Rohstoff hanf ist besser

Soft Secrets
07 Jan 2022

Wieso setzt er sich nicht durch?


Cannabis als Rohstoffpflanze war auch in Deutschland praktisch in Vergessenheit geraten und wurde u.a. von Mathias Bröckers wiederentdeckt. Dieser übersetzte das 1985 erschienene Werk „The Emperor Wears No Clothes“ ins Deutsche und ergänzte einige Details. Die Erstauflage von „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ erschien 1996. Cannabis wurde als Rohstoffpflanze bekannt und einige THC-arme Sorten dürfen seitdem in Deutschland angebaut werden. Inzwischen ist praktisch ein Vierteljahrhundert ins Land gezogen: Der Rohstoff Hanf ist besser, wieso tragen wir noch Baumwolle, dämmen mit Mineralwolle oder verwenden Holz für Papier?

„Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ fand viele Leser, das Thema wurde endlich diskutiert. Mathias Bröckers erklärte, dass er und sein leider bereits verstorbener Freund Jack Herer (Originalautor) einst dachten, dass dieses sinngemäße Argument zieht und zur Legalisierung führt: „Hanf ist der bessere Rohstoff und kann die Welt nicht nur verbessern, sondern retten“. Vielleicht kam diese Strategie zu früh und verfehlte deshalb ihre Ziele. Doch wegen des einsetzenden Klimawandels sollte jedem bewusst werden: Wir müssen etwas anders machen! Das effektive Kernargument für die Legalisierung ist derzeit dennoch die medizinische Anwendung. Hanf als Rohstoff kann sich zumindest in Deutschland und auch vielen anderen Ländern noch nicht durchsetzen. Wieso?

Hanf ist der entscheidende Rohstoff für wasserbeständige Taue und Segel. Einstige Seefahrernationen waren von der Versorgung mit Hanf so abhängig wie vom Holz. In Europa wurde in verschiedenen Regionen traditionell Hanf angebaut, es gibt damit auch verschiedene Qualitäten. Ohne Hanf wäre die Neue Welt wohl erst viel später entdeckt und kolonialisiert worden. Angeblich sollte sogar der Feldzug von Napoleon gegen Russland unter anderem die Hanfversorgung des Konkurrenten Großbritannien unterbinden. In der neuen Welt wurde Baumwolle angebaut, die sich maschinell einfacher verarbeiten und mit Sklaven günstig anbauen ließ. Diese verdrängte Stück um Stück den Hanf oder auch Leinen und ermöglichte die Blüte des britischen Empire. Mit der Industrialisierung kamen Schiffe aus Metall mit Dampfmaschinen und dann Motoren zum Einsatz, der Bedarf für Hanfseile oder Hanfsegel sank auf ein Minimum.

 

Rohstoff hanf ist besser
Seilerei Eisserer aus Amstetten, Österreich.

Es wurden bereits Maschinen für die einfachere Verarbeitung der Hanfpflanze entwickelt, die dann jedoch zum Konkurrenten für andere Rohstoffe oder Produkte geworden wäre. In dieser Phase scheiterte die Alkohol-Prohibition (1920 bis 1933) in den USA. Harry J. Anslinger war ab 1930 Leiter des Federal Bureau of Narcotics, das sozusagen überflüssig geworden wäre. Doch Anslinger war eng mit Wirtschaftsgrößen befreundet, die wiederum den aufkommenden Hanf als Konkurrenten fürchteten. Diese unterstützten ihn entscheidend in seinem neuen Betätigungsfeld, dem Kampf gegen Hanf mithilfe des Kampfbegriffs „Marijuana“. Mit dem „Marijuana Tax Act“ von 1937 war Cannabis in den USA quasi verboten. Anslinger war es, der entscheidend mitwirkte, dass die UN die Single Convention on Narcotic Drugs von 1961 verabschiedete. Damit wurde zugleich der internationale Hanfanbau weitgehend geächtet. Der Rohstoff Hanf geriet unter dem Vorwand des Drogenverbotes auch in Deutschland in Vergessenheit. 

Jack Herer leistete in den USA einen entscheidenden Beitrag, um all das Schritt für Schritt zurückzubilden. Doch er scheiterte mit seinem Ansatz genau wie Mathias Bröckers: In diesen Zeiten dachte kaum einer über Rohstoffverknappung, Klimawandel und nachhaltige Wirtschaftssysteme nach. Doch seit 1996 ist der Anbau von EU-zertifizierten Nutzhanfsorten in Deutschland wieder möglich. Wieso wird auch heute so wenig Nutzhanf angebaut, verarbeitet oder nachgefragt? Baumwolle etablierte sich, da sie sich leichter maschinell verarbeiten ließ und wirtschaftlicher war. Mit der Ächtung des Hanfs stand auch die Entwicklung still und einstige Sorten verloren an Qualität oder gingen unter. Während in allen Bereichen neue Erkenntnisse gewonnen werden, um Qualität und Quantität zu steigern, aber die Preise zu senken, ging es beim Hanf rückwärts.

Das bedeutet, dass Hanf zwar weiterhin der bessere Rohstoff für Textilien, Dämmstoffe oder Papier ist. Zu heutigen Preisen bleibt die Nachfrage leider überschaubar. Die Erzeuger investieren nicht viel Geld in neue Entwicklungen, die Preise bleiben hoch. Bei Baumwoll-Jeans, Mineralwoll-Dämmstoff oder Holz-Papier ist die Nachfrage derart hoch, dass riesige Fabriken entstehen. Genau damit sinken die Preise. Nehmen wir Elektroautos als Beispiel: Diese waren und sind so teuer, dass kaum einer sie kaufen würde. Diese Technologie ist allerdings politisch gewollt. Es wird also der Kauf von Elektroautos subventioniert und vermögende Investoren schieben diese Entwicklung an. Dieses Interesse der Politik oder vermögenden Investoren würde auch die Rohstoffpflanze Hanf innerhalb von Jahren zurück ins Rennen bringen. In anderen Ländern wie Frankreich, Kanada, den USA oder China geht es bereits weiter. Währenddessen verschläft Deutschland vermutlich eine weitere Entwicklung wegen des angeblichen Kampfes gegen Drogen.

 

Wasserbeständige Hanfseile für die Seefahrt.
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