Hanf: Ein bibliophiles Büchlein

15 Apr 2021

Cannabis ist gesellschaftlich auf dem Vormarsch. Geradewegs unterwegs in den Mainstream. Und das schlägt sich auch am Markt der Publikationen und Verlagsprodukte nieder. So schauen wir uns diesmal ein neues kleines bibliophiles Buchwerk an, ein in der Edition Naturkunden herausgegebenes, 160 Seiten umfassendes bibliophiles Lesebuch rund um den Hanf.

Die Autorin Ute Woltron ist keine Expertin auf dem Gebiet, sondern freie Journalistin und Schriftstellerin. Das merkt der echte Insider dem Buch auch an. Trotzdem kann der Ansatz als gelungen bezeichnet werden, die zeitgenössische Cannabis-Literatur um ein weiteres lesenswertes Werk für die Allgemeinheit und insbesondere für den Einsteiger in die Thematik zu ergänzen. Die Autorin lernte beim erfolgreichen Versuch, ihre Migräne zu heilen, den heilsamen Hanf kennen und lieben.

Der Band wartet mit interessanten und vielschichtigen Betrachtungen zum Nutzhanf, zur Prohibition, zum Anbau und Konsum von Cannabis, zur Verwendung von Cannabis in der Küche, zu Hanf als Medikament, zum hanfigen Lifestyle und natürlich zur psychoaktiven Erfahrung mit Cannabisprodukten auf.

Als in ihrem Garten unverhofft eine Hanfpflanze heranwächst, lässt Ute Woltron sie gewähren. Erst als der Arzt ihr empfiehlt, ihre Migräne mit Cannabis zu bekämpfen, beginnt sie, sich eingehender mit dem Gewächs zu beschäftigen, das die Menschheit spaltet: in Verächter, die seinen Konsum kriminalisieren, und Verehrer, die seine vielfältigen Wirkungen preisen. In ihrem unverblümten Pflanzenportrait öffnet Ute Woltron Pforten zu geheimen Gärten, zu Gewächshäusern in Kellern oder Wandschränken und entführt uns in die Subkultur einer Geheimwissenschaft. Sie findet Cannabis in alten chinesischen Kräuterbüchern, den Schriften Walter Benjamins und der Musik von Louis Armstrong, folgt seinem Duft in die Stube ihres japanischen Nachbarn und zeichnet seinen Weg vom Heilmittel zur kriminalisierten Droge nach. Woltron portraitiert Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ohne Hanf leben wollen, und plädiert für ein Umdenken im Umgang mit dem Gewächs und seinen Produkten, deren Bandbreite von widerstandsfähigen Seilen und Textilien bis zum haltbarsten aller je produzierten Papiere reicht.

Aus der Buchbeschreibung

Am Ende des Werks präsentiert die Autorin noch eine Handvoll Porträts exemplarischer Hanfpflanzen – von den botanischen Spezies bis zu einigen klassischen Rauschhanf-Sorten der Gegenwart. Wie gesagt, wir haben hier kein ausgemachtes Fachbuch vor uns, sondern ein bibliophiles Stückchen Literatur, das dem aktuellen Zeitgeist zu entsprechen vermag.

Ingesamt ein schön ausgestattetes Büchlein, das Lust auf mehr macht.

Ute Woltron: Hanf: Ein Portrait, Matthes & Seitz 2020, ISBN: 978-3-95757-857-0