Pflanzenkunde: Cannabis im Stress (1)

Soft Secrets
07 Sep 2018

Auch Pflanzen können Stress ausgesetzt sein - und der wirkt sich gar nicht groß anders auf die Gewächse aus, als es bei uns Menschen und den Tieren der Fall ist.


Was passiert, wenn Cannabis im Stress ist?

Dabei unterscheidet man schädlichen Stress, der Gewächse auf Dauer erheblich stört, von solchem, den man sich beim Growen zunutze machen kann - wir kennen das von uns Menschen: Der sogenannte Eustress ist die positive, motivierende Form von Stress, etwa, wenn wir eine Aufgabe, die uns potenziell fordert, gerne auf uns nehmen, wohingegen der sogenannte Disstress, eine Stressform, die sich u.a. aus Überforderung und Gehetztsein ergibt, uns nur schwächt und uns die Energie raubt. Der Einfluss von geringfügigem Stress unterschiedlicher Natur kann Cannabispflanzen dazu animieren, kräftiger und schneller zu wachsen, ein stabiles und gesundes Erscheinungsbild aufzubauen und einen höheren Ertrag zu liefern.

So stellt zum Beispiel eine konstante Luftzirkulation in einem Growraum für Pflanzen einen Stressfaktor dar, stärkt aber gleichzeitig deren Wuchs und Widerstandsfähigkeit. Die eingeblasene Luft simuliert in Anbauräumen den Wind, dem Pflanzen im Freien genauso ausgesetzt sind. Durch die Bewegung der Zweige entstehen in den Ästen minimale Brüche und Risse, die von der Pflanze durch die Produktion von verstärktem Gewebe (Kallusgewebe) kompensiert werden. Dies führt zu einem stabileren Wuchs der Pflanze. Beschneidungsmaßnahmen, zum Beispiel Topping und Supercropping, bei denen Äste und Zweige abgeschnitten oder gebrochen werden, um den Wuchs zu manipulieren, stressen die Gewächse ebenfalls sehr und sollten nur mit Bedacht durchgeführt werden.

Übrigens hat die gärtnerische Technik namens LST, das Low Stress Training, bei dem Zweige und Äste einer Pflanze vorsichtig (und ohne zu brechen) nach außen oder zur Seite gebogen und fixiert oder an Rankhilfen oder Gittern befestigt werden, um eine möglichst hohe Lichtausbeute an allen Teilen des Gewächses zu erreichen, nicht primär mit Pflanzenstress zu tun – auch wenn der Name dies suggerieren mag. Zwar bringen Pflanzen, die mit LST in ihrer Wuchsform beeinflusst wurden, deutlich mehr Blüten zum Vorschein. Das hat jedoch mit Stressfaktoren höchstens am Rande zu tun, denn es ist die vermehrte Lichtzufuhr, die letztlich für die gesteigerte Blütenproduktion verantwortlich ist. Das englische Wort stress bezieht sich hier eher auf die sanfte Beanspruchung einer mittels Low Stress Training behandelten Pflanze. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf den Faktor Stress beim Growing und darauf, wie Pflanzen sichtlich entstresst werden können.

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