HANFPARADE 2011 - Der Kampf geht weiter

Soft Secrets
26 Sep 2011

Schon im Vorfeld der Hanfparade 2011 wurde klar, dass die Behörden dieses Mal nichts unversucht ließen...


Schon im Vorfeld der Hanfparade 2011 wurde klar, dass die Behörden dieses Mal nichts unversucht ließen...

Schon im Vorfeld der Hanfparade 2011 wurde klar, dass die Behörden dieses Mal nichts unversucht ließen, um den Organisatoren möglichst große Steine in den Weg zu legen. Diese lassen sich das nicht gefallen und wollen nun die Berliner Versammlungsbehörde verklagen.

Schon am Vormittag des Veranstaltungstages war die Polizei durch unfaires Verhalten aufgefallen, Rollo vom Hanfmuseum war vor Ort auf dem Abschlusskundgebungsgelände: „Schon ab 8 Uhr warteten unser Zelt- und unser Standverleiher darauf, endlich ausladen zu können - doch sie wurden von der Polizei daran gehindert. Kurz nach 9 Uhr kam dann die Polizei zu uns und verbot uns ganz offiziell das Ausladen. Sie drohten, dass sie sofort alles beschlagnahmen werden, was hier aufgebaut wird - dann gingen sie zurück in die Wanne und kamen sogleich mit Strafzetteln zurück: Hier ist Parkverbot und es sind keine Be- oder Entladetätigkeiten zu sehen. Damit brach der erste Streit aus. Nicht nur, dass die Polizei ignorierte, dass das Parkverbot wegen uns eingerichtet war, auch die 'Zwickmühle' (Entladen = Beschlagnahmung, nicht Entladen = Knöllchen) in welche uns die Polizei zwang, war sehr unfaires Verhalten."

Doch davon kriegten die meisten Hanffreunde gar nichts mit, die sich viel mehr Sorgen um das Wetter machten. Nachdem die Hanfparade in den letzten Jahren schon des öfteren ins witterungsbedingte Wasser fiel, war in diesem Sommer genau davon auszugehen: Der Wetterbericht prognostizierte für den 6. August einen bunten Sonne-Wolken-Mix für Berlin mit hoher Niederschlagswahrscheinlichkeit, doch als gegen 13 Uhr die Eröffnungskundgebung auf dem Alexanderplatz begann, war der ersehnte Hochsommer plötzlich da. In der folgenden Stunde versammelten sich bereits mehr als 1.000 Legalisierungsbefürworter in der Nähe der bekannten Weltzeituhr, neben vielen liebevoll gestalteten Transparenten und Schildern hatten viele Hanffreunde auch lange Faserhanftriebe in der Hand. Und alle waren gut drauf, denn es war warm und die Sonne schien wie nur selten in diesem Jahr.

Noch vor dem offiziellen Start um 14 Uhr gingen wir schon mal ein paar hundert Meter die geplante Strecke vor, um nach einer geeigneten Foto-Position zu suchen, von der aus wir die ganze Parade an uns vorbeiziehen sehen konnten. Doch erst nach über einer halben Stunde kamen die ersten Menschen und Wagen. Immerhin war aus unserer erhöhten Position klar zu erkennen, dass die Hanfparade wieder eine echte Massenveranstaltung ist, um die insgesamt 9 Paradewagen drängten sich immerhin ca. Zweitausend gut gelaunte Demonstranten.

Pressesprecher Steffen Geyer erklärte uns den Grund für die Verspätung: „Wir hatten das Problem, dass während der Eröffnungskundgebung von der Hanffaserfabrik Uckermark eine ganze Menge Hanf-Stängel verteilt wurden und als die Polizei das gesehen hat, hieß es plötzlich, die Demo darf erst starten, wenn diese „illegalen Pflanzenbestandteile" entfernt wurden - ansonsten wird die Veranstaltung abgebrochen. Also mussten wir zwangläufig warten, bis die alles eingesammelt hatten und kamen erst mit einer halben Stunde Verspätung los."

Da es fortan galt, die verlorene Zeit wieder aufzuholen, legte die Demo ein für Hanffreunde erstaunliches Tempo hin, auf der schon aus den Vorjahren bekannten Strecke durch die Berliner Innenstadt fand dann aber nur eine (statt der 3 geplanten) Zwischenkundgebungen statt. Doch dafür sollte das Abschlusskundgebungsgelände entschädigen - schließlich sollte es in diesem Jahr wieder eine große Hauptbühne, ein Nutzhanfareal, den traditionellen (Hanf)Markt der Möglichkeiten, ein Kinderland und sogar ein „Forum der Hanfmedizin" geben. Zudem sollten auf dem Gelände der Abschlusskundgebung zahlreiche Versorgungs- und Infostände für das leibliche bzw. geistige Wohl der Demonstranten und 8 Paradewagen für ein abwechslungsreiches Musikprogramm sorgen.

Wie wir von Steffen Geyer erfuhren, mussten diese Erwartungen letztendlich enttäuscht werden: „Wir hatten massive Probleme mit der Abschlusskundgebung, da uns die Versammlungsbehörde vor knapp 3 Wochen mitgeteilt hat, dass nach ihrer Meinung die Hanfparade eine rein kommerzielle Veranstaltung ist, die allenfalls punktuell politischen Charakter hat - also hat man uns die Abschlusskundgebung in der von uns geplanten Form verboten. Wir haben noch bis heute morgen auf allen möglichen Wegen und mit allen möglichen Rechtsmitteln versucht, die Abschlusskundgebung in der klassischen Art durchzusetzen, am Ende ist uns aber nur die große Bühne geblieben und jetzt will die Polizei auch noch, dass die Paradewagen um 16 Uhr aus der Demo ausscheren, so dass sie an der Abschlusskundgebung gar nicht teilnehmen können."

Tatsächlich mussten alle Paradewagen bereits gegen 16 Uhr am Reichstag links in Richtung Brandenburger Tor abbiegen, während ein Großteil der Demonstrationsteilnehmer noch ein paar hundert Meter auf die imposante Hauptbühne in der Scheidemannstraße zulief und dabei viele Möglichkeiten hatte, sich nach dem (dank Hochsommerwetter) mit der Zeit schweißtreibenden Marsch erst mal auf der Wiese vor dem Reichstag oder im Tiergarten ein schattiges Plätzchen zum Abkühlen zu suchen. So kamen letztendlich nur knapp die Hälfte der insgesamt etwa 3.000 Paradeteilnehmer auch tatsächlich bei der riesigen Hauptbühne an, die nur erahnen ließ, wie es hier ausgesehen hätte, wenn die Abschlussveranstaltung in der von den Veranstaltern geplanten Form stattgefunden hätte. Unterm Strich waren 2011 knapp 1.000 Leute mehr als noch 2010 dabei und eine so große Hauptbühne gab es das letzte Mal vor zehn Jahren auf einer Hanfparade. Das Programm begann gegen 16.30 Uhr mit feurigen Ansprachen von Steffen Geyer und Rollo vom Hanfmuseum, danach gab's Roots-Reggae von und mit Ras Perez & The Reggae Ambassadubs und so machte sich (passend zum Hochsommertag) vor dem Reichstag karibisches Feeling breit. Nach drei weiteren Bands und vielen Rednern kam dann der, auf den Viele gewartet hatten bzw. für den Manche erst abends auf die Abschlussveranstaltung der Hanfparade gingen: Götz Widmann. Der bekannte Liedermacher aus Bonn vermochte es zu später Stunde, mehr als 300 Menschen vor der Bühne zu versammeln.

Auch das Medienecho auf die Hanfparade 2011 war sehr gut: Alle großen Berliner Tageszeitungen brachten z. T. recht ausführliche Artikel. Von den Problemen mit der Versammlungsbehörde wurde allerdings nichts berichtet - für viele Demonstrationsteilnehmer waren diese Probleme auch gar nicht ersichtlich. Wie wir im Nachhinein erfuhren, resultierten die Probleme wohl vor allem daraus, dass die Polizei wegen der Vielzahl der an diesem Tage stattfindenden Veranstaltungen nicht über ausreichend Kräfte für die „Absicherung" einer weiteren Großveranstaltung verfügte. Also wurde mit allen Mitteln versucht, die Hanfparade 2011 so klein wie möglich zu halten.

Darauf kann es nur eine Antwort geben:
2012 kommen wir wieder und bringen alle unsere Freunde mit!

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