Vorurteile über Cannabis

Soft Secrets
26 Jan 2018

Harmlos oder Teufelsdroge? Vorurteile über Cannabis (1)


Harmlos oder Teufelsdroge? Vorurteile über Cannabis (1)

Herzlich willkommen zu einer kleinen Bestandsaufnahme der Vorurteile rund um Cannabis. Im ersten von zwei Teilen sehen wir uns die Vorurteile der Hanffreunde an. Diese sind: Cannabis ist harmlos. Cannabis ist ganz besonders verträglich – und zwar für alle. Cannabis ist Medizin und bewirkt ausschließlich Gutes. Das sind die gängigen Vorurteile zum Marijuana, wie sie ein Teil der Bewegung der Befürworter gern in der Öffentlichkeit ausbreitet. Freilich: Nicht alle Hanfaktivisten würden das so unterschreiben. Es stimmt in der Tat, dass Cannabis zu den ungefährlichsten psychoaktiven Substanzen gehört. Auch richtig ist, dass der Hanf eine verträgliche Droge ist, mit der die meisten keinerlei Probleme bekommen. Und schließlich ist Cannabis eine Universalmedizin, die – verglichen mit anderen Heil- und Arzneimitteln – in der Tat ihresgleichen sucht. Keine andere Pflanze hat ein dermaßen breites therapeutisches Spektrum vorzuweisen wie die Cannabis-Pflanze. Das geht von neurologischen Störungen, wie Tourette und ADHS, über schlimme Maläste, wie Übelkeit und Schmerzen, bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel Krebs, wo der Hanf nicht nur Palliativum (Linderungsmittel) ist, sondern de facto ein ernstzunehmendes Heilmittel sein kann. Über all das wollen und müssen wir nicht streiten. Die wissenschaftliche Sachlage ist klar. Und trotzdem können wir die obigen Thesen nicht einfach so stehen lassen. Denn es gibt Leute, die den Hanf nicht vertragen. Es gibt Individuen, die auf Cannabis sehr empfindlich reagieren. Und es gibt tatsächlich sogar Menschen, denen der Konsum von Marijuana, Haschisch und anderen Hanfprodukten regelrechte Nachteile offenbart. So klagen die einen beispielsweise über paranoide Schübe. Sie fühlen sich nach dem Kiffen verfolgt, beobachtet, observiert. Andere fühlen sich plötzlich krank und prägen über die Cannabinoid-Wirkung eine richtiggehende Hypochondrie aus. Sensible und vorerkankte Konsumenten, die mit dem Cannabisrausch nicht anständig zurecht kommen, können dem Gefühl erliegen, todkrank zu sein und damit eine pathologische Paranoia ausprägen. Auch die vielfach zitierte mögliche Aktivierung einer latent vorhandenen Psychose ist keine Erfindung der Hanfgegner, sondern ein Faktum, das manchen Konsumenten schon das Fürchten gelehrt hat. Zwar gilt dies alles vornehmlich für zartbesaitete und psychisch oder auch physisch vorbelastete Menschen. Auch kommen solche Reaktionen gewiss nicht halb so häufig vor, wie uns die Medien zuweilen weiszumachen versuchen. Man darf aber eben nicht vergessen, dass unsere Neuropharmakologie mit dem Gebrauch von psychotropen Stoffen in erheblicher Weise beeinflusst wird – auch von der Cannabiswirkung. Das gilt insbesondere für den chronischen Gebrauch. Immerhin ist unser körpereigenes Cannabinoid-System für eine ganze Reihe wichtiger, auch lebenswichtiger Funktionen zuständig oder zumindest mitverantwortlich – zum Beispiel und unter anderem für unsere Schmerzregulierung, unsere Merkfähigkeit, unser Hungergefühl und unser Wohlbefinden – und diese Funktionen werden selbstverständlich durch den Konsum von Phytocannabinoiden (das sind pflanzliche Cannabiswirkstoffe) beeinflusst und, je nach Konsumgewohnheit, zum Teil verändert. Darüber hinaus neigen wir als lebendige Organismen dazu, bisweilen unterschiedlich auf Pharmaka zu reagieren. Schließlich sind wir keine Maschinen. Und so kommt es, dass bei dem einen Konsumenten der Hanf allzeit ausschließlich Positives bewirkt – so beispielsweise beim Schmerz-Patienten, der möglicherweise erst nach dem Konsum seiner Medizin überhaupt aufrecht gehen und damit seinem Alltag nachkommen kann etc. – und beim nächsten Hanf-User eine negative Erfahrung resultiert, weil er oder sie über die Wirkung der Cannabinoide von Kreislaufproblemen geplagt wird. All das kann potenziell der Fall sein – muss aber nicht. Und hier schließt sich der Kreis, denn schließlich sind wir bei allen Gemeinsamkeiten doch einzigartige Individuen, die dann auch einzigartig individuell reagieren (können). Das gilt insbesondere für pharmakologische Modifikationen – und das Kiffen und alle anderen Cannabis-Konsumformen gehören zu eben diesen. Im nächsten Teil befassen wir uns mit den gängigen Thesen der Prohibitionisten. Und die sind auch nicht viel besser.
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