Zu lang gegrowt und falsch gelagert?!

Soft Secrets
24 Jul 2017

Mangelnde Geduld zahlt sich selten wirklich aus – vor allem beim Cannabisgrowing. Wer es partout nicht abwarten kann und sein Cannabis zu früh erntet oder die geernteten Blüten nicht lange genug trocknen und ruhen lässt, der wird keine große Freude am Endprodukt haben. Ein ganzer Grow kann durch ungeduldiges Verhalten mehr oder weniger zunichte gemacht werden. Was aber, wenn man die andere Seite der Medaille beschwört und seine Pflanzen zu lange unter Licht oder Sonne stehen lässt bzw. seine Blüten zu lange und eventuell noch falsch lagert? Wir schauen es uns in diesem Artikel an.


Das Gras wird davon jedenfalls nicht gerade besser – ganz im Gegenteil. Wenn Cannabispflanzen zu lange in Kultur gehalten, also im Zuge des Reifungsprozesses der Blüte nicht rechtzeitig geerntet werden, beginnen die Cannabinoide, sich umzuwandeln. Und das begehrte Tetrahydrocannabinol, das ist der hauptwirksame Inhaltsstoff der Hanfgewächse, besser bekannt unter seinem Kürzel THC, verwandelt sich in die wesentlich schwächere Verbindung Cannabinol (CBN).

Das gleiche geschieht übrigens mit geerntetem Material. Sobald Cannabisblüten von der Pflanze geschnitten sind, beginnt auch schon der Umwandlungsprozess und Abbau bzw. Umbau der Inhaltsstoffe. Deshalb ist es von äußerster Relevanz, das Gras korrekt zu lagern, damit es auch im Verlauf mehrerer Wochen oder gar Monate nicht verdirbt. Dabei sind es verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass Cannabispflanzen bzw. deren wertvolle Inhaltsstoffe einem Degradierungsprozess unterliegen und nach und nach geradezu verderben.

Der richtige Erntezeitpunkt

In der Cannabiskultur geht es deshalb immer um den korrekten Zeitpunkt der Ernte. Um potentes Weed zu produzieren, muss man genau das richtige Zeitfenster finden: Die Pflanzen bzw. Buds sollten komplett ausgereift, aber eben nicht überreif sein, damit der möglichst maximale Level an THC bzw. Cannabinoiden in den Blüten vorhanden ist. Geht es um die Lagerung geernteten Weeds, sind ebenfalls die Umgebungsfaktoren von Wichtigkeit.

In der frischen Pflanze und auch in geerntetem Gras liegt ein Großteil des THCs noch in seiner Säureform vor (kurz THCS bzw. aus dem Englischen THCA, wobei das A für Acid, also Säure, steht). Diese THC-Säure weist keine psychoaktiven Eigenschaften auf, sondern muss durch einen Vorgang, der sich Decarboxylierung nennt, in das aktive THC umgewandelt werden.

Bei der Decarboxylierung, die durch Licht und Wärme angeregt und eingeleitet wird, spaltet sich ein Kohlenstoffdioxid-Molekül von der jeweiligen chemischen Komponente (in diesem Fall der THC-Säure) ab, wodurch dann ein neuer Stoff entsteht. Im Fall der THC-Säure ist das das psychoaktive THC, im Falle von CBD-Säure das Cannabidiol (CBD) und so weiter. [bsa_pro_ad_space id=16] Werden die Inhaltsstoffe der Cannabispflanze jedoch zu lange decarboxyliert, passiert ebenfalls ein Umbauprozess, der allerdings dazu führt, dass das aktive THC in das deutlich weniger potente Cannabinol (CBN) umgewandelt wird.

Das selbe gilt übrigens für die ebenfalls im Hanf anwesenden Terpene. Auch diese Stoffe, die die Wirkung von Cannabis maßgeblich beeinflussen, unterliegen bei zu langer oder falscher Lagerung einem Umbauprozess – auch diese Stoffe verlieren an Potenz, was die Gesamtwirksamkeit der Grasblüten gleichfalls negativ beeinflusst. Growexperte Philip Adams beschreibt in einem seiner Bücher für Cannabisgärtner die Unterschiede zwischen früh und spät geernteten Hanfblüten: „Cannabis, das früh geerntet wird, hat einen milderen Geschmack und eine mildere Wirkung (…).

Je später Cannabis geerntet wird, desto ausgeprägter ist sein Geschmack und desto stärker und lähmender seine Wirkung‟. Erfahrene Grower „beginnen erst mit der Ernte, wenn bereits zwei Drittel der Blütenstempel rot sind‟ (aus dem Buch „Weedology‟). Nützliche Anzeichen für den korrekten Erntezeitpunkt sind rote bis dunkelrote Blütenstempel, eine Verbreiterung des Hauptstengels, angeschwollene Blütenkelche, vergilbendes Blattwerk sowie bernsteinfarbene Harzdrüsen, die man am besten mit einer guten Lupe untersucht.

Temperatur, Licht und Luft

Wird Weed gelagert, so gelten dieselben Voraussetzungen und Regeln, denn auch bei geernteten Blüten verändern sich die Wirkstoffprofile durch äußere Einflüsse wie der oben erklärten Decarboxylierung. Bewahrt man sein Gras in hellen Gläsern an der Sonne auf, so wird nicht nur die Konsistenz der Marijuanablüten sich verändern – das Gras verliert seine Fluffigkeit, es wird trocken, geradezu knusprig, im Rauch kratzig und unangenehm –, auch die Wirkstoffe unterliegen dann dem Veränderungsprozess, wobei das THC, wie bereits erwähnt, zum nur leicht psychoaktiven CBN umgebaut wird. Solches Weed schmeckt dann ganz scheußlich, verursacht zuweilen Kopfschmerzen beim Rauchen, und es törnt natürlich bei weitem nicht mehr so, wie der Cannabisliebhaber es sich wünscht.

Um diese Probleme erst gar nicht zu bekommen, empfiehlt es sich, das Marijuana in luftdicht verschließbaren, idealerweise dunklen Gläsern aufzubewahren (in Braunglas oder anderem dunklen Buntglas) und an einer kühlen und dunklen Stelle zu lagern, zum Beispiel im Kühlschrank, im kühlen Keller oder an anderen geeigneten Orten. Frisch eingelagertes Weed in luftdichten Gläsern sollte in den ersten zwei Wochen jeden Tag für etwa 10 bis 15 Minuten gelüftet werden (Glas aufschrauben), damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Wer sein Gras im Kühlschrank aufbewahrt, der kann zur Not auch auf das Braunglas verzichten und z. B. normale Einmachgläser verwenden.

Aber Vorsicht: Zuviel des Guten, in diesem Fall der Kälte, ist für Grasblüten auch nicht das Nonplusultra. Wird Cannabis nämlich beispielsweise in der Kühltruhe gelagert, kann sich der Vorteil der Kühlung ins Gegenteil verkehren: Durch den Einfluss der bei diesen geringen Temperaturen ansteigenden relativen Feuchtigkeit können die Harzdrüsen der Blüten (Trichome genannt) abbrechen; Gras, das nach der Aufbewahrung im Eisschrank bei Raumtemperatur wieder aufgetaut wird, kann außerdem dazu neigen, eine matschige Konsistenz anzunehmen. Die optimale relative Feuchtigkeit für die Lagerung von Gras liegt bei ungefähr 60 Prozent.

Generell kann festgehalten werden, dass Marijuana bei Temperaturen unter Raumtemperatur (unter 21 Grad Celsius) gelagert werden sollte. Im Kühlschrank bei etwa 7 Grad kann Gras in luftdicht verschließbaren Gefäßen auch für längere Zeit aufbewahrt werden. Die Tiefkühltruhe, in der etwa minus 18 Grad herrschen, ist kein wirklich geeigneter Ort, um geerntetes Cannabis zu verwahren. Ein gegenteilig geartetes Extrem beeinflusst die Potenz des Marijuanas ebenfalls negativ und kann es gar vollständig un(b)rauchbar machen: die nicht sachgemäße Trocknung von Blüten nämlich. Wer nicht die notwendige

Geduld mitbringt und seine Blüten in zu feuchtem Zustand in die Lagerung gibt, der riskiert, dass das Gras von Bakterien befallen wird und überdies zu schimmeln beginnt. Dann muss sich der Grower auch keinerlei Gedanken mehr über eine etwaige Umwandlung der Cannabinoide und Terpene machen; denn dann kann er oder sie das mühsam gezogene Produkt direkt in die Mülltonne klopfen. Und das wäre mehr als schade um das Marijuana und um die vorangegangene Arbeit, die der Cannabisgärtner in seine Plantage gesteckt hat.

Merke: Der Einfluss von Licht, insbesondere von UV-Licht, und Sauerstoff lässt die Qualität der Cannabisblüten rapide abnehmen, weshalb darauf geachtet werden sollte, das beides nicht im Übermaß Einfluss auf unsere Ernte nehmen kann. Deshalb bewahrt der vorsichtige Grower sein Weed an einem dunklen und kühlen Ort, idealerweise in einem luftdicht verschlossenen Behälter auf.

Prinzip der Wirkstoffumwandlung nutzen

Die durch den Prozess der Decarboxylierung angestoßene Umwandlung der Cannabiswirkstoffe kann man sich aber als Grower durchaus auch zunutze machen. Denn auch in geerntetem Marijuana liegt ein Teil des gewünschten THCs in seiner Säureform (Carbonsäure) vor. Um das Gras also wirksamer zu machen, als es nach der Ernte ist, kann man die Decarboxylierung auch künstlich herbeiführen, um anschließend potentere Blüten zu erhalten. Dafür stellt man das Weed einfach ein paar Minuten in den Ofen – 10 bis 15 Minuten bei 100 Grad genügen in der Regel.

Ein Backofenthermometer, das für wenige Euros in jedem Supermarkt zu erwerben ist, gibt Auskunft über die tatsächliche Hitze, die auf die Blüten einwirkt. Denn auch bei dieser Maßnahme gilt: Zu viel der Wärme bzw. ein zu langes Erhitzen des Marijuanas baut das THC ab, trocknet das Gras aus und macht damit das leckere Cannabisprodukt kaputt. Wer auf Nummer sicher gehen will, der lässt seinen Grasblüten die reguläre Zeit zum Trocknen, ohne den Ofen zu verwenden.

Denn die Aktivierung der Cannabinoide mittels Wärme kann rasch die anwesenden Terpene abbauen und somit zerstören, was wiederum in einer Veränderung der Wirksamkeit des Cannabis gipfelt. Dr. Franjo Grotenhermen, Mediziner und Experte für Cannabis als Medizin, gibt folgende Hinweise: „In einer umfangreichen Untersuchung in den Siebziger-Jahren wurde bei der Lagerung von geernteten Hanfblättern im Trockenen und Dunkeln bei einer Temperatur von 5 Grad Celsius innerhalb von 47 Wochen eine Abnahme des THC-Gehalts von nur 7 Prozent ermittelt.

Bei einer Lagerung bei Raumtemperatur (20 Grad) stieg diese Quote auf 13 Prozent. Bei zusätzlichem Lichteinfall vergrößerte sich der Verlust um nahezu das Dreifache auf 36 Prozent. In fein pulverisiertem Material werden die Cannabinoide schneller abgebaut als in grob gerebeltem. Dies wird bei fein pulverisiertem Material auf die Zerstörung der Drüsenkammern zurückgeführt, in denen sich die Cannabinoide befinden und als natürlicher Schutz wirken. Als unversehrtes Kraut (Blüten) hält sich Cannabis sehr gut, da die Drüsenkammern noch intakt sind‟ (aus dem Buch „CBD – Cannabidiol‟).

Gras präparieren?

Einem dieser Punkte sollte weitere Beachtung geschenkt werden, nämlich der Präparation von Marijuanablüten. Diese werden idealerweise in Form der naturgegebenen Buds gelagert und nicht etwa in gegrindetem, also in zerkleinertem, granuliertem Zustand. Wird Cannabis zur Aufbewahrung im voraus zerkleinert, dann entschwinden die flüchtigen Terpene. Damit wird, wir hatten es weiter oben bereits angesprochen, auch die Wirksamkeit des Marijuanas beeinträchtigt, weil den Terpenen eine nicht zu unterschätzende synergistische Aktivität innewohnt.

Summa summarum kann festgehalten werden, dass die Qualität gegrowten Weeds maßgeblich vom richtigen Erntezeitpunkt und von der anschließenden Lagerung beeinflusst wird. Unter Berücksichtigung der in diesem Artikel genannten Gesichtspunkte kann mit wenig Aufwand ein qualitativ hochwertiges Produkt hergestellt werden.

Text: Markus Berger

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