Hanfkonsum jenseits des Joints

03 Nov 2020

Hanfkonsum bedeutet nicht gleich automatisch, Joint oder Bong zu rauchen. Es gibt zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten.

Eine ziemlich unbekannte Anwendung von rauchbarem Cannabis haben wir mit einer Reihe von kommerziellen Zigarettenprodukten, die einstmals den Markt der Rauchwaren bereicherten. Zu diesen für heutige Verhältnisse ungewöhnlichen Rauchanwendungen schrieb auch der bekannte Cannabisautor Hans-Georg Behr einige aufschlussreiche Zeilen.

„Direkt aus Alexandrien stammten die Zigaretten der Firma Simon Arzt, 1869 gegründet und sehr erfolgreich mit ihrer No. 2, die 7 Prozent ägyptischen Hanf enthielt. Im selben Jahr führte Österreichs Tabak-Regie anlässlich der Eröffnung des Suez-Kanals die Khedive mit 5 Prozent Hanfanteil ein und zur Weltausstellung 1873 die Nil mit 8 Prozent ungarischem Hanf. 1878 folgte noch die Egyptische II. Sorte mit nahezu identischer Zusammensetzung der Simon Arzt No. 2.

Simon Arzt gibt es noch, allerdings mit anderen Liefernummern, auch Khedive und Nil, aber seit 1925 allesamt ohne die ganz besondere Würze. Im norddeutschen Raum gab es verschiedene kleine Marken mit oft aufreizenden Namen wie 'Arabische Nächte' oder 'Harem', die ebenfalls bis zu 9 Prozent Hanf enthielten und allesamt während des Ersten Weltkriegs eingestellt wurden“.

Zigaretten mit Hanf

Diese Zigaretten haben nichts zu tun mit den Cannabiszigaretten der heutigen Moderne, wie es sie zum Beispiel in der Schweiz für den Hanfkonsum seit kurzer Zeit gibt. Das sind Tabakerzeugnisse, die mit CBD-haltigen Hanfblüten angereichert werden, dafür aber nur verschwindend geringe Anteile an THC aufweisen.

Bekannt sind weiterhin die ehemals in den Apotheken erhältlich gewesenen Asthmazigaretten, von denen fast jeder Hanf liebende Mensch schon mal gelesen haben wird, dass sie zur Zeit ihrer Verfügbarkeit neben anderen Pflanzen, wie dem Huflattich, den psychoaktiven Stechapfel (Datura stramonium) enthielten.

Asthma & Cannabis

Weniger bekannt ist, dass es auch pharmazeutische Asthmazigarillos gab, die ebenso Hanf enthielten. Wir kennen beispielsweise „Neumeiers Cigarillos“ von 1913 und diverse Asthma-Räucherpulver der Marke „Hadra“ aus den 1920er-Jahren, in denen Stechapfel, Eukalyptus, Lobelie, Tabak, Cannabis und andere pflanzliche Bestandteile zum Einsatz kamen.

Die einstigen Zigaretten und pharmakologischen Räucherungen enthielten also nicht nur Tabak und weitere Gewächse, sondern gleichermaßen Cannabis! Und unsere Politiker wollen uns erzählen, der Hanf sei bei uns eine kulturfremde Pflanze und der Hanfkonsum sei etwas Exotisches!

Zum Abschluss dieser Exkursion noch etwas, was kaum jemand weiß: Hanf kann auch geschnupft werden! Ethnographische Belege hierfür finden wir zum Beispiel in Nepal.

Dope schnupfen?

Dort wird das sogenannte Bhang, also pulverisiertes Hanfkraut, zur Behandlung einer laufenden Nase durch dieselbe gezogen. Christian Rätsch berichtet: „Bhang ist sehr fein zermahlener Hanf, der vor allem als Schnupfenmittel geschnupft wird. Erst bei zehn bis zwölf 'Nasen' wirkt er psychoaktiv“. Und tatsächlich: Zermahlenes Hanfkraut kann, wenn es in niedriger Dosierung als Snuff Verwendung findet, Schnupfensymptome bekämpfen. Das gilt nicht nur in Nepal, sondern auch für unsere Gefilde und unsere heutige Zeit.