Marihuana für konnaisseure
Cannabis anbauen können viele. Aber ein Cannabis anzubauen, das echte Kenner schätzen und loben würden, erfordert schon ein wenig mehr Arbeit. Verbesserungsspielraum gibt es immer, und selbst die besten Grower sind stets auf der Suche nach Möglichkeiten, um ihre Blüten weiter zu verfeinern. Möchten auch Sie Ihre Fertigkeiten verbessern? Hier ein paar Tipps, die zumindest bei mir funktionieren.
Was konnaisseure zu schätzen wissen
Wer zum ersten Mal Marihuana probiert, möchte nur eines wissen - welche Wirkung es hat. Die Klügeren wollen herausfinden, wie viel eine Person zu sich nehmen kann, und die große Mehrheit nimmt beim ersten Mal eine kleine Überdosis. Dann kommt die zweite Phase - entweder man empfand keinen Genuss und möchte von Cannabis nichts mehr wissen, oder man mochte die Wirkung und möchte es noch einmal versuchen. Leider gibt es noch eine dritte Gruppe von Personen, die Cannabis weiter konsumieren, obwohl es ihnen nicht gut tut. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ist jemand zu einem regelmäßigen, langfristigen Konsumenten geworden, der seine Erfahrung zu nutzen weiß, kann er daran denken, wählerischer und ein wenig anspruchsvoller zu werden. Es ist jetzt nicht mehr "irgendein Gras", das ihn zufriedenstellt.
Er hat die Erfahrung gemacht: Mit Johns Gras fühlt er sich gut, während er bei Davids Gras sich sofort hinlegen muss und am nächsten Tag Kopfschmerzen hat - was natürlich bedeutet, dass er Johns Gras lieber und öfter rauchen möchte als das von David. Nach und nach wird ihm klar, er bevorzugt Marihuana, das mild ist und süßlich riecht, einfach zu ihm passt. Er möchte von John dann mal eine andere Sorte bekommen, ähnlich wie die, welche er bisher genossen hat. Er achtet nun darauf, wie die Trichome glitzern, verliebt sich in den Sound, der beim Zermahlen von Blüten entsteht und dessen Lautstärke im Grinder auf wundersame Weise zunimmt - und in den intensiven Geruch von zermahlenem Marihuana.
Und jetzt interessierst er sich sogar dafür, wie das Marihiuana, welches er so sehr mag, angebaut wird. Werden chemische Dünger verwendet? Nun, es ist natürlich Chemie im Spiel, denn die ganze Welt basiert auf chemischen Prozessen. Aber man möchte sein Cannabis frei von Schadstoffen und Krankheiten haben. Schließlich wird ihm klar, dass er Cannabis nicht mehr rauchen, sondern verdampfen will. Er prüft genau, riecht und drückt alle Blüten zwischen den Fingern, bevor sie zermahlen werden. Seine Urteile fallen immer strenger aus, und wenn er die Wahl hat, schaut er immer im obersten Regal nach den besten Sorten und Blüten. Und nach der Einnahme beobachtet und analysiert er genau, was mit ihm passiert.
Es wird ihm zunehmend bewusst, was er genau will. Also die Sorte finden, die ganz bestimmt zu ihm passt, indem er sie sich ansieht und daran riecht - er ist zu einem wahren Konnaisseur und Gourmet geworden. John weiß, was er will und hält es immer für ihn bereit. John liebt es, Cannabis anzubauen, und als Grower möchte man es ihm gleichtun. Hoffen wir nur, dass John nicht gegen das Gesetz verstößt, sonst könnte er Ärger mit der Polizei bekommen. Aber ich gehe davon aus, John lebt in einem Land, in dem der Anbau und Verkauf von Marihuana legal ist.
Äquilibristik im anbauraum
Als ich meine allerersten Indoor-Pflanzen kultivierte, gelang es mir, ganz vorzügliche Blüten zu ernten. Ich war total begeistert, wurde von allen Seiten gelobt und dachte bei mir: „Ich hab‘s echt drauf, ich bin der King.“ Der Cannabisanbau machte mir Spaß und ich war ziemlich gut darin. Mit der Zeit kamen jedoch auch schlechte Ernten. Die Erträge waren miserabel, es gab Probleme mit Spinnmilben, andere Male mit Mehltau - oder zu wenig Harz. Ich probierte neue Systeme aus und manchmal funktionierten sie nicht richtig.
Aber die meisten Ernten waren großartig. Ich fühlte mich oft wie John. Jahre später verstand ich, warum meine erste Ernte so gut ausfiel - ich war beim ersten Mal wahrhaft ein Perfektionist. Ich versuchte, alles auf einem Topniveau zu halten, widmete einen Großteil meiner Freizeit den Pflanzen und tat das Mögliche, um sicherzustellen, dass sie gut gediehen. Aber wie leicht erliegt einer der Illusion, die Dinge werden immer so großartig laufen, wenn man einmal etwas gut gemacht hat - und die Konzentration lässt nach. Genau das ist ein Fehler.
Beim Anbau von Marihuana für Konnaisseure darf man sich keine Fehler leisten oder sich endlos über etwas den Kopf zerbrechen. Planen Sie im Anbauraum alles im Voraus und halten Sie sich genau daran. Erforderlich ist, einen Plan mit Spezifikationen für jeden Abschnitt des Wachstumszyklus aufzuzeichnen - Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Verhältnis zur Wasserdampfdruckdifferenz (VPD), CO2 - Konzentration, Lichtintensität, Düngeplan und voraussichtliches Erntedatum. Die Zeichnung an der Tür des Anbauraums anbringen, sämtliche zu erwartetenden Werte im Auge behalten und sie bestmöglichst einhalten. Im InternetZeitalter ist es gar nicht so teuer, sich Datenlogger anzuschaffen, die über eine App Alarm schlagen, wenn sich das Klima im Anbauraum in die falsche Richtung entwickelt. Ratsam ist, sie sich zumindest für Temperatur und Luftfeuchtigkeit anzuschaffen.
Dies kann eine enorme Hilfe sein. Falls Sie einen Datenlogger ohne die Möglichkeit haben, Warnmeldungen zu senden, überprüfen Sie die Protokolle manuell, um eventuelle Pannen frühzeitig zu erkennen. Wenn ich Stecklinge heranziehe, gehe ich wie folgt vor: In der ersten Woche halte ich die VPD bei 0,4- 0,8 kPa und die Lufttemperatur Tag und Nacht bei 26 °C; PPFD bei 250-300 µmol/ m2s, und ich füge kein CO2 hinzu, da es nicht notwendig ist. Nächste Woche bis zu zehn Tage: Ich erhöhe die VPD auf 0,8- 1,2, PPFD 400-500 µmol/m2s; sobald das CO2 unter 400 ppm fällt, beginne ich mit der Dosierung bei 800 ppm und erhöhe die Temperatur auf 29 °C am Tag, in der Nacht beträgt sie 26 °C. Wenn auf die Blühphase umgestellt wird, senke ich die Nachttemperatur auf 25 °C, erhöhe die Beleuchtungsintensität auf PPFD 800-1000 µmol/m2s und die CO2 -Konzentration auf 1200 ppm.
Nach zwei Wochen wird die Nachttemperatur auf 24 °C herabgesetzt, die VPD auf 1,2-1,6 kPa erhöht. Für die letzten zehn Tagen vor der Ernte reduziere ich die Nachttemperatur auf 22 °C. Das hat bei mir sehr gut funktioniert. Die Temperaturen lassen sich beeinflussen, wobei die Unterschiede zwischen Tagesund Nachttemperaturen gleich bleiben. Wird die Tagestemperatur bei etwa 26 °C gehalten, kann man die CO2 -Konzentration bei 800 ppm belassen. Niedrigere Nachttemperaturen in den letzten zehn bis vierzehn Tagen führen bei den meisten Sorten zu einer interessanten Färbung, was die Attraktivität des Endprodukts erhöht. Außerdem regt der durch tiefe Temperaturen bedingte Stress die Harzproduktion an. Wenn ich in einem kompakteren Pflanzmedium wie Erde, Kokosfasern oder Steinwolle anbaue, lasse ich die Pflanzen in der letzten Woche ein wenig unter Feuchtigkeitsmangel leiden, was wiederum positiven Stress verursacht, dabei aber keine negativen Auswirkungen auf das Gewicht der Ernte hat.
Trocknung ist der schlüssel
Ganz gleich, welche Verfahren angewendet werden, um das perfekte Marihuana anzubauen - bei falscher Trocknung wird es alle Qualitäten einbüßen. Bekanntlich hat das Aroma von Cannabis nichts mit seiner Potenz zu tun. In der Tat riechen Cannabinoide überhaupt nicht. Also kann auch geruchloses Cannabis einen völlig zudröhnen. Aber das ist nicht, was sich Konnaisseure wünschen. Die Terpene, welche für den Geschmack und den Geruch von Cannabis verantwortlich sind, ändern die Wirkung der Cannabinoide bis zu einem gewissen Grad. Gut getrocknetes Cannabis behält seinen maximalen Terpengehalt, der die Intensität des Erlebens um mehrere Stufen steigern kann - und das wissen die Experten auch sehr gut. Trocknen Sie Cannabis lieber langsam als schnell. Eine Temperatur von 16-20 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit von höchstens 68 % sind ideale Bedingungen für die Trocknung.
Ich selber bevorzuge 17 °C und eine Luftfeuchtigkeit von etwa 60 %. Äußerst wichtig ist, dass die Pflanzen von allen Seiten gut belüftet werden. Manchmal mache ich mir frostige Temperaturen zunutze, um die Trocknung zu unterstützen: Ich lege das halbgetrocknete Cannabis für etwa 12 Stunden bei -18 °C in den Gefrierschrank und lasse es dann wieder unter den oben genannten Bedingungen trocknen. Der Frost zieht die Feuchtigkeit aus dem Innern der Blüten an die Oberfläche und der Trocknungsprozess verläuft gleichmäßiger.
Richtige lagerung von marihuana
Geschmack und Geruch der Blüten gleich nach dem Trocknen sind nicht so toll. Die Blüten brauchen unter stabilen Bedingungen noch einige Zeit, auch nachdem alle chemischen Vorgänge, die Geschmack und Aroma positiv beeinflussen, abgeschlossen sind. Dieser anschließende Prozess wird als Fermentation bezeichnet. Während dessen Verlauf wird das sich negativ auf Geschmack und Aroma auswirkende Chlorophyll abgebaut. Es müssen jedoch optimale Bedingungen herrschen, damit das Chlorophyll sich zersetzen kann. Ich persönlich bin der Meinung, dass Cannabis, das zwei bis drei Monate lang fermentiert worden ist, in Bezug auf Geschmack, Aroma und Konsistenz wesentlich besser ist als frisch getrocknetes Pflanzenmaterial. Bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 55 % sind die Blütenstände anfälliger für mechanische Beschädigungen, während eine Luftfeuchtigkeit von über 65 % ideale Bedingungen für Schimmel und schädliche Mikroorganismen schafft. Getrocknete Blüten sollten in luftdicht verschlossenen Glas-, Metall- oder Kunststoffbehältern gelagert werden.
Während der ersten zwei bis acht Wochen der Trocknung sollte man diese Behälter alle paar Tage für kurze Zeit öffnen, damit der für die Carboxylierung notwendige Sauerstoff eindringen kann. Dieser Prozess trägt zur Verbesserung des Geschmacks und Aromas der Blüten bei. Um die richtige Luftfeuchtigkeit im Behälter aufrechtzuerhalten, kann man spezielle Beutel verwenden, welche die Luftfeuchtigkeit je nach Bedarf erhöhen oder senken. Ich habe Boveda-Bags ausprobiert, aber man kann heute solche Beutel unter mehreren Herstellern auf dem Markt auswählen. Ich empfehle auf jeden Fall, sie auszuprobieren. Werden die Blüten in einer Umgebung mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit aufbewahrt, trägst dies auch dazu bei, dass die Terpene, welche den Geschmack und das Aroma bedingen, erhalten bleiben. Tatsächlich verlieren Blüten, falls sie austrocknen, nicht nur Wasser, sondern auch einige der sehr flüchtigen Terpene. Wenn Sie das Aroma des geliebten Cannabis riechen können, bedeutet dies, dass die Blüten Terpene freisetzen. Die richtige relative Luftfeuchtigkeit bildet eine Schicht um die Blütenstände, welche eine unerwünschte Verdunstung der Terpene verhindert und dazu beiträgt, den Geschmack und das Aroma zu bewahren. So, jetzt haben Sie also Cannabis, das so gut ist wie das von John. Würden Sie es gerne teilen?