Vaping Illness – Tote in den USA Marijuana rauchen schadet den Lungen nicht

13 Jan 2020
Über tausend Menschen müssen seit Ende Juli aufgrund ihrer Lungenprobleme in den USA medizinisch versorgt werden. Einige sind bereits an der Vaping Illness verstorben, teils Wochen nach Behandlungsbeginn. Es gibt bei dieser Serie, die sich über mehr als 30 Bundesstaaten erstreckt, nur eine einzige Gemeinsamkeit: Die Erkrankten nutzen anstelle von Joint oder Tabak die E-Zigarette. Das ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit.

Ein Großteil der Erkrankten hat E-Liquids, meist THC-haltig, vom Schwarzmarkt gekauft. Einige verwendeten ein CBD-Liquid. Nur ein Teil nutzte Nikotin. Aus den Befunden der ersten 53 behandelten Patienten geht hervor, dass 16 Asthma bronchiale und 18 psychische Erkrankungen in ihren vorherigen Befunden vermerkt hatten. Der Großteil der Erkrankten scheint männlich zu sein. Es gibt weitere Auffälligkeiten, die jedoch gehäuft, aber ebenfalls nicht generell auftreten. Der Auslöser kann bislang keinem Produkt, keinem Zusatzstoff und auch sonst keinem gemeinsamen Nenner zugeschrieben werden. E-Zigaretten-Hersteller weisen jede Schuld von sich, da sie kontrollierte Qualität anbieten und die Erkrankten überwiegend zugaben, E-Liquids auf dem Schwarzmarkt erworben zu haben.

Unsere Leser aus der EU können aufatmen, in Europa ist kein einziger dieser Vorfälle beobachtet worden. Wer E-Zigaretten verwendet und Atemnot, Hustenreiz, Schmerzen im Brustbereich und möglicherweise zeitgleich Diarrhö, Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen bemerkt, der soll sich dennoch direkt in ärztliche Behandlung begeben und dabei mitwirken, die verwendeten E-Liquids zu identifizieren.

Voraussichtlich gibt es weiterhin keinen einzigen Erkrankten in Europa, da es sich vermutlich um gepanschte E-Liquids handelt, die den amerikanischen Kontinent mit Glück nicht verlassen. Weil immer mehr junge Amerikaner E-Zigaretten und damit anschließend vielleicht auch Nikotin und richtige Zigaretten verwenden, will die US-Administration inzwischen alle E-Liquids verbieten, die nicht nach Tabak schmecken. Die Geschmacksrichtungen, die teils nach Süßigkeiten oder Früchten schmecken, würden junge Generationen zum Konsum verleiten.

[caption id="attachment_9798" align="alignnone" width="780"]Vaping-Illness-Tote-in-den-USA Pur rauchen vielleicht doch gesünder?[/caption]

Wenn Cannabis-Gegner die Vaping Illness auf Cannabis-Liquids zurückführen, dann werden möglicherweise auch cannabinoidhaltige Liquids verboten. Handelt es sich um hochwertige und gehaltvolle Cannabis-Liquids, dann ist die medizinische Einnahme sehr angenehm und schnell wirkend. Die bequeme Anwendung mit schneller Wirkung macht das Cannabis-Liquid auch für Freizeitkonsumenten interessant, die nach der Arbeit ihre knappe Freizeit nutzen wollen und am nächsten Tag wieder fit sein müssen. Im Normalfall wirken inhalierte Cannabinoide kürzer, als wenn diese über den Verdauungstrakt aufgenommen werden, wobei die Wirkdauer von Edibles auch von der Art der Zubereitung abhängig ist.

Wie wir aus Erfahrung wissen, sind die USA gerade für Deutschland, aber auch für die ganze Welt ein entscheidender Trendsetter. Was der Ami macht, das macht der Deutsche nach. Werden E-Liquids in den USA stark beschnitten oder gar verboten, dann wäre ein Nachahmen der deutschen Politik nicht unwahrscheinlich.

Fakt ist, dass diese Erkrankungswelle den Gegnern der E-Liquids und möglicherweise auch den Cannabis-Gegnern in die Hände spielt und in der kurzen Phase der öffentlichen Empörung gegen die Händler direkt schärfere Gesetzte durchgesetzt werden. Dabei scheinen die Erkrankungen nicht auf Liquids aus dem regulären Handel zurückzugehen. Vermutlich verursachen gepanschte THC-Liquids die Vaping Illness. Es handelt sich möglicherweise um synthetisches THC. Auch wenn es die Vermutung gibt, dass selbst natürliche Cannabinoide in der E-Zigarette zu einem giftigen Inhalat führen oder der Lunge als eine ölige Substanz durch Ablagerungen schaden, so sind hier zum jetzigen Zeitpunkt für diese These keine stichhaltigen Belege bekannt. Außerdem erkrankten auch Konsumenten, die keine Cannabis-Liquids konsumierten, oder diese logen aus Angst vor Repression.

[caption id="attachment_9797" align="alignnone" width="780"]Vaping-Illness-Tote-in-den-USA CBD-Liquids[/caption]

Zur Information: Der Handel von THC-Liquids ist nicht in allen US-Bundesstaaten legal. Wäre das anders, würde es möglicherweise keinen Schwarzmarkt für Cannabis-Liquids geben und die Vaping Illness wäre uns erspart geblieben. Diese logische These würde eingefleischte Cannabis-Gegner kaum interessieren, da sich bislang angeblich alles durch Verbote so gut lösen ließ.

An dieser Stelle ist nicht bekannt, wie sich die Vaping Illness fortsetzt oder welche politischen Konsequenzen direkt oder indirekt folgen. Vor dem Cannabisverbot setzte über Jahrzehnte ein regelrechter Cannabisboom ein. Der potente Indische Hanf wurde zum gefragten Handelsgut. Heimischer Nutzhanf hatte durchaus ein paar Prozent THC, der Indische Hanf war jedoch weit stärker. In dieser Zeit boomten zugleich Tabakprodukte.

Indischer Hanf wurde häufig zu Medikamenten für die Einnahme oder zu Edibles verarbeitet. Tabak wurde in Pfeifen geraucht und enthielt häufig Marijuana. Dies hatte vor allem den Grund, dass Marijuana viel günstiger als Tabak war. Aus dieser Zeit ist noch der Begriff „starker Tobak“ bekannt. Damit ist teils indischer Hanf wie auch selbstangebauter Hanf gemeint.

In Britannien galt Cannabis als Medikament, in Frankreich als Genussmittel und mit den Soldaten Napoleons breitete sich der Brauch aus, Marijuana oder Haschisch zu rauchen. Damit wurde der Cannabiskonsum bereits um 1850 populär.

Die Europäer und Nordamerikaner waren gerade dabei, potenten Hanf anzubauen, doch es kam alles anders. Ab der zweiten Opiumkonferenz 1924 und 1925 und vor allem mit dem Wirken von Harry. J. Anslinger und Co. wurde nach und nach die gesamte Pflanzengattung Cannabis sativa verboten, auch in Deutschland. Das einstige Medizinprodukt, welches als Cannabiszigarette auch gegen Asthma eingesetzt wurde, musste von nun an diffamiert werden. Ein einziger Joint wäre so schädlich, wie eine ganze Schachtel Zigaretten, so oder so ähnlich hörten sich über Jahrzehnte die angeblichen Ergebnisse seriöser Studien an. Und ab hier geht es mit dem eigentlichen Thema der Lungenschädlichkeit von Cannabis weiter.

Seit dem Einsetzen des internationalen Prozesses der Cannabis-Legalisierung wird intensiver geforscht. Es gibt immer mehr seriöse Studien und Patientenauswertungen, die belegen, dass geringer bis moderater Marijuanakonsum für die Lunge nicht schädlich ist. Das Erstaunliche ist jedoch, dass beim Verbrennen von Marijuana in einem ähnlichen Umfang Schadstoffe und eine erhöhte Menge Teer freigesetzt werden. Dennoch leidet die Lungenfunktion von Purrauchern nicht signifikant und selbst Tabak-Kiffer haben bessere Lungen als Tabakraucher.

Das bedeutet, dass einstige Zigaretten, die aus Kostengründen auch Marijuana enthielten, gesünder als die derzeitigen waren. Diese werden heute für das angenehmere Raucherlebnis mit Zusatzstoffen versetzt, die ein tieferes und schmerzfreieres Inhalieren ermöglichen. Durch dieses „bessere“ Raucherlebnis wird tendenziell mehr geraucht, als von selbstangebautem und unbehandeltem Tabak.

Tabak zieht die Bronchien zusammen, unterdrückt das Husten und hält den ganzen Dreck in den Lungen fest. Wie ist es bei Marijuana? Zumindest THC weitet die Bronchien und wirkt der Krebsbildung entgegen. Wer ein starker Tabakraucher ist und gelegentlich am THC-Joint zieht, der wird danach richtig loshusten und die Story der Lungenschädlichkeit vom Marijuana glauben. Dabei ist es genau umgekehrt. Tabakraucher erweisen ihrer Lunge einen Gefallen, wenn sie wenigstens gelegentlich kiffen und erst einmal eine halbe Stunde husten.

[caption id="attachment_9796" align="alignnone" width="780"]Vaping-Illness-Tote-in-den-USA Auch in Deutschland keine Neuheit[/caption]

Nicht allein die in den Marijuanablüten enthaltenen Cannabinoide, sondern auch Terpene, Terpenoide und Flavonoide haben eine medizinische Wirkung. Die psychoaktive Wirkung wird auf THC zurückgeführt, doch die anderen Wirkstoffe beeinflussen die THC-Wirkung signifikant. THC scheint die Bronchien beim Inhalieren zu erweitern, ist aber möglicherweise nur ein Cannabinoid mit dieser Eigenschaft. Auch wenn E-Zigaretten für den Konsum von Nikotin oder Cannabinoiden schöner und bequemer als Zigaretten oder Joints sind, so wird das Tabak- oder Marijuanarauchen kaum in Vergessenheit geraten. Viele Tabakraucher wollen nicht high werden. Vermutlich würde bereits mit sehr wenig THC eine lungenschützende Funktion einsetzen. Tabak macht jedoch süchtig, ein Tabakraucher raucht eine nach der anderen und selbst bei geringen THC-Mengen würde jede Führerscheinstelle aufheulen. Dennoch liegt der Gedanke nahe, dass mit Glück auch THC-armer Hanf oder eine THC-arme Sorte die Bronchien erweitert und damit als Tabakbeisatz die Lungen schont.

Das soll an dieser Stelle nicht heißen, dass Marijuanarauchen gesund für die Lunge wäre. Ein Vaporizer ist zum Inhalieren definitiv die bessere Wahl, da keine Verbrennung stattfindet. Was wäre also, wenn ein Großteil der an E-Liquids Erkrankten ein THC-Liquid verwendete? Kritiker stellen die These auf, dass die öligen Cannabinoide beim Erhitzen in der E-Zigarette Giftstoffe freisetzen, die wiederum die Lunge schädigen. Hier liegen keine Fachkenntnisse zu Inhaltsstoffen in E-Liquids vor, doch das könnte nur dann passieren, wenn die Cannabinoide mit anderen Substanzen im E-Liquid reagieren. Genauso könnte das Vorhandensein der Cannabinoide auch völlig belanglos sein, da entweder fälschlicherweise Giftstoffe in die E-Liquids gelangen oder aber verschiedene Stoffe im Liquid oder beim Verdampfen zu Giftstoffen reagieren. Auch die Befürchtung der sich ablagernden öligen Cannabinoide an den Lungenwänden erscheint fraglich. Beim Rauchen oder Vaporisieren werden die verdampften Öle inhaliert und durch die Lunge aufgenommen. Solange diese in der E-Zigarette genügend zerstäubt werden, sollten sie ebenfalls aufgenommen werden. Das wären zumindest die naheliegenden Thesen zu der Vaping Illness in den USA mit mehreren Todesfällen.

Die Vergangenheit zeigt deutlich genug, dass die Totalverbote von Cannabis, die zugleich die objektive Forschung unterbinden, ihre Ziele weit verfehlen und den befürchteten gesellschaftlichen Schaden sogar noch verstärken. Sicherlich ist Rauchen ungesund und viele Stoffe sollen nicht inhaliert werden, da sie schädlich sind.

Doch durch Forschung und einem bewussteren Umgang mit Substanzen kann der Substanzkonsum sicherer werden. Es ist sehr bedauerlich, dass es in den USA über tausend Erkrankungen mit Todesfällen durch die Vaping Illness gibt. Wenn dieses Phänomen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf gepanschte E-Liquids vom Schwarzmarkt zurückgeht, dann zeigt sich das hohe Gefahrenpotenzial der Drogenverbote.

Vermutlich ist das ständige Inhalieren von aromatisierten Liquids nicht gesund und viele wünschen sich, dass Jugendliche und Erwachsene mit einem abstinenten Leben glücklich werden. Das geht jedoch an der Realität der meisten Menschen komplett vorbei. Wenn der Großteil der aromatisierten Liquids verboten wird, damit die restlichen den jungen Erwachsenen weniger gut schmecken, dann wäre die Verdrängung in den Schwarzmarkt zu befürchten. Wie das enden kann, das zeigt sich derzeit in den USA an der epidemieartigen Vaping Illness.