Ökologisch wertvoll: Nutzhanf fürs Leben!

Soft Secrets
25 Jan 2018

Teil 2 zum Thema Faserhanf: nützlich und ökologisch

Historisch betrachtet sind es Erzeugnisse der Textil- und Papierbranche sowie Baustoffe, die ein gesteigertes Interesse an Cannabis sativa bei den fleißigen Geschäftsleuten erzeugten. Aus Faserhanf lässt sich immerhin stabiles und langlebiges Material herstellen, zum Beispiel und unter anderem Seile, Schläuche, Schnüre, Fäden, Segeltücher, Säcke, Teppiche, Planen, Gurte und Stoffe für die Bekleidungsindustrie. Aus Hanffasern wurden und werden langlebige und robuste Stoffe produziert, die unglaublich vielfältig eingesetzt werden können, aber vereinzelt und zum Teil auch ihre Nachteile mit sich bringen. So ist zum Beispiel Hanfseil nicht gerade elastisch, eine gewisse Elastizität aber ein Merkmal jedes guten Seils. Das kann natürlich die Vorzüge der Hanffaser beileibe nicht schmälern, denn die überwiegen doch gegenüber den wenigen Nachteilen um ein Vielfaches. So wurden aufgrund der robusten Eigenschaften des Hanfs selbst Banknoten früher aus Cannabisfasern hergestellt, was uns zum Komplex der Papierproduktion führt. Zahlreiche Produkte aus Papier lassen sich aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff herstellen – dabei ist der Hanf eine der besten Alternativen zur derzeit präferierten Praxis, Papier und papierne Erzeugnisse aus Bäumen zu fertigen. Wie wir wissen, benötigt ein Baum viele Jahre, teils Jahrzehnte, um zu dem zu werden, was ein Papierhersteller sich als Grundstoff für sein Produkt wünscht: zu einem stattlichen Exemplar Baumgewächs, das mehrere Meter hoch und hübsch breit sowie gesund und frisch gewachsen ist. Dem gegenüber könnten wir den widerstandsfähigen und leicht zu pflegenden Hanf jedes Jahr aufs Neue ernten – ohne groß warten zu müssen, und ohne ein über lange Zeit in der Natur gewachsenes Lebewesen schinden zu müssen, das weiß Gott eine andere Aufgabe auf diesem Planeten hätte, als jene, uns als beschreib- und bedruckbares Material dienlich zu sein. Das Pikante an dem Themenkomplex: Hanf war bereits vor langer Zeit als vorzüglicher Rohstoff für die Papierherstellung bekannt und arriviert. Immerhin war Cannabis ein Klassiker in der urtümlichen Papierproduktion. Mathias Bröckers‘ beeindruckender Bildband „Cannabis – Hanf, Hemp, Chanvre, Canamo“ hält fest: „Papierherstellung aus Hanf war die ‚High Tech‘ des archaischen China, das Wissen um den Hanf war Staatsgeheimnis, kein Hanfsamen durfte das Kaiserreich verlassen. So dauerte es bis ins 15. Jahrhundert, bis die Kunst der Papierherstellung nach Europa kam, das bis dahin auf Tierhäuten und importierten Papyrus schlechter Qualität angewiesen war. Erst durch Hanfpapier wurde die Erfindung des Buchdrucks zu dem Technologie-Sprung, den wir heute Gutenberg-Revolution nennen“ (Bröckers 2002: 213). In all diesen Bereichen wäre der Hanf nach wie vor und bei aller technischen Entwicklung unserer Industrie eine der sinnvollsten Nutzpflanzen, um ökologisch und ökonomisch, und damit vor allem vernunftbasiert wirtschaften zu können. Allerdings wurde die Cannabispflanze mit der Prohibition über die Jahrzehnte zurück gedrängt. Aber sie erobert sich peu-á-peu und mit Hilfe einiger engagierter Aktivisten (derer es immer mehr zu geben scheint) Stück für Stück und Schritt für Schritt seinen Platz im soziokulturellen Geflecht dieses Planeten zurück. So gelten ernährungs- und gesundheitsbewussten Menschen die Hanfpflanze und deren Erzeugnisse als wertvolle Lieferanten von Vitaminen und Nährstoffen, von lebenswichtigen sekundären Pflanzenwirkstoffen oder schlicht als schmack- und nahrhafte sowie gesunde Lebensmittelergänzung. Nehmen wir zum Beispiel das Hanföl. Es wird aus den Samen der Hanfpflanze gewonnen und enthält im Schnitt etwa 35 Prozent Fett. Dieses Öl ist reich an ungesättigten Fettsäuren, wie Linol- und Linolensäure und Ölsäure. Von diesen Substanzen ist vor allem die Linolsäure wichtig, weil unser Körper diese nicht selber produzieren kann. Der Anteil an Linolsäure im Hanföl beträgt nach diversen Untersuchungen knapp 49 Prozent – damit reicht die Güte des Hanföls an jene des Soja- und Sonnenblumenöls heran. Hanfsamenöl kann aber auch technisch verwendet werden, zum Beispiel als Öl für Maschinen, als Druckfarbe beim Offset- und Zeitungsdruck, als Firnis sowie als Margarine und nährstoffreiches Futtermittel für Tiere. Selbst als Treibstoff für unsere Fahrzeuge und Heizungsanlagen wäre der Hanf verwendbar. Aber erzähl das mal dem Ölscheich, der sich dauerhaft an unserer Blödheit reicher und reicher stößt. Cannabis ist in Form seiner Schäben und Fasern außerdem als Bau- und Dämmstoff nützlich. Denn Dämmungen aus Hanf schützen nicht nur vor Kälte, sie sind darüber hinaus ein sinnbringender Schallschutz. So gibt es beispielsweise ein französisches Produkt aus Hanfschäben namens Isochanvre (frz. chanvre = Cannabis), aus dem Isolations- und Baumaterial hergestellt wird. Mathias Bröckers schreibt in seinem Kultwerk „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“: „Das fertige Produkt besitzt laut Hersteller folgende Eigenschaften: Gute Wärmedämmung (…), hohe Wasserspeicherkapazität, hervorragende Schallisolierung, Dampfdiffusionsoffenheit, Feuerfestigkeit, Unverrottbarkeit, natürliche Fungizität, Elastizität, entwässernd und wasserabweisend, geringes Gewicht, nichtfressbar für Nager, Termiten und andere Insekten“ (Bröckers 1993: 349). Wir sehen also: Die positiven Eigenschaften der Hanfpflanze als reine Nutzpflanze, außerhalb aller ethnomedizinischen und medizinischen, schamanischen und hedonistischen Verwendbarkeit, ist derart vielfältig, dass es wie ein Wunder des menschlichen Irrsinns anmutet zu sehen, dass diese Pflanze immer noch fast weltweit bekämpft und angefeindet wird. Wir dürfen uns immerhin glücklich schätzen, dass wir mit Produkten des kastrierten Cannabis noch legalen Umgang pflegen dürfen. Erzeugnisse mit Hanfzusatz oder solche, die zur Gänze aus Hanf hergestellt sind, gibt es indes immer mehr, auch, weil sich zurzeit mal wieder ein regelrechter Hype um Cannabis-Themen aufbaut (ich hatte es weiter oben bereits angerissen). Wir hatten zuletzt Mitte der Neunziger so eine Phase, dann Anfang/Mitte der 2000er nochmal. Jetzt scheint es, als sei eine geradezu globale Welle ins Rollen geraten, die in einer solchen Intensität niemand hatte vorhersehen können. Vielleicht ist es der vielbemühte und seit Langem erwartete Wandel des kollektiven Bewusstseins, der diesem Trend Stein des Anstoßes gewesen ist oder ist. Wir können es nur hoffen. Immerhin konnte sich die öffentliche Akzeptanz des Cannabis-Themas insofern verbessern, als dass immer mehr Produkte – wenn auch ausschließlich aus Nutzhanf – nachgefragt, und deshalb entsprechend angeboten werden. So gibt es Kosmetik und Pflegeprodukte aus Hanf, zum Beispiel Seife, Duschgel, Shampoo, Body Milk, Crème, Massageöl, Balsame, Badezusätze etc. pp., es gibt alle möglichen Getränke aus Hanf oder mit Hanfzusatz, wie zum Beispiel Bier, Wein, Sekt, Energy Drinks und Limonade, es gibt Backwaren und Teigprodukte mit Hanfmehl, beispielsweise Brot, Brötchen, Pizza, Spaghetti etc. pp., es gibt mittlerweile die verschiedensten Dinge aus oder mit Hanf: Hanfeis, Reinigungs- und Waschmittel aus Cannabis sativa, Hosen, Socken, Schuhe, Hemden, Kappen, Jacken, Stühle, Tücher, Lacke, Autoteile, Matratzen und was noch alles. Die Liste der Produkte, die aus Hanf bzw. unter Verwendung von Hanfzusatz hergestellt werden, könnte annähernd beliebig verlängert werden. Zudem kommen jährlich immer neue Produkte hinzu, die von findigen Geschäftsleuten erdacht werden, um entweder tatsächlich eine bessere Welt zu schaffen, oder aber, um den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn nicht selten sind Produkte aus Hanf oder mit Hanfzusatz erheblich teurer als vergleichbare Artikel, die ohne Hanf auskommen. Dieses preisliche Gefälle wird sich auch allerdings vermutlich erst dann auflösen, wenn die Cannabispflanze sich endgültig wieder in unseren Gesellschaften hat etablieren können. Hier geht es zum ersten Teil unserer kleinen Reihe über Nutzhanf: https://www.softsecretscomexitable.kinsta.cloud/de/grow/cannabis-wissen-was-ist-eigentlich-nutzhanf/
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