Hitzegau beim Heimanbau - Welche Gegenmaßnahmen gibt es?
Growräume, die zur Überhitzung neigen, werden in jedem Sommer zum Problem, wenn nicht eine Growpause eingelegt wird. Aber wer möchte schon pausieren, wenn er seine Pflanzen liebt und braucht? Es gibt neben einer energiefressenden Klimaanlage auch andere Tricks, mit denen die Temperatur in Schach gehalten werden kann. Es sei denn, dass der Raum bereits ohne weitere Wärmequellen überhitzt, da möglicherweise unter einem schlecht isolierten Südseiten-Dach angebaut wird.
Die Klimaanlage
Klimaanlagen sind in der Anschaffung nicht unbedingt teuer, sie werden jedoch mit jeder Betriebsstunde Geld verbrennen und die Umwelt belasten. Die Klimaanlage funktioniert beim Indoorgrowing nur dann, wenn praktisch nicht oder nur stoßweise gelüftet wird. Wenn auf 26 Grad gekühlt wird, die Luft aber schon mit über 30 Grad reinkommt und ständig etwas gelüftet wird, dann kann sich jeder ausrechnen, was das kostet. [caption id="attachment_4846" align="alignnone" width="500"] Das elektronische Vorschaltgerät kann mit weniger Watt laufen.[/caption] Wer stoßweise lüften will, der sollte mit CO2 begasen. Ohne CO2 können die Pflanzen nämlich nicht wachsen. Wer den Wert merklich erhöht, der sollte wiederum die Temperatur auf rund 30 Grad steigen lassen, da die Pflanzen mit mehr CO2 auch mehr Wärme vertragen. Aber dafür sollte man den CO2-Gehalt in der Luft messen können. Wenn dieser bei knapp 400 ppm liegt, wären 26 Grad der maximale Optimalwert. Wer bei 1600 ppm liegt, kann bis knapp über 30 Grad gehen. Mit mehr ppm sollte nicht gearbeitet werden. Weiterhin sollte nur während der Beleuchtung begast werden, die Temperatur für die Nachtphase wäre bei knapp 20 Grad optimal. Wer jedoch die Lüftung auf Stoßlüftung umstellt, mit CO2 begast und dafür mit der Klimaanlage kühlt, der sollte sich gut überlegen, ob die Stromleitungen und der Sicherungskasten das mitmachen. Bei normalem Haushaltsstrom mit 230 Volt darf eine Sicherung, an der mehrere Wand-Steckdosen hängen können, mit maximal 3600 Watt belastet werden, sonst ist es zu viel und die Brandgefahr steigt.Sommer- und Winter-Anbauräume
Es gibt allerdings auch andere Möglichkeiten, um die Temperatur in den Griff zu kriegen. Eine Lösung, die für viele nicht in Betracht kommt, wäre, den Growraum zu verlegen. Wer in einer Maschinenhalle keinen Bereich abtrennen möchte, da dieser im Winter zu kalt ist, der könnte das für den Sommer dennoch machen. Denn wenn ein Raum zur Überhitzung oder zur Unterkühlung neigt, dann spart man sich die kritische Jahreszeit am besten aus oder richtet zwei Growkammern ein.Lüftung hochfahren und mit kühler Zuluft arbeiten
Der normale Indoor-Guerillagrower ist froh, dass er überhaupt einen Raum hat, der sich einigermaßen für den Indoor-Anbau eignet. Aber auch dann gibt es einige Tricks und Kniffe, wie sich ein Raum besser klimatisieren lässt. Das Logischste ist immer, die Lüftung hochzufahren und möglichst die Zuluft von einer kühlen Stelle nachströmen zu lassen oder sogar mit einer zweiten Lüftung anzusaugen. Der Zulüfter soll etwas kleiner sein und über einen geeigneten Klimacontroller zusammen mit der eigentlichen Ablüftung angesteuert werden. Auf diese Weise fahren beide Lüfter gleichzeitig hoch und runter. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass in der Growkammer ein leichter Unterdruck herrscht, womit auch passiv ein wenig Luft nachströmen können muss. Bei einem Überdruck schlägt die riechende Luft zurück, das soll nicht sein. [caption id="attachment_4847" align="alignnone" width="500"] Auf die Ernte warten.[/caption] Es kann für den gleichen Growraum mit einem sehr starken Ablüfter und einer Winter- und Sommer-Zulüftung gearbeitet werden. Im Winter soll nämlich möglichst von einer wärmeren Stelle angesogen oder in einem Vorraum bereits vorklimatisiert werden. Bei der Lüftungstechnik kann es wirklich viel bringen, wenn die Luft mit passenden Aluflexschläuchen von einer entfernten Schattenstelle angesogen wird, da diese erheblich kühler als von dem naheliegenden Fenster ist. Es kommt eben immer ganz auf die Situation an.Die Hitzequellen drosseln
Einst gab es als effektives Pflanzenlicht für die Marijuanablüte nur die HPS- und MH-Lampen. Inzwischen sieht das ganz anders aus. Energiesparlampen mit Pflanzenlichtspektrum machten den Anfang. In der heutigen Zeit sind gute LEDs jedoch besser, mit diesen kann inzwischen auf die gleiche Erntemenge Strom gespart werden. Aber mit beiden Leuchtmitteln kann weniger Abwärme erzeugt werden. Weiterhin gibt es heute auch die elektronischen Vorschaltgeräte, mit denen einfach die Leistung der HPS-Leuchtmittel runtergefahren werden kann. Damit wird zugleich weniger Abwärme erzeugt. Auch vor diesen technischen Entwicklungen haben viele Grower an den heißen Tagen einfach jede zweite Lampe ausgelassen. Wer jedoch nur mit einem kleinen Zelt und einer Lampe arbeitet, kann diese natürlich nicht einfach ausschalten, wenn es zu warm wird. Aber auch das würde für die Hitzegau-Stunden gehen, da es für die Blütepflanzen auf die 12 Stunden ununterbrochene Dunkelphase ankommt. Zumindest dann, wenn nicht mit Autoflowering-Strains gearbeitet wird. [caption id="attachment_4848" align="alignnone" width="500"] CO2-Begasung und Klimaanlage.[/caption] Wenn also ab und an mit weniger als 12 Stunden beleuchtet wird, z.B. mit einem Zyklus von 12 Stunden dunkel, 4 Stunden hell, 4 Stunden dunkel, 4 Stunden hell, dann würde auch das funktionieren. Wer Bedenken hat, der kann einfach eine schwache Lichtquelle mit wenig Abwärme in die Kammer hängen und für besagte 4 Stunden anstellen. Wer kein kleines, sondern ein starkes Hitzeproblem hat, sollte über kühlere Leuchtmittel und eine intelligentere Zulüftung nachdenken.In der kühleren Nachtphase beleuchten
Wer die Wuchsphase hochzieht, der braucht noch nicht so viel Licht und hätte damit auch weniger Abwärme. Aber auch hier kann es bereits ein Vorteil sein, wenn die 6 Stunden Dunkelphase einfach über den heißen Nachmittag eingetimt werden. Wenn ab der Blüte nur noch mit 12 Stunden Beleuchtung auf 12 Stunden Dunkelphase gearbeitet wird, kann man wirklich von 11 bis 23 Uhr die Lampen ausstellen. Noch einfacher und billiger kann dem Hitzegau nun wirklich nicht begegnet werden. Und genau diese Anpassung der Beleuchtungszeiten lässt sich in jeder Growkammer bewerkstelligen.Warum ist die richtige Temperatur so wichtig?
Pflanzen sind Lebewesen und reagieren negativ auf Stressfaktoren. Die falsche Temperatur ist so ein negativer Stressfaktor. Wenn es zu kalt oder warm wird, dann wird die Pflanze abhängig von der Temperatur zuerst langsamer wachsen, dann stagnieren und letztendlich eingehen. Ohne CO2-Begasung wären 22 bis 28 Grad sehr gut, 24 bis 26 Grad optimal. Mit einer CO2-Begasung darf die Temperatur abhängig vom CO2-Wert in der Luft auf bis über 30 Grad steigen. Aber irgendwann ab etwa 36 Grad wird die Pflanze wirklich ihr Wachstum einstellen. Auch im Boden darf es nicht zu warm werden. Zuerst werden einige Nährstoffe schlechter aufgenommen, bis die Wurzeln stagnieren. In der Nachtphase sollte es kühler werden. Die Temperatur sollte jedoch nicht deutlich unter 18 Grad fallen und möglichst nicht über 20 Grad liegen. [caption id="attachment_4849" align="alignnone" width="500"] Alles im Grünen.[/caption] Warum ist das für den Indoor-Anbau so wichtig, wo doch die Pflanzen outdoors einiges abkönnen? Zum einen werden die Pflanzen indoors wie in Watte gepackt, damit sie nicht krank werden und sich schnell entwickeln. Outdoors sind die Pflanzen langsamer, sie haben auch viel mehr Zeit. Wenn für einen Strain von der Aussaat bis zur Ernte indoors meist nur drei Monate vergehen, so haben die Pflanzen draußen fast doppelt so viel Zeit. Dann können die nicht optimalen Tage einfach überbrückt werden, und die Pflanzen schaffen dennoch ihre Leistung. Auch wichtig: In den trockenen Marijuanablüten sind die Terpene für den guten Geschmack ausschlaggebend. Weiterhin beeinflussen die Terpene auch die Wirkung. Aber einige Terpene sind sehr flüchtig und würden sich bereits bei Zimmertemperatur teilweise oder auch komplett verflüchtigen. Wer die Temperatur auf das Optimum bringen kann, hat später also quantitativ und qualitativ die bessere Ernte.Nicht nur die Temperatur ist sehr wichtig
Wenn ein Raum zur Überhitzung neigt, dann wird man ohne starke Klimaanlage nicht in den besagten Optimalbereich von 24 bis 26 Grad kommen. Es ist aber schon gut, wenigstens in die Nähe der Optimalwerte zu gelangen. Aber auch dann sollte immer noch sehr genau auf die Luftfeuchtigkeit im Growraum geachtet werden. Hier geht es nicht allein um die Vermeidung vom Blütenschimmel oder Raumschimmel. Es geht auch darum, dass bei starken Abweichungen vom Optimum Schädlingen und Krankheiten ein Nährboden gegeben wird, die Pflanzen nicht optimal wachsen und hinterher vielleicht gar nicht geerntet werden können. [caption id="attachment_4850" align="alignnone" width="500"] Klimacontroller für Zu- und Abluft.[/caption] Für wurzelnde Stecklinge wäre eine relative Luftfeuchtigkeit von über 80 % gut, die vor dem Einpflanzen schrittweise reduziert wird. Für die Vorblüte und auch die Wuchsphase in der Blüte sind 60 bis 70 % relativer Luftfeuchtigkeit optimal. Wenn sich richtige Blüten bilden, wäre eine relative Luftfeuchtigkeit von knapp 60 % besser. Wird es trockener als 50 %, dann können sich wiederum einige Schädlinge und Krankheiten schneller ausbreiten. Außerdem können die Blüten dennoch in ihrem Inneren schimmeln und die Pflanzen wachsen weniger saftig. Wer hier zu weit vom Optimum entfernt ist, der sollte bei zu feuchter Luft möglicherweise die Lüftung hochfahren und die Zuluft von einer trockeneren Stelle zuleiten. Ein elektrischer Luftentfeuchter würde nicht nur viel Strom fressen, sondern auch Abwärme erzeugen. Bei zu trockener Luft kann ein Ultraschallbefeuchter im Vorraum oder an einer freien Kammerstelle Abhilfe schaffen. Leider ziehen auch Ultraschallbefeuchter viel Strom, weswegen man weniger lüften soll, um die wertvolle Feuchtigkeit nicht rauszublasen. [caption id="attachment_4851" align="alignnone" width="500"] Wärmer und trockener soll es nicht werden.[/caption] Immer wieder ist der Indoor-Marijuanaanbau auch bei der Suche der Optimalwerte eine Gratwanderung. Es gibt mehrere Punkte, die zu beachten sind. Rückt man einen Faktor etwas weiter in den grünen Bereich, wird ein anderer Punkt vielleicht aus diesem rausgedrängt. Oft müssen also die verschiedenen Punkte abgestimmt und für die kritischen Tage wenigstens in den orangenen Bereich gerückt werden, um eine brauchbare Ernte einfahren zu können. Text: Robert B.
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