Passive Systeme

Soft Secrets
19 Jan 2016

Mr. José, info@mrjose.eu


Mr. José, info@mrjose.eu

Passive Systeme sind nichts Neues, aber sie sind immer häufiger anzutreffen. Sie brauchen für den Betrieb keine elektrische Energie und arbeiten leise, aber die Pflanzen müssen exakt nach Bedarf mit Wasser versorgt werden. Sind diese Systeme so perfekt, wie die Auflistung der Vorzüge vermuten lässt? Sehen wir uns einmal die passiven Systeme genauer an.

Vor vielen Jahren hatte ich in einem Buch über Hydroponik zum ersten Mal über passive Systeme gelesen. Das eine Ende eines Dochts führt in den Pflanztopf, das andere Ende wird in Wasser getaucht. Der Docht nimmt Wasser auf, das wiederum von der Erde aufgesaugt wird, von der die Pflanze dann das benötigte Wasser aufnimmt. Wie einfach. Von der Erde wird nur so viel Wasser aufgenommen wie erforderlich und es besteht keine Gefahr der Überwässerung. Der Wassertank sitzt normalerweise niedriger als die Pflanzenbehälter, oder höchstens auf gleichem Niveau, und die Entfernung zwischen Tank und Töpfen ist nicht groß. Falls der Tank höher als die Pflanzenbehälter gesetzt würde, dann würde der Docht mehr Wasser als nötig herunterziehen. So scheint es, die einzige Voraussetzung für ein korrekt funktionierendes System sei die richtige Wahl des Materials. Der Docht wurde schon vor langer Zeit erfunden, da gibt es keine Schwierigkeiten. Falls Sie jedoch versuchen, den Docht durch ein gewöhnliches Stück dünnen Stoffs zu ersetzen, müssen Sie natürlich mit Problemen rechnen, die normalerweise dazu führen, dass das System nicht funktioniert. Das Dochtsystem wird immer noch angewendet, für alle Arten von Pflanzen und Pflanzgefäßen. Längliche Blumenkästen, ausgestattet mit einem Dochtsystem, sind in jedem Hobbymarkt und Gartencenter erhältlich, und sie werden zu Hause gewöhnlich für Geranien, Pelargonien und andere Pflanzen auf die Fensterbänke gestellt.

Obwohl es passive Systeme schon lange gab, bevor der Anbau unter Kunstlicht zu einer weit verbreiteten Praxis wurde, wird man sie in den Anbauräumen von Growern vergeblich suchen. Unter Indoor-Growern sind Dochtsysteme die Ausnahme, nicht die Regel. Eine andere Variante eines passiven Bewässerungssystems ist die Bewässerung unter Ausnutzung der Schwerkraft. Ein Wassertank wird über den zu bewässernden Pflanzen positioniert und die Schwerkraft zieht das Wasser durch enge Kapillaren nach unten. Es muss tropfen und nicht fließen. Es ist erforderlich, eine gewisse Sorgfalt walten zu lassen und dieses System genau im Auge zu behalten, um zu gewährleisten, dass nicht zu viel Wasser durch die Kapillaren tropft. Falls Sie keinen Behälter mit einem kleinen Luftloch oben haben, wird nur ein Teil des Wassers auslaufen und das Tropfen dann aufhören. Auf diese Weise ist es möglich, ein System einzurichten, das jeden Tag nur einen Teil der Bewässerungslösung ausfließen lässt. Alles muss sorgfältig gemessen und getestet werden. Nicht nur die Größe des Luftlochs, sondern auch die Größe des Behälters und die Stärke der Wände spielen eine Rolle. Wenn Sie beispielsweise eine gewöhnliche 5-Liter-PET-Flasche benutzen, verformt sich das Plastik infolge des Vakuums, das durch das herauslaufende Wasser verursacht wird. Dies kann nur zu dem Ergebnis führen, dass mehr Wasser als gewünscht zu den Pflanzen hinabfließt und es schließlich die Pflanzbehälter und Pflanztabletts darunter überflutet. Der Nachteil eines selbstgebastelten passiven „Schwerkraftsystems“ ist, wie offensichtlich aus den vorigen Zeilen hervorgeht, die Schwierigkeit, die Ration der Nährlösung einzustellen. Das ganz am Anfang erwähnte Dochtsystem reagiert angemessener auf den Bedarf der Pflanzen. Soll heißen, der Feuchtigkeitsgehalt im Pflanzmedium bleibt konstant - egal, ob die Pflanze mal mehr oder mal weniger Wasser braucht. Werden mehrere Pflanzen unter Einsatz eines Dochtsystems kultiviert, bekommt jede Pflanze gerade soviel Wasser wie sie benötigt. So erhalten zwei Pflanzen mit unterschiedlichen Bedarf jeweils die erforderliche Menge, auch wenn die eine 100 ml und die andere 500 ml pro Tag braucht. Ein amateurhaftes Schwerkraft- Bewässerungssystem bringt nicht diesen Effekt. Man müsste ein Schwimmerventil anbringen. Vielleicht können einige unter Ihnen das schaffen, ich kann's leider nicht.

In den letzten Jahren ist unter Growern der Wunsch, Energie zu sparen, stärker in den Vordergrund getreten. Sie versuchen über den Stromverbrauch der Lampen, Ventilatoren - und natürlich bei der Bewässerung - Geld zu sparen. Dieser Trend gab den Anlass, die althergebrachte Docht-Technologie aufzupolieren. Wer sich nur einmal auf einer Gartenbau-Fachmesse umschaut, wird bestimmt die modern anmutenden passiven Systeme bemerken. Doch man muss nirgendwo hingehen. Online und in Internetshops gibt es relativ neue Kategorien unter dem Oberbegriff passive Bewässerungssysteme. Ich muss jetzt doch den Namen eines Herstellers erwähnen, weil ich der Meinung bin, dass er das Interesse für passive Bewässerung nicht nur bei Leuten geweckt hat, die davon nicht die leiseste Ahnung hatten, sondern auch bei denen, die darüber wussten, sie aber für zu kompliziert hielten, um sie in ihren eigenen Anbauräumen zu installieren. Bei dieser Person handelt es sich um Paul Cronk, aber vielleicht werden sie eher die Marke AutoPot kennen, die in vielen Ländern ein Synonym für passive Systeme ist. Was hat Paul nur anders gemacht, dass passive Systeme so ungeheuer populär werden konnten? Er fügte in das auf die Wirkung des Dochtes und der Schwerkraft basierende Bewässerungssystem ein simples Schwimmerventil ein, dank dessen es möglich wird, das System mit einer oder Dutzenden Pflanzen zu verbinden und fröhlich in Urlaub zu fahren, weil man weiß, dass die Pflanzen genau die Menge an Wasser erhalten, die sie benötigen.

Falls passive Systeme Ihr Interesse geweckt haben sollten, können Sie viele verschiedene Ausführungen von zahlreichen Herstellern auf dem Markt vorfinden. Meistens jedoch geht es um das oben erwähnte Dochtsystem kombiniert mit der Schwerkraftwirkung. Dieses Modell ist mit dem oben angesprochenen Ventil ausgestattet, das sie am Schluss unter den Fotos diese Artikels anschauen können. Das System benötigt einen Tank mit Nährlösung von einer bestimmten Größe und der lässt sich für die Bewässerung sogar einer großen Anzahl von Pflanzen nutzen - natürlich ohne Stromkosten. Aber wir wollen passive Systeme nicht loben und preisen auf immer und ewig, sondern auch die andere Seite der Medaille betrachten und die Nachteile dieser Systeme bedenken.

Der erste gewichtige Nachteil sind die Kosten passiver Systeme. Ein Pflanztopf mit einem Ventil kostet nicht weniger als 30 €, ein Betrag, den normalerweise niemand für einen Pflanzenbehälter bezahlen würde. Allgemein kann man sagen, dass es sich bei diesen 30 € um den Betrag handelt, den eine Anbaueinheit kostet, falls Sie beabsichtigen, so viele Pflanzen anzubauen wie Sie möchten. Wenn wir diese Ausgabe beispielsweise mit dem Atami Wilma System vergleichen, wo man für einen Pflanztopf auf etwa 15 € kommt, können wir sehen, dass der Unterschied beträchtlich sein kann. Viele von ihnen werden sich nun fragen: Wie schnell wird ersichtlich, dass sich eine derart hohe Investition in ein passives System wirklich lohnt? Natürlich hängt es ganz davon ab, wie viele Pflanzen Sie anbauen wollen. Doch man kann ein passives mit einem aktiven System nicht allein anhand der Anschaffungskosten miteinander vergleichen. Wie gesagt, ein professionelles passives System hat etwas, das ein aktives System zu diesem Preis nicht leisten kann - es bewässert die Pflanzen, wenn sie Wasser brauchen. Das optimale Ergebnis sind größere, gesündere Pflanzen und eine äußerst ergiebige Ernte, was innerhalb kurzer Zeit die höheren Kosten kompensiert.

Der zweite Nachteil passiver Systeme ist stehendes Wasser. Lassen Sie mich beschreiben, wie das Ventil in modernen passiven Systemen funktioniert. Das Ventil wird in eine kleine Wanne platziert, die das Nass über einen Docht für einen oder mehrere Pflanzbehälter liefert. Die Wanne wird durch ein Rohr, das vom Hauptreservoir zum Ventil führt, mit Nährlösung gefüllt. Das Ventil öffnet sich, wenn die Wanne voll ist und erlaubt den Zufluss der vorher festgelegten Menge an Nährlösung. Es öffnet sich wieder, wenn das gesamte Nährwasser in der kleinen Wanne verbraucht worden ist. Die Nährlösung ist von dem Moment an in der Wanne, wenn das Ventil sie hereinlässt und solange bis sie ganz aufgebraucht ist. Das kann unterschiedlich lange dauern. Die Wanne trocknet nie ganz aus, was auch gut ist. Allerdings musste ich schon das Auftreten von Schädlingen in der kleinen Wanne erleben. Feuchtigkeit, Wärme und Dunkelheit schaffen ideale Bedingungen für die Vermehrung zahlreicher Organismen. Weil die Wanne flach ist, ist sie für Parasiten attraktiver als das Hauptreservoir mit der Nährlösung, das zu tief ist. Dieses Problem lässt sich durch regelmäßige "Vorsorgeuntersuchungen" der Wanne vermeiden. Sobald irgendwelche unwillkommenen Lebensformen zu sehen sind - die Wanne austrocknen, von Hand auswischen, vielleicht mit etwas Alkohol, der rasch verdunstet. Statt Alkohol kann man auch ein geeignetes Insektizid mit natürlichen Inhaltsstoffen verwenden.

Wie sehr wir die Vor- bzw. Nachteile erörtern, passive Systeme sollte man nicht außer Acht lassen. Ich persönlich befürworte das Gießen von Hand, aber angesichts der Tatsache, dass ich nicht immer bei meinen Pflanzen sein kann, bevorzuge ich ein aktives Bewässerungssystem und Hydroponik. Das passive Dochtsystem kommt meiner Meinung nach dem Gießen von Hand am nächsten und gibt zusätzlich Bewegungsfreiheit, so dass ich nicht an meine Pflanzen gefesselt bin.

Passive Systeme sind auch an anderen Orten, nicht nur in Anbauräumen, anzutreffen. Der smarte Pflanzbehälter, der sich selbst bewässert, eignet sich für Gewächshäuser, oder für draußen, und es lassen sich darin ziemlich große Pflanzen kultivieren. Wenn sie im Freien stehen und es regnet, ändert sich für die Bewässerung des Pflanzgefäßes nichts, weil jedes überschüssige Wasser nach einem Regenguss durch das Ventil abfließt und die Pflanzen Wasser von der Wanne aufnehmen, wenn sie es brauchen. Und was meinen Sie zu passiven Systemen? Wäre es nicht einen Versuch wert? Sie könnten ein eigenes mit einem Docht anlegen und uns über die Ergebnisse informieren. Selbst wenn Sie es nicht ausprobiert haben, macht das nichts, es reicht, wenn Sie etwas über passive Systeme wissen. Vielleicht wird es sich für die Zukunft als nützlich erweisen. 

Das genügt fürs Erste. Sie können sich darauf freuen, demnächst mehr darüber zu lesen - in Ihrem Lieblingsmagazin Soft Secrets. 

 

S
Soft Secrets