Viele Thesen im Nebeldunst

Soft Secrets
25 Feb 2019

Warum produziert Marijuana THC?

Text: Robert B. Immer wieder kommt im Nebeldunst die Frage auf, warum Marijuana denn THC als den Stoff produziert, der uns high macht. Wilde Diskussionen werden geführt und viele können es einem genau erklären. Wer mal mit klarem Kopf Google fragt, der findet zumindest in deutscher Sprache nicht viele seriöse Berichte. Wer bereits recherchiert, der sollte erst einmal die Frage umformulieren: Warum produziert Marijuana Harz? In diesem Harz stecken die Cannabinoide und weitere Stoffe wie Terpene, Terpenoide und Flavonoide. All diese Stoffgruppen kommen zu gewissen Anteilen nicht allein auf oder in den Blüten und Blütenblättern vor. Einige dieser Substanzen gibt es als Spuren auch in den großen Blättern und Stängeln. Dabei gibt es einige Cannabinoide nur in bestimmten Entwicklungsstadien, weswegen unreife Marijuanapflanzen als Smoothie wieder eine andere medizinische Wirkung als die reifen Blüten haben. [caption id="attachment_7301" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst Unter Kunstlicht viele Harze auch ohne UV-Licht[/caption] Es gibt unzählige Pflanzen, die Terpene, Terpenoide oder Flavonoide produzieren, einige produzieren auch Cannabinoide. Aber nur unsere Lieblingspflanze produziert Cannabinoide samt dem entscheidenden THC in Massen. Warum macht sie das? Gängige Theorien lauten: - Cannabinoide schützen die reifende Pflanze vor Fressfeinden und Krankheiten - Harze werden verstärkt bei hohem UV-Licht ausgestoßen und schützen die Pflanzen - klebriges Harz hält den Pollen fest, der für die Bestäubung wichtig ist - die Pflanze muss ihre Energie irgendwo lassen - das klebrige Harz schützt vor Nässe und damit Blütenschimmel - auch für die Pflanze sind Cannabinoide gesund und stärken diese Vermutlich gibt es weitere Theorien, warum Marijuana so viel Energie aufwendet, um Harze zu bilden. Naheliegend ist, dass sie eine wichtige Funktion erfüllen. Ebenfalls denkbar ist, dass die Cannabinoide nicht eine, sondern mehrere Funktionen haben. Fraßfeinde: Vielen wurden schon die frischen Outdoor-Setzlinge von Hasen, Rehen oder auch Schnecken und anderem Getier niedergefressen. Das Problem gibt es auch bei anderen Pflanzen, dass vor allem die frischen und entscheidenden Triebe abgefressen werden. In dem Stadium, in dem Marijuana massiv Harze entwickelt, ist die Pflanze größer und nicht mehr ganz so zart, viele Fressfeinde würden ohnehin andere Nahrung suchen. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Harze unter anderem Fraßfeinde abhalten. Möglicherweise wird nicht allein das Blattgrün, sondern vor allem die Saat geschützt, die bei Vögeln dennoch extrem gefragt ist. Aber vielleicht gibt es andere Fraßfeinde, die abgehalten werden? Vielleicht konservieren die Harze auch die Samen, die damit besser über den Winter kommen? UV-Licht: Dieses ist für Pflanzen besonders dann gefährlich, wenn sie es nicht gewohnt sind. Wer unter Kunstlicht vorzieht und die Setzlinge raussetzt, der kann mit Pech beobachten, wie das komplette alte Laub weiß wird und eingeht. Die Pflanze treibt jedoch neu aus. Setzlinge haben noch keine starke Harzbildung, passen sich aber dennoch sehr schnell an das höhere UV-Licht an. Als erwiesen gilt, dass eine höhere UV-Konzentration die Harzbildung unterstützt. Es könnte sich also dennoch um eine Abwehr- oder Schutzwirkung handeln. Pollen festhalten: Wenn hier und da ein paar männliche Marijuanapflanzen stehen, dann gibt es auch genug Pollen. Dieser wird von den Blütenfäden eingefangen. Der Pollen keimt und befördert seine Erbanlagen durch den Pollenschlauch zum Gegenstück am Fruchtknoten, ein Samenkorn kann wachsen. Wenn von diesem Pollen jedoch nur sehr wenig in der Luft ist, dann wäre es möglich, dass die Harze diesen festhalten und bei genügender Berührung mit Blütenfäden an diese abgeben. Die Harztropfen oder Trichome sind definitiv klebrig, Staub und ähnliche Stoffe aus der Luft bleiben haften. [caption id="attachment_7302" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst Es sind bereits Cannabinoide in den Pflanzenteilen, aber wenige[/caption] Wenn die Blütenfäden nicht bestäubt werden, bilden sich die gefragten Sinsemilla-Blütenknollen. Diese bilden weitere Schübe von Blütenfäden und Blütenknollen aus, die bei einer genügenden Bestäubung nicht mehr entstehen würden. In dieser Phase werden zugleich viel mehr Harze gebildet, als wenn die Blüte bestäubt ist. Ob bestäubt oder unbestäubt, die Blüten sind getrocknet in etwa gleich schwer. Der Anteil von Harzen ist jedoch viel geringer, da die Samen einen großen Teil des Gewichts ausmachen. Es wäre also denkbar, dass die Harze auch die Funktion haben, Pollen festzuhalten, womit unbestäubte Pflanzen stärker harzen. Es macht also Sinn, in der Nähe seiner Pflanzung nicht eine einzige männliche oder zwitterige Pflanze zu dulden. Energie: Wird Marijuana nicht bestäubt, produziert es mehr Harze. Muss es möglicherweise mit der Energie irgendwo hin? Ist die erhöhte Produktion der Harze eine Art Katalysator? Diese haben eine oder mehrere Funktionen. Wenn die Pflanze einen Energieüberschuss hat, produziert sie einfach mehr Harze, auch wenn weniger bereits diese Funktionen erfüllen würden? Blütenschimmel: Dieser ist nicht nur outdoors ein massives Problem, welches bereits sicher geglaubte Ernten komplett vernichtet hat. Viele weichen nach solchen Vorfällen auf robustere Strains aus. Gerade Sinsemilla-Indica-Blüten sind ein richtiger Wulst, der im Innern schwitzt. Diese Feuchtigkeit kann nicht immer genügend austreten, es kommt zum Schimmel. Möglicherweise behindern die Harze ein Schimmeln? Wenn solch ein Schimmel auch in bestäubten Blüten zum Problem werden kann, wäre die Schutzwirkung aus Sicht der Pflanze sinnvoll, für unbestäubte Blüten jedoch unnütz. Gesundhaltung: Cannabinoide können bei richtiger Anwendung für Mensch, Tier und vermutlich auch die Pflanze gesund sein. Die unterschiedlichen Cannabinoide haben ganz verschiedene Eigenschaften. Sie können antibakteriell, gegen Pilzerkrankungen oder auch gegen Viren eine Wirkung entfalten. Viele kleine Fraßfeinde wie Raupen werden möglicherweise abgehalten, womit auch ein parasitärer Befall vereitelt wäre. Diese Schutzwirkung wäre also eine logische und damit naheliegende.

Weitere Gedanken

Das sind gewiss nur einige Gedanken, weswegen Marijuana Harz produziert und damit unseren Geist beflügelt und viele von uns gesund hält. Wie anfangs berichtet, produziert Marijuana und selbst THC-armer Faserhanf einen ganzen Wirkstoffcocktail. Für die Textilgewinnung scheint jedoch THC ein wichtiger Faktor zu sein, da die besten Textilpflanzen immer auch mehrere Prozent THC produzieren. [caption id="attachment_7304" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst THC-armer EU-zertifizierter Nutzhanf – harzt dennoch[/caption] Die unterschiedlichen Cannabinoide, Terpene, Terpenoide und Flavonoide haben also auch eine unterschiedliche Wirkung auf die Marijuanapflanze. Die stärksten Pflanzen passen sich über die Jahre ihrer Umgebung an. Naheliegend wäre also, dass verwilderter Hanf nach vielen Jahren eine Wirkstoffmatrix entwickelt, die den regionalen Bedingungen sehr gut entspricht. Je nach Boden, Wetter- und Höhenlage oder auch Lichtverhältnissen würden in ähnlichen Situationen möglicherweise auch sehr ähnliche Wirkstoffanteile entstehen. Dafür müsste es sich jedoch wirklich um verwilderten Hanf handeln, der über Jahrzehnte ungestört wächst. Wenn in der Region andere und vielleicht auch potente Sorten angebaut werden, verfälscht das die Ergebnisse. Es gibt aus diesen Gründen immer weniger Regionen mit wirklich ursprünglichem Marijuana. Wer die Eigenschaften der Cannabinoide, Terpene, Terpenoide und Flavonoide auf die Marijuanapflanze oder bei Futterpflanzen auf die Tiere kennt, der könnte glatt diese Erfahrungen in die Zucht von Nutzhanf und Faserhanf einfließen lassen. Denn die Pflanzen sind sehr vielseitig und werden auf ihren Verwendungszweck optimiert. Hanf für Saatgut, Biomasse oder Textilfasern kann sich deutlich voneinander unterscheiden. Am schönsten sind und bleiben jedoch unsere potenten Sinsemilla-Marijuanapflanzen. [caption id="attachment_7305" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst Gerade Jungpflanzen bräuchten Schutz gegen Fraßfeinde[/caption]

Wann ist THC erntereif?

Ein Großteil dieser Harze wird in den Trichomen gebildet. Es sind kleine Kügelchen auf kleinen Stielen. Mit sehr guten Augen oder einer Lupe kann man diese Trichomen sehen. Die Kügelchen sind zuerst transparent, werden dann milchig und bernsteinfarben. Es hat sich viel THC gebildet und ist passend reif. Wer lange wartet, der beobachtet, wie die Kügelchen immer dunkler werden, nicht mehr eine runde, sondern eingefallene Kugel bilden und irgendwann vom Stiel abfallen, womit Wirkstoff verlorengeht. An dem Peak-Punkt der bernsteinfarbenen Trichomen soll deswegen geerntet werden. Wer seine Pflanze kennt, kann auch abwarten, bis die Blüte für seinen Geschmack reif aussieht, um dann zu ernten. Der richtige Erntezeitpunkt kann auch eine Geschmacksfrage sein. Bei medizinischer Nutzung ist möglicherweise auch ein früherer oder späterer Erntezeitpunkt der bessere?

Die THC-Bildung steigern?

Erwähnt wurde bereits, dass etwas UV-Licht die Bildung von THC verstärken kann. Wer seinen Indoor-Garten um UV-Licht erweitern möchte, der sollte auf das sehr gefährliche UVC-Licht verzichten, welches auch die Pflanzen schädigen kann. Er soll sich auf Lichtquellen mit UVA und UVB beschränken, die es als Schwarzlichtröhren oder für Reptilien-Terrarien gibt. Diese Lichtquellen können mit vielleicht 10 bis 20 Watt pro m² für die letzten drei Blütenwochen getimt werden. Viele erklären, dass es die Bildung von THC und vermutlich auch anderer Cannabinoide fördert. [caption id="attachment_7306" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst Oder möchte Marijuana konsumiert werden?[/caption] Der perfekte Strain kann jedoch nur dann sein volles Potenzial entfalten, wenn er unter guten Bedingungen gedeiht. Hier meinen viele, dass sie noch dieses oder jenes Mittelchen verwenden müssen und viel auch viel hilft. Viele erfahrene Grower machen es inzwischen umgekehrt. Sie schauen nicht allein auf die Marken oder den Verwendungszweck, sie studieren die Inhaltsstoffe. Sie haben ihre Produkte gefunden. Ist eines nicht mehr erhältlich, können sie mit einem Blick auf die Inhaltsstoffe oft schon geeigneten Ersatz finden. Sie verwenden nicht viel, weil es so „günstig“ ist. Sie verwenden von vielen Düngern oder Boostern so wenig wie möglich und haben keine 20, sondern vielleicht nur vier Zusatzmittelchen neben den Basisdüngern im Programm. So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig wäre das Motto. Häufig haben gerade diese Grower ein ganz besonderes leckeres Marijuana und dennoch akzeptable Erntemengen. [caption id="attachment_7307" align="alignnone" width="800"]Viele Thesen im Nebeldunst Harze reifen, nicht zu früh ernten![/caption]

Zum guten Schluss

Letztendlich werden wir möglicherweise nie komplett verstehen, warum unser geschätztes Marijuana Cannabinoide bildet und warum diese wiederum effektiv im menschlichen Endocannabinoidsystem ihre Wirkungen entfalten. Diese in Pflanzen entstandenen Phytocannabinoide sind das Gegenstück zu den im Körper entstandenen Endocannabinoiden. Ist es nicht faszinierend, dass eine Pflanze so exakt dieses Gegenstück zum endocannabinoiden System bildet? Dieses befindet sich in jedem Säugetier und vielem anderen Getier. Es übernimmt viele wichtige Funktionen, womit es das höhere Leben erst ermöglicht.
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