Gipfeltreffen der Glaskunst-Giganten

Soft Secrets
22 Jan 2018

Die weltweit bekannte Marke ROOR präsentierte auf der diesjährigen Cultiva eine Glasbläser-Live-Show der Superlative und ließ dafür gleich drei internationale Vertreter aus der Top 10 der weltweit besten Experten dieses Kunsthandwerks nach Wien einfliegen. So konnte man vom 6. bis 8. Oktober in der Eventpyramide Vösendorf nicht nur zahlreiche internationale Aussteller rund um die Hanfpflanze besuchen, sondern auch live beobachten, wie Glas geschmolzen und zu einem fantastischen Glaskunstwerk verarbeitet wurde. Wir sprachen mit Martin Birzle von ROOR über seine Eindrücke von dieser ganz besonderen Liveshow.   Text: M-Dog


 

Du präsentierst ja schon seit Jahren auf der Cultiva eine Glasbläser-Liveshow - wie lief es denn in diesem Jahr? Bist du zufrieden?

Ja, es war in jeder Hinsicht ein super Erfolg und schon allein deshalb ein besonderes Event, weil die österreichische Glasbläservereinigung auf der Cultiva ihre Jahrestagung abhielt und so viele Glasfachleute zusammenkamen, die inzwischen auch großen Respekt voreinander entwickelt haben. Früher haben die Apparate-Glasbläser ja gerne etwas auf uns Rauchglasbläser hinabgeschaut - mittlerweile hat sich das aber fast ins Gegenteil verkehrt. Vielleicht auch, weil sie miterleben konnten, auf welch großes Interesse unsere Live-Vorführung an allen drei Tagen stieß - schließlich war es immer knallvoll.

Wer genau sind eigentlich die Glasbläser, die ROOR auf der Cultiva 2017 präsentiert hat? Erzähle uns doch bitte kurz etwa über jeden der Künstler, die mit dabei waren…

Okay, fangen wir mit Eusheen Goines an - dieser US-amerikanische Künstler hat in den letzten Jahren seinen ganz eigenen Stil entwickelt und gehört zu den zehn besten Glaskünstlern Amerikas. Mit ihm habe ich in den letzten fünf bis sechs Jahren schon drei mal zusammengearbeitet und ihn dabei recht gut kennengelernt. Die Ergebnisse unserer Zusammenarbeit - also die gemeinsam gefertigten Unikate - konnten immer schnell verkauft werden und stehen heute allesamt bei verschiedenen internationalen Sammlern. Das ist auch bei den japanischen Glaskünstlern Yoshinori Kondo und Daisuke Saito so, die Eusheen übrigens auch gut kennen, da die drei schon öfter kooperiert und zusammen besondere Glaskunstwerke erschaffen haben.

Insofern bin ich auch sehr froh, dass es der Kalender dieser drei Top-Leute überhaupt zugelassen hat, dass ich sie in diesem Jahr auf die Cultiva nach Wien holen konnte. Zu Yoshi und Daisuke muss man vielleicht noch sagen, dass sich in Japan eine ganz eigene Technik und Arbeitsweise mit Glas entwickelt hat, die sich von der in Europa oder auch den USA deutlich unterscheidet. In Japan wird nämlich nicht klassisch gemalt, sondern das Bild wird durch sehr viele winzige Farbtüpferchen zusammengesetzt, ganz ähnlich wie bei einem Nadeldrucker.

Durch diese Technik ergeben sich ganz neue kreative Gestaltungsmöglichkeiten und Yoshi ist darin ebenso wie Daisuke ein echter Meister, dem man nur ganz selten bei seiner Arbeit so entspannt zuschauen kann, wie das auf der Cultiva in diesem Jahr möglich war. Yoshi mag zwar der deutlich bekanntere und erfahrenere Glaskünstler sein, aber auch Newcomer Daisuke ist seit 2015 gut im Geschäft und gilt inzwischen als einer der weltweit besten seines Fachs. Zusammen agieren die Zwei auch als "Team Japan" und haben als solches auch schon verschiedene internationale Preise für ihre gemeinsam gestalteten Einzelstücke gewonnen - so z.B. vor fünf Jahren in Toronto.

Da haben sie auch drei Tage zusammen an einem Unikat gearbeitet und es danach ausgestellt - dann konnten die Leute wählen, welches Stück ihnen am besten gefällt und so haben Yoshi und Daisuke hier den ersten Platz belegt.

Ist Japan denn eine Art Hot-Spot für Glaskünstler?

Nein, sowas geschieht hier eigentlich nur im tiefsten Untergrund, da Cannabis in Japan streng verboten ist - hier kostet ein Gramm Gras auf dem Schwarzmarkt so um die 100 Euro. Die Regierung dort ist leider ziemlich restriktiv und so müssen auch Glaskünstler den Ball sehr flach halten, weshalb die japanische Glasbläser-Szene auch sehr überschaubar ist. Dennoch haben hier alle recht gute Verbindungen in die USA, wo die Sachen ja meistens verkauft werden. In ganz Japan gibt es vielleicht fünf oder sechs echte Könner und davon kamen nun immerhin zwei zur Cultiva nach Wien. 

Hast du selbst eigentlich einen Favoriten unter den dreien?

Hm, das ist echt schwierig - aber ich sag' jetzt mal Eusheen, denn bei ihm ist es seine unvergleichliche Arbeitsweise, die mein Herz aufgehen lässt. Sein Spitzname ist "die lebende Drehbank", da er Glas so unglaublich ruhig drehen kann - und das ist ja der Schlüssel für alles. Man kriegt eben nur dann exakte Muster hin, wenn man richtig ruhig dreht. Und das hat Eusheen perfektioniert, sein Stil ist daher auch nicht kopierbar und mit einem geschulten Blick erkennt man seine Arbeiten sofort. 

Wie oft bzw. wie lange konnte man die Drei auf der Cultiva live erleben?

An allen drei Messetagen haben die Drei - nur unterbrochen von einigen Pausen - fast durchgehend vor interessiertem Fachpublikum gearbeitet. Und wenn man sie nicht gerade bei dieser Arbeit gestört hat, konnte man ihnen auch alle möglichen Fragen stellen - letztendlich sind das ja auch nur ganz normale und superfreundliche Menschen. Das haben die Besucher schnell gemerkt und haben sich dann auch immer mehr getraut, die Künstler direkt anzusprechen.

Also sprechen Yoshi und Daisuke auch ganz gut englisch? In Japan sind Englischkenntnisse ja eigentlich nicht so verbreitet...

Das stimmt schon, aber ihr englisch ist gut genug für ein paar Fragen. Schließlich werden die meisten ihrer Werke in den USA verkauft und wie ich schon sagte, pflegen die japanischen Glaskünstler praktisch alle enge Beziehungen in die USA. Denn da sitzen die finanzstarken Sammler, die z.T. mehrere Millionen in hochkarätige Glaskunstwerke investieren.

Konnte man das auf der Cultiva gefertigten Unikat auch direkt vor Ort kaufen? Und was kostet so ein Stück dann eigentlich?

Wenn drei internationale Koryphäen wie Eusheen, Yoshi und Daisuke zusammen ein einziges Stück gestalten, dann muss man schon 20.000 und mehr Euro mitbringen. Der Verkauf dieses Stücke war allerdings nicht Teil der Vorführung, d.h. der Verkauf wird erst jetzt - also nach der Cultiva - über das Internet erfolgen und ich vermute, das Unikat wird, wie so oft, an einen Sammler in den USA gehen. Letztendlich war hier aber auch der Fertigungsprozess das Besondere, schließlich konnte man die Drei hier mehrere Tage ganz hautnah bei ihrer Arbeit beobachten. Dafür zahlen andere Leute viel Geld und gehen in entsprechende Kurse, um sich von diesen Könnern etwas abzuschauen. Das ging auf der Cultiva in diesem Jahr deutlich günstiger.

Sind die Werke solch hochkarätiger Künstler eigentlich eher unbenutzte und gut behütete Sammlerstücke, die mit der Zeit an Wert gewinnen oder doch eher Gebrauchsgegenstände, durch die auch mal Rauch gezogen wird?

Ich glaube, das ist eine Mischung aus beidem - manche Sammler kämen nie auf die Idee, so ein Gerät tatsächlich zum Rauchen zu benutzen, andere benutzen die Stücke durchaus bei besonderen Gelegenheiten oder mit besonderen Freunden. Die Werke bestimmter Glaskünstler könnte man auch als Wertanlage definieren - dazu zählen in meinen Augen auch Yoshi und Eusheen. Für mich ist so ein hochkarätiges Stück aber eher vergleichbar mit einem Oldtimer, der zwar meistens in der Garage steht, ab und zu dann aber auch mal gefahren wird. Natürlich nicht tagtäglich auf dem Arbeitsweg, aber vielleicht zu besonderen Anlässen mit besonders guten Freunden.

Wie schätzt du eigentlich die deutsche und europäische Glasbläser-Szene im Vergleich zu der internationalen ein?

Bei uns steckt da noch vieles in den Kinderschuhen - gerade was das Arbeiten mit Farben betrifft. Da haben auch wir in den letzten Jahren viel von ausländischen Künstlern gelernt. Wenn du in Deutschland eine Ausbildung zum Glasbläser machst, dann bist du danach Laborglasbläser - auch das ganze dabei vermittelte Wissen bezieht sich hier nur auf Laborglas. Künstlerisches Arbeiten mit Farben kannst du dagegen in Deutschland gar nicht im Rahmen einer Berufsausbildung erlernen.

Dazu braucht es schon eine gehörige Portion Eigeninitiative - und dann hat man mit der deutschen Glasbläser-Szene auch gar nicht mehr so viel zu tun, da diese in erster Linie für Chemiegiganten wie BASF tätig ist und gar nichts mit der Herstellung von Rauchgeräten zu tun haben will. Um nichts in der Welt wollen diese Leute mit den "Freaks" assoziiert werden, die "Haschpfeifen" bauen.

In Österreich ist das schon etwas anders - da habe ich z.B. mit Bernd Weinmayer, dem Vorsitzenden der österreichischen Glasbläser-Vereinigung, auch so tolle Unikate wie die Ray Gun, die Ray Machine oder die Drill Bill gemacht und damit auch immer die High-Times-Cups gewonnen. Bernd hat nun in den letzten Jahren aus Laborglas eine Bierzapfanlage entwickelt, die in Sachen Hygiene und Optik allen herkömmlichen Zapfanlagen weit überlegen ist, da man Glas ja ganz einfach und rückstandslos desinfizieren kann.

Wie schön so eine Anlage dann auch im Betrieb ausschaut, konnte man als Weltpremiere auf der Cultiva erleben - ganz in der Nähe von der Stelle, wo wir Glas geblasen haben, gab es eine Hanfbier-Bar mit ebendieser einmaligen Zapfanlage, deren Entwicklung und Fertigung übrigens über drei Jahre gedauert hat.

Nun hast du mit ROOR ja auch früher schon auf der Cultiva Glasbläser-Liveshows präsentiert - wird sich die diesjährige Show im neuen Jahr überhaupt toppen lassen?

Ich finde, die Frage ist vielmehr, ob man es immer toppen muss - natürlich war unsere Glasbläser-Show in diesem Jahr ein ganz besonderes Highlight der Cultiva, die in diesem Jahr auch ihren zehnten Geburtstag feierte. Doch selbst hier sehe ich das Potenzial, diese Show in Zukunft irgendwann einmal zu toppen - denn weltweit gibt es auch noch viele andere sehr gute Leute und nachdem sich die Glasbläser-Show in den letzten drei Jahren so erfolgreich auf der Cultiva etabliert hat, werden wir sie auch in Zukunft weiterführen. Trotzdem ist jede Show in jedem Jahr nur ein einziges Mal zu sehen. Wer diese Gelegenheit verpasst hat, der hat richtig Pech - denn so eine Gelegenheit gibt es so bald nicht wieder.  

S
Soft Secrets