Verfasser der "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen" verstorben

Valentina Lentz
22 Sep 2022

Am vergangenen Samstag ist Dr. phil. Christian Rätsch, Autor u.a. von "Hanf als Heilmittel" sowie der "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen", plötzlich im Alter von 65 Jahren verstorben.


1957 in Hamburg geboren, studierte Christian Rätsch dort später Altamerikanistik, Ethnologie und Volkskunde. Er erforschte "schamanische Kulturen und deren ethnopharmakologischen, erthnomedizinischen und rituellen Gebrauch von Pflanzen", lebte sogar zu Beginn der 80er ein paar Jahre bei den Lakandonen in Mexiko, lernte dort sowohl ihre Sprache als auch Rituale. Neben seiner Tätigkeit in der Forschung, sowie als Autor und Referent, war er aber auch ein ehemaliges Mitglied des ECBS - des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien - sowie ehemaliger Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Ethnomedizin. Er war als Experte in Sachen Drogenberatung für staatliche Institutionen beschäftigt, ebenso wie als Wissenschaftlicher Leiter von Expeditionen zum Thema indigene Heiltraditionen für beispielsweise GEO, um nur einige seiner vielen Tätigkeiten aufzuzählen. 

Zu einem Standardwerk auf seinem Gebiet ist die "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen" geworden, die bereits in 17. Auflage erscheint und sogar ins Englische übersetzt wurde. Es ist das international erste umfassende Werk, das "nach aktuellem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis die Welt der psychoaktiven Pflanzen systematisch erschließt". Der Enzyklopädie liegt eine Untersuchung der Pflanzen im Kontext ihrer kulturellen Bedeutung zugrunde, außerdem liefert sie dem Leser sämtliche interessanten Informationen rund um Anbaumethoden, Zubereitung, Wirkungen sowie rituellen und medizinischen Verwendungen und vielem mehr. Der zweite Band ist erst dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Markus Berger erschienen und behandelt u.a. Musik, Kunst und Literatur aus dem "opiumberauschten 19. Jahrhundert".

Ein weiteres wichtiges Werk ist das 1998 erstmals erschienene "Hanf als Heilmittel", das "die Geschichte und Bedeutung des Hanfs in verschiedenen medizinischen Systemen und Lehren" aufzeichnet und ebenso eine Reihe an Rezepten und praktischen Anwendungen wiedergibt. Schon in der Medizin der Pharaonen, ebenso wie in der Antike, in der assyrischen ebenso wie in der islamischen und mittelalterlichen Medizin, spielte Hanf stets eine wichtige Rolle, deren Berechtigung durch die moderne Medizin und pharmakologische Forschung, dank zahlreicher Studien, inzwischen größtenteils bestätigt werden kann. Die Drogenforschung verliert mit Dr. phil. Christian Rätsch sicherlich einen Pionier, der Maßstäbe gesetzt hat und den Anstoß zu vielen maßgeblichen Forschungen lieferte. 

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Valentina Lentz