Todesstrafe ab 200 Gramm Cannabis

Soft Secrets
28 Dec 2015

In über 30 Ländern gibt es auch für Drogen die Todesstrafe


In über 30 Ländern gibt es auch für Drogen die Todesstrafe

Kopfschuss schont die noch verwertbaren Organe!

Der 10. Oktober ist der internationale Tag gegen die Todesstrafe. Sie war einst auch in unseren Heimatländern eine häufig ausgesprochene und verhängte Strafe. Man sollte sich dabei dessen bewusst sein, dass diese und andere Strafmaßnahmen immer wieder für absolute Privatbelange verhängt werden: sexuelle Ausrichtungen, religiöse Ansichten, demokratisch-politische Tätigkeiten oder eben Drogendelikte sind doch keine kriminellen, sondern höchstens moralisch verwerfliche Handlungen oder Einstellungen! 

Bei den „strafbaren Handlungen“ kommt es auf die Perspektive des Betrachters an: Malaysia ist ein muslimisch geprägtes Land mit Gesetzgebung nach Scharia. Alkohol im Stillen oder in den chinesischen Vierteln ist noch ok. Ab 200 Gramm Cannabisschmuggel ist jedoch die Schwelle erreicht, ab der automatisch die Todesstrafe gilt und nicht nur ausgesprochen, sondern auch vollstreckt wird.

Es gibt immer wieder Geschichten von geschnappten Touristen, denen einfach die heiße Ware in den Koffer gegeben wurde, und die davon nichts ahnten. Genau wie in Deutschland, schützen Dummheit und/oder Unwissenheit nicht vor Strafe. Weiterhin könnte eine schnell vollstreckte Todesstrafe bei gewissen Haftanstalten weit humaner als eine lange Haftzeit sein, die für viele mit dem gleichen Ergebnis endet. In vielen der über 30 Länder, in denen bereits für reine Drogendelikte die Todesstrafe ausgesprochen werden kann, hilft den Betroffen häufig nicht einmal eine andere Nationalität. Zudem haben die Inhaftierten gerade in diesen Ländern kaum die Möglichkeit auf einen fairen Prozess. Falsche Geständnisse werden erzwungen, Richter lassen eine Verteidigung, die sich auch so nennen kann, nicht zu, oder es wird einfach im Eilverfahren das Hämmerchen auf den Tisch geknallt. Gerade bei Drogendelikten hat man in diesen Ländern noch schlechtere Karten.

Vielen Touris und Geschäftsreisenden ist nicht bewusst, welchen Gefahren sie sich aussetzen, wenn sie sich in bestimmten Ländern einfach wie gewohnt verhalten: Kann man sich nicht mit ein paar Scheinen freikaufen, verrottet man im letzten Loch! Spricht der Richter die Prügelstrafe nicht eigens aus, kommen die Wärter oder andere Haftgefangene auch selber auf diese und andere Ideen. Es kann sich um banale Dinge wie eine Ausgangssperre, Meinungsäußerungen, eine Kleiderordnung, Verhaltensregeln oder eben den Substanzkonsum handeln. Sich öffentlich zu küssen, eine fremde Frau um die Uhrzeit bitten oder Alkohol zu trinken, kann sehr böse, teuer und auch schmerzhaft enden. Die 30 Minuten, um Google zu fragen, sollte man sich vor dem nächsten Flug vielleicht nehmen!

Amnesty International scheint nicht direkt ein öffentliches Interesse an der Legalisierung von Drogen zu haben, setzt sich jedoch kompromisslos gegen die Todesstrafe ein und liefert viele Infos für diesen Artikel. Für die Jahre 2014 und 2015 wurden in folgenden Ländern Hinrichtungen für Drogendelikte erfasst: China, Iran, Indonesien, Malaysia, Kuwait, Saudi Arabien, Singapur, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und die Vereinigten Arabischen Emirate. Es handelt sich demnach vor allem um muslimische und/oder asiatische Länder, in denen Menschen für Drogendelikte hingerichtet werden. Dabei sind China und Vietnam kommunistisch sowie atheistisch, Thailand jedoch buddhistisch geprägt. Von einem fundamentalistischen Moslem oder einem radikalen Kommunisten zum Tode verurteilt und umgebracht zu werden, scheint einem westlich orientierten Menschen noch als logisch nachvollziehbar: Die ticken halt so. Wenn dieses jedoch Buddhisten genauso angehen, wirkt es verstörend. Das sollte es jedoch bei jeder verhängten Todesstrafe! Wird die Todesstrafe jedoch allein für Cannabis verhängt und vollstreckt, dann ist dies, im heutigen Bewusstsein, dass Cannabis eine wirksame Medizin ist, grotesk: Die These liegt nahe, dass die Menschheit sich nur technisch entwickelt hat, ansonsten aber noch im Mittelalter lebt: Wer mit Pflanzen heilt, wird der Hexerei bezichtigt und verbrannt!

Shahrul Izani Suparman wurde mit 19 Jahren mit über 600 Gramm Cannabis erwischt und im Jahr 2009 in Malaysia für Schmuggel zum Tode verurteilt. Alle Einsprüche und bisherigen Gnadengesuche wurden abgelehnt, und mit dem Erscheinen dieser Ausgabe könnte Shahrul Izani Suparman als Ersttäter für Cannabis bereits hingerichtet worden sein!

Strafverfolgung als das größte Drogenproblem!

Man sollte sich vor Augen führen, dass viele der zum Tode verurteilten und dann getöteten Menschen lediglich ihr Privatleben auslebten, eine andere Meinung vertraten oder fälschlicher Weise bezichtigt wurden.

Theoretisch könnten die Staatsorgane auch Systemgegner einfach des Drogenhandels mit einer gewissen Menge bezichtigen und verschwinden lassen, ohne dass der Betroffene oder Außenstehende noch Einfluss auf den Prozess und der Urteilsvollstreckung hätten.

Dass die Todesstrafe bei Drogendelikten oder in anderen Belangen eine signifikant abschreckende Wirkung zeigt, scheint widerlegt zu sein. Gerade in drogenpolitischen Fragen scheint die Härte der Repression keinen Einfluss auf die Konsumraten zu haben, es scheint jedoch zu gravierend mehr Drogentoten zu führen. Die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe hat keinerlei Auswirkungen auf konsumierte Drogenmengen oder die Konsumentenanzahl. Durch eine weniger repressive Umgangsform mit Drogenkonsumenten, Erzeugern und Dealern scheint sich eher ein positiver Effekt auf die Gesundheit und das öffentliche Leben einer Gesellschaft erreichen zu lassen. Dennoch werden jedes Jahr Tausende von Menschen hingerichtet, ein großer Teil allein wegen des Umgangs mit Drogen. China richtet mit Abstand die meisten Menschen hin und verkauft sogar gerne noch deren Organe, genaue Zahlen liegen uns leider derzeit nicht vor. Der Iran folgt auf Platz zwei mit vermutlich rund tausend Hinrichtungen im Jahr. Saudi Arabien richtet ungefähr hundert Menschen pro Jahr hin.

Sicher ist, dass Hunderte oder sogar Tausende Menschen jährlich allein aufgrund von Drogenbesitz oder -konsum hingerichtet werden und das selbst dann, wenn es sich bei deren „Delikten“ nur um Cannabis handelte.

 

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