Wir malen uns die Welt, wie sie uns gefällt

Exitable
14 Jan 2014

Herrschaften, einmal die Ohren gespitzt: Yeah, es ist bequem, die Wahrheit für sich zurechtzuschneiden und so zu betrachten oder sich einzurichten, wie man es gerade passend und nützlich findet. Machen wir doch schließlich alle immer wieder. Vielleicht ist das sogar ein spezieller Selbsterhaltungsmechanismus des Bewusstseins. Manchmal jedoch, ist solche nach individuellen Präferenzen selektierte Weltanschauung fehl am Platz, gerade in der Hanfdiskussion, haben doch Kiffer ihre ganz eigene Art, sich die Fakten zurechtzulegen - gerne manchmal auch etwas unkritisch.


Herrschaften, einmal die Ohren gespitzt: Yeah, es ist bequem, die Wahrheit für sich zurechtzuschneiden und so zu betrachten oder sich einzurichten, wie man es gerade passend und nützlich findet. Machen wir doch schließlich alle immer wieder. Vielleicht ist das sogar ein spezieller Selbsterhaltungsmechanismus des Bewusstseins. Manchmal jedoch, ist solche nach individuellen Präferenzen selektierte Weltanschauung fehl am Platz, gerade in der Hanfdiskussion, haben doch Kiffer ihre ganz eigene Art, sich die Fakten zurechtzulegen - gerne manchmal auch etwas unkritisch.

Herrschaften, einmal die Ohren gespitzt: Yeah, es ist bequem, die Wahrheit für sich zurechtzuschneiden und so zu betrachten oder sich einzurichten, wie man es gerade passend und nützlich findet. Machen wir doch schließlich alle immer wieder. Vielleicht ist das sogar ein spezieller Selbsterhaltungsmechanismus des Bewusstseins. Manchmal jedoch, ist solche nach individuellen Präferenzen selektierte Weltanschauung fehl am Platz, gerade in der Hanfdiskussion, haben doch Kiffer ihre ganz eigene Art, sich die Fakten zurechtzulegen – gerne manchmal auch etwas unkritisch.

Wenn wieder mal auf einer Party der philosophisch anheimelnde Ausspruch getätigt wird, Hanf sei absolut ungefährlich und bewirke ausschließlich positive Flows, so ist an dieser Stelle ein Punkt erreicht, an welchem ich die Party entweder verlasse oder mich auf heiße Diskussionen einlasse. Sicher, ich bin auch seit Jahrzehnten ein überzeugter Kämpfer für die Relegalisierung der Hanfpflanze. Doch ist es allmählich fast schon lästig, die immer selben Lobhudeleien bezüglich des Cannabis hören zu müssen. Keine Sache ist entweder nur gut oder nur schlecht. Der Schweizer Naturstoffchemiker und LSD-Erfinder Albert Hofmann (11. Januar 1906 bis 29. April 2008) schrieb mir vor relativ genau zehn Jahren, nämlich zum 19. April 2003 (anlässlich des 60. Jahrestages des LSD), in sein Buch „Lob des Schauens“ folgende Widmung: „Die Welt ist so, wie wir sie wahrnehmen und was wir von ihr wahrnehmen“. Und genau das ist der Punkt. Der Mensch in seiner geistreichen Natur gestaltet nämlich stets seine ganz persönliche Wirklichkeit. Zugang zu dieser subjektiven „Wahrheit“ findet all das, was uns als Individuen angenehm und passend scheint. Verdrängt und als nicht wirklich angenommen werden Tatsachen, die unser momentanes oder permanent vorhandenes Verständnis von Bequemlichkeit, Recht und Ordnung in irgendeiner Weise in Frage stellen. Und so schimpft der Kiffer auf „das System“, ohne jedoch zu bemerken, daß er oder sie als Hanfpurist per Grundsatz die gleichen, für dieses System so typischen Verhaltensmuster aufweist und auch dieselben Ansichten vertritt.

Falsch ist nicht nur, daß Hanf eine gefährliche Einstiegsdroge ist. Falsch ist auch, daß Hanf vollkommen harmlos, dafür aber immer und überall total gesund ist. Da geht es zum einen um das Rauchen schlechthin. Wann immer Pflanzenmaterial verbrannt und der entstehende Rauch inhaliert wird, enthält der Dunst kanzerogene, also krebserregende Verbindungen. Ja, richtig, nicht nur bei der Zigarette – auch beim Genuss puren gerauchten Cannabiskrauts (oder Öls, Haschischs usw.) werden solcherlei ungesunde Stoffe erzeugt und eingeatmet. Und falls jemand das nicht glauben mag, füge ich gern noch hinzu, dass Marijuanarauch sogar 1,5 mal mehr Teer und 1,7 mal mehr Benzopyrene (krebsfördernde Substanzen) als Tabakrauch enthält. Nachzulesen in Tony Bührers Haschisch-Studie (1989). Aber was soll die Erbringung von Nachweisen? Sind wir nicht alle selbst gefordert, unser Wohl in die Hand zu nehmen? Sollten wir uns nicht jeder um die ganze Wahrheit bemühen? In einer argumentativen Kontroverse jedenfalls, wie sie die Legalize-it-Front vermeintlicherweise mit den diversen Regierungen ausficht, hat Einseitigkeit und Wunschdenken wenig Platz und noch viel weniger Sinn. Argumente können sowieso nur dann greifen, wenn eine Streitfrage mit Mitteln der Vernunft und Logik gelöst werden soll. Und dann, liebe Rauchergemeinde, müssen wir schon so ehrlich sein und auch die nicht so angenehmen Fakten auf den Tisch legen. Es ist ein grober Patzer, eine Sache als nur gut oder nur als schlecht zu behandeln. Der Mensch lässt sich in dieser Hinsicht allerdings immer wieder gern hinreißen, die Schwarz/Weiß-Scheuklappen aufzusetzen und entsprechend seiner meist vordergründigen Überzeugung hundertprozentige Partei zu ergreifen – meist, um einer bestimmten Gruppierung angehören zu können oder auch einfach, weil er oder sie für sich nur solche Tatsachen annimmt, die ihm oder ihr als förderlich und angenehm erscheinen. Hier würde einerseits die berühmte Schopenhauer’sche Weisheit der Welt als Wille und Vorstellung greifen, ja diese sogar bestätigt, wenn – ja, wenn denn nur auch die ganze Wahrheit gesehen würde ...

Wäre der populäre Ausspruch des Paracelsus nicht so unendlich ausgelutscht, würde ich ihn hier zum Besten geben wollen. Doch in Wahrheit wissen wir sehr gut um die Zweischneidigkeit aller Dinge. Aber – und jetzt führen wir vermeintlicherweise alles obige ad absurdum – es geht, zumindest in der Hanffrage, die in unseren Gesellschaften als Politikum behandelt wird, nicht um Vernunft und Logik. Sondern vielmehr um Macht und Wirtschaft, um Territorialverhalten und ums liebe Geld. Nichts anderes spielt bei der politisierten Hanffrage eine Rolle. Deshalb verpuffen auch sämtliche auf der Vernunft fußenden Argumente der Legalisierer im luftleeren Raum. Denn ginge es beim Hanfverbot um Vernunft und Verantwortung, dann würden Zigaretten und Alkohol auch nicht verkauft werden, im Gegenteil: Sie wären dann ebenfalls verboten.

In Deutschland druckt man zwangsweise seit Sommer 2003 riesige Warnungen auf Zigarettenschachteln. Dabei müssen auf der Vorderseite der Schachteln mindestens dreißig Prozent und auf der Rückseite mindestens vierzig Prozent mit Warnfläche bedeckt sein. Dort steht dann sinngemäß: „Rauchen tötet!“, „Ihr Arzt oder Apotheker kann Ihnen helfen, das Rauchen aufzugeben“, „Rauchen verursacht auch bei Ihren Kindern schwere Krankheiten“, „Rauchen in der Schwangerschaft schädigt das heranwachsende Kind“ und so weiter. Klar, das stimmt möglicherweise alles. Niemand würde das ernsthaft bezweifeln wollen. Gerade bei den mit Gift versetzten Filterzigarettenverschnitten unserer Zivilisation. Aber: Würde sich auch nur jeder zweite Raucher von diesen Warnungen inspirieren lassen und das Rauchen aufgeben, würde sich die Regierung wohl in den Arsch beißen – die Wirtschaft wäre am Ende. Punkt. Traurig, aber wahr. Und von dieser wirtschaftspolitischen Struktur ist übrigens die gesamte Gesellschaft durchzogen. Was wäre wohl, wenn kein Autorfahrer mehr Verkehrsünden beginge? Kein Überfahren roter Ampeln, kein Falschparken, keine Geschwindigkeitsübertretungen, kein unangeschnalltes Fahren und so weiter? Es wäre ebenso, wie mit den das Rauchen aufgebenden Tabakkonsumenten: In Frankfurt am Main fiel vor einigen Jahren stadtweit die gesamte Blitzanlage der Ampeln für einen halben Tag aus. Der entstandene, durch Nicht-Blitzen verursachte Schaden belief sich auf mehrere Millionen D-Mark. Wahnsinn, oder?

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