Mein erstes Mal

Soft Secrets
05 Jun 2011

Es ist schon komisch - auch wenn sich die meisten nicht mehr so genau an ihren ersten Alkoholrausch erinnern,


Es ist schon komisch - auch wenn sich die meisten nicht mehr so genau an ihren ersten Alkoholrausch erinnern,

 

Es ist schon komisch - auch wenn sich die meisten nicht mehr so genau an ihren ersten Alkoholrausch erinnern, kann die Frage nach dem ersten Joint oft noch mit erstaunlicher Genauigkeit beantwortet werden.

 

Wir haben drei Berliner Kiffer gefragt, wie bei ihnen alles begann - welche „Einstiegserfahrung" haben sie mit dem grünen Kraut gemacht? Die Antworten sollen nicht als Aufforderung zum Missbrauch von Cannabis verstanden werden, sondern als persönliche Erfahrungsberichte, die auch vor unbedachtem Konsum warnen sollen.

Thomas (35) ist ein waschechter Berliner, der Cannabis anfangs gar nicht richtig wahrgenommen hat:
Kurioserweise habe ich als Teenager nur mit dem Kiffen angefangen, damit ich nicht so viel Alkohol trinke und somit bei Partys länger durchhalte. Das hat bei mir tatsächlich eine zeitlang funktioniert - obwohl man ja sagt, dass sich Alkohol und Cannabis nicht vertragen. Ich habe jedenfalls immer zwei Bier getrunken, dann einen geraucht, dann wieder zwei Bier, wieder einen geraucht und so weiter. Woran ich mich in bezug auf Cannabis noch gut und gerne erinnere, ist ein Nachmittag mit einem Freund auf einem Balkon. Eigentlich haben wir da nur auf unsere Freundinnen gewartet und hatten die Taschen voller Gras und Hasch, denn die Versorgungslage war gerade sehr gut. "Wie wir schnell feststellten, hatten wir da fünf bis sechs verschiedene Haschisch- und Gras-Sorten von höchster Qualität zur Auswahl und plötzlich die Idee, mal so einen richtigen Mörder-Joint zu basteln." Wir machten eine gerechte und gar nicht sparsame Mischung aus allen Sorten zu gleichen Teilen und fügten dann auch noch ein klein wenig Tabak hinzu. Als wir das Ding dann inhalierten, ging die Sonne unter und der Himmel verfärbte sich gerade von orange nach rot - ich glaube, ich habe das Farbenspiel der Natur noch nie so intensiv wahrgenommen. Als dann unsere Freundinnen endlich kamen, hatten wir nicht nur fast alles verraucht, sondern auch ein 5-Liter-Fass Bier leer getrunken. Wir waren so was von Hacke dicht, doch statt Schelte gab's neues Rauchzeug und noch mehr Bier - denn unsere Freundinnen hatten nicht erwartet, dass wir ihnen bereits so weit voraus waren. Natürlich rissen wir uns zusammen und zogen weiter mit, das war eben so die Zeit, wo es für uns keine Grenzen gab - ab einem gewissen Punkt hatte ich immer das Gefühl, dass ich so viel kiffen und trinken konnte wie ich wollte, ohne dabei merklich dichter zu werden. Man hält praktisch ewig seinen kurz-vor-der-Kotzgrenze-Pegel und auch wenn das körperlich vielleicht die Spitze des möglichen Rauschempfindens darstellt, war es letztendlich gar nicht so toll, denn wenn alle dermaßen drauf sind - und das waren an diesem Abend alle - dann ist da natürlich nicht mehr viel los. Als ich dann die Anderen da so gesehen habe, kam ich schon ein wenig ins Grübeln. Das war auf jeden Fall einer der Momente, wo ich mir eingestehen musste, dass wir es ganz schön übertrieben hatten.

Katharina (28) lebt als alleinerziehende Mutter in Berlin-Neukölln und erinnert sich an ihr erstes Mal:
Das war, als ich 15 Jahre alt war - da hatte ich auch schon mal heimlich bei den Mülltonnen eine Zigarette geraucht. Ein paar Freunde von mir hingen damals immer in einem Wilmersdorfer Park rum und rauchte da dieses Zeug - das fand ich natürlich unheimlich spannend. Und wie ich fand, roch es auch ganz gut. Da ich die Leute interessant fand und irgendwie dazugehören wollte, zog ich dann auch mal - allerdings habe ich dann die ersten Male gar nichts gemerkt. Aber das Drumherum war ja auch ganz schick, denn durch unsere verschworene kleine Gemeinschaft kreisten aus Holz geschnitzte Chillums, durch die dann - nach vorsichtigen Absicherungsblicken über das Parkgelände - mehr oder weniger tief inhaliert wurde. Erst nach einigen Malen habe ich richtig verstanden, was da eigentlich passierte. "Meine Erwartungshaltung stellte sich als völlig unrealistisch heraus, denn ich hatte mit Farbspektakeln, Halluzinationen oder mystischen Erfahrungen gerechnet", da ich die Drogenerfahrungsberichte von Leuten, die „Trips" eingeworfen hatten, auch auf Cannabis übertrug. Für mich waren damals noch alle illegalen Drogen gleich - ich kannte ja auch noch keine. Erst mit der Zeit viel mir dann auf, wie angenehm mich Cannabis zu entspannen verstand und wie schelmisch es mein Mundwerk lockerte.

Marco (30) ist ein Zugereister, der zur Zeit täglich kifft - obwohl sein erstes Mal gar nicht so prickelnd war:
Ich bin in einer bayrischen Kleinstadt aufgewachsen und da war für Jugendliche am Wochenende vor allem Saufen angesagt. Wir trafen uns dann immer am Jugendhaus, haben uns dort in den Hofgarten gesetzt, eine Kippe angesteckt und uns die eine oder andere Flasche Bier oder Lambrusco hinter die Binde gekippt. Dieser Perlwein war eigentlich ein ganz widerliches Zeug - wenn man es ausgekotzt hat, hat es immer noch geschäumt, aber wir waren jung und wild und wollten es derbe. Natürlich haben wir uns dann irgendwann auch mal gefragt, warum ein paar von den etwas älteren Gästen des Jugendhauses ab und zu gemeinsam hinter den Büschen verschwanden und bald darauf hatten wir zumindest schon mal was vom Kiffen gehört. Irgendwann haben wir dann mal mit einer größeren Gruppe aus dem Jugendhaus einen Ausflug auf eine beschauliche Burganlage in der Nähe gemacht und es uns dort so richtig gegeben - schließlich waren wir so sternhagelvoll, dass es kaum noch schön war. Und ausgerechnet da meinte einer: „Los, wir kiffen jetzt mal einen!" Also wurde ein kleiner Stein aufgebröselt und bald schon kreiste eine dicke Tüte, an der jeder ein paar mal zog. Bei mir hat das dann gar nicht lange gedauert - schon beim zweiten oder dritten Zug bemerkte ich, wie sich die Schwerkraft auf einmal vervielfachte und es mich dermaßen zu Bogen zog, dass ich mich erst hinsetzen und schließlich sogar hinlegen musste. Kurz darauf wurde mir so richtig übel und da mir das irgendwie peinlich war, stand ich mit zitternden Beinen auf und suchte mir in dem historischen Gemäuer ein ruhiges Plätzchen zum Kotzen. Damit hatte ich dann die nächsten zwei Stunden auch gut zu tun, bis schließlich einer von meinen Kumpels auftauchte, um nach mir zu schauen. Danach habe ich mir dann geschworen: „Never again!" Allerdings habe ich diesen Schwur dann schon bald darauf gebrochen und gelernt, vernünftig zu konsumieren.

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