Hanfparade: Afterglow

Soft Secrets
29 Sep 2011

Für Soft-Secrets-Reporter war es natürlich Pflicht, zur Hanfparade am 6. August 2011 nach Berlin zu fahren.


Für Soft-Secrets-Reporter war es natürlich Pflicht, zur Hanfparade am 6. August 2011 nach Berlin zu fahren.

Für Soft-Secrets-Reporter war es natürlich Pflicht, zur Hanfparade am 6. August 2011 nach Berlin zu fahren. Mit dem Headshop, Growshop und Versandhandel „Klaus der Gärtner" teilten wir uns einen 22-Tonner mit fetter Soundanlage und Give Aways, die wir an die Demonstranten verteilten. Alles in allem war es eher eine große Legalize-Party als eine Demo.
Und all das ist nur möglich, weil sich ein paar Ehrenamtliche zu einem Verein zusammengetan haben. Und der organisiert diese Veranstaltung jedes Jahr. So auch Tribble vom Hanfmuseum, der eigentlich Martin Steldinger heißt. Tribble ist eines der Vereinsmitglieder, die immer und überall dabei sind. Er freut sich übrigens auf euren Besuch im Café des Hanfmuseums, wo er ständig zugegen ist und euch gerne erklärt, was die Mission vom Hanfmuseum und der Hanfparade ist.

SSDE: Tribble, wie müssen wir uns die Organisation dieses Events vorstellen?


Jetzt nach der Hanfparade kommt dann erst mal die Nachbesprechung. Dann gibt es die Vollversammlung vom Verein, um den Vorstand zu entlasten und um direkt die nächste Hanfparade anzumelden. Unser Verein ist zudem eher Träger der Veranstaltung und hat nicht alles zu bestimmen. Es gibt die Leute vom Orgateam, die viel zu sagen haben. Man muss eben nicht im Verein Mitglied werden, um bei der Parade mitwirken zu können. Wir haben insgesamt 40 bis 60 Helfer auf der Parade, um das alles überhaupt laufen lassen zu können und freuen uns, wenn sich noch mehr Freiwillige bei uns melden. Wir hatten viele Sponsoren, einige von ihnen haben Wagen gestellt und sind aktiv dabei gewesen. Alle Sponsoren müssen auf einen Nenner gebracht werden, alles muss registriert und organisiert werden. Alles muss angemeldet und genehmigt werden, und gerade das ist bei Demos für die Legalisierung von Hanf ganz schön schwer, da jede Möglichkeit genutzt wird, um uns einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Links im Bild Tribble, daneben - mit guter Laune – der Soft-Secrets-Reporter.

Eure Planung für die Parade sah eigentlich ganz anders aus, vieles konntet ihr nicht verwirklichen, und darunter hat die ganze Veranstaltung gelitten. Was wurde vonseiten der Obrigkeit alles unternommen, um die Hanfparadezu sabotieren?


14 Tage vorher kam der Bescheid, dass wir nicht an der Straße des 17 Juni unsere komplette Abschlusskundgebung abhalten dürfen. Nur die Bühne wurde uns zugesichert, und alle anderen Elemente der Kundgebungen mit gut hundert Ständen wurden uns untersagt. Dazu gehörte der Markt der Möglichkeiten, das Forum für Hanfmedizin, das Kinderland und das Forum für Nutzhanf sowie die ganzen Versorgungsstände für die Demonstranten. Das war aber bei weitem nicht alles. So haben wir nicht nur dagegen geklagt, wir klagten auch dagegen, dass die Paradewagen nicht bis zur Abschlusskundgebung fahren durften. Da wurden Gerichtsurteile zitiert, die durch neue Urteile nicht mehr aktuell und sogar verfallen sind - reine Zeitschinderei; und zwar Zeit, die wir einfach nicht hatten. Die Paradewagen durften nicht zur Hauptbühne fahren, weil die dort stehenden und betreuten Wagen ein Unfallrisiko für die Demonstranten dargestellt hätten, so ein Quatsch. Dadurch, dass die Demonstranten aber alle hinter den Wagen herliefen und diese nun nicht mehr weiterfuhren, dachten alle, die Veranstaltung wäre vorbei oder sie wussten eben einfach nicht, wo es denn weiter gehen sollte. Mehr als ein Dreiviertel der Demonstranten hat es somit leider nicht mehr zur Abschlusskundgebung geschafft, die ein wichtiger Bestandteil der Demo war. Allen Soft-Secrets-Lesern sei gesagt: Wir laufen zuerst eine Wegstrecke ab, und haben dann noch eine große Tribüne, wo es weitergeht - immer!


Die Hanfparade mit etwa 2700 Teilnehmern wurde von den öffentlich-rechtlichen Medien nicht erwähnt. Wie gehst du damit um, dass du mit deinem aus volkswirtschaftlicher Perspektive hochintelligenten Anliegen durch die Gesellschaft so ignoriert wirst?


Man muss einfach durchhalten.


Habt ihr mit der Hanfparade politisch gesehen überhaupt schon etwas erreichen können?


Es wird leider keine Politiker geben, die sich die Hanfparade ansehen und sagen: „Das hat mich überzeugt, und deshalb legalisieren wir Hanf." Die meisten Politiker sind samstags ohnehin nicht vor Ort. Wir wollen eher die Öffentlichkeit erreichen und hier meinungsbildend wirken. Wir wollen auch zeigen, dass es uns gibt und dass nichts Schlimmes von uns ausgeht. Wir wollen unsere Meinung formulieren und weitergeben. Wir wollen die Leute aus allen Fraktionen der Gesellschaft organisieren. Wir wollen, dass unsere Meinung irgendwann die Mehrheit bildet und auch so durchgesetzt wird. Eben das ist die Demokratie, dass man als Minderheit zur Mehrheit werden kann, und daran wirken wir mit.

Einige von vielen freundlichen Mitstreitern, die die Hanfparade 2011 möglich gemacht haben.

Bei der Hanfparade sprach auch die Grüne Jugend. Die grüne Partei hat 2011 in Landtagswahlen sensationelle Erfolge erzielt, aber das war für uns ohne Auswirkungen, weil das Wahlprogramm schnell vergessen und nichts geschehen ist. Bist du nicht irgendwann so wütend auf diese Versprechensbrecher, dass denen die Redefreiheit auf unserer Demo untersagt wird?


Es gehört halt auch zur Demo, dass alle demokratisch zu Wort kommen. Eine Demo läuft in einem sehr engen Rahmen, und dafür gibt es das Demorecht. Solange sie keine faschistische Meinung vertreten, werden sie zugelassen.
Das war unser kurzer Besuch im Hanfmuseum, wir wünschen Tribble, dem Verein und dem Orgateam, dass die im Weg liegenden Steine in den nächsten Jahren weniger werden. Wir hoffen, alle Leser das nächste Jahr auf der Demo zu sehen - wir verteilen Papers, Tips und Zeitschriften, es gibt super Musik und eine tolle Stimmung ist garantiert.

 

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