BHO-Alchemie            

Soft Secrets
08 Mar 2016

Dabbing & Experimente


Dabbing & Experimente

Über die Kunst der Cannabis- und Kräuterextraktion

Grower haben nach dem erfolgreichen Anbau in aller Regel Erntereste, die sie nur ungern wegwerfen. Wieso auch, bietet es sich doch an, auch diese noch zu verwerten und den Pflanzen-Überbleibseln die wertvollen Inhaltsstoffe abzuluchsen. Manchmal sind Cannabisgärtner aber auch Freunde anderer Pflanzen – zum Beispiel von psychisch wirksamen Gewächsen, die in so manchem Fall die Wirksamkeit des Cannabis potenzieren, beeinflussen und erweitern können. Einige Grower bauen eben nicht nur Hanf an, sondern auch andere Pflanzen, die konsumtechnisch verwertbar sind. Es gibt auch Cannabispatienten, die neben dem Hanf auch auf die Kraft weiterer medizinisch wirksamer Kräuter angewiesen sind – und für alle jene ist vorliegender Artikel geschrieben worden: Befassen wir uns also mit Pflanzenextrakten auf BHO-Basis, die bislang nicht typischerweise von Anwendern hergestellt werden, aber vielleicht in Zukunft öfter diskutiert werden könnten. Bühne frei für unsere BHO-Alchemie.

Cannabis-Pflanzenextrakte sind sprichwörtlich in aller Munde. BHO (Butane Honey Oil) heißt das Zauberwort bzw. das Produkt einer modernen Technologie, mit deren Hilfe möglichst alle Wirkstoffe aus der Hanfpflanze heraus gelöst und in einem Extrakt gesammelt werden können. Dieser Extrakt kann dann ganz einfach geraucht oder verdampft werden. Jeder Kiffer hat davon zumindest schon einmal gehört, „Dabben“ nennt man die Konsumform der BHO-Extrakte. In der vorigen Ausgabe haben wir uns angeschaut, was es alles an Zubehör fürs Dabben gibt – der Markt wird, was das angeht, immer größer und unübersichtlicher. Nun kommen findige Cannabisfreunde aber immer wieder auch auf interessante Ideen, die zuweilen über den Konsum von Hanfprodukten hinausgehen. So hatte einstmals jemand die Idee, im Vaporizer (also im Verdampfer) auch andere Kräuter zu vaporisieren als Gras und Haschisch – oder besser gesagt: Der Verdampfer wurde ursprünglich sogar entwickelt, um medizinisch wirksame, nicht psychoaktive Pflanzen darin zu vaporisieren. Der heilkräftige Küchensalbei ist zum Beispiel so ein Gewächs, das über den Vaporizer ganz hervorragend verdampft und inhaliert werden kann und gleichzeitig eine maximale Ausbeute an Wirkstoff mit sich bringt.

Jetzt spinnen wir die Idee mal weiter und fragen uns, was wohl passiert, wenn wir einen handelsüblichen Extraktor nehmen und darin eben nicht nur Cannabis, sondern auch andere Kräuter extrahieren. Denkt man eine Weile darüber nach, wird schnell klar, dass es sowohl möglich ist, einen Misch-Extrakt herzustellen, der aus Cannabis und anderen Pflanzen besteht. Es funktioniert aber natürlich auch, einen Extrakt zuzubereiten, der ausschließlich aus anderen Pflanzen besteht – siehe dazu die nachfolgenden Beispiele weiter unten im Text. Dann wiederum ist es machbar, die Extrakte anderer Pflanzen allein zu gebrauchen, und es ist möglich, die noch flüssigen Extrakte miteinander zu vermischen. All diese Möglichkeiten besprechen wir anschließend en Detail.

In Frage kommen für eine Extraktion zum Beispiel jeder konventionelle BHO-Extraktor, beispielsweise der Honey Bee Extractor, oder der neuere Dexso-Extraktor, der ebenfalls mit Butan (= Feuerzeuggas) betrieben werden kann, aber auch mit Dimethylether (DME) funktioniert und eigentlich auch für den Einsatz mit diesem weniger explosiven und weniger toxischen Lösungsmittel konzipiert worden war. Das Prinzip ist denkbar einfach: Die getrockneten Kräuter (Blüten, Blätter, Stengel, Wurzeln etc. pp.) kommen in den zylindrischen Extraktor, und dann wird das Lösungsmittel dazu gegeben, was schließlich die Inhaltsstoffe des Pflanzenmaterials aus dem Material herauszieht und in einen Topf abtropfen lässt. Nach einem erfolgreichen Abdunsten lassen des Lösungsmittels verbleibt nachher im Topf das fertige Extrakt – im Falle von Cannabis ein typisches Öl, das dann mittels Dabbingpfeife oder Ähnlichem verdampft und inhaliert wird. Das Ganze funktioniert mustergültig mit allen Pflanzen, die ätherisches Öl enthalten und / oder ein Harz ausbilden.

Das Prinzip und die Zusammenführung

Nehmen wir uns ein Kraut, das gut zu Cannabis passt, um zu veranschaulichen, worum es geht und wie man vorgehen kann: Das Großblättrige Löwenohr aus Afrika (Leonotis leonurus) wird in seiner Heimat auch „Wild Dagga“ genannt, was soviel heißt wie „Wilder Hanf“ (Dagga ist in Gegenden im südlichen Afrika die Bezeichnung für Cannabis). Löwenohr ist im deutschsprachigen Raum komplett legal und über den ethnobotanischen Fachhandel, aber auch als Lebendpflanze über den Gartenhandel zu beziehen – die Pflanze lässt sich hierzulande gut als Kübelpflanze halten. Das Afrikanische Löwenohr, wie es auch genannt wird (obgleich es in Afrika auch andere Arten der Gattung gibt), hat psychoaktive Eigenschaften, wird gern als Cannabis-Ersatz oder -Zusatz verwendet, und manche User sind der Meinung, dass die Pflanze dem guten alten Gras in der Wirksamkeit recht nahekommt, wenn auch ungleich milder ist. Löwenohr enthält ätherische Öle und produziert ein Harz und ist deshalb bestens geeignet, um im Rahmen unserer Untersuchungen verwendet zu werden.

Nun kann das getrocknete Kraut, das recht harzig daherkommt, für sich mit einem Extraktor ausgezogen werden. Ob die Extraktion mit Butan oder Dimethylether veranstaltet wird, spielt keine Rolle, wenn wir aber eines der Lösungsmittel empfehlen müssten, dann würde aufgrund der höheren Unschädlichkeit DME das Mittel der Wahl sein. Nach erfolgreichem Vorgang hat der Anwender ein Butane oder DME Honey Oil vorliegen, das zur Gänze aus Löwenohr besteht – und das für sich allein genommen schon gute Wirkungen zeitigt. Das Ganze kann aber, und hier beginnt die BHO-Alchemie, auch mit Cannabis vermischt werden, was synergistische Wirkungen produziert.

Die Zusammen-führung der Zubereitung funktioniert auf zweierlei Weise, der kluge Leser kann es sich wahrscheinlich bereits denken: Das fertige Oil kommt in flüssiger Form aus dem Extraktor getropft und wird aufgefangen, bevor das Lösungsmittel anschließend über einen längeren Zeitraum, hinweg verdunstet (siehe für den ganzen Vorgang die vorige Ausgabe 6/2015). Um das Löwenohrextrakt jetzt mit Cannabisextrakt zu vermixen, kann man entweder das noch flüssige Oil verwenden, in das nun ein ebenfalls das noch flüssige Cannabis-Oil gegeben wird. Wenn man die beiden Extrakte etwas durchrührt und dann das Lösungsmittel (das bei beiden Extrakten unbedingt dasselbe sein muss!) verdunsten lässt, liegt im Anschluss ein Cannabis-Löwenohr-Oil vor, das von der Wirkung eine eindeutig differente Qualität hat als reines Cannabis-BHO.

Eine weitere Methode besteht darin, beide Pflanzen zugleich in den Extraktor zu geben und das Cannabis-Löwenohr-Oil in einem Rutsch zu produzieren. Das funktioniert genauso, ist aber schlicht und ergreifend eine Frage der Menge, weil natürlich in diesem Fall weniger Material extrahiert wird als bei der Methode, die Extrakte nacheinander anzusetzen und nachher zusammenzuführen.

Was soll das nun alles?

Mancher wird sich vielleicht fragen, wozu man sich die Mühe machen soll, funktionieren doch Cannabis-BHOs schon wunderbar und sind zudem so potent, dass viele sich nicht vorstellen können, das auch noch zu verstärken. Nun, darum geht es in diesem Fall auch gar nicht. Sicher, der Anhänger des gepflegten Rauscherlebnisses kann mit dieser Methode der Extraktzusammenführung durchaus Mischungen herstellen, die immer stärker, immer deliranter und immer heftiger werden. Auch lässt sich natürlich mit den verschiedensten Wirkstoffen und Substanzen experimentieren – wir kennen das ja schon von den diversen bekannten Rauchmischungen, dem DMT-haltigen Changa zum Beispiel, das viele Liebhaber auch als „Spielwiese“ nutzen, um die verschiedensten Substanzkombinationen zu testen. Auf der anderen Seite können aber gerade Menschen, die Cannabis als Medizin nutzen, mit der BHO-Alchemie wunderbare Heileffekte versuchen zu erzielen oder Verbesserungen bzw. Veränderungen der Rauchware anstreben. So ist dem Autoren dieses Texts die Praxis bekannt, ein Cannabis-BHO unter Zugabe von Huflattich (Tussilago farfara) herzustellen. Das hat dann mildernde Effekte, was die Rauchbarkeit des Extrakts angeht. Zwar werden BHO in aller Regel korrekt verdampft. Trotzdem ist die Rauch- oder besser: Dampfentwicklung, die mit der Verwendung von Dabbingpfeifen einhergeht, eine enorme, was manche Anwender als unkomfortabel bewerten. Huflattich kann das abmildern, weshalb das Kraut auch schon früher in die populären Asthmazigaretten gemischt wurde (Asthmazigaretten gab es einst in der Apotheke, sie bestanden aus verschiedenen Nachtschattengewächsen, wie Stechapfel- und Bilsenkrautblättern, und Huflattich).

Auch kann dem Cannabisextrakt ein besonderer Geschmack verliehen werden, etwa, wenn wir das Oil von getrocknetem Lavendelkraut mit dazugeben. Oder einen Extrakt des oben genannten Salbeis. So ein BHO kann dann in der Tat mannigfaltige heilsame Effekte aufweisen, was sicherlich für viele eine praktische Sache ist.

Fakt ist: Mit dieser Form der Flüssigextraktion und der zusammenführenden „Alchemie“ steht ein weites Feld für eigene Forschungen zur Verfügung.

Pflanzen, die für eine Mischextraktion geeignet sind

Im Prinzip kann jede Pflanze mit einem Extraktor wie dem Honey Bee oder Dexso ausgezogen werden. Selbstverständlich sollte man sich auf solche beschränken, die einen wie auch immer gearteten Nutzen versprechen, wenn sie in Extraktform eingenommen werden sollen. Es versteht sich von selbst, dass man Spielereien mit giftigen Pflanzen unterlässt, denn Extrakte, die mit Butan, DME oder ähnlichem gefertigt wurden, sind mächtige Wirkstoffträger. Das kopflose Experimentieren mit solchen starken Pflanzenauszügen kann nicht nur schnell im Krankenhaus, sondern auch auf dem Friedhof enden. Siehe dazu den nächsten Abschnitt.

Heilpflanzen, die ätherische Öle enthalten, sind am besten geeignet, um sie mit Lösungsmittel zu extrahieren und einem Cannabis-BHO beizugeben. Wir hatten weiter oben schon Lavendel, Salbei und Huflattich erwähnt. Denkbar wären zum Beispiel auch der Baldrian, Damiana, Hopfen, die Ringelblume, die Rose, Thymian und Melisse. Für psychoaktive Zubereitungen, mit denen es sich experimentieren ließe, könnte man sich vorstellen, den Giftlattich, die anderen Löwenohren-Arten und Marihuanilla (Leonurus sibiricus), das Habichtskraut, die Rauschminze und diverse andere Pflanzen zu probieren. Wichtig ist stets, dass die verwendeten Gewächse oder Pflanzenteile erstens keine signifikanten Giftstoffe enthalten, denn die würden im Zweifel mit in den Extrakt übergehen. Zweitens sollten die verwendeten Pflanzen immer aus kontrolliert biologischem Anbau stammen – am besten aus dem eigenen – weil andernfalls möglicherweise chemische Pestizide und ähnliches mit in den Extrakt aufgenommen werden. Und das will schließlich niemand.

Nicht geeignete Kandidaten

 

Auf keinen Fall geeignet sind alle Arten von Giftpflanzen, zu denen im übrigen auch der Tabak gehört. Es sollte schon unbedingt unterlassen werden, Tabak zu vaporisieren, weil, wenn man alles richtig macht, annähernd hundert Prozent der enthaltenen Wirkstoffe aus der Pflanze gelöst und verdampft werden – und genau dasselbe gilt auch für jegliche Butan-, DME- und alle anderen Extrakte. Der fertige Auszug ist derart potent, dass, was die verwendeten Gewächse angeht, ein Spiel mit dem Feuer lebensgefährlich sein kann!

So dürfen die psychoaktiven Nachtschattengewächse genauso wenig extrahiert werden wie zum Beispiel herzaktive Pflanzen, wie der Fingerhut, der Eisenhut, das Maiglöckchen und die Herbstzeitlose. Auszüge, die diese Pflanzen enthalten, sind potenziell tödlich!

Halluzinogene Pflanzen sind vermutlich nicht geeignet, um daraus einen solch simplen Extrakt herzustellen, DMT-haltiges Material lässt sich zum Beispiel nicht zufriedenstellend mit Butan bearbeiten. Auch Experimente mit den aktiven Mohnarten, mit Absinth und anderen Thujon-haltigen Pflanzen und diversen anderen Kandidaten sollte man alles in allem lieber unterlassen. Wenn man sich nicht sicher ist und über keine greifbare Informationsquelle verfügt, sollte man jegliche Versuche im Zweifel unterlassen. Die genaue Kenntnis der Pflanzen und ihrer Wirkstoffe ist unerlässlich, wenn man mit Extrakten arbeiten möchte. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von guten Büchern zum Thema Heilpflanzen, aus denen häufig ersichtlich wird, welche Arten mit Giftstoffen ausgestattet sind und welche eben nicht. Das bringt uns schon zum letzten Abschnitt:

Fazit und Aussicht

Mit einer „BHO-Alchemie“ ist sicherlich wahnsinnig vieles an sinnvollen Kombinationen für jeden Einsatz möglich. So könnten Anwender, die mit der oft enormen Stärke von BHO ihre Probleme haben, unter anderem auch auf die Idee kommen, einen Extrakt herzustellen, der einen geringeren Cannabis-Anteil aufweist, dafür aber mehr von der zusätzlich verwendeten Heilpflanze. Damit würde das entstandene Oil weniger psychoaktiv sein und gleichzeitig mehr von den heilkräftigen Wirkstoffen des beigefügten Pflanzenmaterials enthalten. Der Fantasie und Kreativität des „BHO-Alchemisten“ sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es wäre sogar wünschenswert, wenn auf diesem Gebiet, das eigentlich bisher noch kaum jemand für sich entdeckt hat, von nun an etwas geforscht würde. Die sinnvolle Kombination von Cannabiswirkstoffen mit anderen pflanzlichen Heilmitteln hält sicherlich ein Potenzial bereit, das wir uns jetzt noch nicht erträumen können. Immerhin liegt in den unterschiedlichen Cannabispflanzen ja schon eine Vielzahl von Wirkstoffen vor, nämlich nicht nur die Cannabinoide, sondern daneben auch zahlreiche Terpene und andere Substanzen. Die Kombination spezifischer Cannabis-Strains (die ja mittlerweile häufig über bestimmte medizinische Eigenschaften verfügen) mit anderen Heilpflanzen könnte in Zukunft eine regelrechte Komposition von nützlichen und vielfältigen Naturheilmitteln für alle möglichen Zwecke erlauben. Das könnte vor allem für Patienten mit Ausnahmeerlaubnis für eine Cannabisblüten-Therapie ein Segen sein

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