Entfeuchtung und Kühlung des Anbauraums

19 Jan 2020
Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Ernte sind die rechten klimatischen Bedingungen ganz wichtig - nicht nur im Hinblick auf den Anbau von Cannabis. Diese Bedingungen aufrecht zu erhalten ist jedoch oft eine anspruchsvolle Aufgabe, die sowohl Eigenanbauer als auch Großproduzenten zu lösen haben. Meistens haben wir in unseren Anbauräumen mit hohen Temperaturen und hoher relativer Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Beide Variablen sind eng miteinander verknüpft und es gibt viele Methoden, sie zu handhaben. Im folgenden Artikel werden wir näher darauf eingehen. 

Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit sagt uns, wie viel Wasser in einer bestimmten Menge Luft, die uns umgibt, enthalten ist. Üblicherweise wird die Luftfeuchtigkeit in Prozent gemessen. Dann handelt es sich um die relative Luftfeuchtigkeit, welche das Verhältnis zwischen der tatsächlichen Wasserdampfmenge in der Luft und der Menge an Dampf ausdrückt, die von der Luft bei gleicher Temperatur und unter gleichem Druck maximal aufgenommen werden könnte. Ist sie vollständig mit Wasserdampf gesättigt, beträgt die relative Luftfeuchtigkeit 100%. Die zweite weit verbreitete Messgröße ist die sogenannte absolute Luftfeuchtigkeit. Sie drückt das Gewicht des in einer bestimmten Lufteinheit enthaltenen Dampfes aus - in Europa wird das Gewicht des Wasserdampfes meistens in Gramm pro Kubikmeter Luft gemessen.

Je höher die Lufttemperatur, desto mehr Dampf kann die Luft aufnehmen. Wenn die Temperatur im Anbauraum 24 °C und die absolute Luftfeuchtigkeit 13 g/1 m3 beträgt, würde das Hygrometer (Luftfeuchtemesser) eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 60% messen. Wird die Temperatur auf 28 °C angehoben und die absolute Luftfeuchtigkeit auf dem bisherigen Wert gehalten, fällt die relative Luftfeuchtigkeit auf 50%. Bei gleicher absoluter Luftfeuchtigkeit lässt sich also die relative Luftfeuchtigkeit entweder durch Erhöhung der Lufttemperatur senken oder umgekehrt durch Senkung der Lufttemperatur erhöhen. Deshalb steigt die relative Luftfeuchtigkeit im Anbauraum bei ausgeschaltetem Licht rasch an. Die Temperatur sinkt dann, während die absolute Luftfeuchtigkeit gleich bleibt. Außerdem werden am Ende der Blühphase große Mengen Wasser von den Pflanzen in die Luft ausgeschwitzt, was die absolute Luftfeuchtigkeit noch weiter erhöht. Wenn dazu noch die Temperatur sinkt ist der Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit noch gravierender.

Die Kondensationstemperatur von Wasser ist auch für Grower von Bedeutung. Dieser Begriff bezieht sich auf die Temperatur, bei welcher die Luft vollständig mit Wasser gesättigt ist, d.h. wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100% beträgt (wie bereits erwähnt). Sinkt die Temperatur von Oberflächen unter den Taupunkt (Kondensationspunkt), kondensiert Wasserdampf zu Wasser. Wenn die Temperatur im Anbauraum 28 °C und die relative Luftfeuchtigkeit 60% beträgt, würde die Kondensationstemperatur 19,5 °C betragen. Das bedeutet: Sinkt die Temperatur einer Oberfläche auf den Taupunkt, kondensiert der Dampf auf ihr zu Wasser. Sobald also die Temperatur der Blattoberfläche oder der Wand des Blumentopfes auf 19,5 °C sinkt, beginnt Wasserdampf auf ihnen zu kondensieren. Und das ist definitiv nicht gut.

[caption id="attachment_9818" align="alignnone" width="780"]Entfeuchtung-und-Kühlung-des-Anbauraums Eine wesentliche Reduzierung der Luftfeuchtigkeit kann durch den Einsatz eines geeigneten Abluftventilators erreicht werden[/caption]

Luftfeuchtigkeit senken

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, lässt sich die Senkung der relativen Luftfeuchtigkeit durch eine Erhöhung der Temperatur erreichen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Temperatur nach Ausschalten des Lichts deutlich abfällt - um mehr als 8 Grad Celsius. In diesem Fall, während der Dunkelphase, ist es angebracht, den Raum zu erwärmen und dadurch die Differenz zwischen Tag- und Nachttemperatur bei maximal 5-8 °C zu halten. Je höher der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur, desto schneller wachsen die Pflanzen. So ist es möglich, die Höhe der Pflanzen durch Regulierung der Tag- und Nachttemperaturen zu kontrollieren. Es wird jedoch empfohlen, während der Blütezeit den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht  zu erhöhen. Allerdings wird in diesem Fall davon ausgegangen, dass man über ein hochwertiges Entfeuchtungsgerät verfügt, das in der Lage ist, die erforderliche Menge an Wasser, genauer gesagt Wasserdampf, zu entziehen. Wenn Sie einen kleinen Anbauraum haben, ist es besser, die Differenz zwischen Tag- und Nachttemperatur so klein wie möglich zu halten, sagen wir bei 2-5 °C. So wird die relative Luftfeuchtigkeit in der Nacht immerhin etwas abgesenkt.

Für eine zuverlässige Entfeuchtung muss der Anbauraum mit einer Klimaanlage, einem Entfeuchter oder einer Kombination aus beiden ausgestattet sein. Jedes Klimatisierungsgerät bringt eine bestimmte Entfeuchtungsleistung. Beim Abkühlen der Luft unterschreitet die Temperatur des Verdampfers den Taupunkt, wodurch die Wasserdämpfe zu Wasser kondensieren, das dann von der Klimaanlage aus dem Anbauraum hinaus befördert wird. Modernere Klimaanlagen bringen eine höhere Luftentfeuchtungsleistung, was für mich bei der Wahl der Klimaanlage ausschlaggebend ist.

Entfeuchter

Der zuverlässigste Weg, die Feuchtigkeit im Anbauraum zu reduzieren, besteht im Einsatz eines Luftentfeuchters. Man kann ihn nicht nur allein verwenden, sondern auch zusammen mit der Klimaanlage, um sie bei der Luftentfeuchtung zu unterstützen. Ein Entfeuchter besitzt normalerweise eine höhere Entfeuchtungskapazität als eine Klimaanlage mit Entfeuchtungseinheit. Bei der Auswahl eines Luftentfeuchters stehen einem mehrere brauchbare Optionen zur Verfügung. Passive Luftentfeuchter als absorbierende Geräte sind in der Regel in Kaufhäusern erhältlich. Aber diese Modelle sind für den Indoor-Anbau völlig unzureichend. Man bedenke, dass fast 100% des Wassers zum Bewässern der Pflanzen wieder als Dampf in die Atmosphäre abgegeben werden. Je größer die Pflanzen sind, desto mehr Wasserdampf muss man der Luft entziehen. Dies ist nur mit aktiver Entfeuchtung möglich.

Die meisten Entfeuchter für Innenräume sind in erster Linie dazu bestimmt, bei normaler Raumtemperatur die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit abzusenken. Für den Anbauraum genügt das nicht. Aber selbst ein schwacher Luftentfeuchter ist besser als keiner, und jeder aktive Luftentfeuchter aus dem Supermarkt genügt, wenn man auf einem Quadratmeter anbaut. Zusammen mit einem Klimagerät können selbst diese gewöhnlichen Luftentfeuchter in mittelgroßen Growzelten gut funktionieren. Wenn Sie aber einen wirklich zuverlässigen Entfeuchter für einen großen Anbauraum suchen, entscheiden Sie sich für einen von den Herstellern, die sich auf Entfeuchtung beim Pflanzenanbau oder die Entfeuchtung von Firmenräumlichkeiten spezialisiert haben. Die Leistung eines bestimmten Luftentfeuchters wird normalerweise in der Menge von Litern Wasser gemessen, die er in 24 Stunden der Luft entziehen kann. Es ist ratsam, die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit zu überprüfen, bei welcher es dem Luftentfeuchter möglich ist, diese Menge an Feuchtigkeit herauszuziehen. Häufig wird die Entfeuchtungsfähigkeit unter Bedingungen gemessen, die im Anbauraum nie erreicht werden und welche die Entfeuchtungsleistung künstlich erhöhen. Ein ideales Szenario wäre, wenn man wüsste, wie viele Liter Wasser der Luftentfeuchter bei einer Temperatur von etwa 25 °C und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80% beseitigen kann.

[caption id="attachment_9816" align="alignnone" width="780"]Entfeuchtung-und-Kühlung-des-Anbauraums Mobiler professioneller Luftentfeuchter für kleine Anbauräume[/caption]

Kühlung

Im Wesentlichen gibt es zwei Vorgehensweisen, die Luft im Anbauraum zu kühlen. Entweder die warme Luft wird aus dem Anbauraum hinaus befördert und durch kühlere Luft von außen ersetzt, oder man nutzt eine Klimaanlage. Die erste Option ist bei Eigenanbauern weit verbreitet. Die Grundvoraussetzung für das einwandfreie Funktionieren ist dabei natürlich, dass die Temperatur der Luft, die in den Anbauraum gesaugt oder geblasen wird, nicht höher ist als die gewünschte Temperatur im Anbaubereich. Für eine sehr einfache Einrichtung genügt ein ausreichend starker Abluftventilator. Er sollte einen mindestens 40 mal stärkeren Luftstrom haben als das Volumen der Anbaufläche. Für einen 2 x 2 x 2 m Anbauraum würde man einen Ventilator mit einer Luftwechselleistung von 240 m3/Stunde benötigen. Natürlich muss im Anbauraum eine Öffnung vorhanden sein, durch die unter Druck frische Luft eingesaugt werden kann. Für eine noch effizientere Kühlung installieren wir einen zweiten Zuluftventilator. Er kann die halbe Leistungkraft des Abluftventilators haben.

Wie bereits erwähnt, ist die reine Ventilatorkühlung in Anbauräumen wirksam, wo die Außenluft kälter ist als die gewünschte Innentemperatur. An extrem heißen Tagen muss man besonders achtgeben. Kurzfristig lässt sich dann dieses Problem lösen, indem man ein nasses Handtuch oder einen anderen Stoff nahe an der Öffnung platziert. Solange es nass genug ist, kühlt es die umher strömende Luft ab. Wenn stets etwas Wasser langsam durch das Handtuch fließt, ist der Kühleffekt besser und dauert länger an. Dieses Verfahren namens XY wird  im Prinzip angewandt, um große Gewächshäuser abzukühlen. Luft wird durch Papierblöcke, die andauernd befeuchtet werden, in sie hineingeblasen. Der Kühleffekt ist in diesem Fall ausgezeichnet. Für Indoor-Anbauräume ist jedoch eine Klimaanlage die am besten geeignete Lösung.

Klimatisierung

Die Klimaanlage muss mit dem erforderten Strom versorgt sein, damit sie ordnungsgemäß funktioniert. Beim Kauf einer gewöhnlichen Raumklimaanlage genügt es, die Kühlleistung entsprechend der Raumgröße, genauer gesagt des Raumvolumens, auszuwählen. Normalerweise werden für einen Kubikmeter 30 Watt Kühlleistung benötigt. Dies reicht jedoch nicht aus, wenn die passende Klimaanlage für den Anbauraum zu wählen ist. Hierbei muss man wissen, wie viele Watt von den installierten Geräten (z.B. CO2-Generator) erzeugt werden. Bei sechs 600-W-Natriumdampflampen im Anbauraum ist eine Kühlleistung von mindestens 3600 W erforderlich.

Um sicherzustellen, dass die Klimaanlage ihre Arbeit ordentlich macht, berechnen wir für jeden Kubikmeter des Anbauraums zusätzliche 30 W. Hatte beispielsweise die oben aufgeführte Anbaufläche 30 m3, sind 900 W zu addieren. Die sich daraus ergebende notwendige Kühlleistung beträgt in diesem Fall also mindestens 4500 W. Für die Kühlung wird BTU (British Thermal Unit) als Maßeinheit verwendet. 1 Wh (Wattstunde) entspricht 3,412 BTU. Multipliziert man 4500 W mit 3,412 erhält man 15 355 BTU - das ist die Mindest-Kühlleistung, die benötigt wird, um einen 30 m3 großen Anbauraum mit sechs 600-W-Natriumdampflampen zu kühlen. Wichtiger Hinweis: Es ist besser, etwas mehr Kühlleistung anzuwenden, was bedeutet, dass eine Klimaanlage mit einer Kühlleistung von 20.000 BTU in diesem Fall eine noch bessere Lösung wäre. Das Klimagerät sollte jedoch nicht überdimensioniert sein, da die Ansaugung von zu kalter Luft dann einen Stromausfall verursachen kann.

Die optimale Lösung

Der beste Weg, um eine optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Anbauraum zu erreichen, besteht in einer Kombination aus Klimatisierung, Heizung, Entfeuchtung und Luftbefeuchtung. Alle vier Operationen müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein und sollten idealerweise von einem einzigen Regulierungsgerät gesteuert werden. In diesem Fall lassen sich in jeder Phase des pflanzlichen Lebenszyklus die idealen klimatischen Bedingungen schaffen.