Wieviel Wasser gehört in die Luft?

Soft Secrets
19 Jun 2019

Die beim Eigenanbau herrschende Luftfeuchte entscheidet wesentlich über die Ausbreitung von Schimmel, Feuchtigkeit liebenden Schädlingen und nicht zuletzt über die Frage, wieviel Wasser die Pflanzen aufnehmen können. Ein paar Regeln zur richtigen Luftfeuchte findet ihr auf dieser Seite.

Die Luftfeuchte - auch Luftfeuchtigkeit genannt - bezeichnet den Wasserdampf-Anteil am Gasgemisch der Luft. Beim Cannabis-Anbau wird auch oft von der „relativen Luftfeuchte“ gesprochen. Die relative Luftfeuchte gibt an, wieviel Wasser in der Luft ist - verglichen mit der maximalen Menge Wasser, die bei der vorhandenen Temperatur von der Luft gehalten werden kann. Ganz grundsätzlich gilt: Wärmere Luft kann mehr Wasser „halten“ als kältere Luft. Wenn man beim Anbau zu wenig auf die Luftfeuchte achtet und diese zu hoch ist, können Schimmel, Mehltau, Botrytis, Wurzelfäule u.ä. entstehen. Derartige Erreger fühlen sich alle in einer (zu) feuchten Umgebung wohl und schaden den Pflanzen oder lassen sie sogar absterben. Daher sollte immer eine sanfte Brise durch die Grow-Box wehen - beispielsweise dank einem oder mehrerer Schwenk-Ventilatoren. Insbesondere dort, wo Blätter und Pflanzen dicht an dicht stehen, sollte immer etwas Luftzug herrschen -eigentlich benötigen Cannabis-Pflanzen in allen Phasen ihres Lebens eine gewisse Luftbewegung durch Ventilatoren. Die Zuleitung von frischer Luft in die Grow-Box ist eh eine der besten Möglichkeiten die Luftfeuchte gezielt zu kontrollieren. Die beste Lösung ist meistens, die Abluft bis ganz nach draußen zu leiten. Die Frischluft sollte von einer anderen Stelle im Freien kommen, also eher möglichst trockene Umgebungsluft sein. Cannabis-Pflanzen benötigen in ihren jeweiligen Entwicklungsphasen recht unterschiedliche Luftfeuchten: Für junge Pflanzen (insbesondere Stecklinge) ist eine Luftfeuchte von 70 bis 80 Prozent optimal, in der Wachstumsphase sind es 50 bis 80 Prozent, in der Blüte-Phase 40 bis 50 Prozent und in den letzten zwei Wochen vor der Ernte sollte die Luftfeuchte deutlich unter 40 Prozent liegen. Junge Pflanzen und insbesondere Stecklinge brauchen einige Zeit, um ein eigenes Wurzelsystem auszubilden, mit dem sie Wasser aufnehmen können. Insofern sind vor allem frisch geschnittene Stecklinge stark davon abhängig, dass sie das benötigte Wasser aus der Luft über ihre Blätter aufnehmen können. Das funktioniert nur mit einer sehr hohen Luftfeuchte, denn mit der Luftfeuchte steigen auch die Chancen, dass die Steckis Wurzeln ausbilden und gut anwachsen. In der Wachstumsphase bilden Cannabis-Pflanzen viele Blätter und Zweige aus. Bis die Pflanzen ihre Wurzeln vollständig entwickelt haben, profitieren auch sie von einer erhöhten Luftfeuchte um die 65 Prozent. Die Pflanzen wachsen ganz grundsätzlich besser, wenn die Luftfeuchte bei gleichzeitig warmer Temperatur etwas höher ist, denn das imitiert einen frühen Sommer. Bleibt die Luftfeuchte während der Wachstumsphase bei gleichzeitig hoher Temperatur dagegen niedrig, führt das oft zu einem gesteigerten Höhenwachstum. Wieviel Wasser gehört in die Luft? Mit dem Beginn der Blüte-Phase sollte die relative Luftfeuchte in der Grow-Box auf unter 50 Prozent gesenkt werden. Einige Grower drosseln die Luftfeuchte sogar auf 30 Prozent oder noch weniger - spätestens, wenn der Erntezeitpunkt naht. Es kursiert in diversen Foren auch die Meinung, dass eine geringe Luftfeuchte die Pflanze in gewisser Weise stresst und sie so dazu anregt, (noch) mehr Harz zu produzieren. Es ist aber auch bei einer geringen Luftfeuchte wichtig, die Luftzirkulation in der Grow-Box aufrechtzuerhalten. In den letzten zwei Wochen vor der Ernte verwenden einige Grower daher gerne elektrische Luft-Entfeuchter, um die Luftfeuchte so weit wie nur möglich zu reduzieren. Alternativ dazu kann man auch mehrere oder stärkere Ventilatoren einsetzen und so die (Frisch-)Luftzirkulation erhöhen. Neuerdings kann man seine Grow-Box-Erträge auch noch weiter steigern, wenn man auf die Dampfdruckdefizit-Technik (Vapor Pressure Deficit / VPD) setzt. Das ist ein modernes Verfahren, mit dem optimale Temperatur- und Luftfeuchtesbedingungen ermittelt und realisiert werden, um höchstmögliche Erträge beim heimischen Anbau zu erreichen. Die Verwendung dieser Technik ist immer dann sinnvoll, wenn man perfekte Bedingungen in seiner Grow-Box hat und exakt wählen bzw. einstellen kann, welche Werte für Temperatur und Luftfeuchte zum Einsatz kommen sollen. Die Dampfdruckdefizit-Technik wurde bisher kaum praktiziert, da große Betriebe auf ein möglichst natürliches Klima angewiesen sind. Das gilt jedoch nicht für den Anbau in Innenräumen - hier ist es in letzter Zeit möglich geworden, die Umgebungsbedingungen mit immer größerer Präzision zu steuern und so lässt sich das Dampfdruckdefizit-Verfahren mittlerweile auch ganz praktisch nutzen. Online lassen sich bereits viele entsprechende Diagramme finden, die es einem erleichtern, das richtige Verhältnis von Temperatur und relativer Luftfeuchte zu ermitteln. Last but not least spielt die Luftfeuchte auch bei dem Trocknen eine wichtige Rolle - schließlich geben die Buds bis zu 75 Prozent ihres Erntegewichts in Form von Wasser während der Trocknung wieder ab. Im Dunkeln und bei einer Temperatur von maximal 30°C gelagert empfiehlt es sich, die Luftfeuchte eher niedrig (30 bis 40 Prozent) zu halten und die Buds immer mal umzuschichten, damit nach spätestens zwei Wochen alles perfekt getrocknet ist und man eine erste Kostprobe genießen kann.
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