Jetzt mach ich es mir selbst

Soft Secrets
25 Sep 2013

Vor wenigen Wochen trafen wir uns mit einem jungen Mann (37), der seit dem Kleinkindalter an Epilepsie leidet und seit wenigen Jahren Cannabis als Medikament für sich entdeckt hat. Aus Sicherheitsgründen möchte er lieber anonym bleiben. Daher nennen wir ihn einfach mal Michael.


Vor wenigen Wochen trafen wir uns mit einem jungen Mann (37), der seit dem Kleinkindalter an Epilepsie leidet und seit wenigen Jahren Cannabis als Medikament für sich entdeckt hat. Aus Sicherheitsgründen möchte er lieber anonym bleiben. Daher nennen wir ihn einfach mal Michael.

Vor wenigen Wochen trafen wir uns mit einem jungen Mann (37), der seit dem Kleinkindalter an Epilepsie leidet und seit wenigen Jahren Cannabis als Medikament für sich entdeckt hat. Aus Sicherheitsgründen möchte er lieber anonym bleiben. Daher nennen wir ihn einfach mal Michael.

Trotz Medikamenten bekam Michael alle drei bis vier Nächte einen Krampfanfall. Er probierte viele verschiedene Präparate aus, aber entweder brachte es nicht den gewünschten Erfolg oder sie hatten zu starke Nebenwirkungen, aber lest selbst.

Micha, du hast uns von deiner Epilepsie berichtet und dass du jetzt Cannabis als Medikament entdeckt hast. Wie kam es dazu?

Hier stehen 4 CBD-Skunk-Haze und der Rest ist Skunk #1. Diese Buds sehen aus wie Raketen, richtig fett, gesund und schön.

Micha: Seit meinem 3. Lebensjahr, leide ich an Epilepsie mit starken Krampfanfällen. Ich bekam alle drei bis vier Nächte einen solchen Anfall und auch immer nur nachts. Meine Eltern bemerkten es wohl ziemlich schnell, dass etwas mit mir nicht stimmt. Oftmals morgens wurde ich mit Muskelkater und Kopfschmerzen wach. Sie suchten mit mir diverse Neurologen auf, aber ohne den gewünschten Erfolg. Ich habe im Laufe der Jahre diverse Medikamente ausprobieren müssen, aber entweder hatten sie zu starke Nebenwirkungen, oder sie brachten nicht den gewünschten Erfolg. Die Anfälle wurden mit der Zeit auch immer stärker. Ihr müsst wissen, dass nach jedem Anfall Tausende Gehirnzellen absterben, genau wie nach einem Komasaufen. Das bedeutet, mit der Zeit wird man regelrecht stumpf im Kopf. Leider habe ich von Cannabis als Medikament erst sehr spät erfahren. Früher in meiner Jugend habe ich immer Angst vor Hasch oder Gras gehabt. Man hörte ja nur Schlechtes darüber. Ich dachte anfangs, Gras würde meine Anfälle nur verschlimmern, ist ja eine Droge, also habe ich es immer abgelehnt und nie probieren wollen. Bis vor sieben Jahren. Es war eine Zeit, in der ich mich psychisch in einem tiefen Loch befand. Ein guter Freund schickte mir per Mail einen Link der IACM (International Association for Cannabinoid Medicines), dort habe ich mich erstmals über das Thema Cannabis als Medikament informiert. Mit der Zeit kam ich dann auch über diverse Foren an Erfahrungsberichte. Irgendwann wollte ich wissen, ob Gras auch bei mir hilft. Also ließ ich mir von diesem Freund etwas Gras besorgen und probierte es aus. Wenige Züge reichten mir, um eine körperliche Entspannung zu verspüren, aber mit dem „High sein“ hatte ich Probleme. Zuhause ging es, aber im Alltag bekam ich Paranoia. Ich hatte das Gefühl, als ob alle mich anstarren würden. Der reinste Horror. Ich beschloss nur abends zu kiffen, bevor ich schlafen ging. Und siehe da, die epileptischen Anfälle blieben in diesen Nächte aus. Der Schlaf war tief und erholsam. Ein Traum. Für mich ist ein jahrelanger Traum in Erfüllung gegangen.

Das ist ja super. Hast du jetzt eine Ausnahmegenehmigung für medizinisches Cannabis aus der Apotheke?

Micha: Nein, leider nicht. Ich habe zwar mit meinem Neurologen darüber gesprochen, doch er wollte das nicht wahrhaben. Später habe ich es bei weiteren zwei Ärzten versucht, aber auch dort wurde nur darüber geschmunzelt, mehr nicht. Keiner dieser Ärzte hat mich für voll genommen. Irgendwann hab ich es aufgegeben und mich die ersten Jahre vom Schwarzmarkt versorgt. Vor zwei Jahren dann, habe ich auf der Hanfparade einen Cannabispatienten kennengelernt, der mich über Cannabis mit hohem CBD- (Cannabidiol) Gehalt aufklärte und mich später wenige Züge von seinem Gras mit hohen CBD-Gehalt rauchen ließ. Ich muss sagen, das war eine ganz neue Erfahrung für mich. Obwohl viele Hundert Menschen um mich herum waren, war ich relaxt. Ich wurde nicht  richtig high, keine Paranoia, nur ein sehr entspanntes Wohlbefinden verspürte ich. In den Tagen und Wochen darauf informierte ich mich über CBD-haltige Sorten und wie ich daran komme. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Da ich keinen Arzt gefunden habe, der mich unterstützt und auf dem Schwarzmarkt nur herkömmliches und dazu noch gestrecktes Gras zu finden ist, fing ich selbst an zu growen.

Diese Stecklinge wurden erst vor drei tagen geschnitten (CBD-Skunk-Haze). Hier ist schön die Feuchtigkeit im Zimmergewächshaus zu erkennen, sehr wichtig in den ersten Tagen.

Echt, du hast angefangen anzubauen, indoor oder outdoor?

Micha: Indoor, hier im Nebenzimmer. Kommt, ich zeig es euch. Also nichts besonderes, wie ihr seht. Hier steht das 1 x 1 x 2 Meter große Growzelt, bestückt mit einer 400-Watt-Lampe und einem Adjust a Wing Reflektor. Für die Abluft habe ich einen zweistufigen Ufo-Lüfter, einstellbar zwischen 230m³/h und 360m³/h. Mit dem dazu passenden Kohlefilter. Das, mit den zwei Stufen, ist an heißen Tagen sehr praktisch, reicht aber trotzdem nicht immer aus. Ich überlege mir nächste Woche, einen Cool Tube zu montieren, somit würde die heiße Luft sofort abgezogen werden. Auch wenn es den Ertrag angeblich bis zu 20 Prozent schmälert, zu heiß wäre noch schlimmer. Als Medium verwende ich die gute alte Erde, weil das Ergebnis einfach besser schmeckt und auch anfängerfreundlich ist.

Verwendest du ein EC- und pH-Messgerät?

Micha: Nur ein pH-Messgerät, den EC-Wert habe ich noch nie gemessen. Bis jetzt war ich immer zufrieden, auch ohne diese Werte zu kennen. Ich versuche mich natürlich immer, an die  Herstellerangaben zu halten. Das heißt, ich nehme immer die Hälfte von dem, was sie angeben. Dafür aber bei jedem gießen.

Du sagtest vorhin, dass du CBD-reiche Sorten growst, was sind das für welche und woher hast du sie?

Micha: Ja, das war dann doch nicht so einfach, wie ich dachte. Im Vorfeld hatte ich mich bezüglich Indooranbau schon recht gut erkundigt und diverse Bücher zum Thema gelesen. Nur an die  richtigen Samen gelangte ich nicht so einfach. Ich wusste, dank der CBD-Crew, dass bei Resin Seeds oder bei der Mr. Nice Samenbank seit neuestem CBD-reiche Sorten im Angebot sind. Aber die waren ständig ausverkauft, weil es eben eine Neuheit ist und viele Cannabispatienten weltweit sie haben wollen. Das heißt, ich war startbereit, endlich mein eigenes Gras anzubauen, aber ich besaß noch immer nicht die richtigen Samen. Also beschloss ich erstmal, Skunk #1-Samen zu kaufen, um solange schon mal Erfahrungen zu sammeln. Bis ich endlich vor wenigen Monaten, im März, von Dutch Passion dann doch noch die CBD-Skunk-Haze kaufte. Diese Sorte wurde in Zusammenarbeit mit der CBD-Crew kreiert. Sie soll laut Züchter an die 5 Prozent CBD und 5 Prozent THC enthalten. Aus einem Päckchen mit drei weiblichen Samen selektierte ich mir dann meine jetzige Mutterpflanze. Sie steht hier separat in diesem kleinen umgebauten Schrank, zusammen mit der Skunk #1 und den Stecklingen.

Wie viele Pflanzen stellst du in dein Zelt?

Micha: Zwischen 15 und 20 Stück. Nachdem sie gewurzelt haben, kommen sie erst mal für eine Woche in 10 x 10 cm-Töpfchen. Später topfe ich sie dann in 4-Liter-Töpfe um und lasse sie nochmal 10 Tage im Wachstum. Erst, wenn die Wurzeln den Topf gut durchwurzelt haben, stelle ich die Beleuchtung von 18 Stunden Licht und sechs Stunden Dunkelheit auf 12/12 Stunden Licht und  Dunkelheit am Tag, damit sie anfangen zu blühen. Als Leuchtmittel nehme ich meist eine 400-W-HPS-Dual-Spectrum, das erspart mir das Auswechseln. Anfangs habe ich mit einer NDL für Wachstum und einer HPS für Blüte gearbeitet. Oftmals aber vergaß ich das Auswechseln, und erst zwei Wochen vor der Ernte bemerkte ich, dass noch immer die Wachstumslampe (NDL) drinnen war. Was natürlich auch den Ertrag verringerte. Also beschloss ich, nur noch Dual-Spectrum-Leuchtmittel zu verwenden.

Gute Lösung. Konntest du Unterschiede zwischen der CBD-Sorte und der Skunk #1 feststellen? Z. B. im Wuchs oder in der Blüte?

Micha: Nein, sie wachsen wie alle anderen Hanfsorten auch. Da muss man sich keine Sorgen machen, sogar der Ertrag ist so gut wie bei einer Skunk #1. Nur die Wirkung ist eine andere, ansonsten verhält sie sich normal. Aber man sollte sich nicht auf die THC- und CBD-Angaben des Herstellers versteifen. Das kann von Pflanze zu Pflanze variieren. Aus meinen drei CBD-Haze/Skunk-Samen sind auch drei ganz verschiedene Ergebnisse herausgekommen. Geschmack, Erntezeit, Blüteform und Blätter, keine war wie die andere. Von der THC-Wirkung her war eine sehr stark, fast wie die Skunk, aber wesentlich entspannter in der Wirkung. Die zweite kam mir vor, als hätte ich Faserhanf geraucht, und die dritte war so, wie ich mir es gewünscht habe, einfach perfekt. So wie ich sie auch damals, aus Berlin, in Erinnerung hatte. Diese eine ist jetzt auch meine Medizin-Mutti geworden.

Hier stehen 4 CBD-Skunk-Haze und der Rest ist Skunk #1. Diese Buds sehen aus wie Raketen, richtig fett, gesund und schön.

Verwendest du auch Dünger und Zusätze, wie z. B. Blütenstimulator, Enzyme, Booster oder PK 13-14? 

Micha: Anfangs habe ich nur einen Zweikomponenten-Dünger verwendet und etwas Wurzelstimulator, wenn ich umtopfe, mehr nicht. Vor kurzem aber habe ich einen Test-Grow mit einem Blütenbooster gemacht und hatte sofort 15 Prozent mehr Erntegewicht. Kann auch nur Glück gewesen sein oder andere Gründe gehabt haben, aber seitdem verwende ich auch Booster.

Wieviel Gramm erntest du im Durchschnitt?

Micha: Das ist unterschiedlich, aber so 330 bis 370 Gramm alle drei Monate. 

Das ist schon ordentlich für 400 Watt. Kommst du damit aus, und wieviel Gras brauchst du eigentlich im Monat?

Micha: Ich brauche zur Zeit 30 Gramm im Monat.  

Wie lange bist du jetzt schon anfallsfrei?

Micha: Seit etwa 5 Monaten habe ich jetzt Ruhe. Meist bekomme ich sie nur noch, wenn ich für zwei bis drei Tage nicht rauche. Mittlerweile habe ich sogar soviel Vertrauen in den Hanf, dass ich sogar alleine für zwei Tage verreise. Das war vorher undenkbar, denn oft kommt es vor, dass ich morgens wegen extrem starken Kopfschmerzen und Muskelkater nicht aufstehen kann. Oder das Bett ist mit Urin durchnässt, weil sich durch das Krampfen die Blase entleert hat. Mit Cannabis lebe ich, ich vegetiere nicht. 

Nimmst du außer Cannabis noch andere Medikamente zu Zeit?

Micha: Ja, ich nehme noch Ergenyl als Antikonvulsivum. Aber das ist trotzdem schon jetzt ein riesiger Erfolg für mich, denn richtig anfallsfrei war ich, seit ich mich erinnern kann, noch nie. Außerdem habe ich die letzten sechs Jahre Antidepressiva bekommen, welche ich jetzt, seitdem ich mit dem Growen begonnen habe, absetzten konnte. Natürlich interessiert es mich, ob ich gänzlich auf schulmedizinische Medikamente verzichten kann, aber eins nach dem anderen. Jetzt habe ich ja erst seit wenigen Monaten das geeignete Cannabis für mich gefunden. 

Sag mal Micha, bist du berufstätig?

Micha: Nein, leider nicht. Ich bin viele Jahre arbeitslos. Das ist schwer, mit einer solchen Krankheit Arbeit zu finden. Ich darf nicht am Computer arbeiten, nicht mit Maschinen, nicht in Gebäuden, wo Neonlampen sind u. s. w. Ich beziehe leider Sozialhilfe oder besser gesagt Hartz IV. Aber ich hoffe, dass es mir irgendwann mit Cannabis so gut geht, dass ich wieder arbeiten und mein eigenes Geld verdienen kann. 

Verkaufst du auch schon mal etwas von deinem Gras, um die Haushaltskasse wieder etwas zu füllen?

Micha: Wenn ich ehrlich bin, ja. Das was übrig ist, verkaufe ich an denselben Kollegen, der mir damals den Link vom IACM gab. Das sind aber nur 30 Gramm im Monat, die ich verkaufen kann. Ich bekomme 7 Euro für ein Gramm, da sind immerhin schon etwas über 200 Euro mehr im Monat zu Verfügung. Hört sich für die meisten zwar nicht viel an, aber für mich ist das ein Vermögen. Ich lebe mit Hanf einfach besser (lacht), ob gesundheitlich oder finanziell – mir geht es dank des Hanfs viel besser. 

Hast du schon mit dem Gedanken gespielt, mehr anzubauen, um mehr zu verdienen?

Micha: Na klar, aber das Risiko, erwischt zu werden und anschließend im Knast zu landen, ist mir aber zu groß. Ich würde wieder alle paar Tage einen Anfall bekommen und alles würde von vorne anfangen, nein danke.

Hast du denn vor, trotzdem weiter nach dem richtigen Arzt zu suchen, der dich bei der Antragstellung für medizinisches Cannabis unterstützt?

Micha: Ja, auf jeden Fall. Ich denke auch, dass ich irgendwann schon den richtigen finden werde. Aufgeben zu suchen, werde ich auf keinen Fall. Außerdem denke ich, dass es in naher Zukunft leichter wird, einen Arzt zu finden. 

Micha, wir drücken dir auf jeden Fall die Daumen, auf dass du bald einen Arzt findest und in Zukunft ein normales Leben ohne Krampfanfälle führen kannst. Danke für das interessante Interview und die coole Überraschung mit dem Growraum.

Micha: Danke. Kommt gut nach Hause.

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