Ein Vermögen für die Apotheke Gras Kop

Soft Secrets
30 Mar 2012

Wir möchten mal ausrechnen, was der Eigenanbau für auf einen Quadratmeter Fläche kosten würde und wie viel im Gegensatz ein Cannabispatient dafür in der Apotheke bezahlen müsste. 


Aber bevor wir mit der eigentlichen Rechnung anfangen machen wir ein kleines Interview mit Günter. Günter Weiglein, ein Schmerzpatient mit offizieller Genehmigung vom Bfarm (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) für Cannabis aus der Apotheke, erzählt uns in einem kleinem Interview, wie es dazu kam, und wie teuer es in den Apotheken ist.

Günter ist 48 Jahre alt und ist im Süden Deutschlands geboren wo er noch heute mit Frau und Kind lebt. Günter, du bist einer der wenigen offiziellen Cannabispatienten (in Deutschland 64 Personen), die ihr Gras aus der Apotheke beziehen dürfen. Leider aber gleichzeitig auch einer der vielen Millionen Schmerzpatienten in Deutschland. Was ist passiert, dass du unter chronischen Schmerzen leidest ?

Im April 2002 erlitt ich einen unverschuldeten Motorradunfall, den ich nur knapp überlebte.
Seit 2004 leide ich aufgrund des Unfalls unter chronischen Rückenschmerzen, Schmerzen in der linken Schulter und im linken Kniebereich. Das sind so die Hauptschmerzpunkte.

Wie kamst du auf die Idee, Cannabis gegen deine Schmerzen auszuprobieren?

Ich kenne die positiven Eigenschaften der Hanfpflanze schon seit meiner Jugendzeit.
Nachdem der Einsatz von schulmedizinischen Mitteln ausgeschöpft und keine befriedigenden Ergebnisse brachte, war es für mich naheliegend, den Einsatz der homöopathischen Heilpflanze Hanf auszuprobieren. Dies tue ich nun mit Erfolg und kann dadurch auf sämtliche Pillen, Pflaster und Tropfen verzichten.

Welche Wege musstest du gehen, bevor du Cannabis aus der Apotheke beziehen durftest?

 

Um Cannabis nun legal aus der Apotheke beziehen zu dürfen, musste ich erst mal in eine Polizeikontrolle geraten und mit dem Verlust meines Führerscheines und der dazugehörigen beruflichen Existenz bedroht werden. Vorher hatte ich mir, wie wahrscheinlich auch die meisten Leser, keine große Gedanken über meine erfolgreiche illegale Cannabisbehandlung gemacht. Erst als ich mit der vollen Härte unserer bayerischen Justiz und der Verwaltungsbehörde (Führerscheinstelle) konfrontiert wurde, fing ich an, mich dagegen zu wehren. Als ich erfuhr, dass im Frühjahr 2009 die ersten Genehmigungen für legales Hanf aus der Apotheke erteilt wurden, stellte auch ich nach anfänglichen Bedenken im Herbst 2009 den entsprechenden Antrag. Drei Monate später erhielt ich die Genehmigung.

Was kosten denn für dich 5 Gramm Cannabis aus der Apotheke?

Fünf Gramm Cannabis aus der Apotheke kosten mich 72,05 Euro. Darin sind 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten.

Das ist ja aber eine Menge. Wie viel Gramm brauchst du im Monat um einigermaßen Schmerzfrei zu leben?


Das hängt nicht zuletzt von der Jahreszeit ab. Im Winter ist der Bedarf höher, da durch die Kälte die Schmerzen stärker sind. Benötigen würde ich etwa ein Gramm am Tag. Das wären monatlich etwa 430 Euro, die ich in die Apotheke tragen müsste. Die Krankenkasse zahlt nicht für meine Medizin und ich selbst habe diese Summe nicht zur Verfügung. Ich kann mir monatlich höchstens eine Dose mit fünf Gramm Cannabis leisten, mehr ist nicht drin.

Bist du denn jetzt Frührentner, oder Arbeitest du noch?

Würde ich allein auf schulmedizinische Medikamente angewiesen sein, wäre ich jetzt vermutlich Frührentner. Durch den alleinigen Einsatz von Cannabis zur Schmerzbehandlung, bin ich seit 2005 wieder berufstätig. Ich zahle Steuern und bin nicht auf staatliche Hilfen angewiesen. Nicht zuletzt entlaste ich auch meine Krankenkasse dadurch, dass ich meine Medizin aus eigener Tasche bezahle.

Wäre es nicht sinnvoller für einige Patienten, ihre Medizin (Gras) selbst anzubauen?

Hanf ist eine Pflanze, die jeder ohne großen Aufwand auch selbst anbauen könnte, wäre dies gesetzlich nicht verboten und mit schweren Strafen belegt. Aufgrund der hohen Kosten für das Apothekencannabis habe ich im Sommer 2010 einen Antrag gestellt, in dem ich um die Erlaubnis zum Anbau meiner Medizin bat. Dieser wurden mit altbekannten und ausgelutschten Argumenten abgelehnt. Natürlich habe ich zusammen mit Hilfe meines Anwaltes der Ablehnung widersprochen. Aktuell warten wir auf einen Verhandlungstermin beim Oberverwaltungsgericht Münster.

Günter, da ist doch bestimmt schon eine Menge Geld draufgegangen, Anwalt, Gericht, Anträge usw. Wie finanzierst du das alles?

Die für die Klage bisher angefallenen Kosten liegen noch im dreistelligen Bereich. Sollte ich die Klage am Ende verlieren, kommen mindestens weitere 5000 Euro (Streitwert) auf mich zu. Durch den eines Mitarbeiters vom Hanfmuseum Berlin angefertigten und im Netz bereitgestellten Spendenaufruf für meinen Fall, konnten die bisher angefallenen Kosten beglichen werden. Hierfür möchte ich mich bei allen Spendern herzlichst bedanken. Ich bekomme viel Beistand von Freunden und aus der Bevölkerung. Das sagt mir, dass ich weiter machen muss.
(Weitere Informationen zum Spendenaufruf von Günter Weiglein
http://www.hanfparade.de/programm-route/news/10-news/172-spendenaufruf-um-guenther-ws-fall-durchzustreiten.html)

Wie denkst du wird die Zukunft für Cannabispatienten aussehen?

Ich denke, dass es Menschen, die Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen möchten, immer noch viel zu schwer haben, um diese leicht verträgliche, homöopathische Medizin zu bekommen. Die Politik tut rein gar nichts dafür, diese Situation zu verbessern, und die zuständigen Behörden sind auch von oben angewiesen, den Kopf in den Sand zu stecken.

Trotz alldem bin ich zuversichtlich, dass irgendwann mit diesen falschen Informationen aufgehört wird und Cannabis seinen Stellenwert wieder bekommt. Kein Unrecht hat auf immer Bestand!

Danke Günter für dieses Interview, wir wünschen dir weniger Schmerzen und drücken dir für die Zukunft die Daumen.

In einem Döschen sind 5 gr. Med. Cannabisblüten mit einem THC-Gehalt von 19 % und 1 % CBD, für stolze 72,05 € . In der kleinen Flasche sind 10 ml Dronabinol, das ist eine Ölige Lösung mit 2,5% THC für den Hammerpreis von etwa 220,00 €

Günter also, würde eigentlich ein Gramm Cannabis am Tag brauchen, um sich richtig zu therapieren, aber aus finanziellen Gründen ist ihm das nicht möglich. Bei einem Grammpreis von 14,41 € wären das in einem Jahr Über 5200 Euro. Andere Patienten brauchen drei bis fünf Gramm Cannabis, um sich erfolgreich zu therapieren, da kann sich jeder selbst ausrechnen, dass das auf Dauer unmöglich ist für jemanden, der vielleicht Hartz 4 bekommt, weil er aufgrund seiner Leiden nicht mehr arbeiten kann.

Auf dem Schwarzmarkt ist es fast unmöglich, Cannabis für medizinische Zwecke zu finden, denn das Gras ist meist von minderer Qualität und dazu auch sehr oft gestreckt mit irgendwelchen giftigen Substanzen. Für einige ist das aber leider der einzige Weg, an Cannabis heranzukommen und das Gramm kostet immer noch zwischen fünf und zehn Euro, was für die meisten noch viel zu teuer ist.
Der einzige Weg, preiswerteres und sauberes Gras zu bekommen, ist da nur noch der Eigenanbau.
Dafür haben wir hier mal eine Rechnung für den Grow auf einem Quadratmeter ausgerechnet. Die Preise haben wir aus den verschiedensten Grow-Shops im Internet herausgesucht.

So könnte eine Grow-Box von einem Quadratmeter für Selbstversorger oder Patienten aussehen, wenn der Anbau von wenigen Pflanzen erlaubt wäre.

Eine Homebox 100 x 100 x 200 cm für 169 € - damit hat man sofort einen abgeschlossenen Anbau-Bereich. Einen Rohrventilator 160 m3/h= 60 Watt für 69 € und einen Aktivkohlefilter 160 m3 für 45 € damit der Grower den Grasgeruch unter Kontrolle hat, wer möchte schon, dass seine Wohnung 24 Stunden nach Cannabis riecht. Für die nötige Sonne reicht ein 400-Watt-Beleuchtungssystem mit einen preiswerten Hammerschlagreflektor für insgesamt 87 €. Für die nötige Umluft würde ein kleiner Schwenkventilator für 15 € ausreichen, dazu noch zwei preiswerte Zeitschaltuhren für 10 € das Stück. Zehn 9-L-Pflanzenbehälter für 12 € (1,20 € pro St.), zwei Säcke Erde für 20 € und noch einen Wachstums-Blütendünger für insgesamt 20 €. Anfängergerecht haben wir noch ein 10er Päckchen weibliche Samen für 40 € berechnet, welche innerhalb von 60 Tagen erntereif sind. Mittlerweile sind wir bei einer Summe von 487 € angelangt, aber das ist noch nicht alles. Die komplette Anlage verbraucht bei Betrieb etwa 500 Watt. Wahrend der gesamten Wachstumsphase benötigten die Pflanzen 18 Stunden Licht und während der Blütephase 12 Stunden Licht am Tag. Den Strompreis berechnen wir mit 0,20 € pro Kilowattstunde. Für die Wachstumsphase haben wir 30 Tage berechnet und für die Blütephase 60 Tage. Also Wachstum (30 Tage a 18 h = 54 € ) und Blüte (60 Tage a 12 h = 72 € ) zusammen würden etwa 126 € Strom verbrauchen. Die Gesamtkosten für Material und Energie betragen somit für die erste Ernte 613 €. Bei einem Ertrag von 300 bis 400 Gramm pro Ernte beträgt der Preis von selbst angebautem Cannabis maximal 2,04 € und im günstigsten Fall nur 1,53 € pro Gramm. Ab der zweiten Ernte würden die Kosten nochmal deutlich geringer ausfallen, denn dafür benötigt man jetzt nur noch 2 Säcke Pflanzenerde mit 50 Litern (20 €) und nochmal ein 10er Tütchen weibliche Samen (40 €) .Vielleicht nochmal Wachstums- und Blütendünger, falls das vom erstem Grow nicht mehr reichen sollte (20 €).

Das Material würde diesmal nur noch 80 € kosten, zusätzlich natürlich die Stromkosten wie oben, für Wachstum und Blütephase insgesamt 126 € , das wäre ein total von 226 €.

Der Preis pro Gramm Gras bei einer Ernte von 300 gr. würde jetzt maximal nur noch 0,75 € betragen, und bei einer Ernte von 400 gr. nur noch 0,56 € . Natürlich sind hier noch nicht die Arbeitsstunden inbegriffen, was eigentlich auch berücksichtigt werden müsste, aber wir wollten auch nur eine Beispielsrechnung für den Eigengebrauch machen. Dieser eine Quadratmeter Anbaufläche würde den Bedarf der meisten Konsumenten decken.

Geschlossen ist die Grow-Box lichtundurchlässig und unauffällig.

Es gibt noch viele preiswertere Möglichkeiten, Cannabis zu growen, z. B. hydroponisch oder mit Stecklingen statt Samen oder verschiedene andere Sachen. Schon aber bei dieser kleinen Rechnung sieht man, wie groß die Ersparnisse bei einem Cannabis Patienten sein könnten, wenn der Eigenanbau erlaubt wäre. In Deutschland besitzen derzeit nur 64 Personen eine Ausnahmegenehmigung für medizinisches Cannabis aus der Apotheke, aber es gibt viel mehr Personen, die Cannabis ohne Erlaubnis medizinisch nutzen. Es ist noch sehr schwer, einen Arzt in Deutschland zu finden, der bereit ist, Cannabis als Medizin anzuerkennen und auch den Patienten zu therapieren. Patienten mit Genehmigung bezahlen in der Apotheke für fünf Gramm Cannabis 72,05 € und bekommen es nicht von den Krankenkassen erstattet. Es gibt schwerste Fälle, die vier bis fünf Gramm ihrer Medizin am Tag brauchen, und dazu sind viele von ihnen noch berufsunfähig, so dass sie vom Existenzminimum leben müssen. Die meisten Genehmigungsinhaber haben einen Antrag auf Eigenanbau bei dem Bfarm beantragt, der aber leider bei allen abgelehnt wurde. In der Apotheke, wo das Cannabis 14,41 € das Gramm kostet würde ein Patient 5,76 € für 400 gr. bezahlen müssen. Das wäre eine Ersparnis von 5,54 € . Wahnsinn, wenn man sich mal diese Rechnung vor Augen hält. Aber nicht nur wegen der Ersparnis, sondern schon allein für unsere Gesundheit. Sauberes Gras ist eine Seltenheit geworden, und das gestreckte Gras ist immer schwerer erkennbar. Der Staat meint, die Jugend mit einem Verbot zu schützen, erreicht damit aber genau das Gegenteil. Jetzt rauchen sie zusätzlich noch Plastik, Haarspray, Blei u. s. w., und nirgends kann der Konsument sein Gras testen lassen, ohne Gefahr zu laufen, angezeigt zu werden.

Wir alle sollten etwas mehr für unser Recht kämpfen, denn alle Cannabiskonsumenten sind von diesem Verbot betroffen. In Deutschland gibt es 64 offizielle Cannabispatienten mit einer Ausnahmegenehmigung und Tausende ohne Genehmigung. Jeder, der meint Cannabis medizinisch nutzen zu müssen, der sollte es ohne Probleme vom Arzt verschrieben bekommen, auch als Einschlafhilfe oder als Stimmungsaufheller. Mittlerweile gibt es immer mehr Länder, die den Eigenanbau von wenigen Pflanzen nicht mehr unter Strafe stellen. Vielleicht wird ja auch hier sich irgendwann etwas ändern. Aber dafür sollten alle mal aufstehen und etwas unternehmen, sonst bleibt es so oder es wird noch schlimmer und sauberes Gras ist nur noch in der Erinnerung weniger alter Kiffer. Wer aufstehen möchte und für sein Recht kämpfen möchte, kann z. B. mit Familie und Freunden zum Global Marijuana March am 05. Mai 2012 nach Frankfurt/M. oder auch nach Berlin kommen, um Präsenz zu zeigen. Im Sommer findet auch wieder in Berlin die Hanfparade statt, und zwar am 11. August ab 13 Uhr unter dem Motto „Freiheit, Gesundheit und Gerechtigkeit!"
Wie ihr seht, Möglichkeiten gibt es, also lasst sie uns nutzen.

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