WietOliePuur – der CannaMedSocialClub

Soft Secrets
29 Jun 2021

Der Zufall bringt uns zu Martinus van Lies, einem Gründungsmitglied und dem derzeitigen Präsidenten von WietOliePuur.nl, dem CannaMedSocialClub. Das ganze Projekt befindet sich in den Niederlanden und sieht zuerst aus wie ein Infoblog mit Webshop für Cannabis-Öle. Doch die Situation ist anders.


Martinus van Lies im Interview

In den Niederlanden werden Konsumen-ten und deren Konsummengen geduldet, Coffeeshops befinden sich in einer Grauzone und Marijuana oder Haschisch sind illegal. Der Eigenanbau bis zu fünf Pflanzen wird ebenfalls geduldet, doch dieser kann als Zweckentfremdung von Wohnraum zur Kündigung führen. Das bedeutet: Der zahlungskräftige Konsument kann sich aus allem rauskaufen, alle anderen sind mit der jetzigen Situation unglücklich. Das betrifft vor allem Patienten, die häufig kein Rezept mit Kostenübernahme für die Apotheke erhalten oder nur für eine kleine Menge. Marijuana aus den Coffeeshops ist für die medizinische Verwendung nur bedingt geeignet. Ähnlich wie in Deutschland ist die theoretische Möglichkeit der medizinischen Versorgung für viele im praktischen Alltag also nicht umsetzbar. Dabei gilt in den Niederlanden, ähnlich wie in Deutschland, das „Recht auf Unverletzlichkeit des menschlichen Körpers. Jeder kann selbst entscheiden, was mit seinem Körper passiert, ob eine medizinische Behandlung durchgeführt und/oder verschriebene Medikamente eingenommen werden“ (Quelle: wietoliepuur.nl). Genau an diesem Punkt setzt der CannaMedSocialClub an.

Vortrag über Cannabis

Wie kommst du zum Cannabis?

Ich bin an der deutschen Grenze in der Stadt Almelo geboren und inzwischen Vorsitzender eines Cannabis-Social-Clubs, den ich vor fünf Jahren selbst gegründet habe. Ich bin 2015 aus medizinischen Gründen mit Cannabis in Kontakt gekommen. Zu der Zeit hatte ich viele Gesichtsekzeme, für die kein Dermatologe eine Creme hatte, die so wirken würde, wie ich es gerne gesehen hätte. Nach fast zehn Jahren endete die schmerzhafte Situation, die mich inzwischen auch ziemlich deprimiert hatte. Die Lösung kam mit Cannabis … etwas, von dem ich wie so viele Niederländer genug geraucht habe. Damals hatte ich keine Ahnung von den medizinischen Wirkungen von Cannabis. Ich habe es inzwischen studiert und bin zu besonderen Einsichten gekommen!

Es ist als CMSC also ein Club zur Selbsthilfe – wie viele Mitglieder habt ihr in eurem CannaMedSocialClub?

Die WietOliePuur-Stiftung hat mehr als 3000 Spender und ist für viele ein Vorbild geworden. Es ist ein gutes Gefühl, sich gegenseitig auf so schöne Weise mit einem Produkt zu versorgen, das für manche wirklich Leben rettet. Wir haben viele Sonderfälle erlebt, aber das wäre ein schöner Artikel für eine zukünftige Ausgabe.

Nehmt ihr auch unsere Leser aus Deutschland?

Ich spreche selbst vernünftiges Deutsch, weil wir viele deutsche Spender von jung bis alt in der Stiftung haben. Mit großer Freude erkäre ich euch das Cannabis-Social-Club-Konzept namens Stichting WietOliePuur.

Vortrag über einstige Hautexeme

Habt ihr ausgebildete Ärzte oder arbeitet ihr mit Recherche und Erfahrung?

Jeden Monat habe ich viele Gespräche mit Ärzten und Spezialisten, die in ihrer Ausbildung leider wenig oder gar nichts über Cannabis und dessen Funktionsweise lernen. Das zeigt, wie unser System funktioniert. Inzwischen kann ich klar erklären, wie es möglich ist, dass Cannabis bei so vielen verschiedenen Syndromen so wirksam ist. Ich halte Präsentationen und Vorträge darüber in Theatern und online in ganz Europa. Ich besuche Pharmaunternehmen, die mehr über die Wirkungen von Cannabis erfahren möchten.

Bei welchen Erkrankungen helfen eure Cannabis-Öle?

Das Öl funktioniert sehr gut bei vielen verschiedenen Syndromen. Es reduziert Schmerzen, regt Schlaf und Appetit an und entspannt die Muskeln. Unsere weißen Blutkörperchen haben auch einen Rezeptor für THC. Wer regelmäßig THC einnimmt, aktiviert diese Immunzellen, um nach etwas zu suchen. Ich kann stundenlang darüber reden, aber zur einfachen Erklärung ist es am wichtigsten, dass das Endocannabinoidsystem des Körpers, das nach Cannabinoiden aus der Cannabispflanze benannt ist, den Effekt verursacht. Wir stellen auf natürliche Weise Cannabinoide in unserem Körper her. Wir können unsere Gesundheit fördern, ähnlich, wie wir es beispielsweise mit Vitaminen tun. Wenn wir uns mit Cannabis stärken, ergänzen wir viele Substanzen in unserem Körper mit THC und allen anderen fast 500 Wirkstoffen im Cannabisöl.

EU-zertifizierter Nutzhanf mit CBD wächst bereits in vielen Ländern. CBD-Öle sind fast überall für jeden ab 18 leicht und legal erhältlich, auch bei euch. Für die Behandlung vieler Erkrankungen ist hingegen THC entscheidend. Wenn ihr nicht in den Coffeeshops oder Apotheken kauft, woher erhaltet ihr euer medizinisches THC-Cannabis?

Wir growen mithilfe der 5-Pflanzen-Regel, die wir in den Niederlanden haben. Einige unserer Spender bauen fünf Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon an. Wir versorgen uns auf diese Weise gegenseitig mit Öl und anderen Produkten, die mit Cannabis hergestellt werden. Die große Frage aus Deutschland ist daher: „Wieso ist das in den Niederlanden erlaubt, warum nicht bei uns?“ Ich habe die Stiftung ordentlich gegründet, indem ich alles öffentlich gemacht habe. Tut nichts, was nicht erlaubt ist, zum Beispiel, um illegales Cannabis usw. zu erhalten.

Vortrag über einstige Hautexeme

Vielen geht es um eine bessere Lebensqualität, anderen um das Überleben. Habt ihr schon Patienten das Leben durch Cannabis-Öl gerettet?

Wir konnten die Lebensqualität vieler Menschen verbessern und haben Wunder gesehen, Menschen, die nicht mehr krank waren. Aber wir konnten auch Menschen, die lange Zeit Medikamente einnehmen, eine bessere Lebensqualität bieten, weil das Öl oft das tut, was auch starke Schmerzmittel wie beispielsweise Morphin und Tramadol tun. Unser Cannabis-Öl wirkt gut gegen Schmerzen, und besonders die Wirkungen von THC sind großartig.

Cannabis-Öl kann Krebs heilen, wenn die Dosis mit CBD und THC über Wochen sehr hoch ist. Auch mit dem „Cannabis-als-Medizin-Gesetz“ bleibt das für deutsche Patienten auf legalem Wege bislang also unmöglich. Vermittelt ihr ein Appartement, wenn jemand für einige Monate in die Niederlande zieht, um es mit eurer Hilfe zu versuchen?

Unser Körper ist ein ganz besonderer Organismus, der eigentlich immer versucht, uns vor allen Arten von Krankheiten zu schützen. Meine Studien gingen weit über die Wirkung von Cannabisöl gegen Krebs hinaus. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass der weltberühmte Arzt Dr. William Li mit seinem Buch „Eat to Beat Disease“ alles wunderbar erklärt. Dieses Buch ist ein Muss für alle, auch wenn sie nicht krank sind!

Vernetzt ihr euch mit ähnlichen Organisationen, gibt es einen Dachverband?

Da das Wissen auf dem Gebiet des medizinischen Cannabis inzwischen gewachsen und erweitert ist, treffe ich mich regelmäßig mit wichtigen Organisationen wie der Europäischen ENCOD-Koalition für gerechte und wirksame Drogenpolitik. Unser Cannabis-Social-Club WietOliePuur wurde nach den Richtlinien von ENCOD gegründet. In der Zwischenzeit bin ich auch Präsident von ENCOD geworden, wo ich bei einem internationalen Treffen mit großer Mehrheit gewählt wurde, um diesem wunderbaren Team bei seiner Mission zu helfen! Ich kann wirklich stolz sagen, dass ich dachte, dass dieser Job als Vorsitzender von ENCOD das größte Kompliment in den letzten Jahren war, und wir sehen, dass harte Arbeit niemals unbemerkt bleibt.

Ihr versorgt Patienten mit Cannabis-Öl und Informationen. Ist das für die zuständigen Behörden okay?

Da es Coffeeshops für den Freizeitgebrauch und für Menschen mit Schmerzen gibt, halten alle das Problem für gelöst. Für viele sind das nicht die richtigen Sorten oder sie brauchen sehr viel davon. Das Cannabis aus der Apotheke ist von schlechter Qualität. Wir werden so lange weitermachen, bis es Vorschriften gibt, die es kranken Menschen ermöglichen, ihr medizinisches Cannabis legal in guter Qualität zu erhalten, wo immer sie wollen!

Martinus van Lies

Gibt es denn große Unterschiede zwischen den Cannabissorten für die medizinische Anwendung?

Wir hören oft die Frage, welche Art von Cannabis für ein Krankheitsbild gut ist. Das Wichtigste ist, dass es mehr als 4000 Strains von Cannabis gibt und dass sie sich alle voneinander unterscheiden. Daher ist es ratsam, mehrere Strains zu kombinieren. Wir züchten jedes Jahr tausende von Pflanzen und versuchen, so viele verschiedene Arten wie möglich in einer und der selben Mischung zu bekommen. Wir verwandeln unser Cannabisöl in eine Art Multi-Cannabisöl. Wir fügen der Extraktion auch andere sehr wichtige Produkte wie Zitronen und Tannenzapfen hinzu, da die Substanzen, die in Cannabis so aktiv sind, auch in ihnen häufig vorkommen. Wer gutes Cannabis-Öl möchte, verwendet wie wir viele verschiedene Bio-Pflanzen, die unter der Sonne gewachsen sind.

Eure Website unterscheidet sich optisch nicht von einem Infoblog mit Onlineshop für CBD-Produkte. Läuft das nebenbei? Liefert ihr auch ins Ausland?

Martinus: Seit fünf Jahren verkaufen wir alle unsere Produkte – von CBD-Öl bis hin zu THC-Öl. Auf besondere Weise, nämlich online und all dies in ganz Europa … und auch in vielen Ländern außerhalb der EU.

Woher wissen eure Patienten, wie sie eure Cannabis-Öle richtig einsetzen?

Wenn es Leute gibt, die Fragen zu diesen Arten von Produkten haben, können sie uns über unsere Website www.wietoliepuur.nl kontaktieren, die natürlich auch ins Deutsche (Anmerkung Redaktion: unten auf Länderflagge klicken) übersetzt zu finden ist. Vielen Dank für diese aufschlussreichen Einblicke in eure Arbeit. In den Niederlanden ist es mit Cannabis wenigstens etwas lockerer als in Deutschland. Dennoch wird die Freiheit durch Verbote eingeschränkt und die medizinische Versorgung verschlechtert. Es mangelt nicht nur an der Verfügbarkeit oder Bezahlbarkeit von medizinischer Qualität, sondern auch am Wissen um die diversen Sorten etc. Denn für die medizinische Wirkung von Cannabis ist die richtige Anwendung entsprechend zur eigenen Erkrankung Voraussetzung. Dadurch können sich selbst in den Niederlanden viele Patienten nicht oder nicht richtig mit Cannabis behandeln. Deswegen möchten wir Martinus für seine Arbeit und seine Zeit sehr danken. Wir hoffen, dass er einer der entscheidenden Wegbereiter ist und wir künftig ganz legal auf Eigenanbau ausweichen dürfen, wenn der Arzt nicht mitspielt oder die Krankenkasse die schwindelerregenden Apothekenpreise nicht bezahlt.

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