Cannabismedizin: Alte Anwendungen

Soft Secrets
28 Feb 2018

Alte Anwendungen von Hanf als Medizin sind teilweise kurios

Für heutige Hanffreunde scheinen die historischen Einnahmeformen, also alte Anwendungen, des Medizinalhanfs zuweilen abenteuerlich anzumuten. Denn die Cannabismedizin wurde keineswegs nur geraucht oder auf oralem Wege aufgenommen. Der Drogenforscher Christian Rätsch beschreibt es in seinem Standardwerk, der „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“: „Zu Beginn der frühen Neuzeit stimmten alle ‚Väter der Botanik’ darin überein, dass der Hanf eine ‚warme und trockene Natur’ habe und deswegen die Winde und Blähungen auflöse. Sie schrieben, dass er bei Ohrenleiden ein gutes Medikament abgäbe. Ebenso ist die Verwendung der gekochten Wurzel als Umschlag bei Gliederschmerzen mehrfach erwähnt“ (Rätsch: Seite 149). Allerdings hatten die Gelehrten und hellen Köpfe der damaligen Zeit bereits herausgefunden, dass auch verbrannter bzw. verdampfter Hanf die gewünschten Effekte auszulösen vermag: „Die wichtigste Angabe zur frühen medizinischen Nutzung findet sich bei Tabernaemontanus, dessen Kräuterbuch zu den umfangreichsten Werken seiner Art zählt: ‚Welchen Weibern die Mutter aufstößt / denen soll man Hanff anzünden / und für die Nasen halten’. Dies ist wahrscheinlich die erste schriftliche Erwähnung des medizinischen Kiffens (zur Behandlung von Gebärmutterkrämpfen) in der deutschen Literatur“ (ebd.). Das Kraut, die Blüten, das Harz und die Samen der Hanfpflanze wurden und werden ethnomedizinisch unter anderem in Form von Umschlägen, Einreibungen und Kompressen, Crèmes, Salben, Pasten und Ölen verwendet. Wir kennen zum Beispiel eine aus der Wurzel des Cannabis zuzubereitende Salbe und auch ein kommerzielles Produkt, das bis vor einem Jahrhundert in der Schweiz noch über die Tresen der Apotheken ging. Noch heute genießen die historischen Anzeigen von „Karrer's Haschisch“, die ab 1883 in den Zeitungen gedruckt wurden, Kultstatus – und verkünden die Botschaft, dass Haschisch das „idealste Mittel gegen Hühneraugen, Hornhaut und Warzen“ sei. Und: „Es ist eine wahre Freude, wenn man plötzlich entdeckt, wie unter der wohltätigen Einwirkung von Apotheker Karrer's Haschisch alle Hühneraugen, Hornhaut und Warzen auf Nimmer-Wiedersehen verschwinden. Hauptdepot beim Erfinder Apoth. Karrer. Man verlange ausdrücklich Karrer's Haschisch.“ Bis zum Jahr 1937 wurden weltweit Zubereitungen aus Hanfharz als überaus wirksame Hühneraugenmittel verkauft. Heute ist davon und auch von diesem Anwendungsgebiet des Haschischs kaum noch etwas bekannt.
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