Big (Canna)Business in Portugal

Soft Secrets
20 Jul 2018
In Portugal investieren derzeit ebenso große wie finanzstarke pharmazeutische Unternehmen aus Kanada und Großbritannien viele Millionen, so dass bei vielen einheimischen Hanffreunden der Eindruck entsteht, dass Unternehmen wie TILRAY das Land mit seinen idealen Hanf-Anbaubedingungen regelrecht „kolonisieren“ wollen. Vor allem der Süden Portugals zählt mit seinem exzellenten Boden, Wetter und inzwischen auch Wasser (nachdem hier der größte künstliche See Europas angelegt wurde) zu den am besten geeigneten Outdoor-Anbauflächen für Cannabis. Und das wissen natürlich auch die, die jetzt schon das große Geschäft mit legalem Cannabis machen. Portugiesische Aktivisten mit internationalen Kontakten wurden bereits von international tätigen Pharma-Firmen angesprochen und eingeladen, für sie zu arbeiten. Die Firmen agieren dabei mit einer Mischung aus Lobbyarbeit und Industriespionage, was die portugiesische Regierung unlängst veranlasste, auch nationale Interessen in Sachen Cannabis schützen zu wollen. Anfang Mai wird im Parlament darüber abgestimmt, ob Cannabis als Medizin auch in Portugal anerkannt und legalisiert werden soll. Merkwürdig ist dabei, dass man darüber mehr in den Nachrichten von ausländischen Medien erfährt, als durch nationale portugiesische Medien.  Big (Canna)Business in Portugal Tatsächlich werden in Portugal derzeit alle nötigen Vorbereitungen getroffen, um im nächsten Jahr die größte Cannabisplantage auf der iberischen Halbinsel anzulegen. Dieses Projekt wird sogar von der portugiesischen Regierung unterstützt - schließlich hat das kanadische Unternehmen TILRAY hier bereits ca. 20 Millionen investiert und verkündet, mehr als hundert neue Arbeitsplätze in der Region schaffen zu wollen. Das Zentrum der geplanten Cannabisplantagen wird sich vermutlich in der kleinen Stadt Catanhede (in der Region Coimbra) befinden, einer Stadt mit 7.000 Einwohnern. Tilray Portugal (gegründet im März diesen Jahres) will eine "industrielle Verarbeitungs- und Kläranlage" für medizinischen Cannabis entwickeln, die ab diesem Jahr 62 Tonnen Cannabis produzieren soll. Ebenfalls im März 2018 wurden die ersten Anlagen für den Anbau und die Verarbeitung von Hanf errichtet: ein Gewächshaus von 10.000 Quadratmetern und eine Verarbeitungshalle von 1.500 Quadratmetern (inklusive Labor und Genbank). Das Unternehmen geht davon aus, die Arbeiten im kommenden Frühjahr abschließen zu können. Aber wer steckt eigentlich hinter TILRAY? TILRAY gehört Privateer Holdings, einem Unternehmen des Founders Fund, einem Private-Equity-Fonds, der von Peter Thiel und anderen Stars des Sillicon Valley verwaltet wird. Thiel war einer der Gründer von PayPal und sitzt im Vorstand von Facebook, ist selbst ein „Bilderberger“ und spendete 1,25 Millionen US-Dollar für den Wahlkampf von Donald Trump. Noch Fragen? Thiels THC-haltiges Hauptprodukt heißt übrigens „Marley Natural“, eine Art Premium-Marihuana, das in Zusammenarbeit mit Cedella Marley, der Tochter des legendären Reggaekünstlers, entwickelt wurde und derzeit nur in Kalifornien verkauft wird. Die Investition von TILRAY in Portugal soll in zwei Phasen erfolgen. Nach der Inbetriebnahme der Anlage wird bis 2020 eine Erweiterung um 15.000 Quadratmeter Gewächshausfläche und weitere 1.500 Quadratmeter Verarbeitungsfläche angestrebt, wodurch sich die Produktion verdoppeln würde. Portugal würde damit zum führenden europäischen Hersteller von therapeutischem Cannabis aufsteigen - mit ca. 10 Millionen Kunden und einem Umsatz von etwa 40 Millionen Euro. Laut TILRAY-Präsident Brendan Kennedy, ist die Wahl für den neuen Standort auf Portugal gefallen, da es ein Land "mit Zugang zum gemeinsamen Markt und hochqualifizierten Arbeitskräften im Bereich der Biotechnologie und Gesundheit“ ist und vor allem ein günstiges Klima für die Entwicklung von Cannabispflanzen hat: „Tatsächlich war das passende Klima sehr wichtig bei der Auswahl, weil wir so Produkte herstellen können, die besser für die Umwelt sind“, erklärte Kennedy. Das portugiesische Projekt soll das Tor nach Europa sein, vor allem für den deutschen Markt, wo der medizinische Cannabiskonsum seit seiner Zulassung zu Beginn des Jahres stark zugenommen hat. „Wir haben gesehen, dass die Nachfrage aus Deutschland massiv ist und wir schnell eine möglichst große Fabrik bauen mussten ", sagte Kennedy. In dem portugiesischen Werk sollen in Zukunft auch Untersuchungen zur medizinischen Wirksamkeit von Cannabis durchgeführt werden. Zu Beginn dieses Jahres hat der „Bloco de Esquerda“ (ein portugiesisches Bündnis in Parteiform) die Präsentation von Initiativen zur Cannabis-Legalisierung für therapeutische und Freizeitzwecke vorangetrieben, obwohl bisher gar kein diesbezüglicher Vorschlag offiziell formuliert wurde. Trotzdem hatte die portugiesische Regierung schon im Jahr 2016 den Kontakt zu TILRAY zwecks Schaffung einer großen medizinischen Cannabis-Fabrik aufgenommen und noch im selben Jahr wurde ein entsprechendes Abkommen mit der portugiesischen Agentur für Investitionen und Außenhandel (AICEP) unterzeichnet. Im vergangenen Februar informierte die nationale Drogenbehörde „Infarmed“ zum ersten Mal über das „Coimbra-Projekt“: Die Cannabis-Fabrik wird in einem öffentlichen Gewerbegebiet entstehen, denn die Existenz von billigen Industrieflächen ist einer der Gründe für die wirtschaftliche Erholung Portugals - dazu kommen noch Steuererleichterungen und niedrige Löhne. Privateer Holdings räumte ein, man arbeite in einer Branche, die “stigmatisiert durch negative Wahrnehmungen und schlechte Geschäftspraktiken" sei und dass man darauf abziele, "die Erwartungen der Verbraucher durch gleichbleibende Qualität und konstanten Service zu steigern. Wenn das Verbot endet, wollen wir die beneidenswerteste Position auf dem Markt beibehalten und enorme finanzielle und soziale Gewinne erzielen.“ Text: M-Dog
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