Schöne neue Welt der Drogen-Schnelltests

09 Mar 2020

Cannabis wird immer mehr akzeptiert, auch wenn es ein schleichender Prozess ist. Dennoch haben immer mehr Cannabis-Konsumenten mit den Verboten oder Ersatzstrafen zu kämpfen. Für die Betroffenen ist es nicht besser, sondern schlechter geworden. Wie kann das sein? Die Antwort ist sehr einfach – die Wissenschaft macht es möglich. Es handelt sich dabei nicht allein um die digitalen und technischen Fortschritte, sondern auch um moderne Drogen-Schnelltests.


Möglichkeiten, die nicht ungenutzt bleiben

Wer in eine Polizeikontrolle gerät, sollte nur das Allernötigste beantworten. Man ist nur dazu verpflichtet, seine Identität preiszugeben und sich aus Gefahrenzonen herausmanövrieren zu lassen, mehr nicht (Ausnahme: Bahnhofspolizei und Zollbeamte im Zollbereich). Ein Geschicklichkeitstest oder ein Leuchten in die Augen kann genau wie ein Drogen-Schnelltest abgelehnt werden. Bei begründeten Verdachtsmomenten kann es dennoch zur Blutentnahme mit auf die Wache gehen. Diese hat der Betroffene selber zu bezahlen. Wenn der Test negativ verläuft, können rechtliche Schritte wie eine Anzeige wegen Körperverletzung oder eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingeleitet werden. Dies sollte vorab mit einem Anwalt besprochen werden.

Die Polizei hat großes Interesse, ausschließlich Personen zur Blutentnahme zu nötigen, die positiv getestet werden. Deswegen sammeln die Beamten möglichst viele Indizien und bauen den Verdachtsmoment auf. Zu solch einer Polizeikontrolle gehört es, dass die Beamten erst einmal die Identitäten und mögliche Akteneinträge prüfen.

[caption id="attachment_10085" align="alignnone" width="780"] Positiv zum neuen Leben?[/caption]

Wenn in den Akten bereits BtM-Delikte auftauchen, ist die Blutprobe so gut wie sicher. Doch auch ohne BtM-Vorkommnisse können die Beamten sicher selektieren. Es wird nicht mehr nur mit Drogen-Schnelltests gearbeitet, die einem über die Stirn, durch den Mund oder den Urin gezogen werden. Es gibt diese Testverfahren auch für Gegenstände. Wer mit Drogen hantiert oder diese einnimmt und dann wieder ausschwitzt, hinterlässt überall „homöopathische“ Spuren. Jemand, der ständig mit Drogen hantiert, hat diese Spuren auf dem Führerschein, dem Personalausweis oder auf anderen Gegenständen des alltäglichen Lebens.

Während die Beamten sich in ihren Dienstwagen zurückziehen, könnten sie solch einen Teststreifen über die Dokumente ziehen und sich selbst ohne Akteneinträge sehr sicher sein, ob sie einen Treffer für den Bluttest vor sich haben. Genauso könnten ermittelnde Polizeibeamten bei Verdächtigen ohne deren Kenntnis den Hausmüll, den Griff am Auto, der Haustür oder sonstige Stellen prüfen, ohne in die Wohnung zu müssen. Schon gibt es wichtige Indizien für weitere Ermittlungen.

[caption id="attachment_10084" align="alignnone" width="780"] Verwenden Arbeitgeber/Vermieter den Wischtest?[/caption]

Hier kann nicht gesagt werden, ob oder in welchem Umfang Polizisten für einfache Verkehrskontrollen oder alltägliche Ermittlungsarbeiten solche Teststreifen verwenden. Es ist bekannt, dass an Drogen-Schnelltests gearbeitet wird, die so präzise anschlagen, dass auf einen Bluttest verzichtet werden kann.

Was genau bedeutet das? Drogen-Konsumenten stehen immer nackter in der Öffentlichkeit. Denn wenn die Polizei solche Tests anwenden kann, können Führerscheinstellen, Vermieter und Arbeitgeber das auch – Drogen-Schnelltests und Wischtests für Oberflächen sind frei verkäuflich. Ein Test kostet nur ein paar Euro. Es wird unsichtbar getestet, ein plausibler Ablehnungsgrund genannt und man selber versteht gar nicht, weswegen die hundertste Bewerbung wieder abgelehnt wird. Möglicherweise schlägt der Wischtest bereits auf das Anschreiben an, welches damit im Müll landet.

[caption id="attachment_10083" align="alignnone" width="780"] Drei Pinkeltests 5 Euro, zwei Wischtests 20 Euro[/caption]

Eine ähnliche Situation gibt es innerhalb der USA. Dort stellen viele Unternehmer einen nur noch mit einem negativen Drogentest ein. Auch für Menschen, die beim Alkohol bleiben, kann das zum Problem werden, wenn auf der Party einmal etwas mehr im Drink landet, als vorgesehen.

Genau das ist der springende Punkt: Nicht allein die Konsumenten leiden unter dieser Situation. Auch abstinente Personen können mit Konsumenten in Kontakt sein und dieselben Gegenstände anfassen, womit Wischtests positiv anschlügen.

Es ist nicht bekannt, in welchen Regionen welche Methoden bereits getestet werden oder etabliert sind. Die Unterschiede von Bundesland zu Bundesland, von Gericht zu Gericht oder zwischen den Ländern sind groß. Es bleibt außerdem die Frage, wie die verfügbaren Möglichkeiten ausgeschöpft werden und wie dies den Betroffenen ausgelegt wird. Doch all das ist bereits umsetzbar. Genau deswegen gibt es in diesen Zeiten der Legalisierung zumindest in Deutschland immer mehr, die durch stigmatisierende Drogengesetze benachteiligt werden. Die Betroffenen wissen nicht immer, ob und in welchem Umfang sie durch diese Vorgehensweisen leiden.

Jeder gestellte Drogen-User ist ein gelöster Fall für die Polizeistatistik. Gerade Cannabis-Konsumenten sind harmlos und für die Beamten lockere Arbeit. Solange Konsumenten durch Strafen oder Ersatzstrafen geahndet werden, solange werden durch bessere technische Möglichkeiten immer mehr von ihnen durch stigmatisierende Drogenverbote leiden. Deswegen ist die Legalisierung von Cannabis überfällig. Wir alle müssen Druck machen, damit dieser abwertende und entmündigende Irrsinn der Cannabis-Verfolgung endlich aufhört.