„Es geht um mündige Menschen"

Soft Secrets
13 Mar 2013

Er ist im deutschsprachigen Raum eine einzigartige Institution: der Deutsche Hanfverband (DHV). Mit Sitz in Berlin agiert das kleine Unternehmen im Sinne der Re-Legalisierung der Cannabispflanze auf höchstem Niveau, seine drei Hauptkräfte, Geschäftsführer Georg Wurth sowie Maximilian Plenert und Denis Magnani, setzen sich unermüdlich für die Lobbyarbeit in Sachen Hanf- und Drogenpolitik ein. Wir haben mit Georg Wurth über den DHV, über die Entwicklung im deutschsprachigen Raum und über die aktuellen Ereignisse in Colorado und Washington gesprochen.


Er ist im deutschsprachigen Raum eine einzigartige Institution: der Deutsche Hanfverband (DHV). Mit Sitz in Berlin agiert das kleine Unternehmen im Sinne der Re-Legalisierung der Cannabispflanze auf höchstem Niveau, seine drei Hauptkräfte, Geschäftsführer Georg Wurth sowie Maximilian Plenert und Denis Magnani, setzen sich unermüdlich für die Lobbyarbeit in Sachen Hanf- und Drogenpolitik ein. Wir haben mit Georg Wurth über den DHV, über die Entwicklung im deutschsprachigen Raum und über die aktuellen Ereignisse in Colorado und Washington gesprochen.

Er ist im deutschsprachigen Raum eine einzigartige Institution: der Deutsche Hanfverband (DHV). Mit Sitz in Berlin agiert das kleine Unternehmen im Sinne der Re-Legalisierung der Cannabispflanze auf höchstem Niveau, seine drei Hauptkräfte, Geschäftsführer Georg Wurth sowie Maximilian Plenert und Denis Magnani, setzen sich unermüdlich für die Lobbyarbeit in Sachen Hanf- und Drogenpolitik ein. Wir haben mit Georg Wurth über den DHV, über die Entwicklung im deutschsprachigen Raum und über die aktuellen Ereignisse in Colorado und Washington gesprochen.

Was ist eigentlich der Deutsche Hanfverband? Was genau macht ihr und was wollt ihr?

Georg Wurth: Wir sind eine Lobbyorganisation für die Legalisierung von Cannabis. Wir sind kein Verein, sondern eigentlich eine Firma, und wir haben Mitglieder – Privatsponsoren werden die bei uns genannt –, die uns dafür Geld geben, dass wir für die Legalisierung arbeiten. Eine Menge Firmen aus der Branche sind auch dabei, Headshops, Growshops und so weiter. So hat das 2002 auch alles angefangen. Zuerst gab es nur die Firmenmitglieder, später kamen die Privatsponsoren dazu. Und es werden immer mehr, gerade bei den privaten Unterstützern ist die Kurve recht steil. Dieser stringente Zuwachs, den man auch auf unserer Website www.hanfverband.de nach verfolgen kann, gibt uns natürlich die Möglichkeit, in größerem Rahmen aktiv zu sein. Unser Ziel ist die vollständige Re-Legalisierung von Cannabis, auch und gerade als Genussmittel.

Wie in den USA gerade geschehen. Was kann man denn konkret tun, um die Re-Legalisierung der Hanfpflanze voranzutreiben?

Wurth: Das können immer nur einzelne Schritte sein, die wir machen. Da gibt es verschiedene Kampagnen, die wir immer wieder starten. Zum Beispiel zur erkennungsdienstlichen Behandlung bei Hausdurchsuchungen, zu Streckmitteln in Marijuana und so weiter. Darüber hinaus machen wir klassische politische Lobbyarbeit, sozusagen direkt am Politiker (grinst). Einerseits realisieren wir das durch Gespräche mit Politikern, die unserem Ansinnen wohlgesonnen gegenüberstehen, außerdem können wir regelmäßig im Bundestag unsere Themen anbringen. Ich werde zu drogenpolitischen Anhörungen als Sachverständiger zum Themenkreis Cannabis bestellt, wir hatten eine überaus gut frequentierte Petition zur Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten am Start, ich war bei Angela Merkel zum Zukunftsdialog, woraufhin der DHV sogar im Spiegel erwähnt wurde. Du siehst: Es passiert eine ganze Menge.

Allerdings, siehe auch die Vereinigten Staaten. Wie beurteilst du die Legalisierung in Teilen der USA? Stichwort Colorado und Washington: Kann die Veränderung in diesen Staaten auch für Deutschland und den Rest der Welt von Wert sein?

Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband glaubt, dass in Zukunft noch so einiges in Sachen Legalisierung geschehen wird.
Wurth: Auf jeden Fall. Ich bin mir sehr sicher, dass das in der internationalen Debatte große Wellen schlagen wird. Wir benötigen einfach ein Vorzeigeprojekt, weil ja überall anders Hanf verboten ist. Außerdem geht es um die internationalen Verträge, nach denen Cannabis zusammen mit den anderen verteufelten Drogen illegal zu sein hat, um es so auszudrücken. Diese Verträge werden häufig als Argument herangezogen, es wird begründet: „Wir können nicht legalisieren, weil das gegen die Verträge verstoßen würde.“ Nun ist es besonders interessant, dass mit Colorado und Washington zwei Staaten sogar noch über den holländischen Status hinaus gehen. Wir wissen: In den Niederlanden ist Cannabis nicht legal, sondern die Abgabe und der Besitz geringer Mengen werden lediglich geduldet. Daher sind die beiden US-Staaten mit ihrer vollständigen Re-Legalisierung da durchaus einen gewaltigen Schritt weiter gegangen. Ein zweiter Punkt ist, dass die internationale Cannabis-Prohibition einst von den USA ausgegangen war, die USA sind schließlich das Mutterland der Prohibition. Und diese Prohibition wurde und wird mit immenser wirtschaftlicher und militärischer Macht umgesetzt. Dass hier zwei Bundesstaaten aus der Reihe tanzen und damit die USA das erste Land der Welt sind, in dem nach der Prohibition Cannabis wieder jenseits der Betäubungsmittelverordnungen etabliert wird, ist ganz besonders beachtenswert. Übrigens steht auch der südamerikanische Staat Uruguay kurz vor einer Legalisierung. Alles in allem sehr erfreuliche Entwicklungen.

Wie siehst du denn die Entwicklung in Deutschland voranschreiten? Wie sieht es in den Köpfen der Menschen aus? Hat sich da was verändert?

Wurth: Oh ja, es hat sich eine Menge getan. Viel mehr Leute trauen sich mittlerweile, überhaupt das Thema Cannabis anzusprechen. Es ist merklich, dass sich hier allmählich ein Tabu auflöst. Die Entkriminalisierung von Cannabis findet jährlich mehr Befürworter. Wir haben eine Emnid-Umfrage gemacht und gefragt, was die Leute von der Cannabispolitik halten. Ergebnis der Umfrage war, dass eine Mehrheit der Menschen für einen liberaleren Umgang mit Cannabis ist. Das ist erfreulich, und wir sehen unsere Mission gedeihen. Mit den aktuellen Geschehnissen in den USA und in Uruguay wird der Hanf den Menschen im Idealfall noch ein wenig vertrauter werden. Aus Amerika werden ja auch immer wieder gerne Trends übernommen, das könnte der Cannabispflanze auch hierzulande ein verbessertes Image bescheren. Wir werden abwarten müssen, aber ich bin der Überzeugung, dass sich vieles zum Positiven wenden wird, ganz besonders in den Köpfen der Menschheit.

Wie kann man solche Menschen letztlich überzeugen, denen Amerika zu weit weg ist?

Wurth: Das funktioniert nur mit Argumenten und Durchhaltevermögen. Wir müssen immer wieder alle Versuche unternehmen, die Gesellschaft drogenpolitisch zu bilden. Deshalb habe ich auch vor Jahren mit Steffen Geyer ein Buch zum Thema Cannabis geschrieben, das nennt sich Rauschzeichen und wurde von uns für ganz normale Leute verfasst. Rauschzeichen klärt über alle Aspekte der Hanfpflanze auf. Damit wollen wir den Menschen die Angst nehmen, die sie vor Cannabis haben. Lobbyarbeit funktioniert aber nicht nur über Bücher, sondern vor allem mit stetiger Arbeit. Wir bringen zum Beispiel Flyer, Plakate und andere Materialien unters Volk, die sogar den Ottonormalverbraucher erreichen. Denn der ist über unsere eigentlichen Kanäle, die zumeist unsere Sympathisanten kennen, nicht ansprechbar. Aber lass uns dazu auch noch mal das Stichwort USA aufgreifen, denn das ist auch ein entscheidender Faktor: Die wirtschaftliche Situation der beiden Staaten wird sich mit Sicherheit deutlich verbessern. Davon ist auszugehen. Denn es wird jede Menge Geld eingenommen, was vorher an die Mafia ging, auf der anderen Seite werden gewaltige Summen eingespart, weil Konsumenten nicht mehr verfolgt werden, weil kein Geld mehr für Repression aufgewendet werden muss. Auch das ist eine Tatsache, die möglicherweise Eindruck auf Europa machen könnte.

Um die Menschen zu erreichen, braucht ihr also die Medien. Welche Medien nutzt der DHV, um Lobbyarbeit für die Re-Legalisierung zu leisten? Sprich: Wo findet man euch?

Wurth: Wir haben natürlich unsere Website www.hanfverband.de, die gut frequentiert ist, wir sind auf Facebook sehr aktiv, und auf youtube sind wir natürlich auch zu finden. Wir nutzen alle Medien, die für uns erreichbar und sinnvoll sind. Werbung in den klassischen Medien des Mainstreams können wir uns noch nicht großartig leisten – ein Werbespot fürs konventionelle TV würde mal eben unser Jahresbudget verbrennen. Aber trotzdem wächst die Zahl unserer Sympathisanten, Freunde, Förderer und Sponsoren stetig. Und wer weiß wo wir in ein, zwei Jahren stehen? Der Trend ist ein äußerst positiver.

Was ihr besonders benötigt, man höre und staune, ist Geld. Auch bei Lobbyisten der Cannabisbewegung ist eben ohne Moos nix los. Nur mit finanziellem Aufwand ist eine Organisation wie der DHV überhaupt zu schultern.

Wurth: Ganz genau. Es klingt immer blöd und unidealistisch, nach Geld zu rufen. Aber es funktioniert in dieser Welt nun mal nicht anders. Wir investieren alles in die Legalisierungsarbeit, rufen alle möglichen Kampagnen ins Leben, konzipieren, entwerfen und drucken Medien, betreiben eine aufwendige Internetpräsenz – und das kostet alles Geld. Wir unterhalten ein Büro, beschäftigen Menschen mit der Lobbyarbeit und allem anderen, was da drum herum eben so notwendig ist. Für alles das brauchen wir nun mal die finanziellen Mittel. Wer genau wissen möchte, was wir im ganzen so anstellen und welche Projekte wir aktuell und in der Vergangenheit an den Start gebracht haben, der kann das alles auf unserer Website nachlesen und in Ruhe anschauen. DHV-Sponsoren erfahren in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel im Rahmen interner Treffen, wofür genau die gesponsorten Summen ausgegeben werden. Nämlich immer nur für Legalisierungsbemühungen. Als Hanfverband sind wir übrigens der erste professionelle Verband im deutschsprachigen Raum, der sich mit dieser Lobbyarbeit befasst.

Warum habt ihr euch eigentlich explizit auf den Hanf spezialisiert? Es gibt doch auch andere psychoaktive Drogen, die der Illegalisierung zum Opfer gefallen sind, und deren Freigabe genauso eine Lobby braucht.

Wurth: Wir verschweigen das natürlich nicht, und ich bin selber genau deiner Meinung. Deshalb engagiere ich mich auch im drogenpolitischen Netzwerk Schildower Kreis (ein Verband von Akademikern, die sich für eine bessere Drogenpolitik engagieren; Anm. d. Red.), der sich mit der Politik um alle psychoaktiven Substanzen beschäftigt. Dass wir den Hanfverband gegründet haben, liegt in der Tatsache begründet, dass wir der Ansicht sind, eine echte Chance zu haben, professionell zu arbeiten, wenn wir uns fokussieren. Das bedeutet nicht, dass Aktivisten oder Institutionen, die für die Freigabe aller Drogen arbeiten, unprofessionell sind oder weniger Chancen hätten, erfolgreich zu arbeiten. Das bedeutet für uns ganz speziell, dass wir mit einem Hanfverband die reelle Möglichkeit sehen, etwas verändern zu können – und zwar zu Lebzeiten. Ich denke, es gibt deutlich mehr Menschen, die sich mit einer Freigabe von Cannabis anfreunden könnten, als solche Leute, die für die Legalisierung aller Drogen sind. Ich selber bin natürlich für die Legalisierung aller Drogen und im DHV befassen wir uns mit drogenpolitischen Fragen. Das sind nicht immer nur spezifische Hanfthemen.

Also ist der Hanfverband generell für eine menschlichere Drogenpolitik, auch wenn es nicht speziell um Cannabis geht?

Wurth: Auf jeden Fall. Von dieser sogenannten Trennung der Märkte, die von manchen proklamiert wird, halte ich nichts. Wir müssen letztlich alles legalisieren und auf den mündigen Menschen bauen. Das ist es doch, worum es geht. Wieso sollen Politiker mir erlauben können, Alkohol zu trinken, aber gleichzeitig verbieten, Cannabis zu konsumieren. Das ist doch völliger Unsinn. Und das gilt prinzipiell für alle Drogen. Dennoch konzentriere ich mich als Hanfverband auf Cannabis, das ist nämlich genau das, wofür ich von den Sponsoren, bezahlt werde.

Auf eurer Website geht’s zum Teil aber auch um andere Substanzen.

Wurth: Ja, zum Beispiel in unserem Kurznewsletter. Da beleuchten wir die legalen Drogen wie Alkohol und Tabak und die gesamte EU-Drogenpolitik genauso, wie die relevanten Hanf-Nachrichten. Drogenpolitik ist etwas, das ganzheitlich gesehen und verstanden werden muss. Deshalb engagieren Maximilian Plenert und ich uns ja auch im Schildower Kreis. Es geht ja um das Recht auf Rausch und den Umgang mit der Rauschkultur im Allgemeinen. Und das schließt letztlich alle Drogen mit ein. Der Mensch muss doch selber entscheiden können, welche Substanzen er nehmen möchte und welche nicht. Außerdem müssen zu diesem Thema verschiedene Blickwinkel eingenommen werden. So kostet das Verbot von, zum Beispiel, Heroin mehr Menschenleben als das Verbot von Cannabis.

Georg Wurth und Soft-Secrets-Redakteur Markus Berger im Gespräch.

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass der Hanf von den Menschen eher eine Chance auf Akzeptanz erfährt als andere Substanzen?

Wurth: Das könnte zum Beispiel an der medizinischen Verwendbarkeit des Cannabis liegen bzw. daran, dass zur medizinischen Verwendbarkeit in den letzten Jahren recht vieles publik geworden ist. Auch andere Drogen haben medizinische Qualitäten. Aber beim Hanf spricht es sich allmählich herum. Zum anderen gibt es, verglichen mit anderen Drogen, viel mehr Menschen, die Konsumerfahrung mit Cannabis haben. Und es werden immer mehr. Das dürfte auch ein ausschlaggebender Faktor sein.

Wie können die Leute dem Hanfverband helfen?

Wurth: Natürlich, indem sie bei uns mit einsteigen und Mitglied werden. Wer aber dafür das Geld nicht hat – übrigens ist der Jahresbeitrag für Privatsponsoren nicht gerade üppig –, der kann uns im ideellen Sinne unterstützen. Auf Facebook liken, unsere youtube-Videos schauen, unsere Website und den Shop besuchen, im DHV-Forum aktiv werden, Flugblätter verteilen, einfach vom DHV erzählen oder auch sonst wie in der Bewegung der Hanflegalisierer aktiv sein. Es ist ja schließlich nicht nur die Arbeit wichtig, die der DHV macht, sondern generell alle Legalisierungsarbeit.

Hast du noch ein abschließendes Statement für unsere Leser?

Wurth: Die schlimmste Nebenwirkung ist die Strafverfolgung.

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