Cannabiskunde: Die Mär von der "guten Pflanze" vs. "böse Chemie"

Soft Secrets
26 Mar 2019

Cannabiskunde: Was ist dran am Mythos "Cannabis ist nicht chemisch, sondern ein gesundes Naturprodukt"?

Dieser Mythos ist eine derart olle Kamelle, dass es Eingeweihte inzwischen nur noch nervt. So behaupten manche Leute unverhohlen: „Naturprodukte sind was ganz Tolles und Gesundes, Chemie ist unnatürlich und gesundheitsschädigend.“ Das ist natürlich blanker Unsinn. Das Problem dieses Mythos liegt im Unverständnis gegenüber der Eigenschaft und dem Wort „chemisch“. Zu behaupten, chemische Pharmaka seien ungesund, natürliche Arzneimittel und Drogen hingegen „besser für den Menschen“, zeugt von wenig Sachverstand, denn Natur ist immer „chemisch“: In Wirklichkeit ist unsere gesamte Welt das Produkt chemischer Prozesse. Das gilt für uns Menschen und unsere Körperfunktionen und das gilt im selben Maß für Pflanzen. Auch in ihnen, und das bezieht sich auf den Hanf wie auf alle anderen Gewächse, befinden sich chemische Substanzen, die dem Stoffwechsel der Organismen geschuldet sind und uns Menschen und Tieren als Heilmittel, aber auch als Gifte nützlich sein können. Um es auf den Punkt zu bringen: Alles ist chemisch. Was der geneigte (ungebildete) Ökofreak auszudrücken gedenkt, ist die Tatsache, dass nicht alle chemischen Stoffe bisher auch in der Natur entdeckt worden sind (was aber nicht heißt, dass es sie dort nicht gibt). Sowas nennt man dann „Synthetik“. Und solche Verbindungen werden solange synthetisch genannt, wie sie nicht in natürlichen Quellen nachgewiesen worden sind. Aber auch das muss gar nichts heißen, denn die Grenzen verschwimmen zunehmend. Ein Beispiel gefällig? Nehmen wir die Substanzen Diazepam (Valium) und Dimethyltryptamin (N,N-DMT). Diese waren ursprünglich von Chemikern im Labor „erfunden“ worden, bevor sie nach einiger Zeit als Naturstoffe nachgewiesen werden konnten. Auch das Paradebeispiel einer „Chemiearznei“ par excellence, der Antibiotika nämlich, ist Zielscheibe einseitiger Verteufelungen von Unwissenden. Nehmen wir nur das Penicillin. Vermeintlich ökologisch orientierte Eltern kreischen beim Wort Penicillin schon und würden sich eher ins eigene Bein schießen, als ihren Kindern diese „künstliche und unnatürliche Chemiescheiße“ verabreichen zu lassen. In Wirklichkeit stammt der Wirkstoff aber von einem echten Naturprodukt, nämlich vom Schimmelpilz Penicillium, dessen antibakterielle Wirksamkeit vom schottischen Bakteriologen Alexander Fleming 1928 durch einen Zufallsfund entdeckt wurde. Sicher, heutzutage werden die Wirkstoffe und Analoga „künstlich“ hergestellt – das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich beim Penicillin eben nicht um „böse Synthetik“ handelt, sondern um einen Wirkstoff aus der Natur.
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