Die Rolle der Wassertemperatur beim Growen
Vielen ist bereits bekannt, dass der pH-Wert im Boden und in der Nährlösung sehr wichtig ist, damit Nährstoffe optimal aufgenommen werden. Die Optimalwerte der unterschiedlichen Systeme liegen nahe beieinander.
Für hydroponische Systeme werden meist 5,2 bis 5,8 und als Richtwert 5,5 pH angegeben. Für Erdmischungen sind es eher 5,8 bis 6,8 oder als Richtwert rund 6,3 pH. Marijuana braucht ganz verschiedene Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Die Wurzeln können diese bei verschiedenen pH-Werten optimal aufnehmen. Viele der Nährstoffe haben einen pH-Bereich, in dem sie optimal aufgenommen werden können. Diese Bereiche hören bei einem Nährstoff teils dort auf, wo sie beim anderen anfangen. [caption id="attachment_6546" align="alignnone" width="800"] Ohne Erde ist die Wassertemperatur wichtig[/caption] Auch die Temperatur im Wurzelbereich ist wichtig für eine gute Nährstoffaufnahme. Wer auf Erde, Kokos, Blähton oder ähnlichen Wurzelmedien anbaut, der muss nicht ganz so darauf achten, solange sein Raum nicht überhitzt. Unten bei den Töpfen ist es im Normalfall einige Grad kälter. Selbst wenn das Wasser im ersten Moment etwas zu warm oder kalt ist, wäre das nicht so schlimm, solange es nicht viel zu warm oder kalt ist. Bei der Nährfilmtechnik (NFT) haben die Wurzeln jedoch nur ein paar dünne Fließmatten. Wenn das Wasser viel zu warm oder kalt ankommt, ist der Unterschied enorm. Auch bei der Aeroponik machen ein paar Grad zu wenig oder zu viel alles zunichte. Die optimale Temperatur an den Wurzeln wird mit 21 oder ca. 20 °Celsius angegeben. Etwas kälter wäre besser als wärmer, da die Wurzeln mit mehr Temperatur die Nährstoffe nicht mehr genügend aufnehmen können. Sie sind zudem anfälliger für Wurzelfäule oder die „Umfallkrankheit“. Bei einer Temperatur um 21 Grad sind die Wurzeln vitaler, können besser arbeiten und die richtigen Mikroorganismen und Pilzstämme sind im Vorteil. Wäre es direkt bei den Wurzeln 25 Grad warm, würde es den Wurzeln sogar schaden. Wenn es jedoch 15 Grad bei den Wurzeln beträgt, dann wachsen die Pflanzen lediglich langsamer, sie ruhen. Aber selbst mit Erdtöpfen soll es beim Indooranbau in der Dunkelphase möglichst nicht noch kälter werden. Im Hochsommer ist man jedoch um jedes Grad Abkühlung froh, solange nicht im kühlen Keller angebaut wird. [caption id="attachment_6547" align="alignnone" width="800"] Hier wird die Erde die Temperatur des Gießwassers puffern[/caption] Wie kann der Grower Einfluss auf die Temperatur des Gießwassers nehmen? Eine Wasserkühlung ist aufwändiger und weniger effektiv als eine Wasserheizung. Wenn möglich, wird der Nährstofftank deswegen an einen Ort gestellt, an dem es kühl ist. Wer mit einer Gießanlage arbeitet, legt einen längeren Versorgungsschlauch. Wer den Tank vor dem Growzelt braucht, kauft im Baumarkt einen Rollboden für Pflanzkübel und stellt den Nährstofftank auf diesen. Auch wegen möglichen Chlors im Trinkwasser soll das Wasser ohnehin am Vortag in den Tank gegeben werden. Damit die Nährstoffe möglichst frisch sind, können sie dennoch unter gutem Umrühren vor dem Gießen in den Tank gegeben werden. Nur zur äußersten Not soll mit einer Wasserkühlung gearbeitet werden. Für eine Wasserheizung kann ein Heizstab für Aquarien in den Tank gehängt werden. Diese Heizstäbe können sogar auf eine Temperatur eingestellt werden, kleine Modelle kosten nur ein paar Euro. Wer auf Erde oder ähnlichen Systemen nur gelegentlich gießt, der kann Nährlösung mit 15 bis 25 Grad verwenden. Die Wassertemperatur wird ohnehin von der Temperatur der Erde gepuffert und nimmt innerhalb von ein oder zwei Stunden den normalen Raumwert an. Und dieser Raumwert soll bei ca. 22 bis 28 Grad sein, wobei die kühlende Frischluft von unten nachzieht. Dabei werden die Töpfe schon fast automatisch eine gute Bodentemperatur annehmen. [caption id="attachment_6548" align="alignnone" width="800"] Der Tank muss nicht daneben stehen[/caption] [caption id="attachment_6549" align="alignnone" width="800"] Viele Systeme haben den Wassertank unter den Pflanzen[/caption] Je weniger Wurzelmedium vorhanden ist, desto schlechter kann die Temperatur bei den Wurzeln gepuffert werden. Eine nasse Steinwollmatte hat wegen des enthaltenen Wassers noch Puffermasse. Bei der NFT-Technik, der Aquaponik und der Aeroponik hingegen sind die Temperaturen des umgewälzten Wassers neben dem pH-Wert und den enthaltenen Nährstoffen ausschlaggebend für den Erfolg. Je exakter man bei 21 Grad liegt, um so besser können die Wurzeln arbeiten. Bei diesen Techniken kann nicht beim Gießen mit kaltem Leitungswasser die Nährlösung frisch angesetzt werden, da diese die ganze Zeit über fließen muss. Wenn es nicht reicht, den Quelltank an eine kühle Stelle zu setzen, müsste man diesen klein bemessen und mit einer Wasserkühlung arbeiten. Je kleiner die zu kühlende Wassermenge, desto geringer der Energieaufwand für die Kühlung. Für größere Anlagen könnte es sinnvoll sein, seinen Nährstofftank mit einem Düngecomputer automatisch mit Wasser und Nährstoffen zu füllen. In jedem Fall lohnt es sich beim Marijuanaanbau, über diese Details nachzudenken, da sie den Erfolg erheblich beeinflussen. Robert B.