Wem schrumpft hier was?! - Deutsche Medien über Cannabis

Soft Secrets
31 Mar 2017

Die deutschsprachigen Medien können sich nicht entscheiden. Finden sie Cannabis jetzt lieber blöd und gefährlich, oder steht es ihnen doch besser zu Gesicht, Loyalität und Offengeistigkeit an den Tag zu legen? Die Ambivalenz dem Thema Cannabis gegenüber nimmt merklich zu. Während Redaktionen wie der der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gern veraltete Allgemeinplätze zur vermeintlichen Gefährlichkeit des Cannabis aus der Feder huschen („Wenn das Gehirn schrumpft_, FA Woche, 25. November 2016), gehen andere dazu über, sich in den korrekten Quellen zu informieren und Experten zu befragen, die sich wirklich auskennen. Oder die Prominenz des Landes. Denn so beliebte Berühmtheiten, wie z.B. der Schauspieler und Tatort-Pathologe Jan Josef Liefers, können mittlerweile in den Medien von ihren Cannabiserfahrungen berichten und betonen, dass sie sich für eine Legalisierung erwärmen (11. Januar 2017 im österreichischen Kurier), ohne befürchten zu müssen, am nächsten Tag den Job zu verlieren oder sich bei den Zuschauern unbeliebt zu machen. Im Gegenteil: Sympathieträger und Publikumslieblinge wie Liefers tragen eher noch dazu bei, dass die Gesellschaftsfähigkeit der Hanfpflanze noch weiter zunimmt.


In den Abteilungen der großen Medienkonzerne, die ja bekanntlich Meinungsbildner Nummer eins sind, wird dagegen weiterhin gegen eine rasche Normalisierung angestunken. Wieso sich auch ein bewährtes Zugpferd einfach so nehmen lassen? Auf wie auch immer gearteten „Drogenkonsumenten_ kann man schließlich wunderbar ungestraft herumhacken. Erst kürzlich hatte die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile „Bund sucht drei Cannabis-Dealer_ (5. Februar 2017) wieder mal deftig Auflage abgegriffen - und geschrieben „Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sucht zum 1. März drei Gras-Experten für einen sehr entspannten Job: Dealer, bezahlt vom Staat_. Mein Gott, Cannabis eignet sich doch nun mal so schön, um mal wieder richtig Dampf abzulassen und der hirnarmen Horde von Kurzfutter-Rezipienten die Zornesröte ins Gesicht zu treiben. Und nebenbei verkauft sich eine solche Ausgabe richtig gut - die Anzeigenkunden aus der Pharmaindustrie buchen auch gleich Inserate fürs nächste Jahr mit.

Besser könnte es nicht laufen. Fraglich ist nur, wie lange die Leser solcher Boulevardzeitungen sich noch ein X für ein U vormachen lassen werden. Die Bild war bei Weitem nicht das einzige Blatt, das diesen Kurs einschlug. Auch die Süddeutsche Zeitung befriedigte die niederen Instinkte ihrer Leser. Fast hatte es den Anschein, als seien die Redakteure der SZ auf keine eigene Kampf-Schlagzeile gekommen, als sie sehr Bild-ähnlich titelten: „Dealer gesucht_ (30. Januar 2017). Der Einstiegstext verrät, dass nicht nur die Information hier wichtig ist, sondern auch, möglichst reißerisch in den Text zu führen: „Wenn der Staat zum Dealer wird, braucht er dafür natürlich gutes Personal. Um das zu finden, könnte die Bundesrepublik Deutschland nun einfach einen Beamten an den Frankfurter Hauptbahnhof schicken, damit dieser im Souterrain nach geeigneten Kandidaten sucht - eine entsprechende Fachkompetenz könnte man den Händlern dort wohl unterstellen_. Am Ende liegt das alles wohl daran, dass eben nicht die Medien an sich, sondern einzelne Redakteure ihre jeweils individuelle Meinung verbreiten. Man darf das also alles nicht zu ernst nehmen. Text: Markus Berger

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