"Cannabis erweitert deinen Horizont..."

Frank Brandse
14 Aug 2021

TrommelTobi ist der Lieblingsschlagzeuger angesagter deutscher Acts wie Sido, Haftbefehl oder Eko Fresh. Mit "We'll Be Okay" stellt er nun sein zweites Solo-Album (siehe Medienseite) vor, welches in der Corona-Krise wie eine Prophezeiung wirkt. Wir sprachen mit ihm u. a. über seine Single "Kush O Clock" und seine Erfahrungen mit Cannabis.


Kannst du dich noch an deine erste Erfahrung mit Cannabis erinnern?

Ja, das war mit 19, womit ich für meine Gegend eigentlich eher spät dran war. Vielleicht lag das auch an meinen Eltern, die sich immer konsequent gegen jeglichen Drogengebrauch aussprachen, dabei aber keinerlei Differenzierungen vornahmen. Für sie waren Heroin, Cannabis und alle sonstigen illegalen Drogen so ziemlich das Gleiche. Jedenfalls war ich mit 19 auf dem Pinkpop Festival in Holland, und meine Freunde hatten sich schon auf dem Weg zum Festival in irgendwelchen Coffee-Shops mit jeder Menge Gras eingedeckt, während ich mir nur eine Palette Bier besorgt hatte. Tatsächlich hatte ich damals noch ordentlich Schiss vor Cannabis - aber eben auch keine Ahnung davon.

Als dann der erste Festivalabend anbrach, fingen meine Freunde an, irgendwelche Kakaos anzurühren und Joints zu drehen, während ich mir aus meinem Zelt eine Dose lauwarmes Bier holte. Das schmeckte so übel, dass ich mir dachte "Scheiß drauf!" und dann doch einen Joint probierte. Rückblickend war das eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens, die auch direkt mit der Gewissheit daherkam, dass Weed nichts Gefährliches ist. Ich habe mich einfach großartig gefühlt, war kreativ drauf und gleichzeitig entspannt. Und eigentlich war mir auch gleich klar, dass das nicht meine letzte Cannabis-Erfahrung sein würde.

 

Ist Cannabis für dich seitdem eher Freizeitdroge oder Medizin?

Ich würde schon sagen, dass es für mich eher eine Freizeitdroge ist, denn ich habe ja keine Schmerzen oder Krankheiten, bei denen es mir hilft. Zum Glück bin ich gesund und körperlich fit.

Häufig rauche ich auch nur abends oder am Wochenende - und dann geht es mir schon ganz klar um mein Vergnügen und ein entspanntes Körpergefühl. Aber Cannabis trägt definitiv auch dazu bei, den Zappelphilipp in mir auszubremsen und mich mental und körperlich herunterzufahren, wenn mir mal wieder alles zu viel wird. Zudem glaube ich, dass Cannabis auch meine Kreativität steigert und mich inspiriert. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich dank Cannabis kaum noch Alkohol trinke, was an sich ja schon positive gesundheitliche Auswirkungen hat. Alkohol benebelt dich, Cannabis erweitert deinen Horizont. So sehe ich das.

 

Im Video zu "Kush O Clock" stehst du als kleine Plastikfigur inmitten fetter Hanfblüten - was soll das eigentlich bedeuten?

Als ich "Kush O Clock" mit einem befreundeten DJ aus Wien produzierte, war schnell klar, dass es in dem Track um Weed gehen wird. Ist halt so ein Kiffer-Beat (lacht). Bei dem Video ging es uns dann eigentlich nur darum, nicht das Gleiche zu machen, was man schon so oft gesehen hat. Also ein HipHop-Video, welches die verstrahlten Protagonisten in verqualmten Räumen beim Kampfkiffen mit riesigen Bongs zeigt. Dieses Bild wollte ich verändern und eher die Pflanze selbst in Szene setzen.

Daher kam uns die Idee mit der kleinen TrommelTobi-Figur, die im Video wie auf Gullivers Liliput-Reisen daherkommt und sich in schönen Macro-Aufnahmen durch riesige Kush-Buds bewegt. Das gab es so noch nicht - und eine kleine Story wird auch noch erzählt.

 

Diese Story wird im Promo-Text zum Video so beschrieben: "Das Video zeigt eine Plastikfigur von TrommelTobi, die die psychedelischen Auswirkungen des Graskonsums durchlebt". Da drängt sich natürlich die Frage auf: War das Gras vielleicht mit LSD beträufelt? Cannabis ist schlieβlich kein Halluzinogen - also auch keine psychedelische Droge.

Das hast du natürlich recht, aber ich habe einfach nicht die Zeit und Energie, alle Promo-Texte bis ins Detail selbst zu verfassen und Korrektur zu lesen. Dafür habe ich eine Promo-Agentur, die verschiedene Mail-Outs und die ganze Pressearbeit übernommen hat. Manchmal schreiben die Dinge, die ich selbst so nicht geschrieben hätte - so zum Beispiel auch der immer wiederkehrende Verweis auf meine Kollaborationen mit Sido oder Haftbefehl. Aber Name-Dropping muss wohl sein, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. So ist es vermutlich auch zu diesem inhaltlich nicht korrekten Satz gekommen. Denn tatsächlich habe ich noch nie etwas Psychedelisches erlebt, nachdem ich Cannabis geraucht habe.

 

Glaubst du, dass wir bald auch in Deutschland die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel erleben werden?

Vermutlich wird sich erst etwas bewegen, wenn die alten, weißen Herren, die bisher immer noch alles entscheiden, in den Ruhestand gehen. Inzwischen gibt es ja auch Umfragen, die belegen, dass ein Großteil der Bevölkerung einer Legalisierung positiv gegenübersteht. Seit Cannabis zu einer legalen, verschreibungsfähigen Medizin wurde und CBD-Produkte boomen, hat sich auch in Deutschland die Sicht der Menschen darauf verändert. Vielleicht braucht es ja keine zehn Jahre mehr, bis sich die jüngeren Köpfe durchsetzen und Cannabis auch bei uns legalisieren.

Text: M-Dog

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Frank Brandse