Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (2) - Bio-Growing und umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung

Soft Secrets
27 Oct 2017
In diesem zweiten Teil unserer Betrachtungen zu den biologischen Pflanzenschutzmitteln setzen wir fort, was in der vorigen Ausgabe begonnen wurde: eine Übersicht über Mittel, die entweder selbst hergestellt oder aber käuflich erworben werden können. Dabei sind die biologischen Hilfsmittel nicht immer vollkommen harmlos. Auch diese sollten stets mit einer gehörigen Portion Achtsamkeit und Vorsicht zur Anwendung kommen. Für unsere Pflanzen – immerhin Gewächse, die anschließend gegessen, geraucht, vaporisiert, getrunken oder auf anderem Wege aufgenommen werden sollen – sind die angebotenen Lösungen allerdings die beste Wahl. Schauen wir uns an, welche biologischen Alternativen zur chemischen Keule im Pflanzenschutz verwendet werden können.

Alkoholspray

Eine 50/50-Verdünnung von 90-prozentigem Alkohol und Wasser ist ein effektives Gegenmittel gegen Schmier- und Schildläuse. Sprühe oder betupfe die Schädlinge wöchentlich und über mehrere Wochen mit der Lösung. Das wird ihre Lebensdauer verkürzen. Ökologischer Pflanzenschutz für Grower (2) - Bio-Growing und umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung

Ameisenköder

Diese Produkte enthalten Gift, zum Beispiel Arsen, Borsäure oder Sulfluramid, und einen für Ameisen attraktiven Köder, der die Insekten veranlasst, ihn mit ins heimische Nest zu nehmen. Dort tötet das Gift die Arbeiter und Königinnen. Erhältlich in diversen kommerziellen Produkten, zum Beispiel Nexalotte, Celaflor, Reinex Insektenstopp, InsectEx, Detia Ameisenköder und anderen.

Borsäure

Borsäure ist ein schnelles und effizientes Mittel zur Behandlung eines Bormangels. Mische einen Teelöffel Borsäure, die in Apotheken und Drogerien erhältlich ist, mit 4 Litern Wasser und besprühe mit der Lösung die Blätter. Borsäure ist zudem ein effektives Gegenmittel gegen Ameisen, Schaben und kriechende Insekten. Die Tiere kriechen durch das Puder, das an ihren Körpern haften bleibt. Dann lecken sie das Puder ab. Wenn es einmal aufgenommen ist, zerstört es den Insektenkörper von innen heraus. Borsäure wird auch als Gift in diversen Insektenködern verwendet. Sie wird in Form des Puders um Indoor-Pflanzen gestreut, um einen Befall zu verhindern. Borsäure ist ungefährlich für Kinder und Tiere, solange sie nicht gegessen wird.

Kalzium und Magnesium (CalMag-Produkte)

CalMag-Produkte enthalten Kalzium und Magnesium und sind hilfreich bei entsprechenden Mangelzuständen (die einen oder beide Nährstoffe betreffen). CalMag hilft gegen Blüten-Endfäule bei Tomaten und kann die Wasser- und Nährstoffaufnahmefähigkeit von Früchten und Blüten erhöhen. Regen- und Tauwasser enthalten normalerweise nicht genügend Mineralien, etwa vergleichbar mit Wasser, das mit einer Umkehrosmoseanlage gefiltert wurde. Kalzium und Magnesium sollten in diesem Fall beigegeben werden, um das Wasser auf einen Anteil gelöster Feststoffe von um die 125 ppm (entspricht einem EC-Wert von 0,25) anzuheben. Erst dann sollte Dünger zugegeben werden. Kommerzielle Produkte mit CalMag sind beispielsweise Cal-Mag-Citrat Komplex, Cal-Mag-Komplex und CalMag Plus.

Kalk

Kalk ist ein Begriff für verschiedene Kalzium- oder Kalzium-Magnesium-Verbindungen, die verwendet werden, um den pH-Wert von Substraten anzuheben und um Kalzium- bzw. Magnesiummängel zu beheben. Alle Kalkarten geben langsam Kalzium an das Substrat ab, und manchmal auch Magnesium. Gelöschter Kalk, auch Kalzium-Hydroxid genannt (Ca [OH]2), ist die basischste Form, die gut im Garten verwendet werden kann. Um den pH-Wert des Bodens anzuheben, sind nur kleine Mengen nötig, zudem wirkt gelöschter Kalk sehr schnell. Gartenkalk ist Kalziumkarbonat (CaCO3). Er wird aus zerstoßenem Kalkstein oder Austernschalen hergestellt. Er ist nicht so basisch wie gelöschter Kalk, aber hebt trotzdem den pH-Wert zufriedenstellend an. Im Handel gibt es Grünkalk, Dolomitkalk, Kalkdünger von BayWa, Vitalkalk und andere Produkte. Dolomitkalk enthält hohe Magnesiumanteile und ist geeignet, um Magnesium-, wie auch Kalziummangel zu beheben. Flüssiger Kalk besteht aus fein zermahlenem Garten- oder Dolomitkalk, der in einer Flüssigkeit gelöst ist. Diese Kalkform erhöht den pH-Wert schneller als die Festformen. Im Handel gibt es unter anderem Flüssigkalk von Agron und Kiwe-Ca.

Kalziumnitrat

Kalziumnitrat (CaNO3) wird verwendet, um Kalziummangel zu beheben. Es ist außerdem nützlich, weil es sowohl Kalzium wie auch Stickstoff enthält. Kalziumnitrat ist gut löslich und versorgt die damit behandelten Pflanzen sehr rasch mit den benötigten Nährstoffen – Ca und N. Kalziumnitrat ist in mehreren kommerziellen Produkten enthalten (selten im Gartenfachmarkt, dafür aber im Internet erhältlich), fällt aber in Deutschland unter die Gefahrstoffverordnung.

Kieselgur

Kieselgur wird aus den harten Schalen von mikroskopisch kleinen Meeresorganismen namens Kieselalgen (Diatomeen) gewonnen. Die Schalen bestehen aus Siliziumdioxid und sind, wenn sie getrocknet sind, sehr scharfkantig, so dass sie sich Schädlingen, die drüber kriechen in den Körper bohren. Die Tiere verenden dann an Dehydratation (Austrocknung). Mit Kieselgur können Schädlinge, wie Blattläuse, Raupen, Ohrwürmer, Zikaden, Schnecken und Thripse bekämpft werden, sie sind aber auch für Nützlinge schädlich und sollten daher nur mit Vorsicht angewendet werden. Mit Kieselgur bekommt man übrigens auch Flöhe und Läuse hervorragend in den Griff. Eine 6 bis 8 Zentimeter breite Barriere aus Kieselgur hält Ameisen und Schnecken von Pflanzen und Terrassen fern. Kieselgur kann außerdem mit Borsäure, gemahlenem Zimt oder Nelken gemischt werden, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Kieselgur gilt für Säugetiere als ungefährlich, kann aber, wenn er eingeatmet wird, reizend wirken. Trage deshalb eine Schutzmaske, wenn du Kieselgur anwendest. Kieselgur ist nur wirksam, wenn er trocken ist. Im Handel gibt es fertige Produkte, wie Zahrensdorfer Kieselgur und St. Hippolyt.

Knoblauch

Knoblauch hat fungizide und antibakterielle Qualitäten. Er ist in vielen Pestiziden und Fungiziden enthalten und kann in Form eines Sprays alle paar Tage verwendet werden. Die hohen Schwefelwerte des Knoblauchs töten die Pilzorganismen ab. Knoblauch kann auch mit anderen Fungiziden kombiniert und schon vorbeugend auf die Pflanzen gesprüht werden, bevor eine Infektion sichtbar ist. Knoblauch ist sowohl ein Insektizid als auch ein Fungizid und sollte deshalb auch auf Gartenpflanzen nur mit Vorsicht zur Anwendung gebracht werden, denn es tötet Nützlinge ebenso ab wie Schädlinge. Mit Knoblauchprodukten können Ameisen, Blattläuse, Raupen, Spinnmilben, Thripse und Weiße Fliegen bekämpft werden. Knoblauch-Pilzmittel sind zum Beispiel hilfreich gegen Mehltau.

Rezept für ein Knoblauchspray:

Mische einen Teelöffel ausgepressten Knoblauchsafts, der in manchen Lebensmittel- und Gartenmärkten verfügbar ist, mit einem halben Liter Wasser und 60 Millilitern hochprozentigen Alkohols, zum Beispiel Rum oder Wodka. Lass das Ganze für mindestens eine Stunde stehen. Anschließend sprühen.

Kohlendioxid

Kohlendioxid (CO2) ist ein Bestandteil der Umgebungsluft und für Pflanzen lebenswichtig. In der Atmosphäre beträgt der Anteil an CO2 um die 380 ppm (EC 0,75). Pflanzen nehmen CO2 aus der Umgebung sehr schnell auf, weshalb eine ausreichende Belüftung für ein schnelles Wachstum unabdingbar ist. Manche Pflanzen wachsen wesentlich schneller, wenn die Luft mit CO2 angereichert ist. Das kann zum Beispiel mit einem CO2-Generator realisiert werden, der Propan- oder anderes Gas verbrennt. Andere Möglichkeiten sind der Einsatz eines regelbaren CO2-Reservoirs oder bestimmter Chemikalien, die CO2 produzieren.

Kupfer

Wenn Kupfer sich in Wasser löst, dann werden Ionen freigesetzt, die durch die Zellwände von Pilzorganismen schlüpfen, im Inneren die Proteine angreifen und damit den Pilz abtöten. Kupfer ist wirksam gegen Grauschimmel, Echten Mehltau, Septoria und Pythium, aber es kann dem Pflanzengewebe Schaden zufügen. Kupfersprays können auf Blätter gesprüht werden, um Mangelerscheinungen zu beheben. Die von Weinbauern häufig verwendete Kupferkalkbrühe, auch Bordeauxbrühe genannt, besteht aus gebranntem Kalk (Kalziumhydroxid, CaOH2) in einer Kupfersulfatlösung (CuSO4) und ist ein effektives Mittel zur Bekämpfung von Grauschimmel, Mehltau und Septoria-Pilzen. Im Handel sind fertige Präparate verfügbar. Bordeauxbrühe kann für Mensch und Tier gefährlich sein und sollte nur dann angewendet werden, wenn eine Krankheit andernfalls unvermeidbar zuschlägt. Kupfer-Fungizide sollten auf essbaren Pflanzen nur vorsichtig zur Anwendung kommen. Stelle sicher, dass die folgenden Anweisungen eingehalten werden. Kupfer-Rezepturen bestehen meist aus mehreren Substanzen, die unterschiedlich giftig für Mensch und Tier sind. Bevor du ein Kupferpräparat in deinem Garten anwendest, teste das Produkt zuvor an einer kleinen Stelle, um sicherzustellen, dass das Mittel keinen Schaden anrichtet. Versuche es zunächst mit so wenig Kupfer wie möglich, und appliziere das Präparat nicht während kalter, feuchter Witterung, weil das die Ionenverfügbarkeit des Kupfers erhöht – und damit die Giftigkeit für Pflanzen. Im Handel verfügbare Kupfer-haltige Mittel sind zum Beispiel das Kupferfungizid Kocide und Atempo Kupfer-Pilzfrei. Achtung: Kupferfungizide sind dafür bekannt, dass sie bei Bauern, die häufig damit arbeiten, toxikologische Probleme verursachen können. Der sachgemäße Heimgebrauch birgt jedoch diese Gefahr nicht. Trage dennoch am besten Schutzkleidung im Umgang mit solchen und überhaupt allen pestiziden Mitteln.

Pampelmusensamen-Extrakt

Ein Extrakt aus Samen der Pampelmuse (auch im deutschsprachigen Raum mittlerweile als Grapefruit bekannt) wird in manchen Ländern als Desinfektions- bzw. Abwehrmittel zur Algenbekämpfung in Hydrosystemen, im deutschsprachigen Raum bislang jedoch nur als Gesundheitsprodukt verkauft. Im Handel sind zum Beispiel Biocare Liquid Biocidin, Citricidal ® und GSE Grapefruitsamenextrakt erhältlich. Dies sind allerdings medizinische bzw. arzneiliche Produkte. Den Extrakt gibt es deshalb auch in der Apotheke. Als Gartenprodukt ist Pampelmusensamen-Extrakt im deutschsprachigen Raum nicht kommerziell erhältlich.

Pfefferspray

Ein Spray aus schwarzem Pfeffer wird verwendet, um gegen Raupen vorzugehen. Schwarzer Pfeffer enthält Reizmittel, die den Raupen die Nahrungsaufnahme unmöglich machen und ihre Haut beschädigen. Der Alkohol löst die für Insekten giftigen Stoffe, die in Wasser nicht löslich sind.

Rezept für Pfefferspray:

- 1 Esslöffel gemahlenen schwarzen Pfeffer - 1 Liter Wasser - 90 Milliliter Trinkalkohol, zum Beispiel Rum oder Wodka - Einige Tropfen Benetzungsmittel (Spülmittel o.ä.) Vermische alles gut miteinander und lasse die Lösung für einen Tag stehen. Besprühe anschließend die Pflanzen damit.

Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid (H2O2) ist ein wirksames Desinfiziens. Es zerfällt beim Gebrauch in Wasser und Sauerstoff. Benutze den Stoff, um deine Instrumente und Werkzeuge zu reinigen, zum Beispiel Scheren, Unterlagen und Schalen, Töpfe, Schläuche etc. Füge deinem Gießwasser etwas Wasserstoffperoxid bei, um Algen- und Schimmelbefall vorzubeugen. Wasserstoffperoxid kann täglich verwendet werden, ohne einen Schaden an den Pflanzen zu hinterlassen. Es sollte nicht verwendet werden, wenn du im Substrat Mikroorganismen vermehren möchtest, zum Beispiel Mykorrhizae, Kompost-Tee oder andere wurzelgebundene Organismen. Wasserstoffperoxid, das in Apotheken verkauft wird, liegt in einer Konzentration von 3 Prozent vor. Auch Bau- und Gartenmärkte verkaufen verschieden konzentriertes H2O2. Um Pflanzen mit dem Wasserstoffperoxid aus der Apotheke zu behandeln, verwende 4½ Teelöffel auf einen halben Liter Wasser. Das ergibt eine 1-prozentige Lösung. Text: Markus Berger
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