Breaking the Taboo

Soft Secrets
29 Mar 2013

2011 taten sich hoch angesehene ehemalige Politiker, Ex-Präsidenten und Geschäftsleute aus verschiedenen Ländern in der "Global Coalition on drug policy" zusammen, um den (inzw. 40jährigen) Krieg gegen die Drogen zu beenden - aber so ein Krieg ist dann doch viel leichter zu beginnen als zu beenden.


2011 taten sich hoch angesehene ehemalige Politiker, Ex-Präsidenten und Geschäftsleute aus verschiedenen Ländern in der "Global Coalition on drug policy" zusammen, um den (inzw. 40jährigen) Krieg gegen die Drogen zu beenden - aber so ein Krieg ist dann doch viel leichter zu beginnen als zu beenden.

2011 taten sich hoch angesehene ehemalige Politiker, Ex-Präsidenten und Geschäftsleute aus verschiedenen Ländern in der "Global Coalition on drug policy" zusammen, um den (inzw. 40jährigen) Krieg gegen die Drogen zu beenden - aber so ein Krieg ist dann doch viel leichter zu beginnen als zu beenden.

Eine neue Dokumentation macht derzeit im Internet die Runde – mit der Erzählerstimme von Hollywood-Star Morgan Freeman wird hier ein Tabu gebrochen. Das Tabu, den Krieg gegen die Drogen als gescheitert zu betrachten und nach neuen drogenpolitischen Wegen zu suchen. Wir haben hier einmal versucht, die interessantesten Informationen von „Breaking the Taboo“ so zusammenzufassen, dass eine kurze Chronologie des verlorenen Kriegs gegen die Drogen entsteht.

Im Juni 1971 erklärte US-Präsident Nixon den "totalen Krieg gegen den Staatsfeind Nummer eins": die "gefährlichen Drogen", obwohl eine von ihm beauftragte Kommission zu der Einsicht kam, dass es vernünftig wäre, Cannabis zu dekriminalisieren. Es war die Zeit der Hippies, der Anti-Kriegs-Bewegung (Vietnam) und der erblühenden amerikanischen Gegenkultur zum vorherrschenden Establishment und Nixon glaubte, für die schweigende Mehrheit des amerikanischen Volkes zu sprechen. Während der Vietnam-Krieg noch tobte, wurde bereits der nächste Krieg begonnen: Gegen die Drogen. Doch allein konnten die USA diesen Krieg nicht gewinnen - sie brauchten die Hilfe der ganzen Welt und überzeugten in der UNO fast alle Regierungen davon, dass es ein wichtiges internationales Ziel sei, Drogen weltweit und vollständig auszurotten. Dieses Ziel gelte es mit strengen Verboten und starker Repressionspolitik zu erreichen - eine entsprechende UNO-Resolution wurde verabschiedet, welche die internationale Drogenpolitik für Jahrzehnte bestimmte.

In den 80er Jahren erklärte der damalige US-Präsident Reagan "den nächsten Schritt": Eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber allen illegalen Drogen. Trotzdem stiegen Konsum und Verbreitung sogenannter "illegaler Drogen" kontinuierlich an. Das hatte man weder erwartet, noch war man darauf vorbereitet. Diese verfehlte Politik und die real existierende, große Nachfrage nach Kokain in den USA machte vor allem südamerikanische Drogenkartell-Bosse wie Pablo Escobar zu mächtigen Männern. Insbesondere in Kolumbien herrschte Escobar hinter den Kulissen mit einer Mischung aus Korruption und blutiger Gewalt - "a bribe or a bullet" (eine Bestechung oder eine Kugel) hatte er für alle, die ihm im Wege standen. So starben in manchen Jahren Zehntausende und an diesen Verhältnissen hat sich bis heute nicht viel geändert. Nach Escobars Tod traten andere an seine Stelle.

Auch in Mexiko scheiterten alle Versuche, mit groß angelegter militärischer Gewalt die Schmuggler-Kartelle zu vernichten. Unzählige zivile Opfer von Schießereien zwischen Polizei und Kartell sind die Konsequenz einer verfehlten Drogenpolitik, die nun langsam erkennen muss, dass mehr Gewalt nicht mehr hilft. Denn auch die mexikanischen Kartelle haben längst "ihre" Leute in der Politik, der Justiz und der Polizei. Den Bossen kann daher kaum etwas passieren - und so lange die Nachfrage besteht, werden auch weiterhin Drogen aller Art in das Land geschmuggelt, in dem (statistisch gesehen) pro Kopf weltweit die meisten Drogen konsumiert werden: "The Land Of The Free". In diesem Land leben weniger als 5 Prozent der Weltbevölkerung - aber fast ein Viertel aller Menschen, die weltweit eingesperrt sind, sitzen in US-amerikanischen Gefängnissen. Es ist eine riesige und zum Teil schon private Gefängnisindustrie entstanden - und wenn die Inhaftierten schließlich wieder freigelassen werden, sind sie von Sozialleistungen wie Wohngeld oder Sozialhilfe ausgeschlossen, während es ihnen gleichzeitig nahezu unmöglich ist, mit ihrer Vergangenheit einen anständigen Job zu kriegen. So landen sie dann oft wieder im Drogenhandel oder bei anderen illegalen Aktivitäten. Und möglicherweise bald wieder im Knast.

Übrigens: Auch in US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnissen sind Drogen verboten - und doch kann man sich hier (wenn man es sich leisten kann) so ziemlich alles besorgen. Das ist heute auch kein Geheimnis mehr - viel mehr ist unklar, warum eine Regierung, die das weiß, immer noch ernsthaft versucht, ein ganzes Land drogenfrei zu kriegen. Eigentlich sollten es die USA doch besser wissen – schließlich wurden hier schon Unsummen für Anti-Drogen- Kampagnen ausgegeben. Vom Hirn-simulierenden Spiegelei bis hin zur Devise „Drugs kill you!“ wurde alles probiert. Das Resultat war unerwartet – da ja bereits viele Leute die verschiedensten Drogen nahmen und nicht daran starben (sondern sie weiterhin nahmen), hatte die „Drugs Kill You“ Kampagne ein nachhaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Immer mehr Menschen begannen, die aufgestellten Behauptungen grundsätzlich zu hinterfragen – zumal hier Drogen aller Art auch gerne in einen Topf geworfen wurden. Ob Heroin oder Cannabis – alles war eine Droge, die Dich töten kann. Und man wusste, dass das nicht stimmt. So wurden Regierungsaussagen zum Thema Drogen immer weniger ernst genommen.

Heute wissen wir, dass weltweit etwa 230 Millionen Menschen regelmäßig Drogen konsumieren und dass 90 Prozent davon keine Probleme mit der Droge ihrer Wahl haben. Von den insgesamt 2,3 Millionen in den USA Inhaftierten sitzen 1,6 Millionen wegen Drogenvergehen ein - davon 1,3 Millionen lediglich für den Besitz und Konsum illegaler Drogen. Von diesen 1,3 Millionen sitzen mehr als 800.000 einzig und allein wegen Besitz von Cannabis im Gefängnis – das sind mehr als ein Drittel aller US-Gefangenen.

Dass es nicht soweit kommen muss, zeigt die Politik Portugals. Hier wurden 2001 alle Drogen entkriminalisiert – für Besitz allein kann man seit dem nicht mehr bestraft werden. Seit Drogenabhängigkeit in Portugal als medizinisches und nicht als strafrechtliches Problem gesehen wird, sinken hier die Drogenkonsumraten von Jahr zu Jahr. Noch 1997 war Drogenkriminalität in Portugal Staatsproblem Nummer eins – inzwischen liegt dieses Problem weit abgeschlagen auf Platz 30 der staatlichen Sorgen.

2011 kam die hochkarätig besetzte „Global Commission on Drug Policy“ zu dem Schluss, dass der „Krieg gegen die Drogen“ tatsächlich verloren ist und nie gewonnen werden kann. Es sei nun an der Zeit, neue Wege zu gehen – eine Botschaft, die von der internationalen Presse staunend verbreitet wurde. Das Tabu war gebrochen worden, auch wenn das Weiße Haus umgehend verlauten ließ, dass man nicht glaube, dass Legalisierung eine Lösung sei. Dabei haben erst unlängst zwei US-Staaten Cannabis legalisiert und auch viele lateinamerikanische Länder haben damit begonnen, ihre Drogenpolitik zu reformieren – darunter Mexiko, Guatemala, Costa Rica, Kolumbien, Equador, Bolivien und Argentinien. Es gibt also durchaus berechtigte Hoffnung, dass sich in den nächsten Jahren so einiges ändern wird.

Den ganze Film anschauen auf:

www.breakingthetaboo.info

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