Eine technische Klassifikation betreffs Beleuchtung
In letzter Zeit ist der Durchbruch hinsichtlich neuartiger Beleuchtungssystemen für den Gartenbau an einem Höhepunkt angelangt. Man hat heute die Wahl zwischen Leuchtstoff-, MH- (Metallhalogenid), NDL- (Natriumdampf-Hochdruck), Plasma- und LED-Lampen - und daher hat sich Soft Secrets mit Martin Anker von SANlight in Österreich zusammengesetzt, um zu klären, was wir alle in Sachen Beleuchtung wissen sollten - über Effizienz, photoaktive Strahlung, photosynthetische Photonenflussdichte (PPFD) und die Beziehung, die Cannabispflanzen zum Licht haben.
Ein Interview mit SANlight
SSUK: Hallo Martin, kannst du uns etwas zu deinem Background sagen und wie du mit Cannabis angefangen hast? Ich habe Mechatronik studiert und bin seit 20 Jahren ein leidenschaftlicher Grower. Als ich noch an der Masterarbeit schrieb, begann ich mit LED-Growlampen zu experimentieren und habe SANlight gegründet. Auf diese Weise verknüpfte ich meine tiefgehende technische Vorbildung mit meiner Leidenschaft. Heute ist SANlight einer der erfolgreichsten Hersteller von LED-Lampen. Wir betreiben verschiedene Labors, um die Wirkung von unterschiedlichen Lichtspektren auf Pflanzen zu analysieren, entwickeln und produzieren im eigenen Haus etc. Was ist der Unterschied zwischen den Spektren von Metallhalogenid-, Natriumdampf-Hochdruck- und LED-Lampen? Aufgrund der Technologie haben Metallhalogenid- und Natriumdampf-Hochdrucklampen ein recht zackiges Spektrum. Während Metallhalogenidlampen viel Licht im Bereich zwischen 380 nm und 580 nm (blaue/grüne Farben) emittieren, sind die NDL-Lampen mehr auf Licht zwischen 580 nm und 680 nm (orange/rote Farben) fokussiert. Mit Hilfe der LED-Technologie können wir breitbandige Lichtspektren erzeugen, die alles zwischen 380 nm und 730 nm umfassen. Sicherlich hat nicht jedes mögliche Spektrum die Effizienz, die für die Konstruktion einer energiesparenden LED-Lampe erforderlich ist. Wie werden die SANlights hergestellt und welche Technik ist eingebaut? Wir forschen kontinuierlich an Lichtspektren und haben die neuesten LED-Technologien ständig im Blick. SANlight Q-Series Gen2 arbeitet mit der neuesten Osram 2mm2 Chip-Technologie. Im Vergleich zu anderen LEDs wie Midpower oder COB ist die Lebensdauer viel höher. Das bedeutet, ein Grower kann die Lampe viele Jahre länger nutzen. Unsere hochwirksamen LED-Chips sind mit einer eigenentwickelten Sekundäroptik bedeckt, die das Licht gezielt auf das Blätterdach lenkt und die LEDs vor Verschmutzung etc. schützt. Gibt es Farben im Lichtspektrum, die Cannabispflanzen nicht wirklich benötigen? Das ist eine knifflige Frage. Wir forschen mittlerweile 8 Jahre daran. Die Antwort nach heutigem Stand: Cannabis kann jedes Photon zwischen 380 nm und 730 nm nutzen. Photonen im PAR-Bereich tragen zur Photosensibilisierung bei, während UV- und dunkelrotes Licht dazu beitragen, den Drogengehalt und die Morphogenese zu kontrollieren. Aber einerseits kann nicht jede Lichtfarbe in der gleichen Wirksamkeit erzeugt werden, andererseits bearbeiten Pflanzen nicht jedes Photon mit der gleichen Quanteneffizienz. Ein Lichtspektrum für Cannabis zu erzeugen bedeutet, die Mitte zu finden zwischen maximaler Wirksamkeit aus elektrischer Sicht (PPF/J), maximaler Wirksamkeit aus biologischer Sicht. Zudem sollte die Morphogenese richtig verlaufen. Wie intensiv sollte die Beleuchtung während der Sämlings- und der Vegetativen Phase mit 18/6 sein? Die Intensitäten beziehen sich auf das Lichtspektrum, was bedeutet: Es gibt keine ganz klare Antwort. Im Allgemeinen empfehlen wir 100-200 µmol/m2/s für die Bewurzelung von Stecklingen. Die Sämlings- und Vegetative Phase kann unter 200-400 µmol/m2/s ablaufen. Welche Art von Licht benötigen Stecklinge, um gesunde Wurzeln zu bilden? Ein hoher Anteil an blauem Licht in Kombination mit einem günstigen Dunkelrot/Rot-Verhältnis erzeugt gesunde Wurzeln. Es ist wichtig, dass ein "Bewurzelungsspektrum" die Photosynthese nicht zum Maximum antreibt, da dies beim unbewurzelten Steckling Mängel verursacht. Wie kann man erkennen, ob die Pflanzen zu wenig oder zu viel Licht erhalten? Zu wenig Licht kann man konstatieren angesichts übermäßiger Streckung in der Vegetativen Phase. Und verblassende Farben sind ein Indikator für zu viel Licht. Das bedeutet, Pflanzen reduzieren Chlorophyll und die Blätter werden deshalb weiß. Was ist PAR und warum ist es für den Anbau von Cannabis wichtig? PAR ist die Abkürzung für Photosynthetic Active Radiation (photosynthetisch aktive Strahlung). Es ist alles Licht zwischen 400 nm und 700 nm (blau - rot). Je größer die Menge des PAR-Lichts, desto mehr Photosynthese. Aber die Photosynthese ist nicht eine lineare Funktion. Eine Verdoppelung der PAR bedeutet in der Regel keine Verdoppelung der Photosynthese. Kannst du den Unterschied zwischen Lumen und PAR erklären? Während PAR eine Funktion ist, die nicht nach unterschiedlichen Farben gewichtet, hat bei Lumen grünes Licht einen höheren Stellenwert als z.B. rotes Licht. Lumen repräsentieren die Sensibilität des menschlichen Auges, das grünes Licht am besten sieht. PAR oder PPF kann man hernehmen, um die Beleuchtung zu qualifizieren. Gibt es eine Formel zur Berechnung der von einer NDL erzeugten PAR? Normalerweise findet sich die PPF-Leistung für eine NDL-Birne im Datenblatt. Dies schließt jedoch nicht die sich ergebenden Verluste durch Reflektor und Vorschaltgerät ein. Eine gute einseitig gesockelte 600-W-NDL-Lampe erzeugt etwa 1.100 µmol/s. Die Gesamtleistung des Systems liegt je nach Wirksamkeit von Vorschaltgerät und Reflektor zwischen 820 und 850 µmol/s. Die Folgeverluste durch Reflektor und Vorschaltgerät liegen zwischen 23 und 25%. Was sind die wichtigsten Punkte, auf die ein Grower achten sollte, wenn er in eine Pflanzenlampe investiert? Jede Lampe hat Vor- und Nachteile. Die Frage ist also: Entspricht eine Lampe meinen persönlichen Ansprüchen? Beispielsweise ist ein sehr professionelles NDL-System, das Vorschaltgerät und Reflektor in ein und demselben Leuchtkörper hat, meist für Gewächshäuser gedacht. Das bedeutet, dass es in einem Gewächshaus sehr gut funktioniert, aber in einem Growzelt wird durch diese Lampe das Licht ungenügend verteilt, da sie für große Entfernungen optimiert ist. Überhaupt sollte sich ein Grower die angegebenen PPF-Werte auf dem Datenblatt und die Lichtverteilung ansehen. Da gute LED-Leuchtkörper eine größere Investition sind, sollte man auch die Lebensdauer überprüfen. Lebensdauer bedeutet, wie lange der Leuchtkörper betrieben werden kann, bis 90% der Lichtleistung erreicht ist. Da gibt es sehr große Unterschiede. Viele aktuelle LEDs auf dem Markt haben Verluste von bis zu 7% nach 6.000 Betriebsstunden. Wichtig zu überprüfen ist auch, ob es möglich ist, die Lampe zu reinigen. LED-Leuchkörper ohne Schutzabdeckung oder Linsen sind schwer von Pollen, Harz usw. zu reinigen. Das bedeutet, dass die Beeinträchtigung durch Schmutz schlimmer wird als durch die allmähliche Leistungsminderung der LED selbst. Kannst du erklären, was Cannabispflanzen dazu veranlasst, sich zu strecken, und gibt es einen Weg, dies zu kontrollieren? Im Allgemeinen beeinflusst dunkelrotes Licht oder genauer gesagt das Verhältnis zwischen dunkelrotem und rotem Licht die Streckungen der Pflanze. Aber auch andere Farben/Wellenlängen haben Einfluss auf das Streckungsverhalten. Dazu beeinflusst auch die Lichtintensität die Streckungen sehr stark. Grower können das Strecken durch Veränderung der Lichtintensität auf Blätterdachhöhe kontrollieren. Wenn die Pflanze zu klein bleibt, muss die Lichtintensität verringert werden. Falls sich die Pflanze zu sehr streckt, muss man die Lichtintensität erhöhen. Was sind deine wichtigsten Tipps für den Cannabisanbau in der Vegetativen Phase und der Blühphase? Die Verwendung von LED-Lampen hat großen Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit im Anbauraum. Demnach ist es wichtig, die VPD-Werte regelmäßig zu überprüfen. Da in der Vegetativen Phase 6 Stunden mehr Zeit zur Verfügung stehen, um die Pflanze mit Photonen zu versorgen und anzutreiben, kann/sollte die benötigte Intensität geringer sein. Wir empfehlen 300-400 µmol/m2/s auf Blätterdachniveau. Da der Grower für die Blühphase die Tageslänge verkürzt, benötigt er dann höhere Intensitäten wie etwa 600 µmol/m2/s+ Martin, vielen Dank für dieses fesselnde Interview!