Cannabismedizin - eine Sache fehlender Evidenz?

Soft Secrets
29 Mar 2019

Cannabis als Medizin: Verantwortliche beklagen fehlende Evidenz

Das Thema rund um Cannabis als Heilmittel und Medikament ist gerade heute aktueller denn je. Nun gut, nicht ganz vielleicht. Immerhin war der Hanf früher eine ganz normale volksmedizinische Pflanze, deren vielseitige Heilkraft von den Menschen geschätzt wurde. Heute kämpfen Politiker, Aktivisten, Cannabispatienten um genau diesen Status, und obwohl Cannabis nachweislich seit Tausenden von Jahren als Medizinalgewächs bekannt ist und genutzt wird, argumentieren heute immer noch die Gegner einer freien Verfügbarkeit des Weeds, dass es nicht genügend wissenschaftliche Beweise, also Studien etc., zur Hanfmedizin gebe. Schauen wir uns die Sachlage an: „Seit über sechstausend Jahren wird der Hanf überall dort, wo er in der Gefolgschaft des Menschen hingelangte, als Heilmittel benutzt“, schreibt Ethnopharmakologe Christian Rätsch in seinem Buch „Hanf als Heilmittel“. Cannabismedizin-Experte und Mediziner Franjo Grotenhermen ergänzt um die vielfältigen Indikationen: „Cannabis und THC entfalten eine Vielzahl von Wirkungen, die therapeutisch genutzt werden können. Im Vordergrund stehen die schmerzlindernden Eigenschaften, die Muskelentspannung, die Steigerung des Appetits, sowie die Hemmung von Übelkeit und Erbrechen. Andere medizinisch genutzte Wirkungen sind Entzündungshemmung, Senkung des Augeninnendrucks, Weitung der Bronchien, Stimmungsaufhellung und eine Anzahl weitere, oft noch wenig erforschte Effekte“ („Die Behandlung mit Cannabis und THC“). Da ist es doch ein einziger Hohn, dass sich Patienten heute kriminalisieren lassen müssen und in vielen Fällen entweder auf ihr Medikament verzichten oder es sich auf illegalem Wege beschaffen müssen. Und dass überhaupt darum gekämpft werden muss, Cannabis wieder als normales Heilmittel einsetzen zu können. Der Schweizer Apotheker Manfred Fankhauser erläutert in seinem Buch „Haschisch als Medikament“: „Die Aufnahme von Cannabis ins Betäubungsmittelgesetz kam durch wirtschaftliches Desinteresse der pharmazeutischen Industrie einerseits, andererseits durch politischen Druck von Außen, insbesondere den USA, zustande und nicht seiner Gefährlichkeit wegen“. Deshalb sieht Fankhauser den Fortschritt eher im Rückschritt, zurück zu einem Status quo, bei dem Hanfmedizin von der Öffentlichkeit als etwas völlig Normales wahrgenommen wird – und nicht als ein Suchtgift, zu dem nur „Schwerkranke“ Zugang erhalten sollen. Wieso sollen nicht auch kleinere Leiden mit dieser nebenwirkungsarmen Medizin behandelt werden? Immerhin wurde dieser Aufstand um die sogenannten Betäubungsmittel erst vor Kurzem eingeführt. „Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es für die sogenannten Betäubungsmittel noch keinen Sonderstatus; überhaupt waren etablierte Heilmittel wie Haschisch, Morphin und Kokain weniger ein Problem als die rasch ansteigende Anzahl von Medikamenten“. Die Gesellschaft war zu dieser Zeit trotzdem kein Hort von Drogensüchtigen, Kriminellen und sonstigen dunklen Subjekten – auch wenn es die Abhängigen immer gegeben hat, weil Abhängigkeit eine Erkrankung ist, die behandelt und nicht bestraft werden muss.
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