Nach der Ernte reine machen

Soft Secrets
13 Mar 2021

Wie werde ich Spinnmilben, Trauermücken, Fusarien oder andere Schädlinge und Krankheitskeime wieder los? Es gibt viele Möglichkeiten, um während der Vegetationsphase an den Pflanzen zu arbeiten. Es darf gar nicht erst zu einem erneuten Befall kommen. Dies bedeutet, dass jeder Anbauraum mit möglichst nur einer Altersstufe arbeitet. Nach der Ernte kann nach einem gründlichen Reinigen eine Desinfektion erfolgen. Eine Möglichkeit wäre der Ozon-Generator, der bei falscher Anwendung leider zum Gesundheitsrisiko wird.


Entkeimung mit Ozon und UVC-Licht

Sauerstoff ist eines der reaktionsfreudigsten Atome überhaupt. Es kommt als O2 vor und geht sehr gern und schnell Bindungen mit anderen Atomen ein. Es verbrennt mit Wasserstoff zu H2O oder mit Kohlenstoff zu CO2. Neben der Verbrennung gibt es die Oxidation. Metalle oxidieren mit Sauerstoff, sie rosten. Sauerstoff möchte also nicht einmal als O2 alt werden, ist in dieser Form jedoch stabil. O oder Ozon als O3 sind es hingegen nicht und werden sehr schnell eine andere Bindung eingehen. O3 gilt als eines der stärksten Oxidationsmittel, da es ein O abgeben will. Dieses gelingt z.B. durch Oxidation.

Der nette Nebeneffekt: Ozon dringt bis in die letzten Ritzen vor und tötet Keime und Kleinstlebewesen schnell ab. In hoher Konzentration tötet es leider auch höhere Lebewesen.

[caption id="attachment_40509" align="alignnone" width="1920"] Gesunde Pflanzen – bessere Ergebnisse![/caption]

 

Wer seinen Ernteraum komplett reinigt und damit räumt, kann diesen mit Ozon entkeimen. Im Growhandel gibt es unterschiedlich starke Ozon-Generatoren. Die Lüftung im Raum muss unterbunden werden. Wenn die Tür zum Wohn- oder Nutzbereich anschließt, müssen die Ritzen kurz abgeklebt werden. Der Ozon-Generator hat eine angegebene Leistung und eine Herstellerbeschreibung. Für die Raumgröße ist das passende Gerät passend lange zu verwenden. Anschließend soll der Raum für einige Tage verschlossen bleiben. O3 wird sich in O2 umwandeln, da es instabil ist. Solange eine hohe Ozon-Konzentration sich in der Raumluft bis in die letzten Ecken verteilt, werden auch Schädlinge und Krankheitskeime angegriffen. Wenn diese sich in Ritzen verstecken, dauert es jedoch seine Zeit, bis genug Ozon eindringt und genügend wirkt.

Zuerst wird lange genug gewartet, dann gelüftet und anschließend erst wieder im Raum gearbeitet. Selbsterklärend ist, dass alle Töpfe, Einbauten und anderen Gegenstände, die anschließend wieder zum Anbau verwendet werden, während der Behandlung im Raum bleiben. Es werden lediglich sämtliche Pflanzenreste, alte Anbauerde oder andere Wurzelmedien und weitere Sachen entfernt, die zugleich entsorgt oder z.B. im Garten zweitverwertet werden.

Woher weiß ich, dass dieses Ozon sich wirklich bereits abgebaut hat? Es entsteht ab einer Konzentration von 40 µg/m3 ein typischer chlorähnlicher Geruch. Wer diesen einmal kennt, erkennt ihn wieder. Bleibt die Konzentration hoch, wird dieser Geruch jedoch weniger intensiv wahrgenommen. Die EU erklärt, dass eine Konzentration bis 110 µg/m3 keine gesundheitsschädlichen Folgen hat. Dennoch ist es besser, sich nicht über längere Zeit einer höheren Ozon-Belastung auszusetzen. Außerdem weiß bei dem Geruch niemand, wie weit der Wert von 40 µg/m3 überschritten wird. Wer diesen Geruch feststellt, sollte also den Ort meiden oder den Ozongenerator ausstellen und lüften. Bei erneuter Inbetriebnahme muss der Raum besser abgedichtet oder nach dem Einsatz länger abgewartet werden.

[caption id="attachment_40508" align="alignnone" width="1920"] Ozon in der Ablüftung gegen Restgerüche[/caption]

 

Die nächste Frage lautet, ob eine Gießwasseranlage verwendet wird. In den Schläuchen setzten sich häufig schädliche Keime ab. Der Ozon-Generator, der Ozon an die Luft freisetzt, wird das Innere der Schläuche kaum erreichen. Hier wäre es sinnvoll, den gereinigten Wassertank mit Wasser und einem Desinfektionsmittel für Trinkwasserschläuche anzusetzen. Die Wasserverteiler sollen nach oben weisen, die Pumpe soll das Wasser etwas durchlaufen lassen und der Rest kann in den Leitungen stehen bleiben. Somit hat das Desinfektionsmittel mehr Zeit zum Einwirken. Es kann zur Sicherheit alle paar Stunden wieder etwas durchgepumpt werden, damit frisches Desinfektionsmittel einwirkt. Noch besser ist es, sich die Anleitung des Herstellers gründlich anzusehen.

Es gibt inzwischen günstige Ozon-Generatoren, die wahlweise Ozon an die Raumluft oder über einen Auslass in eine Flüssigkeit abgeben. Es wäre also möglich, Ozon in das Gießwasserfass strömen zu lassen und die Gießwasserpumpe alle zehn Minuten kurz pumpen zu lassen, um den Schlauch nach und nach zu entkeimen. Weil Ozon aus dem Wasser ausgast, sollte man nicht im Raum sein oder diesen sehr gut lüften und bei Geruchsbildung gehen.

Eine Gießwasseranlage prophylaktisch oder nur nach einem Befall zu entkeimen, wäre ein Mehraufwand, und wer einmal Probleme hatte, wird vermutlich eher zu prophylaktischen Maßnahmen greifen. Der Einsatz des Ozon-Generators ist hingegen nach einer ohnehin anzuratenden Grundreinigung eine Kleinigkeit.

Wer den Ozon-Generator einmal hat, muss nur noch etwas Strom einsetzen und hat ansonsten keine weiteren laufenden Kosten. In jedem Fall soll nach jeder Ernte die Funktion der Gießanlage geprüft werden. Es ist schwieriger, Verstopfungen während der Vegetationsphase zu beheben. Kleinteile, die nach einer gewissen Zeit schneller verstopfen, sollen rechtzeitig ausgetauscht oder sehr gründlich gereinigt werden. Verkalkte Teile werden über Nacht in einen Eimer mit Essigwasser gegeben. Deckel drauf, dann verdunstet der Essig nicht.

Wer seinen Anbauraum gründlich gereinigt und desinfiziert hat, muss Pflanzen, Erde oder andere Dinge, die in den Anbauraum gebracht werden, gut prüfen. Schädlinge oder Krankheiten werden immerhin eingeschleppt. Es kann deswegen sinnvoll sein, alles, bis auf die Pflanzen, in den gereinigten Anbauraum zu tragen und dann den Ozon-Generator einzustellen. Wer Erde oder erdähnliche Substanzen ersteht, soll diese nicht im Garten lagern. Schädlinge und Keime können durch kleine Luftöffnungen eindringen.

[caption id="attachment_40507" align="alignnone" width="1920"] Ozongenerator aufstellen, Tür abkleben[/caption]

 

Auch mit der Zuluft können Keime und Schädlinge zu den Pflanzen finden. Ozon würde diese Zuluft durchaus reinigen, aber auch die Pflanzen beeinträchtigen. Wegen eines anderen Problems wurde einst eine UVC-Röhre im Vorraum zur Pflanzkammer verwendet. Diese sollte alle Keime in der Luft abtöten. Es handelte sich um eine Leuchtstoffröhre mit 18 Watt und 60 cm Länge. Ein Test ergab, dass Pflanzen allmählich mit den Blättern runzelig werden und auf Dauer eingehen würden.

Viel später wurde nach einer UVC-Lampe gesucht, die ebenfalls die Raumluft entkeimen soll. Viele Modelle erzeugen Ozon. Wenn UVC-Licht mit passender Wellenlänge und Stärke auf O2 trifft, entstehen zwei O-Atome, die sich direkt mit zwei O2-Molekülen zu zwei O3-Molekülen verbinden. Diese UVC-Lampen haben den Vorteil, dass sie auch dort entkeimen, wo kein Licht hinkommt. Es gibt aber auch UVC-Licht, das kein Ozon erzeugt, und dazu wird die einstige 18-Watt-Röhre gehört haben. Der Käufer soll also bereits vor dem Kauf prüfen, ob sein UVC-Licht auch Ozon erzeugt. Die neue Lampe erzeugt in jedem Fall Ozon, welches sich am Geruch feststellen lässt. Die Konzentration scheint aber so gering zu sein, dass die Topfpflanze keinen Schaden nimmt, das Ozon wirkt aber auch nur alle paar Wochen für ein paar Stunden.

Wer für die Lüftung einen Vorraum hat oder durch eine Kammer ansaugen kann, sollte in dieser ein UVC-Licht montieren. Dieses entkeimt auch ohne Ozon sehr zuverlässig. Wer für die Abluft ebenfalls eine kleine Kammer oder Kasten vor das Abluftfenster setzen kann, sollte hier eine UVC-Lampe mit Ozonbildung oder einen passend großen Ozongenerator installieren. Es gibt Module, die in den Abluftschlauch montiert werden.

Wird die Abluft durch Aktivkohle angesogen, werden Gerüche bereits minimiert. Ozon wird Restgerüche noch weiter minimieren. Es soll vor dem Fenster aber nicht nach Ozon riechen, weswegen die Ozon-Quelle nicht zu groß dimensioniert sein darf. Wichtig bleibt, dass auch das bläuliche UVC-Licht nicht nach außen scheint, da dieses auffällig oder störend wirken kann.

Sicherheits-Hinweise: Ozon ist in hohen oder andauernd erhöhten Konzentrationen gesundheitsschädlich und kann Atemwegserkrankungen oder Kopfschmerzen begünstigen. Ozon-Generatoren dürfen nur so verwendet werden, dass man höchstens kleinen Mengen für kurze Zeit ausgesetzt ist. Man kann also auch nicht in den Raum gehen, das Gerät abschalten und das Fenster aufmachen. Man sollte einfach ein Verlängerungskabel vor die Tür legen oder eine Funk-Steckdose verwenden und mit dieser den Ozon-Generator ab- und die Ablüftung anschalten können. Das aber nur, wenn es zu Komplikationen kommt. Ansonsten soll der Ozongenerator die eingestellte Zeit laufen, um anschließend noch solange zu warten, bis kein Ozongeruch mehr im Raum feststellbar ist. Dann ist die Konzentration nicht mehr im gesundheitsbedenklichen Bereich.

Wer ein UVC-Licht mit oder ohne Ozonbildung verwendet, soll sich nie dem UVC-Licht aussetzen. Auch hier kann eine ferngesteuerte Steckleiste verwendet werden. Oder es wird direkt ein UVC-Licht mit Fernbedienung oder zeitversetzter Schaltung verwendet. Diese Modelle schalten sich nach einer festgelegten Zeit selber wieder ab. Es ist dennoch gut, zum Einschalten oder prüfen immer eine Sonnenbrille aufzusetzen, sollte doch einmal das UVC-Licht noch an sein.

Es bleibt zu bedenken, dass UVC-Licht und auch Ozon Materialien beanspruchen kann. Viele kennen es, dass Gegenstände durch direktes Sonnenlicht ausbleichen. Das liegt am UV-Licht. Ozon ist ein starkes Oxidationsmittel und wird deswegen auch zum Bleichen von Papier oder Stoffen eingesetzt. Das kann aber genau wie UVC-Licht zugleich die Materialeigenschaften verschlechtern und z.B. spröde und brüchig machen. Dort, wo Ozon und UVC-Licht verwendet wird, soll es nichts Wichtiges oder wertvolles geben, was anschließend beeinträchtigt sein kann. Deswegen wird das neue UVC-Licht mit Ozonbildung sogar in einem großen Karton gestellt, der nach unten und oben etwas offen ist, damit das entweichende Ozon, nicht aber das UVC-Licht einwirkt.

Vor dem Einsatz von Ozon oder UVC-Licht muss jedes Mal geprüft werden: Es dürfen weder Menschen, noch Haustiere im Raum sein oder in diesen gelangen können. Die Tür soll zur Sicherheit verschlossen werden.

[caption id="attachment_40506" align="alignnone" width="1705"] UVC-Lampe mit Ozon zur Entkeimung[/caption]

 

Fazit: Mit der richtigen und damit sicheren Anwendung können Ozon und UVC-Lichtquellen den eigenen Erfolg im Growraum deutlich steigern. Mit guter Reinlichkeit und Desinfektion lassen sich viele Parasiten, Keime und damit Erkrankungen abwenden.

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