Buch geschrieben habe ist, dass es unterhaltsam ist, über die verschiedenen Individuen zu erzählen, die man in dieser Welt antrifft. Sicherlich erzähle ich im Buch von den eher besonderen Menschen, denn es sind viele Personen, die problemlos eine Plantage betreiben. Du bezahlst sie, alle sind zufrieden und man sieht sich dann bei der nächsten Ernte wieder”.

Das ist die ideale Situation

„So sollte es laufen. Doch je mehr man sich vergrößert, desto schwieriger wird es, alles zu verwalten. Eines der kleineren Probleme wird in meinem Buch ausführlich erklärt, dies ist die Kurzfassung: Der stotternde Nachbar bietet eine Gartenhütte an einem wunderbaren Ort für ein paar tausend Gulden im Monat an. Alles in einer Ebene, keine Schnüffler oder Nachbarn, die neugierig schielen. Als alles in Ordnung war und wir alles anschließen wollten, stellte sich heraus, dass die elektronischen Geräte nicht bereit waren. Also musste in Eile und kreativ überlegt werden, denn bevor man auch nur merkt, hat man ein Vermögen verloren. Die Lösung war, einen Generator versteckt aufzustellen. Im Nachhinein klingt es lustig, doch damals hätten wir uns am liebsten die Haare gerauft”.

Je größer du wurdest, desto bekannter wurdest du natürlich

„Ja, ich habe niemals etwas über mein Cannabis erzählt doch trotzdem klopften mir die Leute plötzlich in der Bar auf die Schulter und sagten: „Du handelst mit Cannabis?”. „Woher wissen sie das”, habe ich mich gefragt. Aber andererseits: Man kann nicht züchten, ohne mit Menschen zu tun zu haben und die Leute reden viel”.

Und manchmal geht alles in Brüche

„Es ereignete sich eine Überschwemmung und es stand praktisch das gesamte Gebäude unter Wasser. Es handelte sich dabei um deine Schuld oder um einen Fehler des Strohmanns. So einen Posten zählst du dann einfach zu den Unternehmensschäden. Der Fall mit der Gruppe der echten Verbrecher, den Einbrechern, war problematischer. Das sind Leute, die eine Plantage beobachten und durch Löcher von außen im Auge behalten, wann das Cannabis geerntet werden kann. Mir ist es einige Male passiert, du bezahlst die Zeche. Die Ernte geht verloren, die Urheber des Schadens haben keine Spuren hinterlassen und als Cannabis-Züchter kannst du dich ja nicht an die Polizei wenden. Ein Mal ist es mir auch passiert, dass mir ein Strohmann mit einer Entschuldigung erklärt hat, dass die Ernte verschwunden sei und dann habe ich ihn mit einem funkelnagelneuen BMW gesehen”.

Was hast du dann gemacht?

„Ich war Kaufmann, ich habe niemals Gewalt angewendet. Ich habe diese Fälle auf sich beruhen lassen. Natürlich bin ich auch kein Waschlappen und wenn nötig, kann ich auch sehr drohend werden. Aber in Wirklichkeit war das nie nötig. Ich hielt mich an die Abmachungen und der Großteil der Leute, mit denen ich zu tun hatte, tat das Gleiche. Manchmal war es unerfreulich, dass Menschen, die ich als Freunde angesehen hatte, mich übers Ohr gehaut haben. Das ist traurig. Geld veranlasst die Menschen oft dazu, eigenartige Dinge zu tun”.

Und am Ende hast du dich erwischen lassen?

„Leider, ich habe mit dieser Tätigkeit gut gelebt aber irgendwann merkst du, dass man dir auf die Finger schaut. Heimlich, durch schöne Mädchen, die versuchen, dich in der Bar zum Reden zu bringen. Direkt auf eine Polizeisperre zuzusteuern ist ein Zeichen der Tatsache, dass du aufmerksam beobachtet wirst. Und als im Growshop, den ich häufig besuchte Mikrofone zum Abhören aufgestellt wurden, war alles zu Ende. Doch es waren schöne Jahre. Auch wenn mir in der Tat bewusst geworden war, dass man sich dabei sehr enggieren muss, so wie im Fleischhandel. Auch im Cannabishandel kommt das Geld nicht zufällig von irgendwo her, doch es ist mir gelungen, schöne Dinge zu tun. Ich bedauere es nicht, es fehlt mir aber auch nicht. Jeden Tag Geld wie Heu zu haben, die du für Trinken, Drogen oder Frauen ausgeben kannst kann auch langweilig werden. Oder du machst dich damit kaputt. Ich führe erneut ein ehrliches und viel stressloseres Leben. Und was mein Buch anbelangt: Es wurde bereits auf Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch übersetzt. Die Leute wissen auch dort, dass ein Mann des illegalen Verkehrs in diesem schrecklichen System immer zum Gespött der Situation wird”.

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