Der Arzt in Pflanzengestalt

Soft Secrets
25 Jul 2012

Allerorts spricht man derzeit von Cannabis als Medizin. Es ist in der Tat bereits ein Modewort - auch viele hedonistisch ausgerichtete Kiffer sprechen mittlerweile beim Genuss ihres abendlichen Joints aus Spaß von „medizinischem Gebrauch". Und so Unrecht haben sie dabei gar nicht, denn Cannabis ist durchaus auch eine Medizin, deren Anwendung mannigfaltige vorbeugende Qualitäten vorzuweisen hat. Aber gegen welche Krankheiten und Leiden hilft Cannabis eigentlich? Was für Erkrankungen und welche Symptome kann diese Pflanze bzw. das Produkt aus diesem Gewächs lindern oder sogar heilen? Wir wollen es uns anschauen.


Allerorts spricht man derzeit von Cannabis als Medizin. Es ist in der Tat bereits ein Modewort - auch viele hedonistisch ausgerichtete Kiffer sprechen mittlerweile beim Genuss ihres abendlichen Joints aus Spaß von „medizinischem Gebrauch". Und so Unrecht haben sie dabei gar nicht, denn Cannabis ist durchaus auch eine Medizin, deren Anwendung mannigfaltige vorbeugende Qualitäten vorzuweisen hat. Aber gegen welche Krankheiten und Leiden hilft Cannabis eigentlich? Was für Erkrankungen und welche Symptome kann diese Pflanze bzw. das Produkt aus diesem Gewächs lindern oder sogar heilen? Wir wollen es uns anschauen.

Allerorts spricht man derzeit von Cannabis als Medizin. Es ist in der Tat bereits ein Modewort – auch viele hedonistisch ausgerichtete Kiffer sprechen mittlerweile beim Genuss ihres abendlichen Joints aus Spaß von „medizinischem Gebrauch“. Und so Unrecht haben sie dabei gar nicht, denn Cannabis ist durchaus auch eine Medizin, deren Anwendung mannigfaltige vorbeugende Qualitäten vorzuweisen hat. Aber gegen welche Krankheiten und Leiden hilft Cannabis eigentlich? Was für Erkrankungen und welche Symptome kann diese Pflanze bzw. das Produkt aus diesem Gewächs lindern oder sogar heilen? Wir wollen es uns anschauen.

Natürlich kann in einem Zeitschriftenartikel lediglich ein umfassender Anriss der Thematik erfolgen. Zum Themenkreis Cannabis als Medizin gibt es ganze Bücher, die von klugen Kollegen gefüllt wurden. Verschaffen wir uns also einen fundierten Überblick über die vielfältigen Anwendungsgebiete des Hanfs.

Bekannt ist der Hanf als Heilmittel seit mindestens 8000, eher aber gar seit 10000 Jahren, genaue Belege liegen der Wissenschaft bis dato noch nicht vor. Jedenfalls verwendeten die alten Ägypter und auch die Assyrer des Altertums den Hanf bereits als universelles Heilmittel, Forscher vermuten, dass schon die prähistorischen Mesopotamier den Hanf kannten und in jederlei Hinsicht nutzten – auch medizinisch. Der chinesische Kaiser Shen Nung, seinerseits ein begeisterter Botaniker und Hobby-Ethnopharmakologe, empfahl schon um 2700 vor unserer Zeitrechnung in einem seiner Werke den Hanf als Heilmittel gegen Verstopfung, Rheuma, Gicht und andere Leiden. So dienten, je nach Kulturkreis, Cannabis indica, sativa und ruderalis als Heil- und Medizinalkraut, das Schmerzen bekämpft, Frauenleiden lindert, gegen Depressionen hilfreich ist, als Augenmittel (schon damals und bis heute) bei Glaukom Verwendung fand und findet, als hervorragendes Stimulans und Tonikum, ja sogar als so genanntes Allheilmittel. Aber auch als Antidot bei diversen Vergiftungen und so weiter und so fort galt und gilt Cannabis als Medizinalkraut der Wahl. Auch in der ayurvedischen Medizin ist Cannabis seit jeher geschätztes Heilkraut, genauso wie die Hanfpflanze von Anfang an zum Arzneimittelschatz der Homöopathie gehört, wenngleich sie sich heutzutage selbst dort, wo der moderne Physik keinerlei Nachweis über einen pharmakologisch aktiven Wirkstoff gelingt, repressiven Problemen ausgesetzt sieht.

Entgegen der landläufigen vorurteilsgeprägten Ansicht, ist es tatsächlich nicht so, dass Cannabis in seiner Eigenschaft als Heilkraut stets und ausschließlich geraucht, gegessen oder getrunken zum Einsatz kommt. Es existieren mannigfaltige weitere Möglichkeiten, den Hanf als Medizin zu verwenden. Ethnobotaniker Christian Rätsch schreibt dazu in seiner Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen diesen aufschlussreichen Absatz: „Zu Beginn der frühen Neuzeit stimmten alle ‚Väter der Botanik’ darin überein, dass der Hanf eine ‚warme und trockene Natur’ habe und deswegen die Winde und Blähungen auflöse. Sie schrieben, dass er bei Ohrenleiden ein gutes Medikament abgäbe. Ebenso ist die Verwendung der gekochten Wurzel als Umschlag bei Gliederschmerzen mehrfach erwähnt. Die wichtigste Angabe zur frühen medizinischen Nutzung findet sich bei Tabernaemontanus, dessen Kräuterbuch zu den umfangreichsten Werken seiner Art zählt: ‚Welchen Weibern die Mutter aufstößt / denen soll man Hanff anzünden / und für die Nasen halten’. Dies ist wahrscheinlich die erste schriftliche Erwähnung des medizinischen Kiffens (zur Behandlung von Gebärmutterkrämpfen) in der deutschen Literatur“ (Rätsch, 149).

Cannabis-Kraut, -Blüten und -Samen werden also nicht nur geraucht, geräuchert oder auf andere Weise eingenommen. Die Pflanze wurde und wird ethnomedizinisch außerdem in Form von Umschlägen und Kompressen, Cremes (zum Beispiel aus der Wurzel gewonnene) und Ölen sowie in anderen Applikationsformen angewendet. Berühmt ist beispielsweise das historische Haschisch vom Zürcher Apotheker Karrer, das bis vor hundert Jahren in der Schweiz verkauft wurde – und zwar als „idealstes Mittel gegen Hühneraugen, Hornhaut und Warzen“. Seit 1883 finden sich in den Tageszeitungen der Schweiz die auch heute noch bekannten und mittlerweile eher kurios anmutenden Anzeigen: „Es ist eine wahre Freude, wenn man plötzlich entdeckt, wie unter der wohltätigen Einwirkung von Apoth. Karrer's Haschisch alle Hühneraugen, Hornhaut und Warzen auf Nimmer-Wiedersehen verschwinden. Hauptdepot beim Erfinder Apoth. Karrer (...). Man verlange ausdrücklich Karrer's Haschisch.“ Im übrigen bestanden so gut wie alle Hühneraugenpräparate, die weltweit bis 1937 vermarktet wurden, zum Großteil aus Haschischzubereitungen. Einfach, weil es hilft. Punktum. 

Wieviele Krankheiten und Leiden genau mit Hanf erfolgreich behandelt werden können, ist nicht abschließend geklärt. Niemand hat sich bisher die Mühe gemacht und erfasst, welche Erkrankungen mit Cannabis unterstützend oder alleinig behandelt werden können. Ein solches Vorhaben wäre auch gar nicht leicht, existieren doch weltweit zahlreiche Krankheiten, deren Symptome aber in aller Regel immer wieder gemeinsame Schnittmengen bilden. So scheint es durchaus sinnvoller, sich anzusehen, welche Symptome Cannabis zu lindern oder zu heilen vermag. Dr. Franjo Grotenhermen fasst in seinem Buch „Die Behandlung mit Cannabis und THC“ zusammen: „Cannabisprodukte üben eine Vielzahl von Wirkungen aus. Sie können daher nicht selten mehrere Symptome einer Erkrankung lindern. Dazu zählen beispielsweise Schmerzen, Muskelspastik, Blasenfunktionsstörungen, und Schlafstörungen bei multipler Sklerose sowie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Depressionen bei Krebs. Diese Art der Kombinationstherapie kann in einigen Fällen mehrere andere Medikamente ersetzen.“

Schon dieser Absatz veranschaulicht aufs Deutlichste, wie vielseitig Cannabis als Medizin anzuwenden ist. Ein Verbrechen, dass unsere Politiker immer noch die Augen vor all dem verschließen. Gehen wir nun aber systematisch auf eine Auswahl von hauptsächlichen Symptomen und Krankheiten ein, die bekanntermaßen mit Cannabis behandelt werden können. 

Allergien wie Heuschnupfen, Asthma, Tierhaar- und Hausstauballergien können durch Cannabinoide deutlich gelindert werden, zum Beispiel durch eine Weitung der Bronchien. Wenn Krebs- oder Aidspatienten unter Appetitlosigkeit leiden und deshalb zusehends abmagern und auszehren, kann Cannabis helfen, die Esslust anzuregen (siehe dazu den anderen Artikel zum medizinischen Cannabis in dieser Ausgabe). Bewegungsstörungen vieler Art bei Parkinson’scher Krankheit, Tourette-Syndrom und anderen Erkrankungen können durch Cannabisprodukte sichtbar gelindert werden. Auch bei Entzündungen aller Couleur ist Cannabis ein hilfreiches Medikament. So kann die Pflanze erwiesenermaßen beispielsweise die schwere und chronische Dickdarmentzündung Colitis ulcerosa und andere, ähnliche Krankheiten heilen oder zumindest rasch lindern, zum Beispiel Morbus Crohn. Epileptiker sollten im Umgang mit Cannabis aufpassen. Hanf kann die Symptome einer Epilepsie unterbinden, kann aber in manchen Fällen ebenso gut kontraproduktiv wirken und Anfälle provozieren. Bei einer Gastritis, also einer Entzündung der Magenschleimhaut, hilft Hanf, weil er eine übermäßige Produktion von Magensäure unterbindet. Cannabis ist weiterhin eine hervorragende Geburtshilfe, weil es wehenfördernde Eigenschaften hat. Bekannt ist die lindernde Wirkung des Hanfs beim Glaukom schon seit Urzeiten (siehe oben). Cannabis hilft bei dieser Krankheit, indem es den Augeninnendruck senkt. Hanfzubereitungen lassen sich bei einigen Menschen zur Bekämpfung von starkem Juckreiz einsetzen. In einigen Fällen vermag Cannabis latent vorhandene Psychosen zu aktivieren. Das ist jedoch bisher nur sehr selten belegt – oder auf Deutsch: kommt im Vergleich zur Gesamtmasse der Cannabis konsumierenden Menschen nicht so häufig vor. Andererseits ist der Hanf geeignet, psychische Leiden zu lindern. So kann man beispielsweise Depressionen, Alkoholismus, Schlafstörungen, Angststörungen, ADS, Hyperaktivität, Belastungsstörungen und viele andere Erkrankungen psychischer Natur mit Cannabis und Cannabisprodukten behandeln.

Allseits bekannt ist die Tatsache, dass Cannabis hilfreich als vielseitige und außerordentlich variable Schmerzmedikation ist, weil es nachweislich schmerzlindernde Effekte hat. Mancher chronische Schmerzpatient kann nur mit Hilfe von Cannabis ein normales Leben führen. Dabei lindert Cannabis die verschiedensten Schmerzformen: Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, Schmerzen bei chronischer Darmentzündung und während der Krebstherapie, Phantomschmerzen, Schmerzen nach äußerlicher Einwirkung, zum Beispiel bei Knochenbrüchen und so weiter. Selbst bei Schluckauf kann der Hanf lindernd ins Geschehen eingreifen. Weil Cannabis außerdem relaxierend wirkt, ist es ein geeignetes Medikament bei Spastiken und anderen Muskelleiden, zum Beispiel bei Multipler Sklerose, nach einem Schlaganfall, bei Bandscheibenvorfällen und Querschnittlähmung. Manche unter Tinnitus leidenden Patienten berichten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Ohrgeräusche nach der Einnahme von Cannabis. Schließlich ist Cannabis ein wunderbares Kraut gegen alle Arten von Übelkeit und damit auch gegen Erbrechen, was in der Krebstherapie von ganz besonderem Vorteil ist (siehe zum Thema Cannabis und Krebs den eigenen Artikel in dieser Ausgabe). 

Wie wir sehen, ist Cannabis in der Tat so etwas wie eine Wunderpflanze – da braucht man keinen Pathos zu bemühen, die Fakten sprechen für sich. Sicherlich gibt es mannigfaltige weitere Symptome, die der Hanf zu lindern oder zu heilen vermag, die Aufzeichnungen sind ganz bestimmt nicht komplett. Um so schlimmer ist es, dass mit dem annähernd weltweiten Verbot der Pflanze Cannabis Millionen von schwerkranken und kranken Menschen eine wirksame und nebenwirkungsfreie Medizin vorenthalten wird. Es mag Ausnahmeregelungen geben. Viele sind es beileibe nicht. Aber solche Ausnahmeregelungen erwirken immer nur Menschen, die über ein Mindestmaß an Kraft und über entsprechende Courage und viel Mut verfügen. Und wahrlich nicht alle Patienten, die auf Cannabis angewiesen wären, sind auch in der Lage, sich für den Erhalt ihrer Medizin so vehement und vor allem langfristig einzusetzen. Genau hier müsste die Politik ansetzen und greifen, denn betrachtet man es, wie es ist, dann ist die Politik nicht dafür vorgesehen, über das Volk zu verfügen. Vielmehr versteht sich die Politik im eigentlichen als ein Werkzeug, dem Volk dienlich zu sein, daher müssen Politiker ihrem Volk dienen, das beste für es bewirken und vor allem: die Schwachen schützen. Das Gegenteil aber wird mit der Prohibition und ihrem War on Drugs ersucht und erreicht: Die Menschen werden ihrer Freiheit beraubt und – als wäre das nicht tatsächlich bereits schlimm genug – schlussendlich nichts weiter als ebenfalls ihrer Gesundheit. Ein solch handfester Skandal kann nur aus einem Grunde überdauern: Weil letztlich so gut wie die ganze Welt von diesem Anslinger’schem Fieber infiziert ist (Harry Anslinger ist der US-amerikanische Initiator der Hanfprohibition). Und das lässt sich nicht so leicht wieder vom Tisch fegen. Denn mittlerweile ist ein ganzer Haufen wirtschaftlichen Lobbyismus mit in die Angelegenheit verstrickt. Allein beim Thema Cannabis als Medizin wird eine ganze Armada von Pharmaunternehmen auf die Barrikaden gehen, wenn der Hanf eines Tages wieder freigegeben wird. Denn Cannabis vermag Tausende von Medikamenten sinnvoll und gesundheitsfördernd zu ersetzen – als Medizin kann der Hanf als Pflanze, also als rundherum natürliches Produkt, dabei jedoch nicht patentiert werden. Und das zum Leidwesen der Pharmariesen. Um es kurz zu machen: Mit Cannabis kann kein pharmazeutisches Unternehmen großartigen Profit generieren. Mit allen anderen Präparaten, die zurzeit anstelle des Hanfs eingesetzt werden, jedoch durchaus. Allerdings weisen nahezu alle Medikamente unerwünschte und teils empfindlich unliebsame Nebenwirkungen auf. Was den Konzernen völlig am Allerwertesten vorbeigeht, weil es eben Geld bringt. Es ist ein Trauerspiel. Ein Trauerspiel, dem mit vernünftigen Argumenten leider immer noch nicht beizukommen ist. Wir werden dennoch nicht müde, uns immer wieder mit Nachdruck und mit Argumenten für eine umfassende Aufklärung einzusetzen, damit irgendwann vielleicht das Volk bemerkt, was seine Vertreter nicht in der Lage sind zu begreifen. Und dann, spätestens dann, muss sich etwas ändern. Dann müssen die Menschen ihren Regenten klarmachen, dass der eingeschlagene Weg der Prohibition der falsche ist. Erst wenn auch der letzte das begriffen hat, können auch die Patienten aufatmen, die Cannabis benötigen, um zu leben. Denn dann erst sind sie wirklich frei. Es wird ein langer Weg sein bis dahin. 

Beobachtung zum Schluss: Allmählich spaltet sich Cannabis in einer Hinsicht ein wenig vom eher klassischen Stonermetier ab. Und zwar in eine Richtung, die einerseits ins streng Wissenschaftliche geht und andererseits ein „Publikum“ zu erschließen in Begriff ist, das mit dem typischen Kiffer nichts bis gar nichts zu tun hat. So grenzen sich manche Patienten tatsächlich explizit von der Kiffkultur ab, und man mag es ihnen nicht mal übel nehmen. Zu angeschlagen und ohne Aussicht auf politischen Erfolg scheint manchen das Image des urtümlichen Cannabisaktivisten, der die Klischees vom Drogenfreund häufig auch nach außen hin verkörpert. Das hat allerdings zumindest einen großen Vorteil: Der Hanf wird aus einer bisweilen recht einseitig orientierten Ecke zumindest zum Teil herausgeholt und in andere Gesellschaftsschichten installiert. Dass das ohnehin längst geschehen ist, der Klischeekiffer letztlich heutzutage eine Ausnahmeerscheinung ist, ist in den Köpfen der nicht kiffenden Menschen bislang nicht angekommen. Dass Cannabis derart vielseitige medizinische Eigenschaften hat und so vielen Menschen zu helfen vermag, wird über kurz oder lang auf jeden Fall dazu beitragen, dass dieser wunderbaren Pflanze immer mehr Aufmerksamkeit und schließlich Achtung gezollt wird. Und dass sie irgendwann wieder freigegeben wird. 

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