Die Tage verkürzen – der schnellere Weg zur Ernte

Soft Secrets
01 Sep 2015

Outdoor – Methoden für Fortgeschrittene


Outdoor – Methoden für Fortgeschrittene

Gewächshaus mit automatischer Verdunklung und künstlicher Beleuchtung zur Tagesverlängerung.

Beim Außenanbau haben die Anbauer in den Regionen mit einem kürzeren Sommer das Problem, die Ernte rechtzeitig reif zu bekommen. Dies gilt auch für Regionen in Mittel- und Nordeuropa. Es gibt allerdings eine Möglichkeit die Pflanzen rechtzeitig ausreifen zu lassen. 

Beim Anbau von Hanf haben wir drei Arten zur Auswahl – mohnartiger Hanf (Cannabis sativa), indischer Hanf (Cannabis indica) und Ruderalhanf (Cannabis ruderalis). Der mohnartige Hanf zeichnet sich durch höheren Wuchs, schmale, spitze Blätter und eine längere Reifezeit aus. Wenn wir aus dem mohnartigen Hanf die höchstmögliche Anzahl an reifen Blüten haben möchten, wäre es iedeal ihn in einem warmen Klima in einem langen Sommer zu züchten. Für das Keimen aus dem Samen und das Wachsen der Grünmasse reichen auch kältere Bedingungen und ein kürzerer Sommer. Den indischen Hanf erkennen wir an einer geringeren Wuchshöhe und an den fleischigen, rundlichen Blättern. Diese Hanfart reift schneller aus, sodass es auch in kühleren Sommern eine höhere Chance zur Reifung der Blüte gibt. Für den Anbau zur Blüte sammeln wir Sorten welche aus Kreuzungen zwischen mohnartigem und indischem Hanf gezüchtet wurden – diese werden höher und größer und reifen eher. Beide angepasste Arten haben noch eine gemeinsame Eigenschaft, die Empfindlichkeit auf die Lichtperiode, also die Tageslänge. Mohnartiger und indischer Hanf fangen an Blüten zu Bilden wenn Tag und Nacht gleich lang sind bzw. der Tag kürzer als die Nacht ist. Kurz gesagt, wenn die Nacht nicht mindestens ca. 10 Stunden hat fängt werder der mohnartige noch der indische Hanf mit der Blütenbildung an. Die dritte Hanfart– Ruderalhanf – ist nicht tageslängenabhängig. Diese Art bildet nach drei bis fünf Wochen Blüten, ohne Abhängigkeit der Tages- und Nachtlänge. Durch die Kreuzung von Ruderalhanf mit dem mohnartigen und dem indischen Hanf entstehen selbstblühende Arten, wie Sie schon wissen.

Warum Abdecken

Gewächshaus mit automatischer Verdunklung – die Verdunklungsfolie ist innen angebracht.

Wir wissen schon, dass einige Hanfarten zur Blüte länger benötigen als andere. Beim typischen Außenanbau säen wir die Samen im Laufe des Mai, wenn die Tageslänge ca. 16 Stunden und die Nachtlänge ca. 8 Stunden beträgt – die Pflanzen würden also keine Blüte bilden, auch wenn sie schon ausgewachen wären. Die Tage verlängern sich bis zum 21. Juni und erst im Laufe des Augusts erreichen Sie die Länge von 14 Stunden. Das Ergebnis dieser natürlichen Entwicklung der Tageslänge ist, dass der mohnartige und indische Hanf erst im Laufe des August anfangen zu blühen. Vom Blütenbeginn zur Phase der optimalen Ausreifung sind, abhängig von der Art, verschieden lange Zeiten notwendig. Einige frühe Arten reifen schon innerhalb von sieben Wochen, typisch sind allerdings 8-10 Wochen, also zwei Monate oder mehr. Einige Arten benötigen noch länger. Wenn wir also die druchschnittliche klassische Art anbauen, die zur Reife neun Wochen ab der Blütenbildung benötigt, heißt das, dass die Pflanze ab Mitte August blüht und die Früchte ca. Mitte Oktober reif sind. Allerdings kann das Wetter in unseren Breiten im September/Oktober schon sehr kalt und ungünstig sein. Wir können damit auf ein reales Problem treffen, dass die Pflanze die Reife nicht erreicht. Zudem reift die Pflanze bei weniger intensivem Sonnenlicht. Wenn wir in der Lage wären den Pflanzen zwölf Stunden intensives Sonnenlicht und zwölf Stunden absolute Dunkelheit zu bieten, würden wir größere und festere Pflanzen erhalten als beim gewöhnlichen Anbau und wir könnten viel früher ernten.

Und genau dazu dient das Abdunkeln der Pflanzen – wir verkürzen den Tag für die Pflanzen womit wir sie zu einer schnelleren Blüte und Reife führen.

Geeignete Hanfarten zum Abdecken

Gewächshaus mit zugezogener Folie.

Aus den oben genannten Informationen geht heraus, dass sich zum Abdecken nur der mohnartige und der indische Hanf und deren Kombinationen eignen. Ruderalhanf, also vorrangig selbstblühende Arten eignen sich nicht für das Abdecken. Es ist nicht notwendig den Tag für Arten zu verkürzen, die unabhängig von der Tageslänge blühen. Selbstblühende Arten sind für den Anbau in Bergregionen und unter wirklich kühlen Bedingungen oder zum Anbau in Stadtwohnungen, auf dem Balkon oder Fensterbänken geeignet. Der Anbau dieser Arten ist heute weit verbreitet. Der Grund sind nicht die besseren Eigenschaften in der Anwendung sondern die einfache Anzucht. Die Selbstblühenden gelangen damit auch an Stellen an denen es vorteilhafter wäre die klassischen Arten anzubauen, was schade ist. Mit den Selbstblühenden Arten bekommen wir nicht die selben Ergebnisse bei den Ernteerträgen und der Qualität verglichen mit den klassischen Arten. Die Qualität und den Ertrag müssen wir immer bei den klassischen Hanfarten, also den mohnartigen und dem indischen Hanf, suchen.

Wann muss mit dem Abdecken begonnen werden

Um die Blütenbildung und damit auch die Reife zu beschleunigen, können wir im Juli oder Ende Juni damit beginnen, der Pflanze die Nacht zu verlängern. Dies geht einfacher, wenn wir die Pflanzen in einem Kübel oder im Gewächshaus haben. Im Falle einer Kübelpflanze ist es notwendig diese Abends an einer dunklen Stelle abzudecken und morgens wieder ins Sonnenlicht zu stellen. Die optimale Länge der Sonnenbestrahlung für beste Blütenbildung ist 12 Stunden täglich. Wir nehmen die Pflanzen also ca. 7Uhr raus in die Sonne und stellen sie 19Uhr wieder dunkel. Wenn wir mit dem Abdecken schon in der zweiten Hälfte im Juni beginnen, können wir Ende August oder Mitte September schon Sorten abernten, die unter normalen Umständen erst Ende Oktober oder Anfang November reif sein würden – diese Sorten eignen sich normalerweise in unseren Bedingungen überhaupt nicht zum Anbau, da es nur eine geringe Chance zur vollständigen Reifung geben würde. Wann genau wir mit dem Abdecken beginnen hängt von der Sorte ab, die wir anbauen. Entscheidend ist wieder die Reifedauer. Wir wissen, dass die höchste Sonnenintensität und die optimalen Temperaturen für den Anbau bei uns von Juni bis August liegen. Wir erhalten also die besten Ergebnisse, wenn unsere Pflanzen in dieser Zeit wachsen und reifen. Wenn wir also eine Sorte haben, die vom Blütebeginn bis zur optimalen Reife zehn Wochen benötigt, wäre es ideal mit dem Abdecken zehn Wochen vor Ende August - also am 21. Juni – zu beginnen.

Es kommen allerdings noch zwei weitere Faktoren ins Spiel. Einerseits ist dies die gewählte Abdeckungsart und zweitens die Pflanzengröße zu der Zeit wenn wir mit dem Abdecken beginnen. Die Pflanzengröße können wir in einem bestimmten Rahmen beeinflussen, und das mit einer frühen Aussaat der Samen und einem Vorkeimen der Pflanze schon im April. Dazu benötigen wir entweder ein Gewächshaus oder ein Zimmer mit künstlichem Licht oder perfekter Sonneneinstrahlung. Sich eine Anzuchtstation mit Hochdruckleuchten oder LDE für die Anzucht zu kaufen hat natürlich keinen Sinn – wenn wir keine geeignete Stelle mit genügend Licht haben, richten wir den kleinen Pflanzen einfach ein Heizrohr geeignet für die Pflanzenzucht ein. Sonnenlicht ist natürlich elemantar.

Wie decken wir die Pflanzen ab?

Jetzt kommen wir zum Grundproblem des ganzen Prozesses. Das Abdecken der Pflanzen ist nämlich nicht ganz einfach. Die Methoden sind entweder billig aber anspruchsvoll oder umgedreht einfach aber teuer. Zu den billigeren Methoden zählt das schon erwähnte Umstellen der Pflanzen in einen dunklen Raum, wo wir die Pflanzen zwölf Stunden täglich ruhen lassen. Der große Nachteil ist, dass wir dies regelmäßig tun müssen. Sollten wir es einmal nicht tun und der Tag wäre um einige Stunden länger als die Nacht beginnen die Blüten zu welken. Zudem muss das Abdunkeln perfekt sein, es darf kein Licht zu den Pflanzen durchscheinen. Der dunkle Raum muss also vollständig abgedunkelt sein, es darf niemand dort hinein gehen oder Licht anschalten während die Pflanze dort steht. Diese Methode ist natürlich am besten für Kübelpflanzen geeignet.

Für Pflanzen im Beet müssen wir eine mobile Verdunklung konstruieren. Am Einfachsten geht dies mit Holzpfählen und einer schwarzen, festen Folie. Es ist hierbei egal, ob die Folie aus Plastik oder Stoff besteht. Sie muss aber so wenig wie möglich lichtdurchlässig sein. Die Folie müssen wir jeden Tag auf die Pfähle montieren und wieder entfernen. Nur auf der Nordseite kann die Folie ganztägig bleiben. Beim Bau der Konstruktion müssen wir an das zukünftige Pflanzenwachstum denkn und die Größe so anpassen. Wir dürfen auch die Luftzufuhr nicht vergessen, was nicht so einfach ist. Wir kommen in eine Situation wo wir die Pflanzen von äußeren Einflüssen abschrimen wollen aber eine Luftzirkulation brauchen. Aus dieser Sicht ist es besser eine Textilfolie zu wählen, welche atmungsaktiv ist und wenigestens einen primären Zugang zu Luft garantiert. Im anderen Fall, dass die abgedeckten Pflanzen schwitzen, erhöht sich das Risiko eines Pilzbefalls. Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit, wie man die Funktionalität dieser billigen Verdunklungsmethode erhöhen kann und genügend Frischluftzufuhr für die Pflanzen auch bei Nacht absichern kann. Wir decken die Pflanzen nicht die ganze Nacht ab, sondern verkürzen den Tag nur Abends. Im Juli geht die Sonne ca. um halb fünf früh auf und um acht Uhr abends unter. Wenn wir die Pflanzen abends zwischen fünf und acht Uhr verdunkeln, geben wir ihnen eine ausreichend lange Nacht und schützen sie gleichzeitig vor schwitzen und Schimmelpilzen. Wir können die Pflanzen genauso auch zwischen halb fünf und acht Uhr früh abdecken, aber wenn wir zu dieser Zeit normalerweise schlafen, ist das unangenehm. Dann können wir auch die ungeeignetste Methode zum Pflanzenverdunkeln nutzen. Dies ist das Überzeihen eines schwarzen Plastiksacks über die ganze Pflanze. Drei Stunden am Tag ist viel. Wenn wir aber mit dem Abdecken erst Mitte Juli beginnen, müssen wir diesen Prozess nur einen Monat durchhalten. Mitte August können wir mit dem Verdunkeln aufhören, da die Tageslänge schon natürliche Blüten garantiert. Das einfachste ist der Kauf eines Folienhauses. Ab einem Preis von 150€ erhalten Sie die Konstruktion mit durchscheinender Folie, die Verdunklungsfolie kaufen Sie sich einfach dazu und bauen diese ein. Allerdings kann eine qualitativ hochwertige Folie weitere hunterte Euro kosten.

Wenn Sie schon ein Gewächshaus besitzen, müssen Sie nur noch das Verdunkeln lösen. Dies kann wieder manuell geschehen, was be weitem die günstigste Möglichkeit ist. Es gibt auch die Luxusvariante, die sich aber nicht jeder leisten kann. Ein Gewächshaus mit den Ausmessungen 8 x 6,5 Meter mit automatischer Verdunklungsfunktion habe ich im Internet für ca. 10.000€ gefunden. Naja, das ist nicht wenig aber ich glaube das dies zuverlässig funktioniert. Eine reine Abdunklungsplane kostet 3€/ m2 .

Düngung und angedeckte Pflanzen

Wenn wir uns für das Abdunkeln der Pflanzen zu einer schnelleren Blüte und Reife entscheiden, müssen wir auch die Düngung anpassen. Vom Anfang des Abdeckens an, düngen wir für die erste Blütenphase, wenn wir gewöhnlichen Dünger verwenden. Wenn wir Granulatdünger verwenden, Guano oder Hühnerkot und wenn wir im Juni gedüngt haben, warten wir mit einer weiteren Düngung bis zur Hälfte der Zeit in der die Pflanzen reifen sollten.

Zusammenfassung

Das Abdunkeln der Pflanzen ist bei uns noch nicht weit verbreitet. Grund ist sicherlich der hohe Anschaffungspreis für Fertiglösungen. Auf der anderen Seite gibt es hier genug Heimwerker, die sich eine solche Konstruktion selbst bauen können. Das manuelle verdunkeln der Pflanzen ist vor Allem auch im Ausland weit verbreitet. Es ist nicht unmöglich, es braucht nur mehr Zeit und Arbeit. Es ist auch wichtig anzuführen, dass die Verdunklungsgewächshäuser (manuell und automatisch) meist auf Farmen angewendet werden, die komerziell ausgerichtet sind. Trotzdem gibt es genug Leute, die diese Methode nur für ihr Vergnügen anwenden. Und ihnen drücken wir die Daumen.

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